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Charter: Illuminierte Urkunden 1389-11-14_Reichersberg
Signature: 1389-11-14_Reichersberg
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1389-11-14, Rom
Papst Bonifaz IX. beauftragt den Offizial zu Salzburg, den Christian, Walfards Sohn, aus der Diözese Salzburg zu prüfen, ob er legere, bene construere, bene cantare et congrue loqui latinis verbis könne und sonst tauglich sei und ihm dann eine Pfründe des Bistums Chiemsee zu geben.
Source Regest: 
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
 

Original
Current repository
Reichersberg, Stiftsarchiv, sub dato

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Material: Pergament


    Graphics: 
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    • Materielle Beschreibung: 
      Kanzleigemäss mundierte, daher bis auf die vergrösserte Initiale B(onifatius) schmucklose Littera cum filo canapis.
    • Stil und Einordnung: 
      Der Skriptor A. de Teramo (siehe unten) ist derzeit in drei Urkunden der Sammlung "Illuminierte Urkunden" fassbar. Bei allen drei Stücken handelt es sich im Litterae cum filo canapis, alle drei sind daher schmucklos. Ob der Skriptor für solche Aufgaben vorgesehen war, müsste überprüft werden.
    • Francesca Manzari, S. 163f., und Michael Scott Cuthbert, Difference, Disability, and Composition in the Late Middle Ages, S. 517-528, bes. S. 520, und die ganze musikwissenschaftliche Forschung identifizieren den Skriptor mit Antonio Zachara da Teramo, der vor allem als Komponist, Sänger, Musiklehrer und als Schreiber und Illuminator eines Antiphonars hervortritt (siehe unten; als Erstimformation: https://en.wikipedia.org/wiki/Zacara_da_Teramo).
      Wie Johannes Symonis (siehe bei 1424 März 12) und Bartholomaeus Poignare (siehe bei 1435 Februar 20) war auch der hier Tätige offenbar eine Doppelbegabung (auf wesentlich bescheidenerem Niveau ist auch Nicolaus Ricci de Nucella zu nennen [siehe bei 1429 Jänner 24]).
    • Freilich: Er als Person wird als Könner all jener Künste gerühmt, derer es bedurfte um das Antiphonar herzustellen, als dessen Schreiber von Text und Notation und als dessen Illuminator er bezahlt wird (siehe im Detail unten zu "1390"). Die Formulierungen können tatsächlich kaum so gedeutet werden, er sei ausschliesslich Generalunternehmer gewesen und nicht Ausführender. Bloss ist das Antiphonar für Santo Spirito in Sassia nicht erhalten.
      Von den Litterae, die den Skriptorenvermerk 'A. de Teramo' tragen, verfügt keine über Dekor.
      Was derzeit bleibt, ist eine spannende Möglichkeit, zu deren Verifizierung die erhaltenen Kunstwerke fehlen.
    • Martin Roland
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    Comment

    Scriptor: A. de Teramo.
    Der Skriptor (ohne vollem Vornamen) bei Frenz, Conspectus (https://www.phil.uni-passau.de/fileadmin/dokumente/fakultaeten/phil/lehrstuehle/frenz/Forschung/littera_A.pdf) von 1389 bis 1406 nachweisbar. In der Sammlung "Illuminierte Urkunden" weiters: 1391 November 27 und 1397 Oktober 12. Diese drei Urkunden scheinen von einem Schreiber zu stammen (vgl. die unter behandelten Identifikationsprobleme).

    1416 September 17 wird im Zuge einer (anderen) Testamentsabhandlung in Rom ein 'Magister Anthonii Berardi Andree dicti alias Zaccharii dudum cantoris et scriptoris Romane curie et sedis apostolice' als bereits verstorben genannt, der über Besitz in Teramo verfügte (Giuliano Di Bacco, John Louis Nádas, Verso uno “stile internazionale” della musica nelle capelle papali e cardinalizie durante il Grande Scisma [1378–1417]. Il caso di Johannes Ciconia da Liège’, in: Adalbert Roth (Hg.), Collectanea 1, Rom, Vatikan, 1994, S. 7–74, bes. S. 58 [mit Volltext der Quelle]).
    Zu seiner Bedeutung als Musiker siehe vor allem David Fallows, Zacara da Teramo, Antonio [Antonius Berardi Andree de Teramo; Zacar, Zacara, Zaccara, Zacharie), in: Grove Music Online (2001). Sein Werk, sowohl geistlich als auch weltlich, war innovativ und stark verbreitet (vgl. auch Cuthbert, S. 518).

    Wie bei Stefano da Aquila (siehe bei 1380 Februar 15) ist auch in den hier behandelten Fall unklar, ob es sich nicht um mehr als eine Person handelt. Im vorliegenden Fall sind nicht zwei Schreiber/Zeichner zu vermuten (wie bei Stefano) siondern zwei Musiker: Nicolaus Zacharie, auch aus Teramo, scheint ein anderer Musiker zu sein).

    Ein in einem Notarsinstrument von 1390 Jänner 5 überlieferter Vertrag zur Herstellung eines Antiphonars zwischen dem Kapitel des Ospedale di Santo Spirito in Sassia in Rom und 'Magister Antonius Berardi Andree de Teramo alias dictus vulgariter Zacchara' bezeichnet diesen als ‘optimus peritus et famosus camtor (sic), scriptor et miniator’. Seine Aufgabe ist es das Antiphonar zu schreiben (inklusive der Notation) und auszumalen, sowie Musik zu unterrichten (Anna Esposito, “Magistro Zaccara” e l'antifonario dell'Ospedale di S. Spirito in Sassia, in: Massimo Miglio, P. Farenga, A. Modigliani (Hg.), Scrittura, biblioteche e stampa a Roma nel Quattrocento: atti del 2° seminario: Vatican City 1979, Rom, Vatican, 1983, S. 334–342, 446–449; Anna Esposito, Maestro Zaccara da Teramo "scriptore et miniatore" di un antifonario per l'ospedale di Santo Spirito in Sassia a Rome, in: Recercare 1992, S. 167-178 [mit Edition von Rom, Archivio Generale degli Agostiniani, Sant'Agostino, c. 5, n. 65 auf S. 175-177] [Jstor-Link (nicht frei)] - vgl. auch Di Bacco, Nádas, S. 56f.).
    Die Formulierung macht tatsächlich sehr wahrscheinlich, dass der Auftragnehmer, die geforderten Fähigkeiten selbst beherrschte und in den folgenden drei Jahren auszuführen hatte.

    1391 Februar 1 wird ein 'Magister Antonius Zacharie de Teramo' als 'laicus litteratus Apruntine diocesis' erwähnt, der in der päpstlichen Kapelle als Sänger tätig sei und nun zum 'scriptor litterarum apostolicarum' ernannt werde (Rom, Vatican, Archivio Segreto Vaticano, Registra Lateranensia 12, fol. 246rv; Agostino Ziino, “Magister Antonius dictus Zacharias de Teramo”: alcune date e molte ipotesi, in: Rivista italiana di musicologia 14 [1979 (1980)], S. 311–348, bes. S. 311f. - vgl. auch Di Bacco, Nádas, S. 57).
    Ziino kann 30 Papsturkunden namhaft machen, die einen 'A. de Teramo' lautenden Skriptorenvermerk aufweisen, bloss eine (von 1389 November 9) sei erhalten (London, National Archives, SC 7/41/7).
    Problematisch ist, wie Manzari, S. 164, bemerkte, dass die hier behandelte Urkunde vor seiner "Ernennung" entstand. Wenn man den Skriptorenvermerk mit der Littera von 1397 Oktober 12 vergleicht, sind die Schriftformen sehr verwandt. Beispielhaft ist die A-Versalie des Skriptorenvermerks mit ihrer doppelten Kontur zu nennen. Dass hier zwei verschiedene Schreiber tätig waren, ist beinahe auszuschliessen.

    Im Jahr 1400 (Februar 6 und März) wird in Listen, die die Sänger der päpstlichen Kapelle aufzählen, ein 'Zacchara' bzw. 'Zaccharias' bezahlt (nur diese beiden Quellen erhalten; Richard Sherr, Notes on some Papal Documents in Paris, in: Studi musicali, 12 [1983], S. 5–16 [Reprint in: Sherr, Music, 1999]).

    Von 1412 bis 1413 Mai 20 ist ein 'Magister Antonius dictus Zachara' in der Kapelle von Papst Johannes XXIII. in Bologna fassbar (John L. Nádas, The Transmission of Trecento Secular Polyphony: Manuscript production and scribal practices in Italy at the end of the Middle Ages, Diss. New York 1985, S. 507-510; John L. Nádas, Further Notes on Magister Antonius dictus Zacharias de Teramo, in: Studi musicali 15 [1986], S. 167–182, 16 [1987], S. 175–176 [Reprint in: Nádas, Ars nova, 2009]). Dass er in der folgenden Liste von Juni nicht mehr aufscheint, macht sein Ausscheiden (seinen Tod?) wahrscheinlich.

    Ein bloss aus 1766 überlieferter Nekrolog ('Necrologio Aprutino') nennt einen ‘Zaccarias Teramnensis’ als erfolgreichen Komponisten, als Schreiber mit eleganter Schrift, der klein von Statur war und bloss zehn Finger und Zehen zusammengerechnet hatte (fuit statura corporis parva, et in manibus et pedibus non nisi decern digitos habuit, et tamen eleganter scribebat. In Curia Romana principatum obtenens magna stipendia meruit). (Alessio Tulli, Catalogo degli uomini illustri per sanita, dottrina, e dignita usciti in diversi tempi dalla citta di Teramo, Teramo 1766, S. 92; zitiert nach Cuthbert, S. 520). Diese Beschreibung wird - gegen Nádas - durch eine mit 'Magister Zacherias cantor domini nostri pape' bezeichnete Darstellung (Link) im Squarcialupi Codex (Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Med. Pal. 87, fol. 175v: wohl Florenz, um 1410/15) nicht bestätigt.
    Martin Roland
    Places
    • Italien (Kurie)
      • Type: Region
    • Rom
      • Type: Ausstellungsort
    • Österreich
      • Type: Region
    Persons
    • Papst Bonifaz IX.
      Keywords
      • Illuminated Charters: Niveaus:
        • N2: Penwork(Fleuronnée)
        • N1: historiated
        • N2: Display script (with decorative character)
        • N2: Initials
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