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Charter: Illuminierte Urkunden 1512-12-19_Wien
Signature: 1512-12-19_Wien

This charter is an interpretation of :
AUR/AUR_1512_XII_19

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1512-12-19, Wien
Bürgermeister und Rat der Stadt Wien vidimiert, einem Auftrag Kaiser Maximilian I. folgend, Privilegien des Hauses Österreich (Privilegium maius):
- die angebliche Urkunde König Heinrichs IV. von 1058, das sogenannte Heinricianum samt den Inserten auf Caesar und Nero (foll. 2r–3r, MGH D. H.IV. 42)
- die angebliche Urkunde Kaiser Friedrichs II. von 1245, das sogenannte Maius-Transsumpt (foll. 3r–5v: MGH Const. 2 Nr. 467; MGH D. F.I. 1040)
- die angebliche Urkunde König Heinrichs (VII.) von 1228 (foll. 5v–6v: MGH Const. 2 Nr. 466).
(nach Zajic, Selbstvergewisserung, S. 262f.)
Source Regest: 
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: MITTEL
 

Original
Current repository
Wien, Haus- Hof- und Staatsarchiv (HHStA), AUR, 1512 XII 19

Mit an rot-weissen Siegelschnüsen hängendem Ratssiegel der Stadt Wien besiegelt.
Material: Pergament (Libell aus vier Doppelblättern): foll. 1r und 7v-8v unbeschriftet
Dimensions: 31,5 x 25,5 cm

    Graphics: 
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    • Materielle Beschreibung: 
      Fol. 1v und fol. 2r des besiegelten Libells bilden als aufgeschlagene Doppelseite die offenbar ganz bewusst gestaltete representative Hauptansicht, deren beide Teile im Layout freilich nicht abgestimmt sind.
    • Verso eine golden gerahmte ganzseitige Miniatur dominiert von dem zentralen Bindenschild (Neu-Österreich), überhöht von einer hermelinbesetzten Zackenkrone mit einem goldenen Bügel (Österreichischer Erzherzogshut). Zwei Schriftbänder mit goldener Capitalis führen den Betrachter in den Sinn des Objekts ein: Oben: „Austria cor et clypeus sacri ro(mani) imp(erii)“ und unten „Archidux Austriae ro(mani) imperii supremus venator.
    • Diese zentralen Bildmotive stehen vor einer gebirgigen Landschaft,vorne mit einem Gewässer, in der drei Arten von Jagd dargestellt sind: rechts oben die Gemsenjagd, links die Entenjagd mit Falken und unten die Hischjagd zu Pferd und mit einer Hundemeute. Die Jagdmotive beziehen sich auf das inschriftlich genannte Erzjägeramt der Erzherzöge von Österreich.
    • Die Recto-Seite des aufgeschlagenen Buches enthält den Beginn der Heinrich-Urkunde (fol. 2r). Dieser wird von einer Bordüre eingefasst, die links besonders breit ist. Dort und im Bas de page sind Herrscher - zumeist als Halbfiguren - dargestellt.
      Links oben im Eck ist, als einzige Vollfigur, eine kniende Gestalt eines graubärtigen Herrschers in vollem Ornat zu sehen, die die Figureninitiale I(n nomine sancte ...) bildet. Die Ikonographie (vor allem das Kirchenmodell, das die Figur trägt) erweist diese als den 1485 heiliggesprochenen Markgrafen Leopold I., der im Text zwar keine Rolle spielt, aber für das Selbstverständnis Österreichs eine zentrale Bedeutung hat.
    • Die Medaillons des linken und unteren Bordürenteils sind mit Herrscherbüsten gefüllt: Die oberste ist - freilich nicht ganz eindeutig, denn die Schrifttafel „Henricus“ könnte sich auf die darüber befindliche Figur beziehen (siehe oben) - als Herzog Heinrich II. (Jasomirgott) zu identifizieren (dass nicht der Aussteller König Heinrich IV. gemeint sein kann, macht das beigegebene Bindenschild deutlich), dann Rudolf (I.), Albertus (I.), Albertus (II. [V.]), Ladislaus (Postumus), Fridericus, Maximilianus, Philippus, Karolus und Ferdinandus. Die Büsten jeweils von Wappen begleitet, die Beschriftung in Capitalis. In den Ranken weitere Figuren (Putti, Wappenträger). Die Ornamentik folgt einem Renaissancekanon.
    • Die "I"-Initialen der Unkundenanfänge auf foll. 3r und 5v einfach ornamental gestaltet (in Rot, Beige und Grün).
    • Stil und Einordnung: 
      Links oben ist in der um 1500 kanonisierten Ikonographie der Hl. Leopold, nicht nur als Landespatron, sondern zugleich als herausragende Herrscherfigur des Hauses Österreich mit den ihm zugeschriebenen Wappen Alt- und Neuösterreich dargestellt.
    • Auch die übrigen Figuren stehen nicht so sehr mit den überlieferten Urkunden in Zusammenhang, sie bilden vielmehr die Vorgänger der damals lebenden Habsburger in der Herrschaft zu Österreich, die unten dargestellt sind.
    • Die Malereien der Miniatur links und der Bordüre unterscheiden sich in ihrem Stil fundamental. Die Qualität der Miniatur ist, verglichen mit den themenverwandten Darstellungen in den Jagd- und Fischereibüchern Maximilians, die Jörg Kölderer zugeschrieben werden, deutlich höher.
    • Noch qualitätvoller sind die Bordüre und ihre Figuren ausgeführt. Das unten mittig vermerkte Datum 1512 und das ligierte Monogramm A. S. sind wohl wirklich als Datierung und Signatur des ausführenden Malers zu werten.
      Radocsay löst das Monogramm ohne Erklärung mit A. Schöffel auf. Er bezieht sich dabei stillschweigend auf Informationen, die im Maximilian-Ausstellungskatalog von 1959 als Haustradition des Haus-, Hof- und Staatsarchiv bezeichnet werden.
      Weitere unmittelbar identische Werke waren zunächst nicht bekannt. Als Beispiele derselben Stilschicht hat Andreas Zajic sehr zu Recht auf einige illuminierte Urkunden im Umfeld des Wiener Kaufmanns Matthäus Heuperger hingewiesen (Zajic, S. 273; zu diesen siehe bei 1512 Februar 13).
      Zuletzt (Juli 2020) verweist Zajic auf die Ausstattung eines Kardinalsammelablasses in Klosterneuburg (1509 Juni 18). Tatsächlich sind die von Ranaissanceformen geprägten Ranken, die Vorliebe naturalistisch gemalte Blüten einzustreuen, die ebenso wiedergegebenen Schmuckstücke, die Verwendung von Täfelchen für beigefügte Textborschaften und - als gleichsam unverdächtiges Detail - die Fleuronnée-Besatzleiste, die sich um die Bordüre des Ablasses und um die (von einem anderen Maler stammende) Miniatur des Libells zieht, als sehr weitreichende Übereinstimmungen zu nennen. Obwohl der Gesamteindruck des Randdekors sich durch die Tatsache, dass im Ablass der Hintergrund der Ranken purpurrot ausgemalt ist, während bei der Privilegienbestätigung die Rankern vor unbemaltem Pergament stehen, stark unterscheidet, ist eine Ausführung durch denselben Maler durchaus in Erwägung zu ziehen.
    • Martin Roland
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    Bibliography

    Comment

    Als Schreiber nennt sich Gabriel Gutrater, Archigrammateus civitatis Viennae (fol. 6v: Abdruck bei Zajic, Selbstvergewisserung, S. 262, Anm. 7). Gutrater war später auch Bürgermeister von Wien (1522–1524); vgl. Wien Geschichte Wiki und ausführlich Zajic, Selbstvergewisserung, S. 282f.
    Als Vorlage des Transumpts wird das sogenannte Eisenbuch der Stadt Wien insinuiert (vgl. den oben genannten Vermerk), in dem sich die Urkunden freilich nicht finden (Zajic, Selbstvergewisserung, S. 263). Zajic macht wahrscheinlich, dass die Abschrift direkt von den "Originalen" der Maius-Urkunden erfolgte (S. 263f.).
    Martin Roland
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    • HRR
      • Type: Region
    • Stadt Wien
      • Wien
        • Österreich
          • Type: Region
        Persons
        • Bürgermeister
          Keywords
          • Illuminated Charters: Niveaus:
            • N1: with Additional Colours
            • N1: Borders
            • N1: Panels
            • N1: Initials
            • N1: historiated
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