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Charter: Illuminierte Urkunden - Papsturkunden 1393-06-16_Wien-2
Signature: 1393-06-16_Wien-2

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1393-06-16_Wien-2

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1393-06-16, Perugia
Papst Bonifaz IX. inkorporiert auf die Bitte des Erzbischofs Pilgrim von Salzburg das Stift Berchtesgaden (Berchtersgadem) der erzbischöflichen Tafel.
Source Regest: 
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
 

Original
Current repository
Wien, Haus- Hof- und Staatsarchiv (HHStA), AUR, sub dato

Bleibulle
Material: Pergament


    Graphics: 
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    • Materielle Beschreibung: 
      Littera cum filo serico (Bulle im engeren Sinn) mit Papstnamen in Zierschrift, die Lombardenformen verändert, stark vergrösserter Initiale B(onifatius) mit üppigen Aussparungen und graphischen Fortsätzen (Fleuronnée). Solcher Dekor auch bei und über der Zierschrift, bei den cadellenartig gestalteten langen S-Schäften der ersten Zeile, der Lombarde A(d perpetuam), vor allem auch beim Skriptorenvermerk auf der Plica, jedoch auch - und das ist wichtig - bei Majuskeln und einzeiligen Lombarden im Text.
    • Stil und Einordnung: 
      Hieronymus de Ferentino ist der künstlerisch profilierteste Schreiber der päpstlichen Kanzlei der 1390er Jahre. Auch das von ihm erhaltene Oeuvre (20 Stück in der Sammlung "Illuminierte Urkunden") ist von beachtlichem Umfang.

      Die hier vorliegende Urkunde ist, nach heutigem Wissen, die erste Littera cum filo serico mit üppigem graphischem Dekor, der auch in das Umfeld von Initialen, Zierschrift und Cadellen ausgreift. Vorstufen gab es in einem feierlichen Privileg des Schreibers S. de Aquila (1381 Juni 1) und in einer von A. de Righa mundierten Littera (1391 August 8). Der graphischer Dekor des Jeronimo de Ferentino übertrifft bei der Gestaltung von Papstbriefen sogar die Werke des Stefano dell' Aquila, dem auch sehr umfangreicher und qualitativ höchstwertiger graphischer Dekor (Fleuronnée) in Handschriften zugeschrieben wurde (Manzari, Scribes, 2018, S. 155-169).
      Dies wird besonders augenfällig wenn man die zweite Ausfertigung der hier vorliegenden Urkunde, die von Stefanus de Aquila mundiert wurde, vergleicht (1393 Juni 6).
    • Dem Skriptor Hieronymus de Ferentino ist es zu verdanken, dass sich der Dekor ausbreitet und ab etwa 1400 die Randbereiche des Pergaments und die Binnenfelder der Initialen füllt. In der hier behandelten Urkunde (jene von 1392 April 10 ist noch deutlich descheidener), ist der Dekor bei der Initiale, im Grunde Formen, die im Buchwesen als Filigran (Fadenranke) bezeichnet werden und oft zur Hintergrundgestaltung genutzt werden, noch sehr locker und beschränkt sich auf drei Stellen. Die Zierschrift des Papstnamens ist hingegen schon von einer Dekorfläche hinterblendet. Die Formen entwickeln sich zwar noch aus den Buchstabenformen, die sie begleiten, werden aber bereits als Einheit wahrgenommen. Dieses Prinzip wird dann auch auf den oberen Rand der Urkunde ausgreifen und dort, gleichsam wie eine Bordüre, Flächen füllen (vgl. bei 1396 Juli 29).
    • Das Formenrepertoire des Hieronymus de Ferentino ist überreich. Die Buchstabenkörper sind durch kleinteilige, oft als Ranken organisierte Aussparungen gleichsam aufgelöst.
      Charakteristische Motive sind Spiralen, deren Hauptstamm dicht mit Ornament besetzt sind (zum Beispiel 1396 Juli 29), und vergleichsweise grosse Blüten mit vollfarbigen Motiven (vgl. ebendort). Weiters sind die cadellenartig gestalteten Oberlängen der beiden langen "s" in der ersten Zeile zu nennen, die einerseits in flirrende Federzüge strukturiert werden, die die Form des Buchstabens vollkommen auflösen, und die andererseits die vertikalen Schäfte mit Perlenreihen besetzen, ein Motiv aus dem klassischen Fleuronnée des Buchwesens.
    • Weitere Zuschreibungsversuche
      Dass Hieronymus de Ferentino Einfluss ausgeübt hat auf die Entwicklung des Dekors, den seine Kollegen auf Papstbriefen angebracht haben, ist offensichtlich. Einen Sonderfall stellen Urkunden dar, bei denen - warum auch immer - kein Skriptor eindeutig benannt werden kann. Ein solcher Fall liegt bei einem 1396 März 18 ausgestellten Stück vor. Die graphischen Motive zeigen den Einfluss des Hieronymus, manches so direkt, dass man versucht ist das Stück ihm selbst zuzuschreiben (für weitere Details siehe dort).
    • Bedeutung des Hieronymus de Ferentino
      In Hieronymus aus Ferrentino, 80 km südöstlich von Rom gelegen, haben wir wohl den Künstler vor uns, der den graphischen Dekor bei Urkunden der kanzlei von Papst Bonifaz IX. zum Höhepunkt führt. Solche Höhepunkte gab es schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Auch unter Martin V., Eugen IV. und bei den Urkunden des Konzils von Basel und auch später gibt es solche Hochzeiten.
    • Martin Roland
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    Bibliography

    Comment

    Scriptor: Je. de Ferentino; Dupplicata pro (?) A. de Calvis.
    Hieronymus de Ferentino wird von Frenz erwähnt (https://www.phil.uni-passau.de/fileadmin/dokumente/fakultaeten/phil/lehrstuehle/frenz/RORC/littera_H.pdf): Er ist von 1393 bis 1401 als Scriptor nachweisbar.
    In der Sammlung "Illuminierte Urkunden" sind 23 Stücke von seiner Hand vertreten. Das früheste Stück datiert von 1392, also vor dem von Frenz festgestellten Zeitrahmen, das letzte Stück der Sammlung dehnt seine Tätigkeit bis 1402 aus: 1392 April 10, 1396 Juni 5, 1396-Juni 17 (6 Stück), 1396 Juli 29, 1397 April 7, 1397 Dezember 21, 1398 Dezember 1, 1398 Dezember 4, 1399 März 25, 1399 März 25 (2 Stück), 1401 Jänner 16, 1401 Mai 31, 1401 Juli 5, 1401 August 2, 1402 Jänner 3, 1402 Juli 4.
    Places
    • Bayern
      • Type: Region
    • Berchtesgaden
      • Deutschland
        • Type: Region
      • Italien (Kurie)
        • Type: Region
      • Perugia
        • Type: Ausstellungsort
      Persons
      • Papst Bonifaz IX.
        Keywords
        • Illuminated Charters: Niveaus:
          • N2: Penwork(Fleuronnée)
          • N2: Display script (with decorative character)
          • N2: Initials
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