Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 225. , S. 185
225.
1440, März 15.
Der Freiherren von Raron, Herren im Toggenburg und zu Utznach, Landreeht mit Schwyz und Glarus.
Wir Hilteprand vnd Peterman von Raren gepruoder fryherren für vns, alle vnser erben vnd nachkomen, die wir harzuo wussenk- lich verpinden, vergehen vnd tuond kund offenbar mit disem brieff. Als der edell wolgeporn vogt Virich von Mätsch der jünger, graff ze Kirchperg vnd houptman an der Etsch, vnser lieber pruoder1) vnd vetter, vormals ouch für sich selber vnd in namen der wol- gepornen vnser lieben muotter vnd frowen, frow Margrethen von Raren geborn von Rotsüns seliger gedechtnisse, dera erbtheil dise nachgeschribnen landen, lüten, stetten, vesten vnd guotten2) an vns gevallen ist, mit ander vnsers vettern vnd öhems Graue Fridrichs von Togkenburg seliger gedechtnisse jr miterben, vnd mit semlichen ererbtten herschaftten, landen, lüten vnd guotten etc. ein ewig lant- recht ze Switz vnd Glarus an sich gnomen hant nach lut vnd sag des lantrechtbrieffs8) darüber gegeben, derselb brieff in einem arti- kell wiset, wie ein endrung beschech mit denselben herschafften, stetten, slossen, landen, lüten vnd guotten, oder in ander hend keme, das dann dieselben4) ouch sölich lantrecht an sich nemen, glüpt vnd eyde tuon sölten etc. Vnd als sich ouch nu gemacht hat, das sölich endrung, teilung vnd entscheidung5) darinne beschehen, vnd der egenanten von Raren vnser muotter erbteil an vns egenanten von Raren gevallen ist als vorstat, zuogetheilt worden sind, was
1) Stiefbruder. ») Güter. 3) Nr. *O«. ') die neuen Besitzer. 5) Aus scheidung.
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herschafften, landen, telrr, slossen, vesten, lüt vnd guotten nid dem Walensew glegen vnd des egenanten von Togkenburg gewesen sind etc., das vns mit demselben guott allem, es sige sloss, stctt, land, gericht, teller, lüt vnd gnot, nichtz vsgenomen noch vorbehept, die fürsichtigen vnd wysen vnser guotten fründe, Ammanne vnd ge mein lantlüte der lender ze Switz vnd ze Glarus zuo ewigen land- lüten angenomen vnd empfangen hand vnd ist das beschehen mit semlichen fürwortten6) als hienach geschriben stät.
(Folgen die Art, 1, 2, 4 [wo jedoch der Satz, dass Schwyz und Glarus die ungehorsamen Unterthanen sollen gehorsam machen, weggelassen ist], 5, 6, 7, 8, 9, 10, I1, 12, 13, 14, IS, 16, 17 [wo noch der Fall von »Stössen oder Misshellen« zwischen den Herren und ihren Unter thanen beigefügt ist, und ebenso das Rechtbieten auf bloss eines der beiden Länder für zulässig erklart wird] und 19 [wo die Herrschaft Oesterreich weggelassen ist] in Nr. SOS.)
Vnd harüber ze einem waren vnd ewigen vrkunde, so haben wir die vorgenanten Hiltprand vnd Peterman von Raren gepruodere disen brieff den egenanteu von Switz vnd von Glarus mit vnsecn eigenen anhangenden jngesigeln versigelt geben in vnser statt Liechtensteig vff zinstag nechst vor dem heiligen palmsunnentag, nach Gristi gepurte do man zalt Thusend vierhundert vnd vierzig jare.
Nach dem Original auf Pergament im Archiv Schwyz (gefälligst mit- getheilt von Hrn. Archivar Kälin); das eine der beiden Siegel hängtT Ge druckt bei T s c h u d i II. 296 ff.
Anmerkung.
Art. 18 des Landrechtbriefes der toggenburgischen Erben vom 11. April 1437 (Nr. *OS) sagt:
»Es ist ouch herinn bereu, wenn sölich herrschafft, stett, schloss, land etc. mit töden oder mit andern sachen verendert werden gar oder ein tail, das denn der vnd die selben, an die vnd zuo den (deren) handen vnd gewalt des jchtz keme, den obgeschribnen von Swytz vnd Glarus, wenn sy es ernorderteu, gelüpt vnd ayd damit tuon sölten, als wir das haben getan än widerred vnd geverde.«
Die Grafschaft U t z n a c h war aus dem toggenburgischen Erbe zufolge Nr. S1« und *1B dem Freiherrn Ulrich von Rhäzüns, seiner Schwester Mar- gareth von Raron geb. von Rhäzüns und ihrem Sohne Hildbrand von Raron
») unter solchen Bedingungen.
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gefallen. Ulrich von Rhäzüns und seine Schwester — letztere erst seit dem 21. Dezemb6r 1439 (Urk. bei Tschudi II. 284) — waren inzwischen ver storben und die Grafschaft befand sich nun im ausschliesslichen Besitze der Söhne der Frau Margareth aus zweiter Ehe, der Freiherren Hildbrand und Petermann von Raron. Die Nämlichen waren nun auch alleinige Erbherren der Grafschaft Toggenburg, welche früher noch ihr Vetter Georg von Rhäzüns mit ihnen besessen hatte; vergl. eine Urkunde vom gleichen Tage bei Tschudi II. 294. Es ist daher begreiflich, dass Schwyz und Glarus, für welche unter dem ganzen toggenburgischen Erbe gerade die Landschaften Utznach und Toggenburg den grössten Werth hatten, darauf drangen, dass die beiden neuen Herren, welche in dem Landrechte von 1437 noch mcht ge nannt waren, dasselbe zu erneuern hätten.
Was nun die kleinen Abweichungen betrifft, welche unsre Urkunde gegenüber Nr. *O0 darbietet, so ist es vorerst begreiflich, dass Art. 3 der letztern, welcher von der Feste Grynau handelte, weggelassen wurde, weil man diese Angelegenheit als geordnet betrachten konnte. Ebenso mochte die Bestimmung in Art. 4, nach welcher Schwyz und Glarus die Unterthanen ge horsam macheu sollten, als überflüssig erscheinen, nachdem Utznach den beiden Ländern verpfändet war, die Toggenburger aber den neuen Herren bereits gehuldigt hauen. Eine wirkliche Verbesserung war es, dass in Art. 17 auch den Unterthanen gestattet wurde, auf die Räthe von Schwyz und Glarus, oder auch nur auf den Rath des einen der beiden Länder Recht zu bieten; es war dies eine natürliche Folge davon, dass nicht hlos die Herren, sondern auch die Unterthanen mit Schwyz und Glarus im Landrechte standen. In Art. 19 endlich wird wohl der Vorbehalt wegen der Herrschaft Oesterreich aus dem Grunde weggelassen worden sein, weil die Freiherren von Raron derselben in keiner Weise verpflichtet waren.
Blumer, Johann Jakob: Urkundensammlung des Kantons Glarus, 1865 (Google data) 225. , in: Monasterium.net, URL </mom/KantonGlarus/23cf28f4-2868-485c-8657-89110f57971e/charter>, accessed at 2024-11-21+01:00
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