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- Stiftsgeschichte
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Prämonstratenserstift in Innsbruck am Fuße des Berg Isel. Tirol, Diözese Brixen. (Canonia Wiltinensis)Wilten ist weit älter als die Stadt Innsbruck, in deren Bereich es heute einbezogen ist. Die Sage berichtet, dass der Riese Haymo mit dem Riesen Thyrsus, der bei Seefeld gehaust haben soll, in Streit geraten sei und ihn erschlagen habe. Zur Sühne dafür habe Haymo, nachdem er einen Drachen getötet hatte, mit eigenen Händen das Kloster Wilten erbaut.Die historische Wirklichkeit sieht anders aus. Die Wiltener Gegend war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Die Römer erbauten hier das Kastell Veldidena. Die Wiltener Kirche ist jedenfalls sehr alt, ihr Patrozinium St. Laurenzius weist vielleicht wirklich auf eine frühchristliche Gründung hin. Die Anfänge des Klosters liegen im Dunkel, greifbar wird erst am Anfang des 12. Jahrhunderts ein weltliches Kollegiatstift. Bischof Reginbert von Brixen verwandelte dieses um 1128 in ein Kloster der Prämonstratenser, deren Orden erst kurze Zeit bestand. Die ersten Chorherren berief er aus dem schwäbischen Stifte Roth. Der Bischof stattete das Kloster mit reichem Grundbesitz aus, und die Konventualen übernahmen die Seelsorge in dem großen Gebiet. Zirka 1140-1807 gehörte dem Stifte das Hofgericht Wilten, welches sich über das Gebiet der am rechten Innufer gelegenen Stadtteile Alt-Innsbrucks und der Gemeinde Wilten etc. ausdehnte.Im Jahre 1162 entsendete Wilten eine Ordenskolonie nach Spainshart in Bayern. Vom 12. - 14. Jh. leitete es das Nebenkloster für Klosterfrauen in Wilten. 1180 trat das Stift dem Grafen Berthold von Andechs das Gelände am Inn ab, auf welchem dieser die Stadt Innsbruck gründete (anläßlich dieses Vertrages erhielt das Kloster vom Grafen den berühmten Wiltener Kelch, der heute ein Glanzstück des Kunsthistorischen Museums in Wien bildet.)Schon im 13. Jh. blühte im Stifte eine Schule, im 16. Jh. eine Lateinschule und ein Sängerknabenkonvikt. Ein Spital in Wilten wird schon 1301 erwähnt. Die Stadtpfarre Innsbruck wurde erst 1643 von Wilten abgetrennt. Früher studierten die Stiftskleriker häufig an den Universitäten in Salzburg, Dillingen, Ingolstadt und in Rom.Im Spätmittelalter wollte der Brixener Bischof Kardinal Nikolaus von Cues (Cusanus) das Stift Wilten zum Mittelpunkt seiner Kirchenreformbestrebungen machen, doch gelang dies nicht infolge der Streitigkeiten zwischen dem Kardinal und dem Landesfürsten Erzherzog Sigismund. Erst in der Barockzeit nahm das Kloster einen neuen Aufschwung. Als man 1644 Grabungen anstellte, um das Grab des Riesen Haymo zu suchen, stürzte der Turm und ein Teil der Stiftskirche ein. Dies wurde der Anlaß zu einem großzügigen Neubau von Kirche und Kloster.Infolge seiner Stiftung unterstand die Kanonie lange der Jurisdiktion des Fürstbischofs von Brixen, bis sie endlich 1655 der bayrischen Zirkarie einverleibt wurde, der noch die bayrischen Stifte Osterhofen, Neustift, Salvator, Schäftlarn, Spainshart, Steingaden, Ursberg, Windberg und bis 1738 auch Griffen in Kärnten angehörten, und die 1803 einging.Unter bayrischer Herrschaft wurde das Stift 1807 aufgehoben. Nach der Rückgliederung Tirols an Österreich konnte es zwar 1816 wiederbesiedelt werden, aber ein großer Teil seiner Güter war unwiederbringlich dahin. Diesen Schlag konnte das Stift wirtschaftlich nie mehr ganz überwinden.Unter dem Abte Alois Röggl (1820-1851) wurde von Wilten aus 1844 in Nordamerika in Sac Prairie (Wiskonsin) eine Missionsstation, St. Norbert genannt, gegründet und behauptete sich bis 1879. In den Jahren 1830-1838 übernahm das Stift auch die Direktion und Leitung der vom Kaiser Franz wieder hergestellten k. k. adeligen theresianischen Ritterakademie zu Innsbruck (einst von den Jesuiten geleitet) und stellte um diese Zeit mehrere Chorherren als Professoren am k. k. Gymnasium in Innsbruck oder als Lehrer im Alumnat des Stiftes an. Eine neuerliche Aufhebung brachten die Jahre 1939-1945. Damit nicht genug, richteten während des letzten Weltkriegs mehrere Bombenangriffe sehr schwere Verheerungen an. Die Kirche wurde etwa zur Hälfte, das Kloster zum Teil zerstört. Unter großen Opfern konnte das Stift seit 1946 diese Schäden beheben.Seit jeher war Wilten nicht nur eine Kulturstätte, sondern auch ein religiöses Zentrum. In 14 Pfarren betreuen die Wiltener Prämonstratenser ein großes Gebiet. Sie nehmen sich vor allem auch der Arbeiterjugend in der Großstadt Innsbruck an. Im Stift unterhalten sie ein Juvenat für die Heranbildung des Ordensnachwuchses. Die Landwirtschaft ist verpachtet, den Lebensunterhalt bezieht der Konvent hauptsächlich aus gewerblichen Betrieben. Dieses ehrwürdige Haus, das so eng mit der Geschichte Innsbrucks verbunden ist, leistet auch zum kirchlichen Leben der Gegenwart einen wichtigen Beitrag. Im Februar 1841 erfolgte eine Archivalienverschiebung zwischen Innsbruck und Wien. Das Verzeichnis der vom StA. nach Innsbruck abgegebenen Archivalien enthält nur 6 Urkunden der Stifter Wilten und Stams aus dem 14. Jahrhundert, deren Empfang am 28. Febr. 1841 bestätigt wurde.(Reg. des StA. Z. 9/1841.)
Paul Kletler: Die Urkundenabteilung, in: Inventare österreichischer staatlicher Archive. V. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Dritter Band des Gesamtinventars. Wien: 1938, S. 78.
Alfons Zák: Österreichisches Klosterbuch. Statistik der Orden und Kongregationen der katholischen Kirche in Österreich. Wien, Leipzig: 1911, S. 49-51.
Floridus Röhrig: Alte Stifte in Österreich. Band I: Wien, Niederösterreich, Oberösterreich. Wien, München: 1966, S. 45f.
HHStA, Repertorium XIV/1