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Charter: Urkunden Dürnstein, Augustiner-Chorherren (1298-1785) 1395 I 26
Signature: 1395 I 26
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1395 Jänner 26, Dürnstein
Dritter Stiftungsbrief des Johann von Maissau zur Kapelle Unserer Lieben Frau zu Dürnstein: Der Besitz wird vermehrt um Weingärten bei Dürnstein und den Hof Neudegg zu Loiben. Die Zahl der Priester wird von 3 auf 4 erhöht und ihnen vom Oberkaplan ein Gehalt von 12 Schilling gereicht. Weiters sollen 3 arme Choralisten mit genügender Kost angestellt werden. Täglich sind ein Choralamt zum Stiftergedenken sowie drei stille Messen abzuhalten sowie jeden Montag ein Seelenamt. Die kleinen kanonischen Horen sind täglich zu singen, an Festtagen auch eine Mette. Weitere Bestimmungen betreffen die Versorgung mit Wachs, Öl und Paramenten und die Erhaltung der Gebäude. Weiters übernimmt Johann von Maissau die Vogtei.  


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Stiftsarchiv Herzogenburg (http://www.stift-herzogenburg.at)

8 Siegel anh.Material: Pergament
Kunsthistorische Beschreibung: In der ersten Zeile Zierschrift mit verlängerten Oberlängen. Links neben der vollen Höhe des Schriftblocks eine historisierte Initiale I in Deckfarbenmalerei mit (technisch mangelhaft ausgeführtem) Goldgrund. Das obere und untere Ende der Initiale mit floralen Motiven (Fruchtkolben). Im Buchstabenkörper eine zweiteilige Szene: Oben die auf einer bildparallelen Thronbank sitzende gekrönte Gottesmutter Maria mit dem auf ihrem Schenkel stehenden, bekleideten, sie liebkosenden Christuskind, das nach einem Apfel (?) greift. Von oben kommt eine Halbfigur eines Engels mit (leerem) Schriftband auf Maria zu. Unter dieser Gruppe eine kniende weibliche Figur mit Kruseler (modische Kopfbedeckung). Während die anbetende Frau eindeutig als Elisabeth von Kuenring, der eigentlichen Stifterin der Kapelle (nicht jedoch Ausstellerin der Urkunde) zu identifizieren ist, ist die marianische Szene unklar. Sie wirkt gleichsam wie aus einer Skulptur einer thronenden Maria mit Kind und einem Verkündigungsengel zusammengesetzt. Die Qualität der Malerei ist bescheiden, die Ornamentik jedoch für die Wiener (und niederösterreichische) Malerei ab den 1370er Jahren typisch. Offenbar handelt es sich bei dem Maler der Dürnsteiner Urkunde um einen bescheidenen Nachfolger, der einer um 1395 schon veralteten Stilstufe anhängt. Illuminierte Privaturkunden sind von noch größerer Seltenheit als mit gemaltem Schmuck versehene Urkunden überhaupt (bei denen es immerhin einzelne Gruppen mit reicher Überlieferung gibt: Bischofssammelablässe, Urkunden mit gemalten Wappen [Wappenbriefe], Prunksuppliken, Kardinalssammelablässe – Zajic–Roland, 397f., 410f.). Neben den Urkunden Kaiser Ludwigs des Bayern (1314–1347) und des französischen Königs Karl V. (1364–1380) und der reichen Tradition in England (Zajic–Roland, 398–407), stellen die vier illuminierten Urkunden, die den Gründungsvorgang des Chorherrenstiftes Dürnstein begleiten, die größte bisher bekannte Gruppe dar (vgl. Herzogenburg, D. n. 147 [1410 II 17], D. n. 149 [1410 VI 10], D. n. 150 [1410 VI 10; Fälschung von 1415]). Literatur: A. H. Zajic, M. Roland, Eine spätmittelalterliche Urkundenfälschung aus dem Augustiner-Chorherrenstift Dürnstein in Niederösterreich, in: Archiv für Diplomatik 51 (2005), 331–432, bes. 338f., 380–382. (Martin Roland, ÖAW, Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters)

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      Historisch-diplomatischer Kommentar: In den Jahren um 1400 lassen sich im personalen Umfeld des österreichischen Herzogshofs mehrere parallele Pläne zur Einrichtung weltlicher Kollegiatkapitel an Wiener Kapellen und Kirchen nachweisen: am bekanntesten sind die Pläne der Installation eines solchen Stifts durch den mächtigen Hofmeister und Günstling Albrechts III., Hans von Liechtenstein-Nikolsburg, an der Wiener Kirche Maria am Gestade, Sitz des Passauer Offizialats unter der Enns, sowie die Existenz einer kleinen Gemeinschaft von Weltpriestern an der Dorotheakapelle, einem Sammelbecken für die am Hof angebundenen Kleriker. Einer von ihnen, Stephan von Haslach (wenigstens 1401-1403 Kammerschreiber Herzog Wilhelms) hatte seit spätestens 1388 auch die Position des „Oberkaplans“ einer Marienkapelle in Dürnstein inne, die in den 1370er Jahren zunächst als Kapelle eines Adelssitzes von Elisabeth von Kuenring-Wallsee eingerichtet worden war. Nicht von den adeligen Patronatsinhabern, sondern vom bereits genannten leitenden Kleriker einer durch mehrere Zustiftungen allmählich anwachsenden Priestergemeinschaft in Dürnstein ging die Initiative zur Umwandlung der Kapelle in ein weltliches Kollegiatkapitel aus. 1409 sollte die Gemeinschaft mit Billigung des Passauer Diözesans in ein Stift von zwölf Säkularkanonikern übergeführt werden, doch erfolgte schließlich 1410 die Berufung eines Konvents von Augustiner-Chorherren nach den damals innovativen Raudnitzer Reformstatuten. Der Schwenk dürfte auf unmittelbare Konkurrenz zwischen Stephan von Haslach und seinem Wiener Hofkollegen Andreas Plank zurückzuführen sein, der schließlich 1414 die Wiener Dorotheakapelle in ein Augustiner-Chorherrenkloster umwandelte. Die Urkunde von 1395, ausgestellt vom Patronatsinhaber der Marienkapelle und Pfandinhaber der Stadt Dürnstein, Hans von Maissau, ist bereits der dritte Stiftbrief der Institution. Mit ihm wurde die Zahl der Priester an der Kapelle von drei auf vier erhöht. Mittelbares Indiz für die Bedeutung der geplanten Einrichtung ist die große Zahl der Siegelzeugen: neben dem Aussteller markieren dessen Vettern Konrad und Ulrich sowie des letzteren Sohn Otto und der Schwager des Ausstellers, Hans von Volkersdorf, die familiäre Dimension der Stiftung, während mit Hans‘ Diener Wolfhard von Au und dem Dürnsteiner Burggrafen Konrad Hochstetter auch Angehörige des Maissauer „Hofs“ einbezogen wurden. Dass die eigentliche Initiative zur Vergrößerung der Priestergemeinschaft jedoch bei Stephan von Haslach lag, macht dessen abschließende Position in der Zeugenreihe klar: er hängte sein Siegel an, „zu zaihen, das das mit seinem willen und pet geschehen und gehandelt ist“. Auf Stephan ist wohl auch die Idee zur optisch eindrücklichen Gestaltung der Urkunde zurückzuführen: neben der historisierten Initiale (siehe die kunsthistorische Beschreibung) ist auch die Schrift bemerkenswert. Sie ist prinzipiell als routiniert stilisierte Bastarda anzusprechen, weist jedoch mit mehreren doppelten Brechungen runder Buchstabenkörper und dem konsequent zweistöckigen a deutliche Anleihen an buchschriftliche Textualis formata auf. Auch der Stiftbrief von 1410 zur Einrichtung des Chorherrenklosters zeigt eine Kombination von aufwändiger Initialgestaltung und Buchschrift. (Andreas Zajic, ÖAW, Institut für Mittelalterforschung) Kunsthistorische Beschreibung: In der ersten Zeile Zierschrift mit verlängerten Oberlängen. Links neben der vollen Höhe des Schriftblocks eine historisierte Initiale I in Deckfarbenmalerei mit (technisch mangelhaft ausgeführtem) Goldgrund. Das obere und untere Ende der Initiale mit floralen Motiven (Fruchtkolben). Im Buchstabenkörper eine zweiteilige Szene: Oben die auf einer bildparallelen Thronbank sitzende gekrönte Gottesmutter Maria mit dem auf ihrem Schenkel stehenden, bekleideten, sie liebkosenden Christuskind, das nach einem Apfel (?) greift. Von oben kommt eine Halbfigur eines Engels mit (leerem) Schriftband auf Maria zu. Unter dieser Gruppe eine kniende weibliche Figur mit Kruseler (modische Kopfbedeckung). Während die anbetende Frau eindeutig als die auch im Kontext der Urkunde genannte Elisabeth von Kuenring-Wallsee, die erste Stifterin der Kapelle (nicht jedoch Ausstellerin der Urkunde) zu identifizieren ist, ist die marianische Szene unklar. Sie wirkt gleichsam wie aus einer Skulptur einer thronenden Maria mit Kind und einem Verkündigungsengel zusammengesetzt. Die Qualität der Malerei ist bescheiden, die Ornamentik jedoch für die Wiener (und niederösterreichische) Malerei ab den 1370er Jahren typisch. Offenbar handelt es sich bei dem Maler der Dürnsteiner Urkunde um einen bescheidenen Nachfolger, der einer um 1395 schon veralteten Stilstufe anhängt. Illuminierte Privaturkunden sind von noch größerer Seltenheit als mit gemaltem Schmuck versehene Urkunden überhaupt (bei denen es immerhin einzelne Gruppen mit reicher Überlieferung gibt: Bischofssammelablässe, Urkunden mit gemalten Wappen [Wappenbriefe], Prunksuppliken, Kardinalssammelablässe – Zajic–Roland, 397f., 410f.). Neben den Urkunden Kaiser Ludwigs des Bayern (1314–1347) und des französischen Königs Karl V. (1364–1380) und der reichen Tradition in England (Zajic–Roland, 398–407), stellen die vier illuminierten Urkunden, die den Gründungsvorgang des Chorherrenstiftes Dürnstein begleiten, die größte bisher bekannte Gruppe dar (vgl. Herzogenburg, D. n. 147 [1410 II 17], D. n. 149 [1410 VI 10], D. n. 150 [1410 VI 10; Fälschung von 1415]). (Martin Roland, ÖAW, Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters)
      Secondary Literature
      • Schmettan, Dürnstein, 7
      • Helga Penz, Am Schauplatz der Schrift. Gebrauch, Verwahrung und Überlieferung von mittelalterlichem Schriftgut am Beispiel des Archivs des ehemaligen Chorherrenstiftes Dürnstein in Niederösterreich. In: Vom Nutzen des Schreibens. Soziales Gedächtnis, Herrschaft und Besitz, hg. von W. Pohl/P. Herold (Österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl., Denkschriften 306; Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 5, 2002), 355¬373.
      • A. H. Zajic, M. Roland, Eine spätmittelalterliche Urkundenfälschung aus dem Augustiner-Chorherrenstift Dürnstein in Niederösterreich, in: Archiv für Diplomatik 51 (2005), 331–432, bes. 338f., 380–382.
      • Andreas Zajic, Von der Marienkapelle zum Chorherrenkloster. Ein Umweg durch vier Jahrzehnte, in: Stift Dürnstein. 600 Jahre Kloster und Kultur in der Wachau (hg. H. Penz, A. Zajic). Horn–Waidhofen/Thaya 2010, 12–23.

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      Altbestand
      Places
      • Dürnstein (GB KR)
      • Maissau (GB HL)
      • Oberloiben und Unterloiben (GB KR)
      geographical name
      • Kapelle
        • Regular Form: Unserer Lieben Frau von Dürnstein
      Persons
      • Aussteller
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