Charter: St. Paul, Benediktiner (1099- 1499) 1435 III 29
Signature: 1435 III 29
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29. März 1435, Salzburg
Chrafto, Dekan der Kirche zu Salzburg und von der Synode zu Basel zur Durchführung des Nachstehenden im Vereine mit Anderen deputirter Executor, zeigt dem Kaiser Sigismund, dem Erzbischofe von Salzburg,1 den Bischöfen von Passau, Regensburg, Freisingen, Brixen, Gurk,2 Seckau, Chiemsee und Lavant3 und dem Klerus in allen Würden und Stellungen durch die genannten Diöcesen, ferner den Herzogen Friedrich, Albert, Ernst und Sigismund von Oesterreich, den Pfalzgrafen am Rhein und Herzogen Ludwig, Heinrich, Ernest, Wilhelm und Albert von Baiern und den übrigen Herzogen und andern Fürsten, dem ganzen Adel und allen weltlichen Obrigkeiten jedes Ranges und jeder Stellung an, dass er durch Rudbert Chlanczer, Priester der Salzburger Diöcese als Procurator des Abtes und Conventes von St. Paul im Lavantthale ein vollkommen echtes und wohlerhaltenes, mit der Bleibulle gesiegeltes Schreiben der Synode zu Basel folgenden Inhalts erhalten habe: Die General-Synode zu Basel befiehlt dem Bischofe von Seckau, dem Abte des Klosters ,beate Marie alias Scotorum‘ in Wien und dem Dekane der Kirche zu Salzburg, da nach angeführten Conciliar-, päpstlichen und kaiserlichen Constitutionen, besonders Kaiser Karls IV. die Ansichreissung kirchlicher Güter und Verletzung der kirchlichen Privilegien bei Strafe verboten sei, auf die Klage des Abtes und Conventes von St. Paul, dass ,nuper nonnulli principes, duces comites barones et alii seculares potestates, eorundem constitucionum et sanccionum canonicarum et legalium forsan ignari, ab abbate et conventu predictis communiter uel diuisim forsan tallias et gabellas ac alias exactiones illicitas hactenus extorserint et adhuc extorquere nitantur ac etiam bona abbatis et conventus monasterii predictorum invaserint, arrestauerint, occupauerint, detinuerint et suis vsibus applicauerint necnon occupare, invadere, arrestare, detinere ac eisdem suis vsibus applicare similiter de facto presumant in animarum suarum periculum necnon abbatis et conuentus predictorum non modicum preiudicium atque damnum‘, – es mögen sie alle oder zwei oder einer von ihnen oder auch ein anderer oder andere gegen diese Uebertreter und Verletzer der Constitutionen dem Abte beistehen und im Falle der Noth nach erneuerter Publication derselben mit der Excommunication und dem Anathem vorgehen, bis diese von ihrem Unrechte abstehen, den Schaden ersetzen und die Güter zurückstellen, sowie auch in ihre Hände den Eid leisten, dass sie in Zukunft solches nicht mehr unternehmen und dazu auch keine Hilfe leisten wollen, wozu sie im Nothfalle auch die Hilfe des weltlichen Armes anrufen können. Wenn diese Uebertreter aber nicht ,secure et commode haberi‘ könnten, so mögen sie durch an Orten, ,de quibus sit verisimilis coniectura, quod ad noticiam citatorum et monitorum huiusmodi peruenire valeant‘, angeschlagene Edicte gegen dieselben vorgehen. Datum Basilee V. Idus Nouembris a. a nat. d. 1434. – Nach Ueberreichung dieses Briefes wurden sie von Seite des Abtes aufgefordert, ,quatinus ad execucionem dictarum litterarum et in eis contentorum procedere dignaremur iuxta traditam a dicto synodo nobis formam‘. Chrafto, Dekan der Kirche von Salzburg und Executor fordert daher die oben Erwähnten zum ersten, zweiten und dritten Male in Kraft des Gehorsams und unter den angedrohten Strafen auf, dem Abte gegen diese Uebertreter und Verletzer der Constitutionen beizustehen und solche Beraubung nicht zuzulassen; besonders sollen die geistlichen Personen sechs Tage nach der Notification oder Präsentation dieses gegenwärtigen Schreibens und der Requisition des Abtes diese Uebertreter und Communitäten, öffentliche und Privatpersonen ermahnen, dass diese innerhalb 15 Tagen nach erhaltener Ermahnung ,eisdem tallias, gabellas et quaslibet illicitas exacciones ac eciam bona mobilia et immobilia domini abbatis, prioris et conuentus supradictorum communiter uel diuisim arrestata, occupata, detenta et applicata restituant, et illa aut que per se vel alios illo pretextu quomodolibet receperunt seu verius temere usurparunt, a se libere et omnino relaxent, statutaque et ordinationes in preiudicium dicti dni abbatis prioris et conuentus principalium facta reuocent et de luce tollant ac secundum illa amplius non iudicent nec aliquem ex dictis abbatem, priorem et conventum diffidant, proscribant, captiuent, spolient, occidant aut in carcere detineant vel huiusmodi maleficia perpetrantes scienter receptent vel eis fauorem prestent‘; auch sollen sie in ihre Hände schwören, in Zukunft solches nicht mehr zu thun, sowie auch solchen keine Hilfe zu leisten. Sollten die geistlichen Personen diesen seinen oder vielmehr der Basler Synode Befehl nicht befolgen, so verfallen sie nach vorausgegangener kanonischer Ermahnung in die Excommunication, die Capitel und Klöster in Suspension und deren Kirchen in das Interdict. Dem Erzbischofe aber und den Bischöfen untersagt er sechs Tage nach erhaltener kanonischer Ermahnung wegen ihrer Würde blos den Eintritt in die Kirche; nach abermal sechs Tagen aber verfallen dieselben in die Suspension und, wenn sie noch widerstreben, nach sechs diesen zwölf folgenden Tagen der Excommunication. – Da er an der vollen Durchführung dieses Geschäftes durch andere Arbeiten gehindert ist, ertheilt er dem gesammten Klerus der Kathedral-, Collegiat- und Pfarrkirchen, Notaren und Tabellionen durch die ganze Provinz die Vollmacht, als seine Stellvertreter das Geschäft durchzuführen, ,donec eos ad nos duxerimus revocandos‘, und befiehlt ihnen sechs Tage nach erhaltener Requisition durch den Abt unter Strafe der Excommunication alles vorzusorgen, dass dem Abte Genugthuung geleistet werde, und die renitenten Uebertreter als excommunicirt beim öffentlichen Gottesdienste in ihren Kirchen namentlich zu nennen, bis sie von ihren Uebelthaten abstehen und die Lösung von der Excommunication verdienen. Sollten diese aber trotz dieser öffentlichen Denunciation Widerstand leisten, so ist nach zehn Tagen der Process fortzusetzen und dabei zu beachten, ,quod tanto grauiora sunt peccata, quanto diutius infelices materias detinent alligatas‘. In diesem Falle befiehlt er, dass an jedem Sonn und Festtage auf Requisition des Abtes beim öffentlichen Gottesdienste dem gläubigen Volke diese Denunciation erneuert und ,campanis pulsatis et candelis accensis ac demum extinctis et in terram proiectis‘ gebetet werde, dass der Herr dieselben zum katholischen Glauben zurückführen und nicht ,in talibus duricia et peruersitate‘ sterben lassen möge. Hierauf sollen sie unter Begleitung des Klerus und Volkes zur Kirchthüre gehen und drei Steine in der Richtung der Wohnung der Excommunicirten zum Zeichen der ewigen Verdammung werfen. Wenn diese Uebelthäter nach Ablauf von abermals zehn Tagen verhärtet bleiben, ist ihren ,familiaribus et seruitoribus‘ und dem ganzen Volke jede Verbindung und jeder Umgang mit denselben unter Strafe der Excommunication zu untersagen, ,parentibus, fratribus, sororibus et aliis personis in casibus a iure permissis dumtaxat exceptis‘; in welche Strafe die Dagegenhandelnden nach sechs Tagen verfallen. Zugleich befiehlt er, dass auf Requisition des Abtes diese dawiderhandelnden Hausgenossen und Diener und andern Gläubigen beim Gottesdienste denuncirt werden sollen, damit andere Gläubige dieselben meiden können, bis von ihm selbst oder seinem Obern ein anderer Befehl komme, oder dieselben die Wohlthat der Absolution verdienen. Er befiehlt, dass keiner der Excommunicirten oder der Theilnehmer ,quamdiu in rebellione perstiterint, super debitis et aliis negociis in foro ecclesiastico vel seculari‘ gehört werden dürfe, ,sed ipsis rebellibus omnibus ordo iuris et actus iudiciales precludantur penitus et negentur necnon eorum testimoniis fides adhibeatur‘; doch sollen sie andern zu antworten verpflichtet bleiben. Wenn dieselben aber nach Ablauf von abermals zehn Tagen, welche den früheren zwanzig Tagen folgen, noch verhärtet bleiben sollten, so belegt er alle Orte, in welchen diese verweilen, für die Zeit ihrer Anwesenheit mit dem Interdicte, und befiehlt allen Subdelegaten für den Fall der Anwesenheit eines solchen Uebelthäters oder Theilnehmers, dass sie ,a diuinis officiis celebrandis cessent et ab aliis cessari faciant, ianuis apertis in presencia populi astantis‘, diese Unterlassung des Gottesdienstes durch drei Tage nach dem Weggange derselben fortsetzen und keine Sacramente ausspenden; doch ,confessio et baptismus omnibus indifferenter, ewkaristia infirmis tantum et matrimonium sine ecclesiastica sollempnitate contrahatur et sub eisdem locis decedentibus ecclesiastica sepultura denegetur‘. Sollten diese nach Ablauf der dreissig Tage noch verhärtet bleiben, so solle in Berücksichtigung, dass das kirchliche Schwert nicht genüge, dasselbe sich mit dem weltlichen verbinden. – Er rufe daher den Kaiser, den Erzbischof, die Bischofe und kirchlichen Personen, sowie auch die Herzoge von Baiern, Oesterreich und die übrigen, die Grafen, Barone etc. auf, in ihren Territorien die weltliche Jurisdiction eintreten zu lassen, und befiehlt ihnen unter den oben angredrohten Strafen, dass sie sechs Tage nach dem abgelaufenen obigen Termine und nach erhaltener Publication des Processes, sobald sie durch den Abt dazu aufgefordert werden, ihr Amt erfüllen, indem er die volle Erlaubniss ertheilt, jene, welche die kirchlichen Censuren verachten, ,per captionem corporum absque tamen graui lesione, distractionem bonorum suorum mobilium et immobilium in uestris iurisdictionibus consistencium et deinde per ipsarum personarum captionem, detencionem et incarceracionem ac quemcumque alium modum canonicum‘, welcher einen Erfolg verspricht, zur Rückstellung der Güter zu verhalten, alle ferneren Unbilden zu verhüten und alle diese zur Unterwerfung unter die Befehle der Basler Synode und zur Rückkehr in den Schoss der Kirche unter Anwendung der Macht des weltlichen Armes zu verhalten, damit sie die Wohlthat der Absolution geniessen. Wenn der Kaiser diesen Befehl vernachlässigte, was nicht zu erwarten sei, so möge er bedenken, dass er ,iudicium iusti iudicis‘ beleidige und den Lohn für die Durchführung einer so gerechten Sache verliere; er könne ihn ,ob reuerentiam vestre imperialis maiestatis‘ mit Strafen nicht bedrohen. Source Regest: SCHROLL, Urkundenbuch St. Paul (= FRA II/39, Wien 1876) S. 360-365, Nr. 411
Current repository:
Stiftsarchiv St. Paul (http://www.stift-stpaul.at)
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1 Siegel (fehlt). Siegel des Dekans Chrafto. Notarius Description: Ausgestellt vom öffentlichen kais. Notar Johannes Luczeltrater, Cler. Patav. dioc. – Notariats-Zeichen.Material: Pergament
Original dating clause: Datum et actum Salczburge in ambitu ecclesie maioris a. ab incarn. dni 1435, indict. XIIIa, die vero vicesima nona mensis Marcij hora vesperorum uel quasi, pontificatus etc. Eugenii d. p. pape quarti anno eius quinto, presentibus Friderico Peterlechner, plebano et decano in Bischoffdorf, Patav. dioc, Thoma Matzscear, Andree Lebenawer presb. et cler. Salczburg. dioc.
Language:
Notes:
1 Erzbischof Johann II., 1429–1441.
2 Lorenz II. Lichtenberger, Bischof von Gurk, 1434–1436.
3 Hermann von Gnas, Bischof von Lavant, 1434–1438.
Places
- Salzburg
Haus-, Hof- und Staatsarchiv, St. Paul, Benediktiner (1099- 1499) 1435 III 29, in: Monasterium.net, URL </mom/AT-HHStA/StPaulOSB/1435_III_29/charter>, accessed at 2024-11-21+01:00
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