• Materielle Beschreibung: 
  Kanzleigemäss mundierte Littera cum filo serico mit Papstnamen in Auszeichnungsschrift, die Lombarden-Formen mit vollfarbigen Scheiben bereichert, mit vergrösserter Initiale U(rbanus) mit einfachen geometrischen Aussparungen und mit cadellenartig dekorierten Schäften bei den Oberlängen von s(ervus) und s(ervorum) in der ersten Zeile.
• Stil und Einordnung: 
  Dieses für "künstlerisch" dekorierte Papstbriefe frühe Stück aus der Kanzlei des in Rom residierenden Urban VI. zeigt schon die grundlegenden Dekorformen: die Aussparungen aus der vergrösserten Initiale, mit der der Papstname beginnt, den in Zierschrift geschriebenen Papstnamen und die cadellenartig dekorierten Oberlängen der langen "s" in der ersten Zeile.
  
  Wie häufig bei den ganz bescheidenen frühen Stücken ist noch gar nicht absehbar, welche Entwicklung bevorsteht; so ist der hier vorliegenden Urkunde noch in keiner Weise anzusehen, welchen graphischen Reichtum die Formgelegenheit "Littera cum filo serico" binnen weniger Jahrzehnte entwickeln wird. Weitere Stücke (zum Beispiel 1380 April 14) zeigen jedoch, dass die Entwicklung zuerst langsam verläuft.
• Bemerkenswert ist, dass die Entwicklung des Dekors in der Kanzlei des in Avignon residierenden Clemens VII. nahezu identisch verläuft, wie eine Urkunde von 1379 November 13 zeigt.
• Individuelle Besonderheiten des Skriptors, sein Name ist rechts auf der Plica vermerkt, können auch deshalb nicht festgestellt werden, weil bisher keine weiteren Stücke bekannt sind (siehe unten).
  Auch die gestalterischen Eigenheiten - zu nennen wären die mittig aus den Schäften ausgesparten Rechtecke - treten derzeit bei keiner der in der Sammlung "Illuminierte Urkunden" inventarisierten Stücke auf.
• Martin Roland

• http://monasterium.net/mom/CZ-MZA/E05/11/charter

Comment