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Charter: Illuminierte Urkunden 1528-01-09_Bozen
Signature: 1528-01-09_Bozen
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1528-01-09, Gran (Esztergom)
Wappenbrief: König Ferdinand I. verleiht Bürgermeister, Rat und Gemeinde der Stadt Glurns (Obervinschgau, Südtirol) ein Wappen. Als Begründung für die Ausstellung nennt das Diplom in der Narratio neben den Verdiensten der Stadt zu Friedens- und Kriegszeiten vor allem deren Einsatz an der nicht zuletzt militärisch exponierten Grenze zu den Bünden: So hätten Bürgermeister, Rat und Gemeinde als die gesessnen an den grenitzen gegen iren anstossernn zu yeder zeýt vnnd sonderlich als es die notdurfft in kriegsleuffen erfordert hat, sich nie anderst dann wie frómen, aufrichtigen, bestendigen vnd getreẃen vnderthanen, eingeleibten vnd zugetanen landleẃtten zusteet vnnd geburt erwiesen, weshalb ihnen Ferdinand das folgendermassen beschriebene und in einer kanzleiüblich mittig gesetzten Miniatur bildlich dargestellte Wappen erteilt: nemlich das vorder tail weiß, darinn ain aufrechter fliegender halber roter adler mit ainem auspraiten swantz, gelber klaen, das gepain seiner flug gelb oder goldfarb geziert, sein gantz haubt aines gelben aufgetanen snabls vnnd ausgeslagner zunngen, gekront mit ainer gelben oder goldfarben kron, vnd das hinder halb tail des schilts in dreý gleichtail vber zwerch, nemblich das vnder rot oder rubinfarb, mitter perlweiß oder silberfarb vnnd oberist tail swartz.
Gustav Pfeifer
Source Regest: 
Bearbeitungsstand: HOCH
 

Original
Current repository
Bozen, Südtiroler Landesarchiv, Südtiroler Archivalien B 60, XXIX

Keine Spuren bei den Einschnitten zu erkennen, die belegen, dass die Urkunde je besiegelt gewesen wäre (vgl. Pfeifer, 2020, S. 23, der davon ausgeht, dass der Siegel bald verloren ging und daher keine Spuren hinterlassen habe). In der Corroboratio wird das Königssiegel angekündigt: besigellt mit unnserem kunigklichen anhangenden innsigl.
Material: Pergament
Dimensions: 55,6 x 43 cm (+ 11,6 cm Plica)
Condition: 2018 restauriert
    Graphics: 







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      • Materielle Beschreibung: 
        Wappenbrief mit mittig (leicht nach links gerückt) ausgespartem, annähernd quadratischem Bildfeld. Ausstellernamen (W)ir Ferdinand in vergrösserter ganz kanzleitypischer Zierschrift. Die Initiale "W" (stark vergrössert und links herausgerückt) und einige Majuskeln der ersten Zeile cadellenartig gestaltet.
      • Stil und Einordnung: 
        ... alsdann yzgemelt wappen in mitten diss vnnsers kunigklichen briefs gemalet vnnd mit farben aygentlicher außgestrichen sein: Dass das Wappen in den Text inseriert ist, wird auch in diesem angekündigt.
      • Das Bildfeld mit dem Wappen wird von einem auffallend breitem, blattgoldenen und mit Filigran verziertem Rahmen umgeben. Im Bildfeld zwei in kurze Renaissance-Gewänder gekleidete Putti, die den Wappenschild halten (zur Blasonierung siehe Regest). Die Putti stehen auf einem perspektivisch gesehenen Grund. Über dem Wappen eine golden gerahmte Kartusche mit der Jahreszahl MLXXVIII.
      • Die technische (Goldgrund des Rahmens) und malerische Qualität ist beachtlich. Die Wappendarstellung mit den beiden Schildhaltern ist vollständig dem Empfinden der Renaissance verpflichtet.
      • Die stilistische Einordnung ist problematisch. Sowohl am Ausstellungsort (Ungarn) als auch in Tirol gibt es durchaus Vergleichbares, sowohl in Bezug auf die Rezeption der Renaissance im Allgemeinen als auch bei Wappenbriefen im Speziellen.
        Für Tirol ist auf das Missale des Neustifter Propstes Augustin Posch (Stiftsbibliothek, Cod. 100), das 1524/26 entstand, zu verweisen (Kunst in Tirol 1 [2007], S. 643f., Kat.-Nr. 334 [Martin Roland] und Tafeln S. 500f., sowie https://manuscripta.at/hs_detail.php?ID=35421 [mit Volldigitalisat]).
        Für Ungarn sind die mitunter sehr üppig ausgestatteten Wappenbriefe aus den Kanzleien von König Ladislaus II. (Vladislav II.) bzw. von König Ludwig II. zu nennen, die von ca. 1490 bis zur Schlacht von Mohács (1526) vorliegen. Der von Ludwig II. 1519 Juni 25 für Dorothya Kanizay ausgestellte Wappenbrief (DL 24773) zeigt ebenfalls Wappenhalter (Schildhalter), ebenfalls eine Kartusche über dem Wappen, die zudem von Putti gehalten wird, und - vor allem - eine beachtliche malerische Qualität (Link). Trotzdem sind viele Elemente, nicht zuletzt der naturalistische Randdekor, nicht vergleichbar.
      • Der breite Rahmen könnte eher für die österreichisch-Tiroler Option sprechen und gegen Ungarn, wo dieses Phänomen nicht so verbreitet ist, vor allem auch weil dort die Wappenminiatur bei Wappenbriefen nicht mittig positioniert ist, sondern zu Beginn des Textes platziert wird. Ein Beispiel für den breiten Rahmen stellt ein Wappenbrief Maximilian I. für Rottenbucher dar (1518 April 10), der zudem in Innsbruck (also in Tirol) ausgestellt wurde (Link).
        Die malerische Qualität lässt einen Buchmaler erkennen, jemanden der auf der Höhe seiner Zeit steht. Und gerade dafür gibt es zeitnah in Tirol eine Parallele: das bereits genannte Posch-Missale in Neustift. Die Dedikationsminiatur (fol. Iv) ist von einem goldenen Rahmen umgeben, Putti halten Wappen und die Krone Mariens (einer ist sogar bekleidet) und es findet sich eine Kartusche mit der Datierung über der Szene. Die bewegte Gestalt des Isaak-Knaben auf fol. 52r im Bas de Page ist den wappenhaltenden (schildhaltenden) Putti der hier behandelten Urkunde durchaus verwandt.
      • Martin Roland, Gustav Pfeifer
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      Wir Ferdinand von Gottes gnaden zu Hungernn vnnd Behaým, Dalmatien, Croatien etc. kunig, infant in Hispanien, ertzherzog zu Osterreich, herzog zu Burgundi, zu Brabandt, zu Steýr, zu Kárndten, zu Crain, zu Slesien, zu Lutzemburg vnnd zu Wirtemberg etc. furst zu Swaben, gefurster graf zu Habspurg, zu Tirol, zu Gortz, zu Pfirt, zu Kiburg etc. lanndgraf in Ellsass, marggraf des Heiligen Romischen Reichs zu Merhernn, ob der Enns, zu Burgaẃ vnnd zu Lawsitz etc. herr auf der Windischen Marck, zu Portenaẃ vnnd zu Salins etc., romischer kayserlicher maýestat im Heýligen Reich statthallter etc., ||
      bekennen vnnd tun kundt allermenigklich mit disem brief, wiewol wir aus angeborner gute vnnd kunigklicher miltigkait allzeit genaigt sein, aller vnd ýedlicher vnnser vnd vnnserer kunigreiche, erblichen furstenthumb vnnd lannden vnderthanen vnd getreẃen eere, nutz, aufnemen vnnd pesstes furzenemen vnd zubetrachten, so ist doch vnnser kunigklich gemut billich mer begirlich gegen denen, deren vorellternn vnd sý sich gegen weilend vnnsernn vorfaren, auch vnns als irer von Got verordneten vnd gesetzten oberkait, rechten kunig, naturlichen gegeben landesfursten vnnd erbherren in aller schuldiger gehorsam gutwillig erzaigt, vnnd vns als die aufrichtigen vnnd getreẃen vnderthanen in sonderlicher guter bestendigkait, lieb, treẃ vnd naigung angehanngen sein, vnnd solh ir bestendig, aufrichtig vnd vndertenig gemut in den wercken, die solhes warhafftige gezeẃgnuss geben, bewaren vnnd erscheinen lassen, inen zu gnediger erzaigung vnnd erkantnuss solher irer aufrichtigen bestendigkait vnnd vndertenige diennstparkait vor andernn mit vnnsern kunigklichen gnaden vnd freýhaiten zu begaben vnnd zu fursehen. ||
      Wann wir nu gutlich angesehen vnnd betracht haben, welhermassen sich vnnser getreẃen lieben burgermaister vnnd rat vnnd der ganntz commun vnnser stat Glurns vorellternn vnnd ýzo sý vor vil langen jaren vnnd zeither gegen weilennd vnnseren vorfordernn erzherzogen zu Osterreich vnnd grafen zu Týrol nit allain neben vnnd mit vnser furstlichen grafschafft Týrol ersamen vnd getreẃen landschafft in allen zugestannden obligen vnnd furfallenden sachen vnnd handlungen in fridlichen vnnd kriegszeitten ýe vnnd all wegen mit darstreckhung irer leib vnnd guter, irem vessten vermugen nach inn aller schuldiger gehorsam ganntz gutwillig vnd vndertenig erzaigt, sonder auch als die gesessnen an den grenitzen gegen iren anstossernn zu yeder zeýt vnnd sonderlich als es die notdurfft in kriegsleuffen erfordert hat, sich nie anderst dann wie frómen, aufrichtigen, bestendigen vnd getreẃen vnderthanen eingeleibten vnd zugetanen landleẃtten zusteet vnnd geburt, an weilennd gedachten vnnsernn vorfaren vnnd bisher vnns vnd derselben vnnser furstlichen grafschafft Týrol sonderlich wol gehallten vnnd damit ir eerlich, lóblich gemut, lieb vnd treẃ inmasen sý vnns vnd inen selbs iren pflichten nach schuldig sein, gnugsam beweist haben, demnach zu erkantnuss solher iren getreẃen wolhaltenns vnnd bestendigen vndertenigkait vnd gehorsam, ||
      so haben wir mit wolbedachtem mut, gutem rat, aigner bewegnuss vnnd rechter wissen den bemelten burgermaister, rat vnnd comun derselben vnnser stat Glurns vnnd iren nachkomen in ewig zeit dise besonder gnad getan vnd inen des hernachgeschriben stat wappen vnnd cleinat mit namen ainen schilt nach der lenng in mitten gleich abgetailt, nemlich das vorder tail weiß, darinn ain aufrechter fliegender halber roter adler mit ainem auspraiten swantz, gelber klaen, das gepain seiner flug gelb oder goldfarb geziert, sein gantz haubt aines gelben aufgetanen snabls vnnd ausgeslagner zunngen, gekront mit ainer gelben oder goldfarben kron, vnd das hinder halb tail des schilts in dreý gleichtail vber zwerch, nemblich das vnder rot oder rubinfarb, mitter perlweiß oder silberfarb vnnd oberist tail swartz, alsdann yzgemelt wappen in mitten diss vnnsers kunigklichen briefs gemalet vnnd mit farben aygentlicher außgestrichen sein, von neẃem gnedigklich verlihen vnnd gegeben haben, verleihen vnnd geben inen auch solhes in crafft der sondernn freýhait, damit wir vnnd vnnser haẃß Osterreich desshalben von rómischen kaýsernn vnnd kunigen, auch wir in sonderhait von vnnserem lieben bruder vnnd gnedigen herren kaýser Karlen dem funfften begabt vnnd fursehen sein, vnnd auch aus kunigklicher vnnd furstlicher macht wissentlich mit disem brief, vnnd mainen, setzen vnnd wellen, das nu furbaßhin die obgenantn burgermeister vnd rate das obgeschriben stattwappen in allen vnd ýedlichen eerlichen redlichen sachen vnnd geschefften zu verfertigung vnnd besiglung aller irer brief, henndl vnd schrifften, so von inen als burgermaister vnd rat innamen vnnd von wegen gemainer stat Glurns kunfftigklich aufgericht, ausgeen vnnd verfertigt werden, auch in aufslagen, anmalen vnnd sonst in anndernn eerlichen orten vnnd steten irer vnnd gemainer stat notdurfften nach vnnd zu solhem alle gnad, eer, wirde, vortail, recht, gerechtigkait vnd gewonnhait [ha]ben vnnd sich der inmassen wie annder vnser furstlichen grafschafft Týrol stet, so mit dergleichen freýhait vnnd gnaden auch wappen begabt vnnd fursehen sein, gebrauchen vnd geniessen sollen vnd mugen von allermenigklich unuerhindert, vnnd gebieten darauff allen vnnd ýegklichen des Heýligen Romischen Reichs vnderthanen, auch allen vnnd ýeden vnnsernn fursten, gaistlichen vnnd weltlichen, prelaten, grafen, freýen herrnn, ritternn vnnd knechten, haẃbtleutten, lanndmarschallen, v[itz]thumben, vogten, pflegernn, verwesernn, burggrafen, ambtleẃtten, lanndrichtern, kondigernn der wappen, ernholden, perseuandten, schulthaissen, burgermaisternn, richternn, reten, burgernn, gemainden vnnd sonst allen andernn vnserer kunigreich, erblichen vnnd anderer furstenthumb vnnd lande, vnderthanen vnd getrewen, in was wirden, stands oder wesens die sein ernstlich vnd vestigklich mit disem brief vnnd wellen, das sý die obgenannten burgermaister vnnd rate vnnser stat Glurns an den obgeschriben wappen auch gnaden vnnd freýhaiten, nit hindernn noch irren, sonder sý der wie obsteet gutlich gebrauchen vnnd gentzlich dabeý beleiben lassen vnnd hiewider nit tun noch ýemannds anderm zetun gestatten in kain weise noch wege als lieb ainem ýeden seý vnser swer vngnad vnnd darzu ain peen, nemlich zwaintzig marck lottigs goldes zuuermeiden, die ain ýeder so offt er fráfenlich hiewider tete, vnns halb in vnnser chamer vnnd den andernn halben tail den vorgedachten burgermaister vnd rate vnnser stat Glurns vnd iren nachkomen egedacht vnnachleßlich zu bezalen verfallen sein sol, doch anndernn, die villeicht den obgeschriben wappen vnd cleinaten gleich furten, an iren wappen vnnd rechten vnuergriffen vnd vnschedlichen. ||
      Mit vrkundt diss briefs besigellt mit vnnserem kunigklichen anhangenden innsigl, geben zu Gran am neundten tag des monets januarý nach Christi vnnsers lieben herrnn geburt funfzehenhundert vnnd im achtundzwainzigisten, vnnserer reiche im andernn jaren. ||
      Ferdinand ss. ||
      ad mandatum domini regis proprium J.(ohann) Ferenberger ss. ||
      Registrata P.(anthaleon) Vogt ss. ||
      [S.P.D.] ||
      ||
      (nach Pfeifer, 2020)
      Bibliography

      Comment

      Unter dem Text (von der Plica verdeckt) eigenhändige Unterfertigung des Ausstellers: Ferdinand s(ub)scripsi)
      Auf der Plica rechts der Mandatsvermerk des (reichischen und oberösterreichischen) Sekretärs Johannes Fernberger: Ad mandatum domini regis proprium / J. Ferenberger s(ub)s(cripsi)
      Verso Registrata-Vermerk des Kanzleiregistrators und -taxators Panthaleon Vogt (Angaben nach Pfeifer, 2020, S. 22, 35)
      Places
      • Glurns
        • Gran (Esztergom)
          • HRR
            • Type: Region
          • Südtirol
            • Type: Region
          • Tirol
            • Type: Region
          • Ungarn
            • Type: Region
          Persons
          • König Ferdinand I.
            Keywords
            • Illuminated Charters: Niveaus:
              • N1: Coat of arms
              • N1: painted
              • N1: historiated
              • N1: Panels
              • N1: with Additional Colours
              • N2: Display script (with decorative character)
            • IllUrk-Urkundenart:
              • Wappenbrief
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