- Bestandsgeschichte
Folgende Ausführungen zur Stifts- und Bestandsgeschichte sind aus: Walther Latzke: Die Klosterarchive, in: Inventare österreichischer staatlicher Archive. V. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Dritter Band des Gesamtinventars. Wien: 1938, S. 523-526.Alfons Zák: Österreichisches Klosterbuch. Statistik der Orden und Kongregationen der katholischen Kirche in Österreich. Wien, Leipzig: 1911, S. 212. Kloster der beschuhten Karmeliter, Wien IX. Fischervorstadt im Werd, gegründet 1360 von Rudolf dem Stifter im Spital, welches früher ein Augustiner-Eremitenkloster gewesen (zirka 1255, seit 1327 bei St. Augustin in Wien I.), dann unter Herzog Albrecht II. mit dem Spital zu St. Martin ob der Laimgrube vereinigt worden war. Im Jahre 1386 wurden jedoch die Karmeliter von dort unter Herzog Albrecht III. nach Wien I. am Hof in das Münzhaus (die alte herzogliche Burg) versetzt. Dieses Kloster stand jedoch 1554 leer, gehörte kurz den Dominikanern und wurde samt der Kirche den Jesuiten übergeben. a) Das Archiv des Karmeliterklosters am Hof zu Wien (1360-1568) Der urkundliche Bestand des Karmeliterarchivs reicht bis zur Gründung des Karmeliterklosters St. Johannes im Werd (1360), mit einer Vorurkunde sogar bis 1348, zurück. Allein erst verhältnismäßig spät - am Anfang des 16. Jahrhunderts - hat der Bestand eine Ordnung erfahren, die an den Urkunden selbst festzustellen ist. Ob nicht vielleicht eine ältere Ordnung schon früher in einem Kopialbuche niedergelegt wurde, läßt sich nicht sagen, da ein derartiges Kopialbuch nicht erhalten ist. Die erwähnte Ordnung läßt sich aus den Dorsualsignaturen der Urkunden mit ziemlicher Sicherheit wiederherstellen. Die Signaturen bestehen aus flüchtig geschriebenen Majuskelbuchstaben in lateinischer Kursive des beginnenden 16. Jahrhunderts mit daruntergesetzten arabischen oder römischen Ziffern. Die jüngste in die Ordnung noch einbezogene Urkunde ist von 1502 Jan. 18, die älteste nicht mehr einbezogene von 1508 Dez. 4, so daß die Ordnung zwischen 1502 und 1508 erfolgt sein muß. Zwei jüngere Urkunden (1520 Aug. 11 und 1531 Juni 16), die ähnliche Signaturen tragen, sind als jüngere Nachzügler anzusehen. Die erhaltenen 110 Stück Urkunden (1348 bis 1502) zerfallen in nachstehende Abteilungen:Gruppe A: Gründungsurkunden: A primum (1360 Dez. 12) Papst Innozenz VI. genehmigt die von Herzog Rudolf IV. von Österreich beabsichtigte Gründung eines Karmeliterklosters in Wien. - A2 (1360 Juni 28) Herzog Rudolf IV. überläßt mit Zustimmung seiner Brüder Friedrich, Albrecht und Leopold, des Bischofs Gottfried von Passau und des Pfarrers Lupolt von St. Stephan die Augustinerkirche im Werd dem Karmeliterorden. - A3 (1386 Febr. 5) Herzog Albrecht III. übergibt mit Zustimmung seines Sohnes Albrecht, seines Bruders Leopold, des Bischofs Johann von Passau und des Propstes Jörg von St. Stephan den Karmelitern statt des abgebrannten Klosters im Werd den Münzhof und die darin gelegene Kapelle.Gruppe B: päpstliche, bischöfliche und herzogliche Schutzbriefe und Ordensprivilegien: B primum (1436 s. d.) Vidimus dreier Bullen Papst Johanns XXII. für den Karmeliterorden. - B 3 (1419 April 29) Vidimus einer Bulle Papst Clemens' VI. über die Befreiung des Karmeliterordens von aller mittelbaren Gerichtsbarkeit. - B 4 (1435 Nov. 9) Vidimus zweier Bullen Papst Eugens IV. über die Milderung der Karmeliterregel. - B5 (1361 Mai 14) Vidimus einer Bulle Papst Innozenz' VI. für den Karmeliterorden und der Bestätigung der Gründung des Wiener Klosters. - B 6 (1419 April 29) Vidimus einer Bulle Papst Urbans VI. über die Erlaubnis für den Karmeliterorden, im Notfalle auch außerhalb der Kirche auf einem tragbaren Altar Messe zu lesen. - B8 Vidimus einer Bulle Papst Nikolaus' V. und zweier Papst Johanns XXII. für den Karmeliterorden. - BIX (1419 April 29) Vidimus einer Bulle Papst Urbans VI. über die Befreiung der Karmeliterklöster von der portio canonica. - BX (1386 Juni 28) Vidimus einer Bulle Papst Johanns XXII. von 1319 April 26 über die Ernennung des Erzbischofs von Salzburg und der Bischöfe von Regensburg und Passau zu Konservatoren des Kartäuserordens. - B XI (1362 April 17) Bischof Gottfried von Passau befiehlt den Geistlichen seiner Diözese, die Karmeliter beim Almosensammeln zu unterstützen. - BXII (1473 s. d.) Vidimus einer Bulle Papst Sixtus' IV. für den Kartäuserorden. - BXIII (1441 April 5) Erlaß der theologischen Fakultät der Universität Wien gegen einen Frühprediger bei St. Stephan. - B XIIII (1437 Febr. 10) Der Karmeliter-Ordensgeneral verbietet dem Karmeliterkloster in Wien den Einlaß von Visitatoren. - B 17 (1421 April 9) Herzog Albrecht V. gestattet dem Karmeliterkloster den Ausschank von 20 Fuder Wein. - B 18 (1451 Sept. 6) König Friedrich IV. (als Vormund König Ladislaus') bestätigt dem Kloster das Schankprivileg Albrechts V. - B 19 (1458 Nov. 7) Kaiser Friedrich III. desgleichen. - B21 (1502 Jan. 18) Bernhard von Polheim, Administrator des Bistums Wien, genehmigt die Errichtung einer St. Anna-Bruderschaft im Karmeliterkloster. - B 22 (1494 Juni 13) Kaiser Maximilian I. bestätigt dem Kloster das Schankprivileg Albrechts V. - B24 (1348 April 25) Bischof Konrad von Chiemsee befiehlt allen geistlichen Vorstehern seiner Diözese, den Karmelitermönch Heinrich überall predigen zu lassen.Gruppe C: Jahrtagsreverse.Gruppe D: Jahrtagsstiftungen (Geld, Gülten und Realbesitz) über Weingärten zu Grinzing, Währing und vor dem Stubentor, Gülten zu Gaunersdorf (Gaweinstal) usw.Gruppe E: Kaufbriefe über Häuser zu Wien und Klosterneuburg, Grunddienstreverse.Gruppe H: Spruchbriefe, Kaufbriefe, Gabbriefe und Reverse über Weingärten zu Mödling und Sievering.Gruppe X: Kaufbriefe über Zehente und Gülten zu Arbeistal, Jahrtagsreverse.Die Abteilungen F, G, I-L, N-R, T, U konnten nicht festgestellt werden.Der Bestand an Urkunden hat sich von der Zeit dieser Ordnung bis zum Erlöschen des Klosters nicht mehr erheblich vermehrt und keine weitere Ordnung mehr erfahren. (Alle zitierten Urkunden des Karmeliterarchivs im StA., Urk. Kep. V (AB. 357), zum Teil auch in Kep. ad IV (AB. 379/2)) Neben dem eben geschilderten Hauptbestand befanden sich im Archiv der Karmeliter noch zwei kleinere Körper, von denen freilich allem Anscheine nach nur Bruchstücke erhalten sind. (Alle zitierten Urkunden des Karmeliterarchivs im StA., Urk. Kep. V (AB. 357), zum Teil auch in Kep. ad IV (AB. 379/2)) Der erste besteht aus 7 Urkunden (1444-1521) der St. Sigmund-Bruderschaft in der Wiener Karmeliterkirche, der zweite, ein erhaltenes Bruchstück des Archivs der österreichischen Karmeliter-Ordensprovinz, enthält Urkunden, die allem Anscheine nach den Archiven dreier kleiner, kurzlebiger Karmeliterklöster entstammen. So finden wir hier 3 Urkunden des Karmeliterklosters zu Mistelbach (1443 Mai 22: Papst Eugen IV. bestätigt die Gründung des Klosters. - 1446 Febr. 19: Stiftbrief Christophs von Liechtenstein für das Kloster. - 1474 März 28: Mandat Papst Sixtus' IV. an den Wiener Schottenabt zur Untersuchung der Streitigkeiten zwischen der Pfarre Mistelbach und dem Karmeliterkloster), ferner 1 Urkunde des Karmeliterklosters zu Gösing (Gegründet 1480, seit 1542 ausgestorben; das Visitationsbuch von 1544 (StA., Hs. Böhm, Suppl. 445/2, fol. 365v.) berichtet darüber: "closter Gösüng ordiniß Carmelitarum. Dises closter ist erstlichen durch die Carmeliten von der mendicanntz oder petlbrot aufpaut worden unnd die brueder, so derselben zeit, deren ungeverlichen in die sechs oder acht darinnen gewesen, haben sich am maisten mit dem pettln ernertt unnd hinbracht; nachdem an den bruedern manngl worden unnd das pettln nit mer wie vor jaren hat ertragen, hat das closter gar abgenumen unnd ain zeither, wie dann noch khain brueder darinnen gewesen unnd damit es aber nit gar ernider gee, haben die Carmeliten von Wien ungevärlichen vor zwayen jaren ainen layenpriester mit namen Johannes Muesser als einen beneficiaten in das closter gesezt, welcher gar khain einkhumen an gellt oder annder herrngüllt ist habend, allain das anpaun der äkher, deren 40 joch in alle feldt, darunder genennten beneficiaten 18 joch mit schwärem unnd ringem traidt von der gemain anpaut worden, die anndern ligen all in öden." Am 30. August 1548 überließ der Wiener Karmeliterkonvent die Gösinger Klostergründe dem Abt von Göttweig (Topographie von Niederösterreich III, S. 490f.)) (1480 Juni 17: Papst Sixtus IV. bestätigt die Schenkung der Kirche zu Gösing von Erhard Toppler von Neidegg an die Karmeliter), endlich 2 Aktenstücke des Karmeliterklosters zu Mauthausen (1494 überließ der Mauthausener Grundherr, Ladislaus Prager, Pfleger zu Enns, die unter dem Patronat des Stiftes St. Florian stehende St. Heinrichs-Kapelle zu Mauthausen eigenmächtig, gegen den Willen des Patrons und der Bürgerschaft, den Karmelitern zur Bildung eines Klosters. Die Folge war ein langwieriger Prozeß, der schließlich 1507 damit endigte, daß der Karmeliterprior Wilhelm Zink Kapelle und Kloster aufgeben mußte. (Eder, Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung, S. 36f.)) (1498 Okt. 21: Bischof Christoph von Passau fordert die Karmeliter auf, die St. Heinrichs-Kapelle zu Mauthausen zu räumen. - 1501 Sept. 24: Urteil des Passauer Domdechants und Diözesanrichters Wolfgang gegen die Karmeliter zu Mauthausen).Bei der Übernahme der Verwaltung des Karmeliterklosters durch die landesfürstlichen Kommissäre Schmautz und Ofner (1554) wurde das Archiv ("briefliche urkhundt") zunächst "in ainer truhen verpedtschiert" in die österreichische Kanzlei Ferdinands I. gebracht, kurz darauf aber wieder in das Kloster zurückgestellt und stand hinfort 14 Jahre lang unter der Obhut der Kommissäre. Als Maximilian II. am 20. Sept. 1568 den Jesuiten das Karmeliterkloster förmlich übereignet hatte, trachteten diese auch in den Besitz des Archivs zu gelangen. Schon Anfang Oktober 1568 richteten sie ein Gesuch an den Kaiser, mit der Bitte, ihnen auch das Archiv ausfolgen zu lassen. ("Allerdurchleüchtigister, großmechtigister römischer khayser, auch zu Hungern unnd Beham khünig etc., e. rö. khay. mt. werden sich zweyflsone allergenedigist zu erinnern haben, wellichermassen weilendt hochleblichister gedechtnus khayser Ferdinandus, e. khay. mt. geliebtister herr vatter salligister gedechtnus, die briefliche Urkunden des vacierenden gottshaus und closters Carmeliter Ordens alhie in Wienn, unnd was noch für reliquie desselben zugehörigung verhanden gwest, etlichen comissarien alhie, alls Petern Pfabenschwantz und Leopoldt Awer, beden bürgeren alhie, auf raittung zue verwalten übergeben unnd bevolhen haben. Dieweyl aber auf genedigiste bewilligung höchstgedachter vorigen khay. mt. solliches closter mit aller seiner ein- unnd zuegehörung durch e. rö. khay. mt. vermög artikhls aus derselben neuen concession unnd confirmation . . . numer unns zuegeaignet unnd übergeben worden, also das wier desselben zue unnser notturfftigen underhaltung nun fürohin ewigkhlich zue genüessen unnd zue gebrauchen haben sollen unnd mügen, so lanngt hierumb an e. rö. khay. mt. unnser düemiettigistes bitten, düe geruenunns an hierundere verzaichnete personen [D. Georgius Ederus, D. Jacobus Taurellus] aincomission zue verttigen, mit bevelch, das sy von ehegedachten comissarien unnd Verwaltern bestimbte brieffliche urkhunden und zuegehörigung, sambt gebüerlieher raittung Ubernemmen unnd dasselb allsdann alles unnd jedes unns zu unnseren hannden uberantwortten und zuestellen, damit wier unns desselben zue unnserer notturfft in crafft e. rö. khay. mt. allergenedigisten gab- und consensbrieff der gebüer unnd billigkhait nach haben zue gebrauchen. Das begeren umb e. rö. khay. mt. wier mit unnserem düemüetigisten gebeth, gegen Got düemüetigist zue beschulden unnd in khain vergessen zue stellen, derselben zue khay. gnaden unns gantz düemüettigist bevelhendt, e. rö. khay. mt. underthänigister gehorsamister N. Rector Collegii Societatis Jesu Viennae." (Original, StA., Klosterakten: Wien - Jesuiten, Collegium Academicum, Fasz. 1.)) Die Reichskanzlei übersandte am 15. Oktober das Gesuch der niederösterreichischen Regierung mit dem Auftrage, die "Zeugscommissarien" Reichshofrat Dr. Georg Eder und Jakob Öchsel mit der Übernahme des Karmeliterklosters und des Archivs für die Jesuiten zu betrauen. Da aber Eder und Öchsel nach Preßburg verreisen mußten, baten die Jesuiten am 9. November die Regierung, an ihrer Statt die Angelegenheit Dr. Erhard Walther und dem Sekretär Dunant zu übertragen. Diese beiden haben nun, wie es scheint, noch im November oder Dezember 1568 von den Kommissären Phabenschwantz und Awer Kloster und Archiv für die Jesuiten übernommen und ihnen überantwortet. Mit den Urkunden (und den wenigen Akten) des Karmeliterarchivs erhielten die Jesuiten damals auch ein kleines, aber für uns heute hochinteressantes Aktenbündel, die Registratur der "Verordneten Commissarien im Kloster bei den Weißen Brüdern", Korrespondenzen und Rechnungen aus den Jahren 1554-1568. (Ebendort.) HHStA, Repertorium XIV/4.
Für nähere Informationen bzw. Benützung der Archivbestände kontaktieren Sie bitte: MMag. Kathrin Kininger Haus-, Hof- und Staatsarchiv Minoritenplatz 1 A-1010 Wien, Tel.: +43-1-53115-2500, Email: Kathrin.KININGER@oesta.gv.at Folgende Ausführungen zur Stifts- und Bestandsgeschichte sind aus: Walther Latzke: Die Klosterarchive, in: Inventare österreichischer staatlicher Archive. V. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Dritter Band des Gesamtinventars. Wien: 1938, S. 523-526.Alfons Zák: Österreichisches Klosterbuch. Statistik der Orden und Kongregationen der katholischen Kirche in Österreich. Wien, Leipzig: 1911, S. 212. Kloster der beschuhten Karmeliter, Wien IX. Fischervorstadt im Werd, gegründet 1360 von Rudolf dem Stifter im Spital, welches früher ein Augustiner-Eremitenkloster gewesen (zirka 1255, seit 1327 bei St. Augustin in Wien I.), dann unter Herzog Albrecht II. mit dem Spital zu St. Martin ob der Laimgrube vereinigt worden war. Im Jahre 1386 wurden jedoch die Karmeliter von dort unter Herzog Albrecht III. nach Wien I. am Hof in das Münzhaus (die alte herzogliche Burg) versetzt. Dieses Kloster stand jedoch 1554 leer, gehörte kurz den Dominikanern und wurde samt der Kirche den Jesuiten übergeben. a) Das Archiv des Karmeliterklosters am Hof zu Wien (1360-1568) Der urkundliche Bestand des Karmeliterarchivs reicht bis zur Gründung des Karmeliterklosters St. Johannes im Werd (1360), mit einer Vorurkunde sogar bis 1348, zurück. Allein erst verhältnismäßig spät - am Anfang des 16. Jahrhunderts - hat der Bestand eine Ordnung erfahren, die an den Urkunden selbst festzustellen ist. Ob nicht vielleicht eine ältere Ordnung schon früher in einem Kopialbuche niedergelegt wurde, läßt sich nicht sagen, da ein derartiges Kopialbuch nicht erhalten ist. Die erwähnte Ordnung läßt sich aus den Dorsualsignaturen der Urkunden mit ziemlicher Sicherheit wiederherstellen. Die Signaturen bestehen aus flüchtig geschriebenen Majuskelbuchstaben in lateinischer Kursive des beginnenden 16. Jahrhunderts mit daruntergesetzten arabischen oder römischen Ziffern. Die jüngste in die Ordnung noch einbezogene Urkunde ist von 1502 Jan. 18, die älteste nicht mehr einbezogene von 1508 Dez. 4, so daß die Ordnung zwischen 1502 und 1508 erfolgt sein muß. Zwei jüngere Urkunden (1520 Aug. 11 und 1531 Juni 16), die ähnliche Signaturen tragen, sind als jüngere Nachzügler anzusehen. Die erhaltenen 110 Stück Urkunden (1348 bis 1502) zerfallen in nachstehende Abteilungen:Gruppe A: Gründungsurkunden: A primum (1360 Dez. 12) Papst Innozenz VI. genehmigt die von Herzog Rudolf IV. von Österreich beabsichtigte Gründung eines Karmeliterklosters in Wien. - A2 (1360 Juni 28) Herzog Rudolf IV. überläßt mit Zustimmung seiner Brüder Friedrich, Albrecht und Leopold, des Bischofs Gottfried von Passau und des Pfarrers Lupolt von St. Stephan die Augustinerkirche im Werd dem Karmeliterorden. - A3 (1386 Febr. 5) Herzog Albrecht III. übergibt mit Zustimmung seines Sohnes Albrecht, seines Bruders Leopold, des Bischofs Johann von Passau und des Propstes Jörg von St. Stephan den Karmelitern statt des abgebrannten Klosters im Werd den Münzhof und die darin gelegene Kapelle.Gruppe B: päpstliche, bischöfliche und herzogliche Schutzbriefe und Ordensprivilegien: B primum (1436 s. d.) Vidimus dreier Bullen Papst Johanns XXII. für den Karmeliterorden. - B 3 (1419 April 29) Vidimus einer Bulle Papst Clemens' VI. über die Befreiung des Karmeliterordens von aller mittelbaren Gerichtsbarkeit. - B 4 (1435 Nov. 9) Vidimus zweier Bullen Papst Eugens IV. über die Milderung der Karmeliterregel. - B5 (1361 Mai 14) Vidimus einer Bulle Papst Innozenz' VI. für den Karmeliterorden und der Bestätigung der Gründung des Wiener Klosters. - B 6 (1419 April 29) Vidimus einer Bulle Papst Urbans VI. über die Erlaubnis für den Karmeliterorden, im Notfalle auch außerhalb der Kirche auf einem tragbaren Altar Messe zu lesen. - B8 Vidimus einer Bulle Papst Nikolaus' V. und zweier Papst Johanns XXII. für den Karmeliterorden. - BIX (1419 April 29) Vidimus einer Bulle Papst Urbans VI. über die Befreiung der Karmeliterklöster von der portio canonica. - BX (1386 Juni 28) Vidimus einer Bulle Papst Johanns XXII. von 1319 April 26 über die Ernennung des Erzbischofs von Salzburg und der Bischöfe von Regensburg und Passau zu Konservatoren des Kartäuserordens. - B XI (1362 April 17) Bischof Gottfried von Passau befiehlt den Geistlichen seiner Diözese, die Karmeliter beim Almosensammeln zu unterstützen. - BXII (1473 s. d.) Vidimus einer Bulle Papst Sixtus' IV. für den Kartäuserorden. - BXIII (1441 April 5) Erlaß der theologischen Fakultät der Universität Wien gegen einen Frühprediger bei St. Stephan. - B XIIII (1437 Febr. 10) Der Karmeliter-Ordensgeneral verbietet dem Karmeliterkloster in Wien den Einlaß von Visitatoren. - B 17 (1421 April 9) Herzog Albrecht V. gestattet dem Karmeliterkloster den Ausschank von 20 Fuder Wein. - B 18 (1451 Sept. 6) König Friedrich IV. (als Vormund König Ladislaus') bestätigt dem Kloster das Schankprivileg Albrechts V. - B 19 (1458 Nov. 7) Kaiser Friedrich III. desgleichen. - B21 (1502 Jan. 18) Bernhard von Polheim, Administrator des Bistums Wien, genehmigt die Errichtung einer St. Anna-Bruderschaft im Karmeliterkloster. - B 22 (1494 Juni 13) Kaiser Maximilian I. bestätigt dem Kloster das Schankprivileg Albrechts V. - B24 (1348 April 25) Bischof Konrad von Chiemsee befiehlt allen geistlichen Vorstehern seiner Diözese, den Karmelitermönch Heinrich überall predigen zu lassen.Gruppe C: Jahrtagsreverse.Gruppe D: Jahrtagsstiftungen (Geld, Gülten und Realbesitz) über Weingärten zu Grinzing, Währing und vor dem Stubentor, Gülten zu Gaunersdorf (Gaweinstal) usw.Gruppe E: Kaufbriefe über Häuser zu Wien und Klosterneuburg, Grunddienstreverse.Gruppe H: Spruchbriefe, Kaufbriefe, Gabbriefe und Reverse über Weingärten zu Mödling und Sievering.Gruppe X: Kaufbriefe über Zehente und Gülten zu Arbeistal, Jahrtagsreverse.Die Abteilungen F, G, I-L, N-R, T, U konnten nicht festgestellt werden.Der Bestand an Urkunden hat sich von der Zeit dieser Ordnung bis zum Erlöschen des Klosters nicht mehr erheblich vermehrt und keine weitere Ordnung mehr erfahren. (Alle zitierten Urkunden des Karmeliterarchivs im StA., Urk. Kep. V (AB. 357), zum Teil auch in Kep. ad IV (AB. 379/2)) Neben dem eben geschilderten Hauptbestand befanden sich im Archiv der Karmeliter noch zwei kleinere Körper, von denen freilich allem Anscheine nach nur Bruchstücke erhalten sind. (Alle zitierten Urkunden des Karmeliterarchivs im StA., Urk. Kep. V (AB. 357), zum Teil auch in Kep. ad IV (AB. 379/2)) Der erste besteht aus 7 Urkunden (1444-1521) der St. Sigmund-Bruderschaft in der Wiener Karmeliterkirche, der zweite, ein erhaltenes Bruchstück des Archivs der österreichischen Karmeliter-Ordensprovinz, enthält Urkunden, die allem Anscheine nach den Archiven dreier kleiner, kurzlebiger Karmeliterklöster entstammen. So finden wir hier 3 Urkunden des Karmeliterklosters zu Mistelbach (1443 Mai 22: Papst Eugen IV. bestätigt die Gründung des Klosters. - 1446 Febr. 19: Stiftbrief Christophs von Liechtenstein für das Kloster. - 1474 März 28: Mandat Papst Sixtus' IV. an den Wiener Schottenabt zur Untersuchung der Streitigkeiten zwischen der Pfarre Mistelbach und dem Karmeliterkloster), ferner 1 Urkunde des Karmeliterklosters zu Gösing (Gegründet 1480, seit 1542 ausgestorben; das Visitationsbuch von 1544 (StA., Hs. Böhm, Suppl. 445/2, fol. 365v.) berichtet darüber: "closter Gösüng ordiniß Carmelitarum. Dises closter ist erstlichen durch die Carmeliten von der mendicanntz oder petlbrot aufpaut worden unnd die brueder, so derselben zeit, deren ungeverlichen in die sechs oder acht darinnen gewesen, haben sich am maisten mit dem pettln ernertt unnd hinbracht; nachdem an den bruedern manngl worden unnd das pettln nit mer wie vor jaren hat ertragen, hat das closter gar abgenumen unnd ain zeither, wie dann noch khain brueder darinnen gewesen unnd damit es aber nit gar ernider gee, haben die Carmeliten von Wien ungevärlichen vor zwayen jaren ainen layenpriester mit namen Johannes Muesser als einen beneficiaten in das closter gesezt, welcher gar khain einkhumen an gellt oder annder herrngüllt ist habend, allain das anpaun der äkher, deren 40 joch in alle feldt, darunder genennten beneficiaten 18 joch mit schwärem unnd ringem traidt von der gemain anpaut worden, die anndern ligen all in öden." Am 30. August 1548 überließ der Wiener Karmeliterkonvent die Gösinger Klostergründe dem Abt von Göttweig (Topographie von Niederösterreich III, S. 490f.)) (1480 Juni 17: Papst Sixtus IV. bestätigt die Schenkung der Kirche zu Gösing von Erhard Toppler von Neidegg an die Karmeliter), endlich 2 Aktenstücke des Karmeliterklosters zu Mauthausen (1494 überließ der Mauthausener Grundherr, Ladislaus Prager, Pfleger zu Enns, die unter dem Patronat des Stiftes St. Florian stehende St. Heinrichs-Kapelle zu Mauthausen eigenmächtig, gegen den Willen des Patrons und der Bürgerschaft, den Karmelitern zur Bildung eines Klosters. Die Folge war ein langwieriger Prozeß, der schließlich 1507 damit endigte, daß der Karmeliterprior Wilhelm Zink Kapelle und Kloster aufgeben mußte. (Eder, Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung, S. 36f.)) (1498 Okt. 21: Bischof Christoph von Passau fordert die Karmeliter auf, die St. Heinrichs-Kapelle zu Mauthausen zu räumen. - 1501 Sept. 24: Urteil des Passauer Domdechants und Diözesanrichters Wolfgang gegen die Karmeliter zu Mauthausen).Bei der Übernahme der Verwaltung des Karmeliterklosters durch die landesfürstlichen Kommissäre Schmautz und Ofner (1554) wurde das Archiv ("briefliche urkhundt") zunächst "in ainer truhen verpedtschiert" in die österreichische Kanzlei Ferdinands I. gebracht, kurz darauf aber wieder in das Kloster zurückgestellt und stand hinfort 14 Jahre lang unter der Obhut der Kommissäre. Als Maximilian II. am 20. Sept. 1568 den Jesuiten das Karmeliterkloster förmlich übereignet hatte, trachteten diese auch in den Besitz des Archivs zu gelangen. Schon Anfang Oktober 1568 richteten sie ein Gesuch an den Kaiser, mit der Bitte, ihnen auch das Archiv ausfolgen zu lassen. ("Allerdurchleüchtigister, großmechtigister römischer khayser, auch zu Hungern unnd Beham khünig etc., e. rö. khay. mt. werden sich zweyflsone allergenedigist zu erinnern haben, wellichermassen weilendt hochleblichister gedechtnus khayser Ferdinandus, e. khay. mt. geliebtister herr vatter salligister gedechtnus, die briefliche Urkunden des vacierenden gottshaus und closters Carmeliter Ordens alhie in Wienn, unnd was noch für reliquie desselben zugehörigung verhanden gwest, etlichen comissarien alhie, alls Petern Pfabenschwantz und Leopoldt Awer, beden bürgeren alhie, auf raittung zue verwalten übergeben unnd bevolhen haben. Dieweyl aber auf genedigiste bewilligung höchstgedachter vorigen khay. mt. solliches closter mit aller seiner ein- unnd zuegehörung durch e. rö. khay. mt. vermög artikhls aus derselben neuen concession unnd confirmation . . . numer unns zuegeaignet unnd übergeben worden, also das wier desselben zue unnser notturfftigen underhaltung nun fürohin ewigkhlich zue genüessen unnd zue gebrauchen haben sollen unnd mügen, so lanngt hierumb an e. rö. khay. mt. unnser düemiettigistes bitten, düe geruenunns an hierundere verzaichnete personen [D. Georgius Ederus, D. Jacobus Taurellus] aincomission zue verttigen, mit bevelch, das sy von ehegedachten comissarien unnd Verwaltern bestimbte brieffliche urkhunden und zuegehörigung, sambt gebüerlieher raittung Ubernemmen unnd dasselb allsdann alles unnd jedes unns zu unnseren hannden uberantwortten und zuestellen, damit wier unns desselben zue unnserer notturfft in crafft e. rö. khay. mt. allergenedigisten gab- und consensbrieff der gebüer unnd billigkhait nach haben zue gebrauchen. Das begeren umb e. rö. khay. mt. wier mit unnserem düemüetigisten gebeth, gegen Got düemüetigist zue beschulden unnd in khain vergessen zue stellen, derselben zue khay. gnaden unns gantz düemüettigist bevelhendt, e. rö. khay. mt. underthänigister gehorsamister N. Rector Collegii Societatis Jesu Viennae." (Original, StA., Klosterakten: Wien - Jesuiten, Collegium Academicum, Fasz. 1.)) Die Reichskanzlei übersandte am 15. Oktober das Gesuch der niederösterreichischen Regierung mit dem Auftrage, die "Zeugscommissarien" Reichshofrat Dr. Georg Eder und Jakob Öchsel mit der Übernahme des Karmeliterklosters und des Archivs für die Jesuiten zu betrauen. Da aber Eder und Öchsel nach Preßburg verreisen mußten, baten die Jesuiten am 9. November die Regierung, an ihrer Statt die Angelegenheit Dr. Erhard Walther und dem Sekretär Dunant zu übertragen. Diese beiden haben nun, wie es scheint, noch im November oder Dezember 1568 von den Kommissären Phabenschwantz und Awer Kloster und Archiv für die Jesuiten übernommen und ihnen überantwortet. Mit den Urkunden (und den wenigen Akten) des Karmeliterarchivs erhielten die Jesuiten damals auch ein kleines, aber für uns heute hochinteressantes Aktenbündel, die Registratur der "Verordneten Commissarien im Kloster bei den Weißen Brüdern", Korrespondenzen und Rechnungen aus den Jahren 1554-1568. (Ebendort.) HHStA, Repertorium XIV/4.