useridguestuseridguestuseridguestERRORuseridguestuseridguestuseridguestuseridguestuseridguest
FondBleidenstadt, Stift St. Ferrutius (975-1790)
  1. Geschichte
  2. Bleidenstadt, heute ein Stadtteil von Taunusstein, liegt am Nordhang des Taunus nordwestlich von Wiesbaden. Ende des 8. Jahrhunderts entstand hier ein Kloster als Mainzer Eigenkloster. Die Weihe erfolgte 812 durch Erzbischof Richulf.

    1495 wurde das Kloster in ein adeliges Säkularkanonikerstift umgewandelt.

    1631 flohen die Kanoniker vor den anrückenden schwedischen Truppen nach Mainz, 1637 wurden fast der gesamte Ort und beinahe alle Stiftsgebäude zerstört. Die Kanoniker kehrten nicht mehr nach Bleidenstadt zurück, sondern blieben in Mainz. Das Stiftskapitel trat im dortigen Bleidenstadter Hof zusammen, während die Gottesdienste gemeinsam mit den Kanonikern des Stifts St. Alban in der Sebastianskapelle gefeiert wurden. In Bleidenstadt selbst saß nur noch ein Verwalter, der die dortigen Gütern und Rechte des Stifts wahrte.

    1803 wurde das Stift säkularisiert. Wenn im Folgenden also vom Stift Bleidenstadt die Rede ist, so ist zu beachten, dass die Kanoniker seit 1631 ihren Sitz in Mainz hatten.

  3. Bestandsgeschichte
  4. Das Archiv des Stifts Bleidenstadt wurde Ende des 18. Jahrhunderts vor den heranrückenden französischen Truppen zusammen mit den übrigen kurmainzischen Archiven nach Aschaffenburg geflüchtet und fiel 1814 mit dem Fürstentum Aschaffenburg an das Königreich Bayern. Allerdings war es schon vorher zu einer Teilung des Archivs gekommen, denn die Archivalien betreffend die rechtsrheinischen Besitzungen, Rechte und Einkünfte des Stifts waren von Aschaffenburg an das Herzogtum Nassau als Besitznachfolger des ehemaligen Stifts abgegeben worden. In der Abteilung 14 des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden liegen daher heute 380 Urkunden des Stifts aus der Zeit von (812) 1235 – 1799. Dazu u. a. die Stiftsrechnungen von 1648 – 1815 sowie die Kapitelsprotokolle von 1629 – 1802 (vgl. Übersicht über die Bestände des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden, Wiesbaden 1970, S. 10f.). Dagegen gelangten die Archivalien, die keinen unmittelbaren Bezug zu den Herrschaftsrechten des Stifts hatten, z. B. Material zu den Stiftsstatuten, Verleihungen von Kanonikaten und Vikarien, Aufschwörbriefe usw., nach Aschaffenburg und von dort in das Archiv nach Würzburg. Die noch verbliebenen Urkunden wurden hier chronologisch in 26 Faszikel geordnet. Davon mussten die ersten drei Faszikel mit den Urkunden vor 1400 an das Reichsarchiv in München eingesandt werden. Sie kamen erst 1993 nach Würzburg zurück. Die restlichen 23 Faszikel bildeten den Bestand „Stift St. Ferrutius, Urkunden“. Den zweiten Weltkrieg überstanden allerdings nur die Faszikel 4 – 14 mit den Urkunden von 1400 bis 1699. Die Faszikel 15 – 26 mit den Urkunden von 1700 bis 1799 sind verschollen, vermutlich verbrannten sie in Wässerndorf.

    Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Ordnung in Faszikel aufgehoben, die noch verbliebenen Urkunden in eine chronologische Reihenfolge gebracht. Eine Verzeichnung der Urkunden erfolgte nicht. Lediglich eine Übersicht über die einzelnen Faszikel mit Angaben zu der Anzahl der darin verwahrten Urkunden und der Laufzeit ist vorhanden.

    Den Kern des vorliegenden Fonds „Bleidenstadt – Urkunden“ bilden daher die bislang unverzeichnet gebliebenen Urkunden des Stifts St. Ferrutius. Es handelt sich dabei um 106 Kloster- bzw. Stiftsurkunden von 1400 bis 1699, die vollständig in den neuen Bestand eingegliedert wurden. Für die heute verschollenen Urkunden von 1700 bis 1799 erwies es sich als Glücksfall, dass es 1864 zu Verhandlungen zwischen Nassau und Bayern über einen Archivalientausch gekommen war. Aus diesem Anlass hatte das Reichsarchiv in München u. a. eine Übersicht über die damals in Würzburg vorhandenen Urkunden des ehemaligen Stifts Bleidenstadt angefordert. In dieser Übersicht, sie liegt heute unter Staatsarchiv Würzburg: Altregistratur 88, sind auch die heute fehlenden Urkunden mit kurzen Inhaltsangaben aufgelistet. Die insgesamt 85 Stücke wurden in das vorliegende Repertorium übernommen und mit dem Vermerk „die Urkunde ist verloren“ versehen. Aus der Übersicht konnte der Inhalt der einzelnen Stücke rekonstruiert werden. Allerdings sind die Angaben in den Orts- und Personenregistern unvollständig, da nur die Orte und Personen aufgenommen werden konnten, die auch in den kurzen Inhaltsangaben der Übersicht vorkommen. So fehlen z. B. bei den Probationsurkunden die Eidhelfer und die Vorfahren des Probanten. Dazu kamen dann noch Urkunden aus anderen Beständen: 19 Stücke aus dem Bestand „Mainzer Urkunden“, also den Urkunden vor 1401, die bis 1993 in München aufbewahrt wurden. Aus den „Mainzer neuregestierten Urkunden“ konnten insgesamt 5 Stücke der Provenienz „Bleidenstadt“ zugeordnet werden, eine weitere Urkunden wurde aus dem Aktenbestand Mainzer Regierungsakten XIV: Akten des Stifts St. Ferrutius in Bleidenstadt (vgl. Rep. 57 / II, S. 205ff.) ausgegliedert. Der Fonds „Bleidenstadt – Urkunden“ setzt sich somit also aus insgesamt 216 Urkunden aus der Zeit von ca. 1000 bis 1790 zusammen, wobei allerdings nur noch 131 Stücke im Original vorhanden sind.