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Charter: Illuminierte Urkunden 1362-07-23_Nuernberg
Signature: 1362-07-23_Nuernberg
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1362-07-23, [wohl Nürnberg]
Die Priorin Haws Stromer (Stromeirin) und der Konvent des Katharinenklosters in Nürnberg stellen für Konrad Waldstromer (Waltstromeyr), dem obersten Reichsforstmeister im Reichsforst bei Nürnberg (obristen vorstmeister des Ròmischen reichswaldes gelegen bey Nùrmberg), einen Revers über dessen Jahrstagstiftung aus und halten fest, dass sie diesen Jahrtag immer am 23. März (nehsten tag vor dem abent unserr Frawen in der vasten) begehen werden, und zwar mit einer Vigil mit neun Lesungen (letzen), vier brennenden Kerzen und einem dabei ausgebreiteten Teppich. Am 24. März (nehsten abends unserer Frawen) soll dann eine Seelenmesse gefeiert werden. Weiters soll die Priorin der Küsterin eine Kerze von einem Vierdung Wachs und dazu einen Pfennig für die Messe geben. Sollte das alles nicht eingehalten werden, so verpflichten sich die Priorin und der Konvent, dem, der die Urkunde besitzt (dem der den brief inne hat), 12 Pfund Heller zu geben; derjenige gibt ihnen ihm Gegenzug die von ihnen ausgestellte Urkunde zurück, womit sie von der Verpflichtung der Jahrtagsbegehung entbunden sind. Falls sie die festgelegte Summe nicht an den Urkundenbesitzer zahlen, hat dieser das Recht, sie um das dem Kloster zugehörige Vieh, sofern es auf Reichsboden ist, zu pfänden und das Pfand zu behalten. Sollten die Nonnen weiters den Jahrtag an anderen Tagen begehen als an denen, die festgelegt wurden, dann müssen sie ebenfalls die obengenannte Entschädigung bezahlen.
Markus Gneiss
Source Regest: 
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
 

Original
Current repository
Nürnberg, Städtisches Archiv, Alte Urkunden, Nr. 234

Konventsiegel des Katharinenklosters zu Nürnberg.
Material: Pergament


  • notes extra sigillum
    • Auf der Vorderseite keine sichtbar, kein Bild der Rückseite vorhanden.
Graphics: 
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  • Materielle Beschreibung: 
    Fleuronnée-Initiale I(n Gotes namen); diese und die cadellenartig veränderten Buchstaben in der ersten Zeile mit (Profil-)Gesichtern besetzt.
  • Links des Textes stehend Madonna mit Kind. Die Figur als Deckfarbenmalerei vor unbemaltem Grund und mit Lichtflächen, die nicht gemalt sondern ausgespart sind. Maria steht unter einem Baldachin, der nur (vor-)gezeichnet ist, und hält einen blühenden Zweig auf dem ein Singvogel sitzt.
  • Rechts steht die Figur der hl. Katharina (Klosterpatronin).
  • Stil und Einordnung: 
    Die formale Gestaltung mit den beiden seitlichen Figuren kommt bei der am 28. August desselben Jahres vom Clarenkloster ebenfalls für Waldstromer ausgestellten Urkunde ebenfalls vor. Formal anregend könnten die durchaus verbreiteten bischöflichen Sammelablässe gewesen sein; in dieser Gruppe gibt es Stücke, die benen der grossen U-Initiale auch zwei seitlich stehende Heilige zeigen (z. B. 1340 Oktober 20 für Heilbronn).
  • Dass Waldstromer die historisierte Ausstattung einforderte macht die Parallälität der beiden genannten Urkunden wahrscheinlich. Die stilistische Unterschiedlichkeit macht jedoch wahrscheinlich, dass sich die beiden reichen Nonnenkonvente Nürnbergs jeweils an unterschiedliche (im Fall des Klarenklosters eng mit dem Haus verbundene) Werkstätten wandten.
  • Die beiden Figuren wirken derb und monumental. Sie sind nicht nur durch ihre herbe Mimik sehr präsent, sondern auch durch die körperlich-plastische Malweise. Diese hat in der 1360 April 25 in Basel entstandenen Urkunde eine – freilich deutlich lieblichere – Parallele. Obwohl dort tatsächlich kolorierte Federzeichnung angewendet wurde, wirken auch hier die Figuren mit ihren ausgesparten Lichtern ähnlich.
  • Pfändtner bemerkt sehr zu Recht, dass die Fleuronnée-Formen mit Verschlingungen der unteren Fadenfortsätze im 15. Jahrhundert zu einem durchaus typischen Merkmal der Nürnberger Fleuronnée-Übung werden.
  • Die Anklänge an Flechtwerkmotive sind in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts durchaus nicht selten. Im Bereich der illuminierten Urkunden ist an eine 1363 März 27 von Herzog Rudolf von Österreich ausgestellte Urkunde zu denken und vor allem auch an dessen Ausfertigungen der Gründungsurkunde der Wiener Universität (1365 März 12).
  • Martin Roland
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Bibliography

Comment

Dem Katharinenkloster stand eine Verwandte des Stifters, Haws Stromer (Stromeirin), vor.
Konrad stammte aus der Nürnberger Patrizierfamilie Stromeyer/Stromer und war wie seine Vor- und Nachfahren oberster Reichsfortmeister des südlich der Pegnitz gelegenen Reichswaldes ("St. Lorenzer Reichswald"; ca. 17.000 ha). Zum Reichswald und der Familie Waldstromer siehe Adalbert Scharr, Die Nürnberger Reichsforstmeisterfamilie Waldstromer bis 1400 und Beiträge zur älteren Genealogie der Familien Forstmeister und Stromer von Reichenbach, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 52 (1963/64), S. 1-41, zu den Waldstromern besonders ab S. 10. Den genannten Stifter zu identifizieren, ist nicht einfach, da alle (ältesten) Söhne der Familie Waldstromer "Konrad" hiessen. Zu Konrad IV. (genannt 1343-1360 [gestorben wohl 5. November]; verheiratet mit Agnes Pfinzing [gestorben 26.2.1357]) siehe Scharr, ab S. 23, zu Konrad V. (gestorben 1388) siehe ab S. 24.
Eine etwa ein Monat jüngere Urkunde über eine Jahrtagstiftung Konrads an das Klarissenkloster zu Nürnberg ist ebenso erhalten (siehe 1362 August 28). Die Stiftungsverbindlichkeiten sind an beiden Orten identisch und auch das Diktat der Urkunden zeigt nur minimale Unterschiede. In der vorliegenden Urkunde kam es jedoch zu einem Irrtum: Der erste Teil der Urkunde ist in subjektivem Stil aus der Sicht der Priorin abgefasst (wir Haws Stromeirin ...), wechselt jedoch mitten in den genaueren Erläuterungen zu der Abhaltung des Jahrtags in die Sicht des Empfängers der Urkunde, Konrad Waldstromer, auf den sich plötzlich der subjektive Stil bezieht. So hält der Text beispielsweise fest, dass wir ... vollen gewalt [haben] sie ze pfenden, obwohl es offensichtlich nicht die Ausstellerin sein kann, auf die sich dieses wir bezieht. Offensichtlich wurde hier irrtümlich der Wortlaut der Urkunde der Jahrtagstiftung Konrads übernommen, anstatt den Inhalt derselben für den Revers der Priorin umzuschreiben. In der Corroboratio setzt sich dieser Irrtum jedenfalls nicht weiter fort, richtigerweise wird das Siegel des Konvents angekündigt.
Markus Gneiss, Andreas Zajic (Martin Roland)
Places
  • Bayern
    • Type: Region
  • Deutschland
    • Type: Region
  • HRR
    • Type: Region
  • Nürnberg
    • Type: Empfängerort
  • [wohl Nürnberg]
    • Type: Ausstellungsort
Persons
  • Haws Stromer
    • Konrad Waldstromer
      Keywords
      • Illuminated Charters: Niveaus:
        • N1: historiated
        • N1: with Additional Colours
        • N1: Borders
        • N2: Initials
        • N2: Penwork(Fleuronnée)
        • N2: figural
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