Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen Theil I. Jahr 700-840, Nr. 19, S. 50
Palatium A. »58. Mai 9.
In Dei nomen. Ego Rihcarius pro anima mea drado omnia, quod abeo, quod pater meus Nuno mihi demisit, aut ego ipsi mecum quero, ego drado ad sancti Calloni; ego pro precario volo apere usque vita mea, aimos singulos solodo cumponu; si Dcus mihi filio dedit, illi sit vestidum; annos singulos solo1a) tres cumponat; si Uli scrvicium frangit, num- quam agit potestatem abere nee allium donare, sed semper ad sancti Calone servire. Et si ego Rihcero secularia timitdo, pro merccde sancti С alloue ad illi venio me onore devereb) ad illi servire; et si mater mea me supervive, illa in ipso cinso sit vestita; et dut,c) qui pater meus matre mea donavit et ego donavi uxore mea, post mortem illorum sit ad sancti Gallone. Si ego ipsi aut ullus de eredibus meis vel alia oposita persona donacionem istam frangere voluerit, inprimis iram Dei et sanctorum omnium, et si se ementare noluerit, et incurrat in fisco rege auri uncias VIII, argentos pondus quinque. Facta ista donacio ad palacio, qui dicitur Af in septima idus madias.
f Siiram Pippino rege nostro, f anno septimo regi.
f Signum Rihcero, qui anc donacionem fieri et firmare rocavit. f sig. Sedonio.d; f sig. Arialto. f sig. Asrihco. f Sig. Eporartdo. f Sig. Earihco. f sig. Deotperto. f sig. Witpertdo. f sig. Pertramno. | sig. Manolto. f sig. Arpertdo. f sig. Wacar.
a) Für „solod"«. Ь) Die Leesrt «dunaro"" des Codez und Nengart« ist entschieden uurichtig; das heinahe ausgelöschte Wort heiset eher „devere* oder „dovero*. c) Ffir dotie. d) Kachgetragen.
Urk. St. Gallen I. 18. — Abdruck: Cod. Trad. 15 n. 22. Neugart I. 31.
Das Manuscript dieser Urkunde zeigt halb erloschene Schriftzüge, welche ihrer Form nach gar wohl der Zeit Pippins angehören können. Dennoch haben wir wahrscheinlich nur eine gleichzeitige Abschrift vor uns; denn nicht allein ist der Ausstellungsort bloss mit einer Sigle bezeichnet und Alles mit der gleichen. sehr schlechten Tinte und von der gleichen Hand geschrieben, sondern es ist auch zwischen dem Datum und den Zeugen ein. breiter Raum freigelassen, ohne Zweifel um dadurch anzuzeigen, dass im Originale die Unterschrift des Königs und das Datum einen viel grössern Raum einge nommen haben, als auf dem vorliegenden Pergament. Die Unterschrift des Schreibers fehlt ganz.
Das Datum wurde bisher auf den 9. Mai 760 gedeutet, indem Neugart das A. mit grosser Wahrscheinlichkeit in Attigny auflöste und grosses Gewicht darauf legte, dass Abt Otmar nicht in der Urkunde genannt ist, der im Jahr 760 von Sidonius, Bischof von Constanz, im Gefängnisse gehalten wurde. Sidonius soll dann als erster Zeuge fungiren. Trotz dieser scheinbar so günstig zusammenstimmenden Umstände, und obschon Pippin im Juni 760 wirklieh in Attigny nach gewiesen werden kann, während er im Sommer 758 auf einem Feldzuge gegen die Sachsen war, kann ich nie glauben, dass Pippin in seinem Palaste selbst eine Urkunde unterschrieben habe, welche den Anfang seiner Regierung auf 754 verlegte. Die zu Gunsten der Epoche von 754 vorgebrachten Momente sind denn auch keineswegs so bedeutend, als sie auf den ersten Blick scheinen möchten. Die Deutung des Namens Sidonius auf den damaligen Bischof von Constanz ist ganz unsicher; die Nennung des Abtes in der Schenkung an ein Kloster war durchaus nicht unbedingt nothwendig, und dass Abt Otmar hier nicht genannt wird, ist bei einer so weit vom Kloster au sgestellten Schenkung leicht erklärlich; endlich mag Pippin zwischen Ostern 759 und dem Feldzug gegen die Sachsen wohl auch einige Tage zu Attigny zugebracht haben. Uebrigens können uns alle Unregelmässigkeiten in der. Form dieser Urknnde und die sich daran hängenden Streitfragen um so gleichgültiger sein, als auch über den Ort, wo die geschenkten Güter liegen, jede Andeutung fehlt.
Karolinger. Pippin 752(754)—768. 27
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