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Folgende Ausführungen zur Stifts- und Bestandsgeschichte sind aus: Gerhard Winner: Die Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien. Wien, München: 1967, S. 99-101.Fritz Antonius: Die Handschriftenabteilung bzw. Walther Latzke: Die Klosterarchive, in: Inventare österreichischer staatlicher Archive. V. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Dritter Band des Gesamtinventars. Wien: 1938, S. 228, 336-338, 344f., 377f., 388f. und 393. Alfons Zák: Österreichisches Klosterbuch. Statistik der Orden und Kongregationen der katholischen Kirche in Österreich. Wien, Leipzig: 1911, S. 109.Floridus Röhrig: Alte Stifte in Österreich. Band I: Wien, Niederösterreich, Oberösterreich. Wien, München: 1966, S. 62. Das Camaldulenser-Kloster auf dem Kahlenberg in Wien XIX. (Pfarre Kahlenbergerdorf) wurde 1628 von Kaiser Ferdinand II. zur Förderung des vielgestaltigen kirchlichen Lebens über Verwendung des polnischen Marschalls Nikolaus Wolski gegründet. Es war die einzige Eremie auf deutschem Boden. Der Bauplatz auf der Ostseite des Berges (vorher auch Schweinsberg, nachher Josefsberg genannt) wurde vom Stifte Klosterneuburg abgetreten. Die kaiserliche Stiftung war vorher nur ein Superiorat, 1636 schon ein Priorat, wurde am 8. Juli 1683 von den Türken verheert, war am 12. September dieses Jahres Schauplatz der Feldmesse des berühmten P. Marco d´ Aviano und des Kriegsrates, erhielt bis zum Jahre 1734 eine eigene Kirche zum hl. Joseph und bis 1750 die Umfassungsmauer. Die Mönche kauften 1631 das Schloß und die Herrschaft Prinzendorf, welche sie 1751 dem Stifte Klosterneuburg verkauften. (...) Vom Kahlenberg aus wurden die in Ungarn neu gegründeten Eremien besetzt, und zwar Zobor (einst Benediktinerstift, Diözese Neutra) 1691, Lansee bei Preßburg 1700, Rotkloster bei Késmark 1705 und Mayk (18. Jh., früher eine Prämonstratenserpropstei). 1724 wurde die Eremie auf dem Kahlenberge zum Generalvikariat des infulierten Majors vom Kronenberge erhoben, 1782 aber, obwohl von Kaiser Ferdinand II. "für ewige Zeiten" gestiftet, unter Kaiser Joseph II. aufgehoben und vom Religionsfonds eingezogen.Am 4. Februar 1782 traf eine Kommission in der kleinen Kamaldulenser-Eremie auf dem Kahlenberg (NÖLA Klosterrat 210 Fasz. 14/60; C. Wolfsgruber, Geschichte der Camaldulenser-Eremie auf dem Kahlenberge, in: Bl. d. V. f. Lk. v. Nö. 1891, S. 385ff.; Top. v. Nö. IV, S. 530.) ein, um dort deren Aufhebung zu verkünden. Die Kommunität stand unter der Leitung des Priors P. Alois Triendl und zählte neun Patres, drei Minoristen und sechs Laienbrüder. Es verdient Erwähnung, dass dieses Kloster in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren seines Bestandes besonders reichlichen Nachwuchs verzeichnen konnte, was angesichts der allgemeinen Verhältnisse dem hier herrschenden Ordensgeist gewiss ein gutes Zeugnis ausstellt. Von den zehn Priestern hatten sechs das 40. Lebensjahr noch nicht erreicht, die drei Minoristen hingegen waren im Alter von 27, 28 und 29 Jahren. Während sich je einer der Patres die Klöster der Serviten in Wien und der Karmeliter in Mannersdorf zum künftigen Aufenthalt wählte, strebten alle anderen die Säkularisierung an, um in der Seelsorge zu wirken. Diese Tätigkeit war den Kamaldulensern übrigens nicht gänzlich fremd, da ihr Gotteshaus wie auch die von ihnen betreute Kirche auf dem Leopoldsberg von Beichtkindern gerne besucht wurden: mehrere Patres waren deshalb auch als Confessarii jurisdiktioniert. Trotzdem klingt in ihren Stellungnahmen zur Säkularisation unverkennbar ihre Liebe zur "vita pura contemplativa" an, von der sie sich nur trennen wollten, weil dieser Orden "nicht mehr stattfindet", wie es ein Pater formulierte. Am 5. Juli 1782 verließen die letzten Kamaldulenser das Kloster auf dem Kahlenberg, die Kirche wurde am 24. August auf Veranlassung des Wiener Konsistoriums exsekriert und anschließend geräumt. Ein Versuch der Wiederherstellung (1846) von Bielany aus blieb erfolglos.Der Besitz des Kahlenbergklosters war äußerst dürftig und konnte sich mit dem der übrigen Stifte nicht annähernd messen. Neben einigen Stiftungen, die armen Pfarren übergeben wurden, gehörten der Eremie 90 Joch Wälder, 28 Viertel Weingärten in Sievering und eine große Wiese in Obersievering; ferner 3 Häuser in Wien (I. Weihburg-, vor 1650 Teinfaltstraße das Kamaldolenserhaus, verkauft 1752, dann im XIX. Bezirk, Nußdorf und in Döbling). Dazu kam noch das Areal, auf dem die Klostergebäude und die Kirche zum hl. Joseph standen. Schon im Herbst 1782 drängte man sehr auf den Verkauf der Liegenschaft, da sich die Verwaltung als sehr unrentabel herausgestellt hatte. Auch waren Gebäude und Waldungen "von den häufigen Diebereien" so großem Schaden ausgesetzt, dass der Verwalter nicht weniger als vier Wächter zugeteilt erhielt, die ihren Dienst sogar mit zwei Fanghunden versehen mußten. Die Schätzungen des Realitätenwertes gingen nun ziemlich weit auseinander. Während ein erster Überblick die Summe von rund 34.000 fl. ergeben hatte, kam man bei genauerer Untersuchung nur auf etwas mehr als 23.000 fl. Die Fragwürdigkeit dieser Zahlen ergibt sich schon daraus, dass die Gebäude allein mit 5000 fl. veranschlagt waren, dem aber hinzugefügt wurde: "darf aber auch um 2400 fl. hindangegeben werden"! Am 14. April 1783 erwarb endlich die ganze Liegenschaft Hofrat von Kriegl um den Betrag von 28.500 fl., der aber nicht sofort ausbezahlt wurde; Kriegl gestaltete das Hauptgebäude zu einem Einkehrgasthof um und veräußerte die Eremitenzellen wie auch Teile des Klosterareals an Einzelinteressenten. So entstand die Siedlung Josefsdorf, für deren Bewohner Kriegl die St.-Josefs-Kirche wieder einrichten und am 21. Dezember 1785 neu weihen ließ. Die gleichzeitig hier errichtete Pfarrlokalie wurde von Klosterneuburger Chorherren versehen, bis der Ort 1809 wieder nach Heiligenstadt eingepfarrt wurde. Trotz der Verkäufe war nämlich Kriegl 1789 in Konkurs geraten, und sein Hauptgläubiger, der Religionsfonds, kam so wieder in den Besitz der Realitäten, für die sich aber nun keine Käufer fanden. Erst 1795 erwarb Stift Klosterneuburg das Gut, mußte es aber 1809 wieder abstoßen; seit dieser Zeit war auch die Kirche wieder gesperrt und blieb für lange Zeit dem Verfall preisgegeben. 1907 wurde sie den polnischen Resurrektionisten übergeben, die dort den Gottesdienst besorgten. Die schlichte Josephs-Kirche steht noch, und man kann sogar Reste der alten Eremitenzellen sehen.An der Stelle der Eremie entstand eine Villenkolonie und eine Hotelwirtschaft (...), und so ist heute der Kahlenberg mit seinem herrlichen Ausblick ein beliebter Ausflugsort. Gleichzeitig mit der Verkündigung des Aufhebungspatents wurde das Archiv des Kamaldulenserklosters auf dem Kahlenberg, das recht klein und unbedeutend war, von den Aufhebungskommissären übernommen und versiegelt.Am 19. August 1782 betrieb die niederösterreichische Regierung bei Wirtschaftsdirektor Augustin Holzmeister die Hereinbringung des Archivs der Kamaldulenser am Kahlenberg. (StA., Klosterrat Fasz. 18 (Klosteraufhebungsakten Kahlenberg): Nr. 437 ex Aug. 1782.)Der Hauptbestand an Archivalien der aufgehobenen Klöster Aggsbach, Gaming, Imbach, Kahlenberg, Kirchberg, Karmeliterinnen zu St. Pölten und Wiener-Neustadt, Königskloster, St. Nikolaus und St. Joseph (Siebenbüchnerinnen) zu Wien war (...) zwischen 1. März und 18. Juli 1783 an die niederösterreichische Kameraladministration gelangt, die sich seit 1781 im ehemaligen Jesuiten-Probhause zu St. Anna (Annagasse) befand. Von dort übersiedelte 1788 die nunmehrige Staatsgüteradministration in das ehemalige Kloster St. Jakob (Riemergasse). Die Klosterarchivalien machten als Teile der Registratur diese Wanderung mit. Über ihre Unterbringung läßt sich wenig ermitteln; die Pergamenturkunden erscheinen ohne Rücksicht auf ihre Provenienz in einer einzigen chronologischen Reihe untergebracht. Alle Urkunden tragen auf ihrer Rückseite die Jahreszahl und einen lateinischen Minuskelbuchstaben (a-z, aa-zz usw.), mit dessen Hilfe innerhalb der einzelnen Jahre die chronologische Ordnung festgehalten wurde.Die Staatsgüteradministration blieb an diesem Ort bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1830.Unter Regierungsrat und Registrator Franz von Wallenfeld wurde 1786 im Depositorium der Archivindex der Kamaldulenser am Kahlenberg fertiggestellt, der 1851 ans StA. kam. Seit 1880 war der Index in Fasz. 383 des Geistlichen Archivs untergebracht.Außerdem finden sich in Fasz. 492 der Aktenabteilung "Österreichische Akten, Geistliches Archiv" u.a. Akten aus dem Archiv des Camaldulenserklosters auf dem Kahlenberg. Diese Akten waren 1850 von der Kameral-Gefällen-Verwaltung an das StA. abgegeben worden. (Reg. des StA.: Nr. 6/1850.)Zu Anfang des 19. Jahrhunderts - ein genauer Zeitpunkt konnte leider nicht ermittelt werden - wurden die Klosterarchive der Regierungsregistratur mit dem Klosterratsarchiv vereinigt und bildeten hinfort (bis 1844) die Faszikel 1 bis 149 dieses Archivs. Der Provenienzkörper Kamaldulenser am Kahlenberg bildete den Faszikel 10. (Vgl. die alte Faszikeleinteilung in Rep. V (AB. 357).)1844 kamen die Fasz. 512-517 der "Klosteraufhebungsakten" (und zwar die Aufhebungsakten über die Eremiten, die Kartäuser zu Aggsbach, Gaming und Mauerbach, die Camaldulenser auf dem Kahlenberg, die Augustiner-Chorfrauen zu Kirchberg am Wechsel, die Dominikanerinnen zu Imbach und Tulln, die Klarissen zu Wien-Königskloster und Wien-St. Nikolaus und die Karmeliterinnen zu St. Pölten, Wien-St. Joseph [Siebenbüchnerinnen] und Wiener-Neustadt) an das StA. Sie bildeten 1881 bis 1937 die Fasz. 375-381 der Abteilung "Österreichische Akten, Geistliches Archiv", seit 1937 sind sie als Fasz. 17-23 der Abteilung "Klosterrat" aufgestellt.Die Handschrift Suppl. 219, ein Kopialbuch des Camaldulenserklosters auf dem Kahlenberg bei Wien aus den Jahren 1766-1772, ist mit den im Jahre 1850 eingelieferten Klosterarchivalien ins StA. gelangt und 1933 an das Archiv der Stadt Wien abgegeben worden.Aus dem Kloster auf dem Kahlenberg (St. Josefsberg) stammt auch offenbar das Heft, das sich in dem Sammelband Suppl. 961 beigebunden findet: "Succincta Narratio Eremi Caesareae Viennensis in Monte St. Josephi et aliarum ex illa descendentium, nec non earundum fundatorum et Eremitarum in illis laudabiliter conversorum ab Anno 1628 usque ad Annum praesentem 1744." Wann dieses Heft ins StA. gelangt ist, ist unbekannt. HHStA, Repertorium XIV/4.