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Charter: Illuminierte Urkunden 1531-10-12_Braunau
Signature: 1531-10-12_Braunau
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1531-10-12, Speyer
Wappenbrief: König Ferdinand I. verleiht den Gebrüdern Wolfgang, Hans und Jörg Staininger einen Steinraben als Wappen.
Source Regest: 
Bearbeitungsstand: MITTEL
 

Original


Notarius Description: Anhangendes rotes Wachssiegel in HolzdoseMaterial: Pergament


    Graphics: 







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      • Materielle Beschreibung: 
        Wappenbrief mit mittig ausgespartem, deutlich hochrechteckigem Bildfeld. Ausstellernamen (W)ir Ferdinand in vergrösserter ganz kanzleitypischer Zierschrift. Die Initiale "W" (stark vergrössert und links herausgerückt) cadellenartig gestaltet.
      • Das Wappen der Deckfarbenminiatur wird durch einen reich gestalteten architektonischen Rahmen eingefasst. Dieser besteht aus zwei seitlichen Säulen und einer Bogenstellung. Der Grund, auf dem das Vollwappen aufliegt, ist aus metallischem Silber (oben) bzw. Gold (? - unten).
      • Stil und Einordnung: 
        ... alsdann dieselben wappen unnd klainat inmitten ditz unnsers gegenwürtigen kuniglichen brieves gemalet unnd mit farben aigenntlicher ausgestrichen sein: Dass das Wappen gemalt ist, wird im Text angekündigt, wo es anzubringen ist, wird nicht spezifiziert.
      • Architektonischer Rahmen
        Der architektonische Rahmen bildet aus kunsthistorischer Sicht das hervorstechende Merkmal des hier vorliegenden Wappenbriefes. Der Rahmen ersetzt die sonst vielfach zu beobachtende Rahmung des Bildfeldes. Drt Blickpunkt ist bemerkenswert untersichtig: Von unten blickt der/die BetrauchterIn auf die Bodenplatte, auf der die beiden seitlichen Säulen stehen.
      • Seit wann Wappenminiaturen in Wappenbriefen architektonisch gerahmt wurden, wurde (meines Wissens [2021]) bisher noch nicht untersucht. Das im Projekt "Illuminierte Urkunden" vorrätige Material enthält einen 1511 Mai 23 von Kaiser Maximilian I. für Hans Kolnpacher ausgestellten Wappenbrief (Prag, Stadtarchiv, PGL V 16). Das Wappen ist von goldfarbenen, deutlich der Renaissance verpflichteten Elementen umgeben, die als seitliche Säulen und als Festons gedeutet werden können. Traditionell ist jedoch der das ganze Bildfeld umgebende Rahmen. Weniger stark von der Renaissance geprägt ist die sehr vergleichbare architektonische Rahmung der Wappenminiatur des Wappenbriefes für die Sebastianbruderschaft in Salfelden (1514 Jänner 14, Innsbruck) im Salzburger Landesarchiv. Nicht vom Kaiser sondern von Herzog Ludwig X. von Bayern, wurde 1516 März 10 in Landshut ein Wappenbrief für Velden (im Vilstal) ausgestellt, der zwar ebenfalls einen (sogar sehr dominanten) Rahmen, innerhalb jedoch eine in der Farbigkeit nun schon natürliche von zwei Säulen betonte Bogenstellung zeigt.
        Voll ausgeprägt, wenngleich immer noch von einer schmalen Goldleiste umgeben, ist die architektonische Rahmung in einem von Erzbischof Matthias von Salzburg 1524 Juli 23 in seiner Residenzstadt ausgestellten Wappenbrief für Wolfgang Kellner (Salzburg, Landesarchiv). Hier schliesst der Staininger-Wappenbrief die Entwicklung weiter steigernd an.
      • Der hier besprochene Wappenbrief stellt ein bemerkenswertes Zeugnis einer gestalterischen Sonderform der Wappenbriefe dar, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stark hervortreten wird.
      • Waldrapp/Steinrabe
        Der verliehene "Steinrab" (Steinrapp) ist für die historische Ornithologie von grosser Bedeutung. So wird ein in Europa im 17. Jahrhundert ausgestorbener Ibisvogel mitunter auch bezeichnet, der als Waldrapp (Corvus sylvaticus) bekannt ist und ausserhalb Europas überlebt hat. Eine umfassende Quellensammlung hat Martin Roland vorgelegt, die auch den hier behandelten Wappenbrief beinhaltet: Link.
      • Familie Staininger
        Die Familie Staininger ist in Braunau am Inn gut bezeugt und auch das Wappen in mehreren Abbildungen nachweisbar.
        Zu nennen ist der Epitaph des Hanns Staininger (gest. 1567; seine ebenfalls genannte Frau 1570 verstorben), der sich an der Stadtpfarrkirche von Braunau befindet (Meindl, Bd. 2, S. 90); das Wappen links neben dem Kopf des Verstorbenen. Hans Staininger war Mitglied des inneren Rates der Stadt, als Handesherr tätig, Stadthauptmann aber vor allem berühmt wegen seines überlangen Bartes (für Erstinformationen siehe HIER; sowie Max Eitzlmayr, Hanns Staininger, Stadthauptmann zu Braunau, in: Heimat am Inn 16, 1995, S. 69–73). Der Rotmarmor-Epitaph zeugt von seiner Stellung.
        Im Bezirksmuseum in Braunau befindet sich ein Votivbild der Familie Staininger (Inv.-Nr. 31475/79), das ebenfalls das Wappen zeigt (LINK). Ein weiteres Bildzeugnis findet sich im ab 1575 geführten Stammbuch des Paul Jenisch (Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. Hist. Qt. 298, fol. 72r), das zu einem Eintrag eines Hannss Staininger aus dem Jahr 1585 gehört (Ob die Miniatur mit auf diese bezogenen Sinnsprüchen schon existierte und der Eintrag und das Wappen beigefügt wurden, oder ob beides in einem entstand, muss noch untersucht werden).
      • Ein aus vielerlei Gründen höchst problematisches Dokument stellt ein "Wappen- und Adelsbrief" Kaiser Rudolfs II. dar, der 1601 Dezember 30 in Prag ausgestellt wurde. Die Darstellung wurde aufgeklebt, der Text ist als zeitnahe Abschrift auf Papier zu bewerten.
      • Martin Roland
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      Wir Ferdinand von Gottes genaden römischer Kunig zu allen zeiten merer des Reichs in Germanien, zu Hungern, Behem, Dalmacien, Croacien unnd Slavonien etc. kunig, infannt in Hispanien, ertzherzog zu Osterreich, hertzog zu Burgundi, zu Brabannt, zu Steir, zu Kernndten, zu Crain, marggrave zu Mechern etc., zu Lutzemburg, in Ober- unnd Niderslesien, zu Wirtemberg unnd Tegkh hertzog, furst zu Schwaben, gefurster grave zu Habspurg, zu Tyrol, zu Phirt, zu Kiburg unnd Görtz etc., lanndtgrave in Ellsass, marggrave des Heiligen Romischen Reichs zu Burgaw, Ober- unnd Niderlausitz, herr auf der Windischen Margkh, zu Portenaw und zu Salins etc. ||
      bekhennen offentlich mit disem brieve unnd thun khundt allermenigelich, das wir guetlich angesehen unnd wargenomen haben die erberkait, redlichait, guet sitten, tugennt unnd vernunfft, damit unnsere unnd des reichs lieben getrewen Wolffganng, Hanns unnd Jörg die Stainninger gebrueder vor unns beruembt sein, auch dazue die getrewen diennst, die sy sich gegen unns unnd dem heiligen römischen reich unndertheniglich unnd guetwillig erbieten, auch wol thuen mögen unnd sollen, unnd darumb mit wolbedachtem muet, guetem rat unnd rechter wissen denselben Wolffganngen, Hannsen und Jörgen den Stainingern gebruedern unnd allen iren eelichen leibserben unnd derselben erbennserben die hernach geschriben wappen unb klainat mit namen ainen schiltt nach der lenng durchab in zween gleich tail abgetailt, nemlich die hinder weiß unnd vorder feldung schwartz, im grund baider tail des schillts ain drifacher pühel in seiner mitte nach des schillts abtaylung mit seinen farben abgewechselt, als nemlich im weissen schwartz unnd schwartzen tail weiß, auf dem mittern hohern pühel ain Stainrab furwertssteend in seiner mitte gleich auf des schillts farbenabwechßlung, als nemlich sein rechter fueß furgestellt sambt seinem vordern halben thayl in des schillts schwartzen halbirung weiß unnb sein hinnder tail mit seinem lingken hinndergestellten fueß ubergeschwungen flugen unnd schwanntz in der weissen feldung bes schillts schwartz, auf dem schillt ain hellm geziert mit schwartzer unnd weisser helmdeckhen, darauf ein gewundtner pausch zurugkh aus fliegennden binnden, daraus enntspringennd zway püffelhörnner, die mundtlocher offen unnd von einannder gekhert, yedes in seiner mitte abgetaillt, als nemlichen das hintern oben unnd das vorder unnden weisß, zwischen denselben hörnnern ain dreifacher pühel unnd darauf ain stainrab erscheinenndt, bede puhel unnd vogel von obengenannter zwaier farben abgetaillt in allermassen wie im schillt, alsdann dieselben wappen unnd klainat inmitten ditz unnsers gegenwürtigen kuniglichen brieves gemalet unnd mit farben aigenntlicher ausgestrichen sein, von newem genediglich verlihen unnd gegeben, verleihen unnd geben inen die auch also aus römischer kunigelicher macht volkhommennhait hiemit wissenntlich in crafft ditz briefs unnd mainnen setzen unnd wollen das nun furbashin die genannten Staininger gebruder all ir eelich leibserben unnd derselben erbennserben in ewig zeit die obgeschriben wappen unnd klainat haben fueren unnd sich der in allen unnd yegelichen eerlichen unnd redlichen sachen unnd geschefften, es sey in streiten kempffen, gestächen, gefechten, panieren, gezellten, aufschlagen innsigeln, betschaden, clainaten, begrebnussen unnd somist an allen anndern ennden nach iren notturfften willen unnd wolgefallen gebrauchen sollen unnd mugen (…) ||
      Mit urkund ditz brieves besigelt mit unnserm kunigelichen anhanngenden insigel. Geben in unnser unnd des heiligen reichs stat Speyr den zwelfften tag des monats octobris nach Christi unnsers herrn geburt tawsenntfunffhundert unnd im ainunddreissigisten, unnserer reichs des romischen im ersten unnd der anndern im funfften jaren. ||
      Ad mandatum domini regis proprium J.(ohann) Ferenberger ss. ||
      (Text bearbeitet auf Grundlage von: Meindl, Bd. 2, S. 91)
      Bibliography
      Auf der Plica rechts der Mandatsvermerk des (reichischen und oberösterreichischen) Sekretärs Johannes Fernberger: Ad mandatum domini regis proprium / J. Ferenberger s(ub)s(cripsi)
      Der Ausstellungsort Speyer passt in das Itinerar Ferdinands: am 5. September war er in Göppingen, am 6.-28. September in Stuttgart, am 30. September bis 17. Oktober in Speyer. Dann am 18. Oktober in Bruchsal und , am 19./20. in Stuttgart, am 21. in Kirchheim unter Teck, am 23./24. in Illertissen und am 25./26. Oktober in Kaufbeuren (vgl. Anton von Gévay, Itinerar Kaiser Ferdinand's I. 1521-1564, unpaginiert (Seite zum Jahr 1531).
      Wie Meindl, Bd. 2, S. 93, mitteilt, war der berühmte und extrem lange Bart des Hans Staininger, der hier behandelte Wappenbrief Ferdinands sowie der Wappen- und Adelsbrief Kaiser Rudolfs II. von 1601 (siehe unten) im Jahr 1880 im Besitz der Augsburger Familie Preyss. 1911/12 gelangten Bart und die Urkunden in den Besitz der Stadt Braunau.
      Ein weiterer Hans Staininger wurde von Kaiser Rudolf II. 1601 Dezember 30, Prag, geadelt und das bekannte Wappen wird erneut (leicht abgewandelt) blasoniert: (…) ein Steinrab mit ofenen Schnabel vorwärts stehend in seiner Mitte nach des Schildes Farbenabwechslung (…) (Meindl, Bd. 2, S. 92). Das Schriftstück ist aus diplomatischer Sicht spannend aber höchst problematisch.
      Martin Roland
      Places
      • HRR
        • Type: Region
      • Speyer
        Persons
        • König Ferdinand I.
          • Wolfgang, Hans und Jörg Staininger
            Keywords
            • Illuminated Charters: Niveaus:
              • N1: Coat of arms
              • N1: painted
              • N1: historiated
              • N1: Panels
              • N1: with Additional Colours
              • N2: Display script (with decorative character)
            • IllUrk-Urkundenart:
              • Wappenbrief
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