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- Vorwort
Die Urkundensammlung Zell setzt sich aus Urkunden der Archive der Vorgängerbistümer des Erzbistums Freiburgs zusammen. Sie bildet also den eigentlichen Kernbestand der vormodernen Urkundenüberlieferung im Erzbischöflichen Archiv Freiburg und geht nicht wie die Urkundensammlung Haid auf einen Sammler zurück. Ihr Name verweist stattdessen auf den Erzbischöflichen Archivar Franz Zell (1828-1901), der die „im erzbischöflichen Ordinariatsarchive aufbewahrten aelteren Original=Urkunden und Copien", wie das von seiner Hand 1862 verfasste Repertorium überschrieben ist, erstmals verzeichnete. Mit Nachträgen kam die Zellsche Verzeichnung auf insgesamt 853 Nummern, die unter seinen Nachfolgern um weitere Nummern bis 915 ergänzt wurde.
Der weitaus größte Teil der Urkunden stammt aus dem Bistum Konstanz, gefolgt von Speyer, Straßburg, Mainz und Würzburg. Auffällig ist die hohe Dichte an Papsturkunden. Von den knapp 1500 Urkunden wurde gut die Hälfte von einem Papst ausgestellt. Dies liegt vor allem an der Vielzahl von Ablassbreven. Allein 130 von ihnen sind aus dem Jahr 1770 aus dem Bistum Speyer überliefert. Die von Joseph II. 1782 erlassene Verfügung, dass alle in seinem Herrschaftsgebiet angewendeten Ablässe dem Ortsbischof zur Überprüfung vorgelegt werden mussten, führte dazu, dass eine Vielzahl an Breven und weiteren Urkunden den Weg nach Konstanz fand, wo sie bis zur Auflösung des Bistums blieben. Nach der Aufhebung der Bistümer Konstanz und Speyer scheint eine Aufteilung dieses Materials unter den Nachfolgern nicht stattgefunden zu haben, so dass die heute in der Urkundensammlung Zell enthaltenen Ablässe aus dem gesamten Raum des alten Bistums Speyer und dem gesamten ehemals österreichischen Territorium des Bistums Konstanz stammen.
Eine große Zahl an Papsturkunden, knapp 150, machen die Bestätigungsurkunden für die Bischöfe von Konstanz aus. Von der Bestätigung Otto von Sonnenbergs durch Papst Sixtus IV. im Jahr 1480 bis zur Übernahme der Koadjutorie durch Karl Theodor von Dalberg 1788 liegen mindestens eine, in der Regel mehrere Schreiben der Kurie für einen neuen Ordinarius vor; gleiches gilt mit gewissen Lücken für die Konstanzer Weihbischöfe seit dem Spätmittelalter. Daneben finden sich weitere päpstliche Schreiben in diversen Angelegenheiten, vor allem an die Kardinäle unter den Konstanzer und Speyrer Bischöfen, wobei noch gehäuft Empfehlungsschreiben für Legaten und Nuntien auftreten.
Breiten Raum nehmen im Bestand zudem die Urkunden zu den Klöstern und Stiften im Bistum Konstanz ein. Es gelang den Bischöfen im Verlauf der Frühen Neuzeit durchzusetzen, dass die Benediktinerabteien und Augustinerchorherrenstifte ihnen die Wahl eines neuen Vorstehers anzeigen mussten. Bisweilen war der Bischof auch durch einen Vertreter bei der Wahl präsent. Die neugewählten Vorsteher mussten zudem einen Treueid gegenüber dem Bischof leisten. Die Urkundensammlung Zell enthält daher für die im später zur Erzdiözese Freiburg gehörenden Teil des Bistums Konstanz gelegenen Benediktinerabteien St. Peter, St. Blasien, St. Trudpert, St. Georgen und Petershausen sowie die Augustinerchorherrenstifte St. Märgen und Beuron Material zu den Wahlen der Äbte bzw. Pröpste.
Die Digitalisierung der Urkundensammlung Zell fand von Februar bis April 2022 durch den Verein ICARUS in den Räumlichkeiten des EAF statt. Es wurde allerdings darauf verzichtet, diejenigen Urkunden, die lediglich in einer modernen Abschrift von Franz Zell vorlagen, mit zu digitalisieren. Da sich hinter einer Nummer häufig mehrere Urkunden verbargen, wurden diese zudem einzeln verzeichnet und der gesamte Bestand wurde neu verpackt. Um den Zusammenhang zu wahren, wurden die Nummern beibehalten und die einzelnen Urkunden durch angehängte Buchstaben ausgezeichnet. So wuchs der Bestand von 915 auf 1479 Verzeichnungseinheiten an. Ermöglicht wurde das Projekt durch die erhebliche finanzielle Unterstützung im Rahmen des Förderprogramms „WissensWandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur" des Deutschen Bibliotheksverbandes und der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien.
Freiburg, Januar 2025, Johannes Krämer