Charter: Illuminierte Urkunden 1466-02-28_unbekannt
Signature: 1466-02-28_unbekannt
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1466-02-28, Rom (gemalte Ausstattung:
Basel)
Kardinalsammelablass (8 Aussteller) für das
Cluniazenser-Kloster St. Alban in Basel. Die Kardinalpriester Philippus tit. sancti Laurentii in Lucina, Johannes tit. sancti Laurentii in Damasco, Jacobus tit. sancte Anastasie, Nicholaus tit. sancte Cecilie, Richardus tit. sancti Eusebii, Jacobus tit. sancti Chrisogoni, sowie die Kardinaldiakone Franciscus tit. sancti Eustachii, Franciscus tit. sante Marie nove wollen, dass das Kloster
(unter Verwendung des Archivkataloges)
CHF 5 375
Current repository:
ehem. Zürich, Koller, International Auctions, 2022 März 30: Bücher und Autographen, Lot 514. Um SFr 5375.- an einen unbekannten Käufer.
ehem. Zürich, Koller, International Auctions, 2022 März 30: Bücher und Autographen, Lot 514. Um SFr 5375.- an einen unbekannten Käufer.
Reste von Siegelschnüren und einzelne Siegelfragmente
Material: Pergament
Dimensions: 36,5 x 60 cm (Angaben Auktionshaus Koller)
- Materielle Beschreibung:
Kanzleigemässer Kardinalsammelablass mit dem Namen des Erstausstellers in aus Lombardenformen entwickelter Zierschrift.
Dieser Originalbestand wurde vom Empfänger durch drei Wappen und eine Deckfarbeninitiale aufgewertet:
Der Buchstabenkörper der Initiale P(hillippus) lombardenförmig und vollfarbig in Pinselgold. Rote und/oder blaue Konturlinie sowie umgebend eine grüne Umfassungslinie. Diese regelmässig mit blauen Punkten besetzt und an zwei Stellen in blaues bzw. grünes Filigran auslaufend.
Im blau ausgemalten Binnenfeld die stehende Figur des hl. Alban, der, als Kleriker bekleidet und nimbiert, seinen Kopf und ein Buch hält.
Der linke Teil des weissen Untergewandes wurde offenbar nicht fertig gemalt.
Mittig, oberhalb des Schriftspiegels (und teilweise die Oberlängen überdeckend) das Wappen von Papst Paul II. (Barbo) (reg. 1464-1471) bekrönt mit gekreuzten Schlüsseln und einer Tiara.
Rechts neben dem Schriftspiegel ein Wappen mit blauem Grund und drei goldenen Fleur de lys und einem Diagonalstreifen (Bastardfaden?).
Links des Schriftspiegels unterhalb der Initiale ein Wappen auf goldenem Grund zwei vertikale schwarze Äste, die brennen. - Stil und Einordnung:
Ausser der Zierschrift, die einer Kanzlei in Rom zuzurechnen ist, die offensichtlich enge Berührung zur päpstlichen Kanzlei hatte und solche Kardinalsammelablässe ausstellte, wurde der Dekor erst beim Empfänger, also in Basel, ausgeführt. - Durch die (teilweise) digital
verfügbaren Bestände der Universitätsbibliothek Basel und der
Kantonalbibliothek in Porrentruy (siehe bei e-codices.ch) und den Katalogband von Konrad
Escher, Die Miniaturen in den Basler Bibliotheken, Museen und
Archiven, Basel 1917 (Link), ist ein recht guter Überblick über die
Produktion in Basel während des 3. Viertels des 15. Jahrhunderts
möglich. Es ergeben sich keine spezifischen Parallelen zu dem
doch recht charakteristischen Hauptstil, der in der
Bischofsstadt gepflegt wurde.
Eine, freilich ebenfalls bloss allgemeine Parallele ergibt sich zu den Deckfarbeninitialen eines Bibelbandes in Porrentruy (Ms. 6b), bei denen auf das konturbegleitende, recht breit gezeichnete Filigran (zum Beispiel fol. 105r) oder die mit einem Engel hervorgehobene Initiale zu Beginn des Matthäusevangeliums (fol. 108r) verwiesen werden könnte, bei der die Faltenbildung zumindest verwandt ist (vgl. auch den stehenden Johannes auf fol. 210r). Der Dekor des ersten Bandes (Ms. 6a) ist unfigürlich. Insgesamt wirkt der Dekor der Bibel freilich forschrittlicher als der recht traditionelle Faltensockel der Figur des hl. Alban. - Wappen
Das Papstwappen ist ohne besondere Merkmale. Das Wappen links steht für die Basler Familie Brandt und damit für den genannten Prior. Über diesen ist wenig bekannt. Er war von 1446-1459 Prior der Cluniazenser von Biesheim, und dann von 1459-1468 Prior in St. Albans (Helvetia sacra, Bd. 3/2: Hans-Jörg Gilomen, Elsanne Gilomen-Schenkel, Die Cluniacenser der Schweiz, Basel 1992, S. 228 bzw. 206-208 [vgl. Register Obere und Oberinnen: Link]).1461 Juli 17 ist er als Mitsiegler einer Urkunde belegt (Basel, Staatsarchiv Basel-Stadt, Istein 15), am 26. April 1471 war er bereits verstorben (St. Alban, Urk. 405). - Das Lilien-Wappen rechts kann derzeit nicht entschlüsselt werden. Ob es, in Analogie zum brandt'schen Wappen dem zweiten Petenten zuzuordnen ist, bleibt wegen der französischen Lilien sehr ungewiss.
- Frühe illuminierte Kardinalsammelindulgenzen
Nach dem Ende der illuminierten Bischofsammelindulgenzen aus Avignon tritt eine Lücke auf. Erst im 15. Jahrhundertw erden wieder (einzelne) Sammelablässe ausgestellt. Ein 1425 März 16 datiertes und in Konstanz mundiertes Stück weist, aus heutigem Kenntnisstand (April 2022) erstmals wieder historisierten Dekor auf. In weiterer Folge hat sich vereinzelt historisierter dekor erhalten, der von Empfängerseite hinzugefügt wurde. 1459 Oktober 12 wurde ein Sammelablass in Mantua ausgestellt, dessen Dekor vielleicht am Ort des "Konzils", also in Mantua entstand. Ein erstes in Rom illuminiertes Stück hat sich von 1464 September 29 in Silos erhalten.
Dass dem hier vorliegenden Stück eine zentrale Bedeutung in der Entwicklung zukommt, ist offensichtlich. - Martin Roland
Bibliography:
- Archivkatalog des Staatsarchivs Basel-Stadt: https://query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?ID=826623 (nach der Abschrift von Peter Ochs: PA 633c A 2.2, fasc. 29).
- Zürich, Koller, International Auctions, 2022 März 30: Bücher und Autographen, Lot 514: https://www.kollerauktionen.ch/en/503635----------1200-BASEL---Ablassbrief-Kloster-S-1200_503635.html
- Adam Weinberger and Konstantinopel, Cat. No. 13, April 2023, S. 12f. (No. 8).
- Adam Weinberger and Konstantinopel, Cat. No. 15, April 2024, S. 13 (No. 9).
Comment
Zur ProvenienzDer im Text als Prior erwähnte Johannes Brant spielt für die
Provenienz eine gewisse Rolle, denn offenbar befand sich die Urkunde ab
einem nicht mehr bekannten Zeitpunkt im Besitz seiner Familie: vgl. die
Abschrift der Urkunde von Peter Ochs-Vischer (1752-1821) in dessen
Nachlass: Staatsarchiv Basel-Stadt, PA 633c A 2.2, fasc. 29, die mit folgendem Hinweis endet:
"Der Prior des Klosters St. Alban hiess Johannes Brandt. Dieser
Ablassbrief befand sich unter den Familien Schriften des brandischen
Geschlechts" (mitgeteilt von Daniel Hagmann).
Im Staatsarchiv Basel-Stadt ist als Nachtrag in der Registratur
"Klosterarchiv St. Alban" eine Urkundentasche mit einer Farbfotografie
der Urkunde abgelegt. Im Dezember 1984 wurde das Original (Masse: 59,2 x
36,5 cm) dem Staatsarchiv von der Haus der Bücher AG zum Kauf angeboten:
vgl. den Katalog 832 "Quodlibet" des Antiquariats "Haus der Bücher AG".
Aufgrund des exorbitanten Preises ging das Staatsarchiv nicht auf dieses
Angebot ein (vgl.: https://query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?ID=826623).
Die beiden Photos sind höchst seltsam, denn die Art wie die im Archiv offenbar damals neu geschaffene Signatur angebracht wurde, insinuiert, die Urkunde würde dem Bestand St. Alban des Staatsarchivs zugehören. Tatsächlich gehörte jedoch nicht die Urkunde dem Bestand an, sondern bloss die beiden Farbphotographien: LINK (recto) und LINK (verso).
Die beiden Photos sind höchst seltsam, denn die Art wie die im Archiv offenbar damals neu geschaffene Signatur angebracht wurde, insinuiert, die Urkunde würde dem Bestand St. Alban des Staatsarchivs zugehören. Tatsächlich gehörte jedoch nicht die Urkunde dem Bestand an, sondern bloss die beiden Farbphotographien: LINK (recto) und LINK (verso).
Dass sich das Stück tatsächlich nicht im Bestand der Urkunden des
Clumiazenser Klosters St. Alban zu Basel befand, macht der von L(udwig)
A(ugust) Burckhardt 1857 handschriftlich angelegte Regestenband deutlich
(Rep. E. 6.1 St. Alban), in dem auf S.
93 nachgetragen wurde: 390a: 1466 Febr. 28 Illuminierte
Ablass-Urkunde zugunsten des Klosters St. Alban in Basel, ausgestellt
von acht KurienKardinälen (Farbfotografie).
Im März 2022 wurde die hier behandelte Urkunde erneut auf einer Auktion angeboten (siehe oben).
Im April 2023 tauchte die Urkunde in einem Antiquariatskatalog auf (siehe oben).
Im April 2023 tauchte die Urkunde in einem Antiquariatskatalog auf (siehe oben).
Zu den ausstellenden Kardinälen
Filippo Calderini (1451-1468 Kardinalpriester von San
Lorenzo in Lucina)
Juan de
Mella (14651467 Kardinalpriester von San Lorenzo in
Damaso)
Giacomo Tebaldi (1456–1466 Kardinalpriester von
Sant’Anastasia)
Niccolò Fortiguerra (1460-1473 Kardinalpriester von Santa
Cecilia in Trastevere)
Richard Olivier de Longueil (1456–1470 Kardinalpriester
von Sant’Eusebio)
Jacopo Ammannati Piccolomini (1461–1477 Kardinalpriester
von San Crisogono, dann Kardinalbischof von Frascati)
Francesco Todeschini-Piccolomini (1460–1503
Kardinaldiakon von 1460-1503, dann papst Pius III.)
Francesco Gonzaga (1462- 1483 Kardinaldiakon von Santa
Maria Nuova).
Original dating clause: Datum et actum Rome in domibus nostrorum habitationum sub anno a nativitate Domini millesimoquadrigentesimosexagesimo sexto indictione decimaquarta die vero ultima mensis februarii pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri domini Pauli divina providentia pape secundi anno secundo.
Places
- Basel
- HRR
- Type: Region
- Italien (Kurie)
- Type: Region
- Rom
- Rom (gemalte Ausstattung: Basel)
- Schweiz
- Type: Region
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: Coat of arms
- N1: painted
- N1: Borders
- N1: historiated
- N1: with Additional Colours
- Urkundenart:
- Kardinalsammelablass
Illuminierte Urkunden 1466-02-28_unbekannt, in: Monasterium.net, URL </mom/IlluminierteUrkunden/1466-02-28_unbekannt/charter>, accessed at 2024-12-23+01:00
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