Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 221. , S. 172
221.
1439, September 9.
Glarus reklamirt bei Hauptmann, Rath und Gemeinde des Sarganserlandes wegen Gut, welches den Land leuten im Gaster genommen worden.
Dem bouptman, dem rantt vnd der ganzen gemeinde ob vnd nid jn Sarganserland vnd da selbs die zu samen gehaft vnd der von Zürich burger meinend zu sin, Tuond wir der landamtnan, die rätte vnd die ganzen gemeind zu Glarus zu wüssende. Ir hand wol vernomen, wie sich etwas kriegs zwüschemi vns vnd denen von Zürich, (fa jr meinend burger sin, erhoben hatt, zu sömlichem krieg sy vns wider recht, als vns eigenlieh bedunkt, bracht vnd gptrengt hant, vnd am lezsten ein tried zwüschend vns davon ge machet vnd beschlossen worden ist nach lut vnd sag des fridbriefs. des wir üch hiemit ein abgesehrift senden, dar jnne jr nu wol sehen mngend, wie die von Zürich vnd alle die jren, ouch wir vnd alle die vnsern vergriffen sin sülen. In dern hand vns nu die erbern vnser lieben vnd getrüwen lantlüt, Vogt, räut vnd gantz gemeinde jm Gastel fürbracht, das ir oder etlieh die vwern jn söm lichem fried vnd sunder ietz kurzlichen etlichen der jren jre ross vnd anken nidergeleit, verstelt vnd entwert1) habind, das vns an üch frömbd vnd vnbillich nimpt vnd uns ouch gantz vnlidenlich ist. Vnd als wir verstanden, so ziechent jr dar jnne für, wie das die selben jm Gastel üch etwas nömen2) haben genomen jn friden, da aber die vnsern sprechend, das sy getruwen, das sich das vor keinem rechten niemer mit recht vinden süle noch muge. Nun ver stand jr an dem fridbrief wol, wie der jn einem artikel wiset, ob deweder teil dem andern zuo gegrifen hette jn friden vnd bestenden3) vnd an den enden, da man frid vnd bestend gehalten vnd berett hett, vnd sich redlich erfind, das sölt man jne nach pillichem be- kern etc. 'Da aber die vnsern redent, da sy den nömen jn keinem friden nit genomen haben, sölle sich ouch mit recht niemer finden,
1) entzogen, genommen. *) Nahme, Raub. 3) Waffenstillständen.
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vnd ist vnsor ernsthliche begerung, das jr den vnsern jr guot, so jr oder die üwern jnen entwert hand, bekerent4), entschlacbent vnd zuo jren banden komen vnd an sölich stett, da jnen das fuog5) sig, volgen lasend vngeschadget, fürderlich vnd ane verziechen. Ist dann sach, das jr sy von sölichs nömen vnd von sömlicher sach wegen ansprach nit meinend ze überheben, so süllend sy üch, wellen sich ouch darzuo halten, üch gerecht werden nach der bünden sag, so vnser eidgnosen von Switz vnd von Zürich samend hand, als der versigelt brief wiset, vnd jnne halt, der ü/ch vnser getrüwen eid gnosen von Switz hiemitte geschikt hand, vnd bieten üch dz vol- komenlich von sölichs obgeschribnen nömen wegen recht vmb recht ze halten. Die selben bünd ouch wisend, wie vnser eidgnosen von Switz vnd von Zürich ein andern berechtigen, darzuo setzen vnd daby beliben süle, als üch vnser eidgnosen von Switz hiermitte den selben artikell verschriben senden vnd vns bedunkt, dass üch das vnd ouch jnen ein gemein glich recht sige vnd jr daruff billich schaffent, das den vnsern das jra entschlagen6) werde. Wir wellen ouch vnser vermugen dar zuo tuon, dz sölich recht gesetzt, gekürzt vnd nit verlengt werde. Vnd lasent vns harumb üwer volkomen, gantz vnuerzogen, verschriben antwurt wissen by disem vnserm hotten, vnd ob ir den vorgenanten friden an vns vnd den vnsern halten wellind oder nit, ouch ob jr den vnsern jr guot dar vff ent- schlachen vnd zuo jren handen gelangen vnd vngeschadgott komon lasent wellent oder nit. Vnd vmb dise stuk lasent vns üwer ant wurt jngeschrift wüssen by dem botten vff ein gantzen volkomen grund, vmb das das wir vnd die vnsern vns darnach gentzlich wüssen mugen ze halten. Geben vnd versigelt mit vnsers landes jnsigell by end der geschrift, har jn getrukt vff mitwochen nächsten nach vnser lieben fröwen tag natiuitatis zuo herbst, Anno domini M°GCCC »XXXIX.
Nach dem Original auf Papier im Staatsarchiv Zürich; das aufgedruckte Siegel, den heil. Fridolin ausweisend, ist unversehrt. Ebendaselbst findet sich ein, im Wesentlichen gleichlautendes Schreiben von Schwyz, welches zwei Tage früher ausgestellt ist; es scheint daher Glarus sich lediglich dem zuerst von Schwyz beschlossenen Schritte angeschlossen zu haben.
*) zurückerstattet. 5) füglich, schicklich. 6) zurückbestellt.
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Anmerkung.
Wir sehen aus Fründ's Chronik {Ausg. v. Kind S. 40), dass der Punkt, auf welchem während des Anstandsfriedens zwischen Zürich und den beiden Ländern am wenigsten Ruhe herrschte, gerade das Sarganser land war. Peter W e i b e 1, der von den Sarganseru gewählte Hauptmann, und seine Anhänger, auf das Burgrecht mit Zürich sich verlassend, drohten dem Grafen Heinrich das Schloss Sargans zu zerstören und naehdem diese Gefahr durch eine Besatzung von Schwyzern und Glarnern abgewendet war, verkündeten sie in der Kirche zu Mels, es solle dem Grafen Niemand mehr Steuern, Zinsen oder Gülten bezahlen. Graf Heinrich ging desshalb die Länder Sehwyz und Glarus, deren Landmann er war, um Hülfe an und diese schrieben desshalb wiederholt an Hauptmann und Räthe im Oberlande, jedoch ohne Erfolg.
Eine ähnliche Verwendung, die wahrscheinlich 'auch nicht mehr fruchtete, enthält der vorstehende Brief. Es scheint, dass während der vor erwähnten Wirren die Sarganser einigen Leuten aus dem Gaster, welche im Oberlande Alpen bewarben, Saumpferde, die mit Butter beladen waren, an hielten und in Beschlag nahmen, unter dem, von den Gasterern bestrittenen Vorwande, dass letztere den Sargansern ebenfalls im Frieden Waaren weg genommen hätten. Sehwyz und Glarus verlangten nun Rückerstattung der Saumpferde und ihrer Ladung an die Eigenthümer, mit der Erklärung, dass die Gasterer, wenn die Sarganser Ansprachen an sie zu haben verneinen, bereit seien, ihnen vor dem eidgenössischen Rechte, nach Inhalt des Bundes zwischen Zürich und Sehwyz, darüber Antwort zu geben. Der Brief schliesst mit dem Begehren einer umgehenden schriftlichen Antwort durch den ab gesandten Boten, namentlich auch darüber, ob die Sarganserländer den An- standsfrieden zu halten gedenken oder nicht. Da indessen Peter Weibel und sein Rath die beiden Schreiben von Sehwyz und Glarus naeh Zürich schickten (wie sich daraus ergiebt, dass dieselben sich im dortigen Archive finden), so ist nicht anzunehmen, dass sie von sich aus eine bestimmte Antwort ertheilt haben werden,- dass aber Zürich vom eidgenössischen Rechte überhaupt nichts wissen wollte, ist bekannt.
1439, September 21.
König Albrecht gebietet den Ländern Sehwyz und Glarus, in ihren Streitigkeiten mit der Stadt Zürich vor ihm oder seinen Bevollmächtigten Recht zunehmen.
Wir Albrecht von Gottes gnaden Römischer Künig, zu allen zyten merrer des richs vnd ze Hungern, zu Beheim, Dalmatien,
Groatien etc. Kunig vnd Hertzog zu Oesterreich etc. Embieten vnsern vnd des reichs lieben getreuen, den ammannen, reten vnd gemeinen lantluten zu Swytze vnd zu Glarus vnserr gnad vnd alles gut. Lieben getruen, vns haben die ersaraen burgermeister, rate und burgere gemeinlich der statt zu Czurich, vnsere vnd des reichs lieben getruen, durch jr bottschaft mit cly.g lassen fürbringen vnd erzellen, wie vmb solich spenne vnd zweytrecht, so zwüschen jn an einem vnd üch am andern teile ettlicb zeite bissher gewesen vnd noch sind, manig güttlicher tag von üch beiden teiln geleistet gewesen ist, vnd aber die sachen zu gnotem vnd fruntlicher richtung noch nie komen möchtend vnd nu zu letste aber ein güttlicher tag nach Jo hannis Baptiste nechstuergangen zu Lucern 4geleist sey, doselbst sy1) üch unuerdingt2) ere vnd rechte gehotten haben vmb alle sachen, nichts hindangesetzt8), für vns als ein Römischer kunig. recht vmb recht ze haltende, es treff an jr freyheit brieff, jr pünde, priuilegia, satzung, Ordnung, altherkomen vnd jr stattrecht, nichts vsgelassen, dorumb wolle sy ouch rechts vor vns, oder an welhes ende wir die sachen wisen wurden, ob wir die selbs nit vssgerichten künden oder wölten, wol benügen lassen, ouch üch in beywesen ewerer vnd anderer vnserer vnd des reichs stette frunden vnd botten, andere recht4) fürgosehlagen haben, doch jrer statt freiheit, recht, gesatzt5), Ordnungen vnd alt guot gewonheit, als sy von vnsern vorfaren am reich, Römischen keysern vnd kunigen, vnd ouch vns gefryet sind vnd redlich herbracht vnd genossen haben, hierynne ganz ussge- setzet6), wann sy die nit anderswo zu berechten7> meinen noch sollen, dann vor vns als einem Römischen kunig, der des reichs freyheit zu erclerende hat, solich gelich redlich gebott8) jr aber nit vfl'nemen wollet, vnd als sy meinen, so vndersteet jr sy zu andern rechten ze trengende'J), das vns doch frömd vnd vnbillich von euch neme, nach dem vnd wir ye niemands meinen noch wollen vmb sachen, die für vns geheren vnd komen, als danne dise obgemeldet sache billicher für vns dann yemands anders zuuerhören vnd zu berechten komen sol, rechtlose zn lassen. Vnd habenI0) vns daruff
l) d. h. die Zürcher. 2) ohne Vorbehalte. 3) ausgeschlossen. *) andere Schiedsrichter. 5) Gesetze. ») vorbehalten. ') einem Rechtsentscheide unter stellen. ») Rechtbieten. 9) drängen. 10) d. h. die Zürcher.
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als ein Römischer künig vnd obristen richter demütticlich angeruffen vnd gebetten, jn hierinne gnediglich zu hilff vnd statten zu komende, vnd sy als die, die wir in vnsern vnd des reichs sunderlichen schutz vnd schirme gnediclich genomen vnd empfangen haben. vnd ön mittel zu vns vnd dem heiligen reiche gehörend, bey solichem recht- bietten für vns oder vnsere commissarien zu hanthabende vnd furter11) nit zu drengen lassen, das wir ouch billich tun. Vnd wann wir von Römischer kuniglicher wirdikeit12), darzu vns der almechtig Gott geruffet vnd geschicket hat, vnd die wir allermeist vff vns genomen haben, gerechtikeit vnd gemeinen nutz zümerende, altzeit willige arbeit vnd müe zu tunde bereite vnd ouch schuldig sind, spenne, zweytrecht vnd misshellunge zwüschen vnsern vnd des reichs vndertanen vnd getruen hinzulegen, sy zu früntlicher eynung zu wisen vnd menglichen bey gleich vnd recht zu hanthabende vnd dawider nit zu drengen lassen, besonder ouch wann vns solich ewer zweytrecht allzeit wider18) vnd leide gewest vnd noch sind, vnd die obgenanten von Gzurich, als obgemeldt ist, jr sach für vns begeren zu ziechen, vnd wir die vor vnser küniglichen Maiestat behalten, uch baide parthyen vnd was zu den sachen gewant ist1*), selbs verhören vnd darnach als sich geburt entscheiden vnd weder jn, üch oder yemands anders gestatten wollen, solich jr friheit, brieue, priuilegia, recht, gesatzt vnd guot gewonheit, die sy von dem reich vnd bissher redeüch herbracht vnd genossen haben, anderswo daun vor vns oder vnserm commissarien, dem wir solichs an vnser statt beuelhen wurden zu tuonde, zu ercleren oder zu berechten. Vnd darumb so ist vnser ernstliche meynunge vnd wille, vnd gebieten ouch üch allen vnd ewer iglichern insunders, von Römischer kunig licher macht vesticlich mit disem brieue, vnd wollen, das jr üch an der genanten von Gzurich obgemelten gleichen, billichen vnd redlichen rechterbietungen als für vns" oder vnsern commissarien, des sy willig vnd gehörig sind vnd sein wollen, wenn jr das von jn wollet haben ane verziehen, des sy sich vor vns vormale vnd ouch yetzo williclich begeben15) haben, benügen lasset vnd die selben von Gzurich vnd die jren in chainweg16) zu einichem andern
") fürder, fernerhin. ") Würde. ") widrig. ") wer in der Sa he betheiligl ist. ") bereit erklärt. ") in keiner Weise.
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reehten vind die oberzelten slucke vndersteet zu drangen oder zu vordern, sunder mit jn vnd sy mit uch ein gantzen volkomen vnd gestrackten (ride getrulich vnd ane geuerde haltet vnd dhein teil vnd was zu jm gehört, dem andern teyle vnd was zu jm gehört, keinerley zugriff"), beschedigung, yrrung oder hindernuss zuziehe, oder die sinen zuziehen lasse, in dheinwise, so lang biss wir vus mit Gotts hilffe in kurtze hinuff gen Dutsche lande fügen werden, als wir willen haben, alsdann wollen wir och beideteil vnd die sache vnd was darzu gewant ist, für vns vorder n vnd nemeu, die ver hören, entscheiden vnd darzu tun, als sich dann das mit recht heischen vnd gebüren wirt, oder ob wir darzu selbst von grosser vnd treffenlicher sachen wegen ye nit getuon mochten, yemands anders, der vns darzuo tüglich18) vnd uch beiden teiln vnuerdacht19) sein würde, beuelhen solichs an vnser statt vnd in vnserm namen tund vrrd zuuolbrengende, damit jr wider zu einikeit komet, vnd tut hierinne nit anders als lieb euch sey vnser gnade vnd hulde, vnd alle ewer freiheite, brieve vnd priuilegia, die jr von vnsern vorvarn, Römischen kaysern vnd kunigen vnd dem reich erworben vnd herbracht habt, zu behalten. Geben zu Peterwardin nach Cristo geburt vierzehen hundert vnd jm nünvnddrissigisten jare, an sant Matheus des heiligen zwölffbottentag, vnser reiche im andern jare. Ad mandatum domini Regis Marquardus Brisacher.
Nach dem Original auf Pergament im Staatsarchiv Zürich. Das könig liche Siegel, welches der Urkunde aufgedrückt ist, ist wohlerhalten.
Anmerkung.
König Albrecht hielt sich den ganzen Sommer 1439 in seinem ungari schen Reiche auf (vergl. Lichnowsky V. Regesten), wo er einen Ueberfallder Türken abzuwehren hatte. Die zürcherischen Abgeordneten mussten ihm, wie ns scheint, bis nach Peterwardein nachreisen, welches bekanntlich an der untern Donau, unweit der serbischen Gränze liegt. Die in unsrer Urkunde ausgesprochene Absicht, sich bald wieder nach seinem deutschen Reiche zu verfügen, konnte der König nicht mehr ausführen; denn er starb schon am 27. Oktober an einem Fieberanfalle auf der Rückreise nach Wien, nicht mehr als 42 Jahre alt. Dass in Folge dieses schnellen Todes auch der vorliegende Gebotbrief an Schwyz und Glarus seinen Zweck nicht erreichte, leuchtet von selbst ein.
") Angriff. 1») tüchtig. «») unverdächtig.
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Wir erfahren aus unsrer Urkunde, dass nach St. Johann des Täufers Tag (24. Juni) eine Tagleistung zu Luzern stattgefunden hatte, deren die A m 11. S a m m I. der eidgen. Abschiede nicht erwähnt. An dieser Tagleistung hatte Zürich auf den König ohne allen Vorbehalt Recht geboten; daneben hatte es auch andere Schiedsrichter — wahrscheinlich die Reichsstädte — vor geschlagen, für den Fall aber, dass diese angenommen würden, seine Frei heiten und königlichen Privilegien vorbehalten. Schwyz und Glarus aber hatten beide Vorschläge abgelehnt, wahrscheinlich weil sie auf dem eidgenös sischen Rechte nach Inhalt der Bünde beharrten.
144», Januar 42.
Rechtbieten der Zürcher gegen Schwyz und Glarus an der Tagsatzung in Zug.
Hienach sind verzaichnet die stuck des rechtbietens, so die von Zürich getan hand vff dem tag ze Zug vor gemainen aidtge- nossen vnd ander stetten vf zinstag nach dem zwölften tag anno dni MCCGGXL. Diss artikel schiktensi allenthalb den stetten, dass man ir glimpf1) hört vnd säch.
»It. des ersten was die geschwornen brieff wissent vnd sagent, vnd so verr2) vns die bindent, dem wollen wir getrüwlich nachgon, also dass man vns och vmb die sachen vnd stucken, so wir vns selber in dem geschwornen brieff vor vnd vss behept8) hand, nit ersuoch4); besonder dass man vns on fürwort5) dabi bliben lass. Des glich sig den von Schwitz gen vns och behalten. Och vnser aid vnd gelüpt, so wir zup vnsren burger im Oberland vnd si zuo vns geton hand, setzent wir herin genzlich vss.
■It. welt aber jeman den andren zuo wit manen6), darumb haben wir lütrung gebotten für der aidtgenossen botten, stett vnd lender, namlich Bern, Soloturn, Luzern, Vre, Vnderwalden vnd Zug, also
») Recht. ») soweit. 3) vorbehalten. *) belangen. 5) Einwendung. ») nach den Bünden zu viel vom Andern verlangen.
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dass jegklich ort glich vil hotten darzuo gab, vnd och dass stett vnd lender glich vil stimmen habint.
»It. vor den selben botten wöllen wir denen von Schwitz vnd Glans vmb ander sachen vnverdinget7) zuo ere vnd recht ston, also dass si vns desglich hinwiderumb vor den selben botten och tüegint, doch die obgeschriben stuck in dem pundbrieff begriffen vnd vnser burger im Oberland aid vssgesetzt.
»It. ist inen aber das nit eben8), so wöllen wir inen gerecht werden vnverdingt vmb alle stuck, nünts hindau gesetzt, es sigint frihait, ehaftin oder guot gewonhaiten, pund, gelüpt, aid, es treff vns an lib, ere vnd guot, vor ainem künftigen Küng*), dass si vns dess glich och tüegint.
» It. ist inen das och nit eben, so haben wir inen aber9) vmb alle stuck gebotten vnverdingt zuo ere vnd recht für nachgeschriben des hailigen richs stett botten, namlich Basel, Costenz, Vlm, Schaff husen, Vierlingen, Rafenspurg, Lindow, Sant Gallen, Rinfelden, Win- tertur, Raperswil vnd Baden, die ir hotten vff demselben tag ge- hept band. It. vnd darzuo vff stett vnd lender botten der aidt- gnosschalt, namlich Fryburg, Bern, Soloturn, Lucern, Vre, Vnder- walden vnd Zug. also dass jegklich des richs vnd der aidtgnosschaft statt vnd land ainen botten darzuo gab. Vor den botten tüege jeder tail dem andern ere vnd recht vmb alle sachen, die sich verloffen hand von dem anfang vnz vff disen tag, vnd züch da jeder tail für, wess er getruw ze gemessen.10)
»It. vnd nement die von Schwitz diser recht etlich nit vff vff disen tag, so wollen wir botten darin vnverbunden sin11), wan wir vns gewalts darumb angenomen haben, der vns von vnsern herren von Zürich nit geben was12). Das haben wir offenlich geredt vor stett vnd lendern, vnd si gebetten, nns diser rechtbott angedenk zuo sinde.
»It. vnd daruff haben wir och der aidtgenossen botten von stetten vnd lendern gebetten vnd ermant, so uerr wir si ze bitten
') ohne Vorbehalt. ») wollen sie das nicht annehmen. 9) wieder, ferner hin. 10) es mag da jede Parthei anbringen, was sie in ihrem Interesse liegend erachtet. ") daran nicht gebunden sein. ") weil wir über unsre Vollmacht hinausgegangen sind.
*) Die Wahl KÖnig Friedrich's III. erfolgte erst am 2. Februar 1440.
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vnd ze manen band, das si vns schirment vnd handthaben wöllint bi vnser stau recht, frihait, ehaften, gerichten, satzungen, Ordnungen, alten guoten gewohnheiten, als wir das in den pünden vor vud vss behept hand, vnd wir getruwen inen18), dass si denen von Schwitz vber sölich recht bieten vff si wider vns kain bistand tüegint, be sonder dass si och sölich recht bieten für ir gemainden, stett vnd lender bringent, denn wir getruwent, das wir inen den ganzen vollen geton habint1*).«
It. diser rechtbott wolten die von Schwitz vnd Glaris ganz kains ingon vnd nünts damit ze schaffen han, denn si wolten bloss nach der pundbrieff sag zuo den Ainsidlen zuo den rechten komen.
Aus der sogen. Klingenberger Chronik, Ausg. v. Henne, S. 260—261' Vergl. Tschudi II. 289. ff., wo sich auch die Antwort von Schwyz lindet' Amtl. Samml. der eidg. Abschiede II. 135.
Anmerkung.
Aus der vorstehenden Chronikstelle ergibt sich vorerst, dass an dem Vermittlungstage in Zug nicht bloss die Boten der Eidgenossen Theil nahmen, die schon nicht mehr ganz als unpartheiisch erscheinen mochten, sondern neuer dings auch die Boten einer Anzahl benachbarter Städte, nicht bloss solcher, die schon am Etzel (vergl. Nr. 8*1) vermittelt hatten, wie Basel, Constanz, Schaffhausen, Ueberlingen, Ravensburg, St. Gallen, Rheiufelden, Baden, sondern auch anderer, die dort noch nicht erschienen waren, wie Ulm, Lindau, Winterthur und Rapperschwyl.
Was das schriftlich eingelegte Rechtbieten der Zürcher selbst betrifft, so ist darin vor Allem aus ein entschiedenes Misstrauen gegen die eidgenössische Rechtsprechung wahrzunehmen. Gerade die -beiden Streitpunkte, welche für den Augenblick die Gemüther am meisten entzweiten, das Marktrecht ihrer Stadt und ihr Burgrecht mit den Sargansern, wollten die Zürcher weder dem bundesmässigen Schiedsgerichte noch dem Entscheide der VI eid genössischen Orte unterstellen; für den Fall, dass letztere wieder angerufen werden sollten, verlangten sie überdiess eine gleichmässige Vertretung aller Städte und Länder, während 1437 (Nr. SO5) Bern, Luzern und Unterwalden je 4, Uri 3, Solothurn und Zug je 2 Abgeordnete geschickt hatten. Dem zu künftigen deutschen Könige dagegen, sowie den sämmtlichen um die Vermitt lung bemühten Städten und Ländern (unter welchen die eidgenössischen Orte von den nicht eidgenössischen Städten überstimmt worden wären) wollten die
") wir hegen das Vertrauen zu ihnen. ") dass wir ihren Wünschen vollständig entsprochen haben.
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Zürcher ohne Vorbehalt den Entscheid über sämmtliche Streitigkeiten »von Anfang an« übergeben, wobei sie offenbar eine Revision der eidgen. Schieds spruche von 1437 im Auge hatten. Diese Art des Rechtbietens war sicherlich für die Eidgenossen verletzend und für Schwyz und Glarus unannehmbar. Aber auch die Länder zeigten sich zu schroff, indem sie hartnäckig auf dem llechtsgange zu Einsiedeln heharrten, wie er durch die Bünde vorgeschrieben war. Nach diesen musste nämlich bei Streitigkeiten zwischen Zürich und Schwyz der Obmann aus den drei Orten Luzern, Uri oder Unterwaiden ge nommen werden; bei solchen zwischen Zürich und Glarus aber sollten nach dem Bunde von 1408 (Nr. 13») die vier Schiedsrichter den Obmann aus dem beklagten Theile wählen, was nicht viel anders bedeutete, als dass der Kläger niemals zu seinem Rechte gelangen sollte. Man begreift leicht, dass Zürich sich nicht gerne dazu verstand, alle seine Ansprüche von einem derartigen Entscheide abhängig zu machen!
Noch mag hier hervorgehoben werden, dass unsere Urkunde zu den eidgenössischen Orten nicht bloss Solothurn, sondern auch Freiburg rechnet, Es scheint, man hatte sich damals schon daran gewöhnt, diese beiden Städte, welche mit Bern in naher Verbindung standen, als zur Eidgenossenschaft ge hörig anzusehen, obschon ihre wirkliche Aufnahme in den Bund erst vierzig Jahre später, und zwar nicht ohne heissen Kampf erfolgte
Die Boten der Eidgenossen vermitteln eine vorläufige Uebereinkunft zwischen Zürich einerseits, Schwyz und Glarus anderseits.
Wir dis nachbenempten botten, namlich von Bern Ruodolff Hoffmeister ritter schultheis, Ruodolff von Ringoltingen vnd Peter- man von Wabren, von Lutzern Peterman Goldschmid schultheis vnd Anthony Russ, von Solotern Burkart Fröwis, von Vre Arnolt Schigk, von Vnderwalden Volrich zum Büel amman, von Zug Jost Spiller amman vnd Ruedy Dahindan, verjechent, als langzit stöss vnd miss hell gewesen sint zwüschent den fürsichtigen wisen, dem burger- meister, rätt vnd gantzer gemeinde ze Zürich an einem vnd den
1440, März 8.
m
ammannen, lantlütten vnd gantzen gemeinden der lendern Switz vnd Glarus zem andern teilen, jn massen dz sy ze grosser vyentschaft komen warent, das alle vnser herren vnd fründ von stetten vnd lenderen entsässen1), das dadurch gantzer gemeiner eidgnosschafft grosser kumber vnd schad wurd vfferstand, vnd wiewol sy dik vnd vil jr treffenlichen botten zuo den sachen schikten, vnd man sy nie ab einandern bringen mocht, denn das sy ze lest durch offen ma- nungen vnd ernstlich bett darzuo bracht sint worden, das nemlich die von Zürich vnd von Switz, die in einem sundern bund sint mit denen von Lutzern, Vre, Vnderwalden vnd Zug, die sy ouch durch jr offen brieff manten, das sy jr bünd für sich nemend vnd die jn massen ansechent als sy denne jnne hieltent, vnd denen volkomenlich nachkement, als sy denne wistent, on alle fürwort, vnd jetweder teil den andern bliben liesse als er jn die bünd komen were, vnd ouch einander dar vff sicher seitint für sy vnd die jren, als das die manbrieff klerlichen jnnhaltent. Dar vff nu die obgenanten von Zürich antwurten, sy wölten dien manungen völlenklichen nachgan nach allem jrem jnnhalt an alle fürwort, desselben glich ouch die von Switz antwurten, sy hetten nie anders begert denn den bünden nachzegänd nach allem jrem jnnhalt, vnd wer nit not, das man sy gemant hett, doch durch der eidgenossen bett vnd früntschafft willen, so wölten sy ouch der manung jngan, also das die von Gla rus ouch jn die richtung gezogen wurdent als ouch sy, vnd hettent sy die von Zürich vtzit anzesprechen oder deweder teil den andern, das sy dar vmb einandern gerecht wurdent nach der bünden sag, so die von Zürich vnd von Glarus ouch sament hant. Sölichs wir ouch an die von Zürich brachtent vnd sy ernstlichen battent vnd ankertent2), sölichem der von Glarus halb ouch nachzegand, wont8) doch eins4) an das ander nüt zuogan könd noch möcht, wand doch jn diser richtung alle die begriffen söltint sin, die zuo disen sachen aller parthyen halb hafft, gewant oder verdacht werent5), nieman vssge- schlossen noch hindangesetzet. Har vff vns die von Zürich antwur ten am letsten, als von der von Switz wegen, dar vmb sye jnen ein manung beschechen von vnsern eidgenossen von Lutzern, Vre,
1) besorgten. 2) angingen. 3) weil. *) ohne. 5) welche zu beiden Par teien gehörten und gezählt wurden.
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Vnderwalden vnd Zug, die selb manung sye komen für ein gantze gemeind vnd sigent des einhellig, das sy der selben manung gentz- lich an fürwort wellent nachgan, daby bliben sy ouch noch, aber von der von Glarus wegen, die wellen sy vmb all vergangen sachen durch der eidgenossen bett willen ouch sicher sagen, also das sy darumb mit jnen nüt kriegen wellent. Denne wirt die sach vff dem früntlichen tag, so wir jetz setzen wellent, nit gericht, den sy ouch gern leisten6) wellent, mugent oder wellent sy denn die von Glarus ansprach nit erlassen7), so wellent sy sy doch vmb vergangen sachen nüt anders denn mit recht fürnemen an den enden, da es denne glich vnd billich ist, doch nit nach des b»nds sag, den die von Glarus vnd sy mit einandern hant, vnd dz von sach wegen, die nit hier jnn notdurfftig sint ze melden. Söiichs wir aber an die von Switz vnd von Glarus eigenlich bracht hand, die vns ouch des durch vnser ernstiger bett vnd vermanung gentzlich jngangen sint, also das den von Glarus gegen den von Zürich als vmb jr ansprachen ouch des glich behalten sy. Vnd wand nu von den gnaden Gottes die vyentschaft hiemit gantz mit aller teillen wissen vnd willen güt lichen ab vnd hin ist vff solich recht, als vor geluttrot ist, vnd aber nu die übrigen stöss ouch billicher mit früntschafft übertragen8) wurdint denn mit recht, herumb so setzen wir allen partyen einen früntlichen tag gen Bern jn die statt vff zistag nach quasi modo geniti9) nechst künfftig, ncmlich vff den mentag ze nacht an der herberg ze sint mit vollem gewalt, vnd sont ouch daruff alle par- thyen für sy vnd die jren vnd für alle die, so zu disen sachen vnd vientschafften hafft, gewant oder verdacht sint, gentzlich sicher vnd vngefecht10) sin nu vnd hie nach males, alle arglist vnd geuerde gentzlich vssgeschlossen. Es söllent ouch alle sachen also gütlichen beliben anstan als sy jetz stand vntz vff den vorgenanten früntlichen tag an alle nüwrungen oder endrungen, ouch an all geuerd. Vnd vmb das hier jn nützit erwise (?) noch kein endrunge beschech von dewederm teil, so haben wir jeklicher partye einen nottel11) gege ben, vnd vns selbs ouch einen behalten, versigelt mit des fromen
■) beschicken. ') wollen sie die Glaruer mit ihrer Ansprache nicht ver schonen. ») erledigt. 3) 5. April. ") unangefochten. ") unbesiegelte Schrift, im Gegensatz zur förmlichen Urkunde.
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wisen Ruodolffs von Ringoltingen vffgelruktemi jnsigel von vnsor aller bett wegen. Geben am zinstag nach mittenvasten des jares, da man zalt von kristi geburt tusent vierhundert vnd viertzig jare.
Nach dem Original auf Papier im Staatsarehiv Zürich; von einem Siegel findet sich keine Spur. Vergl. Amll. Samml. der eidg. Abschiede II. 137.
Anmerkung.
Die Mahnung, welche die vier unmittelbar verbündeten Stände Luzern Uri, Unterwalden und Zug am 6. Februar 1440 (Abschiede II. 136) an Zürich und an Schwyz ergehen liessen, wird ihrem wesentlichen Inhalte nach in unserer Urkunde mitgetheilt. Sie lautete dahin: »die beiden streitenden Theile sollen ihre Bundbriefe vor sich nehmen, deren Inhalt genau erwägen und demselben vollkommen nachleben ohne alle Ausflüchte. Es soll auch jeder Theil den andern bei allen Rechten, die er in den Bund gebracht, verbleiben lassen; daraufhin sollen beide Theile einander vollkommene Sicherheit geben für sich und die Ihrigen.« Die Antwort Zürich's auf diese Mahnung findet sich in der Amtl. Samml. der Abschiede a. a. Orte, diejenige von Sehwyz, welche erst unter'm 28. Februar erfolgte, bei Tschudi II. 292. Beide Stände erklärten sich bereit, der Mahnung Folge zu geben. Da indessen Glarus bei diesen Verhandlungen ganz übergangen war, so ver langte Schwyz, dieses Land solle mit in die Richtung gezogen werden in dem Sinne, dass wenn Zürich und Glarus Ansprachen gegen einander erheben wollen, dieselben nach dem lnhalie des zwischen diesen beiden Orten bestehen den Bundes (vergl. Anm. zu Nr. **3) auszutragen seien. Zürich erklärte sich nun den eidgenössischen Boten gegenüber damit einverstanden, dass es auch gegen Glarus keinen feindlichen Angriff unternehmen wolle; was die Streitigkeiten mit diesem Lande betreffe, wolle es dieselben, falls sie nicht güt lich ausgeglichen werden können, einem Rechtsentscheide unterstellen, jedoch nicht nach dem Inhalte des zwischen den beiden Orten bestehenden Bundes, aus Gründen, »die hier nicht nothdürftig zu melden«. Mit dieser Antwort be gnügten sich Schwyz und Glarus und hierauf erklärten die Schiedshofen mit etwas voreiliger Herzensfreude, dass nun »durch Gottes Gnade die Feindschaft mit aller Theile Wissen gütlich abgethan sei auf das vereinbarte Recht hin.« Damit indessen die waltenden Anslände eher durch freiwilligen Vergleich .als durch einen Rechtsspruch erledigt würden, ordnete man einen neuen Vermitt lungstag nach Bern auf den 3. April an. Ueber die Vorgänge au diesem Tage ist uns durchaus nichts bekannt; die spätem Ereignisse zeigen aber, dass der selbe zu keinem günstigen Ergebnisse führte.
Was die eidgenössischen Boten betrifft, welche in unserer, Urkunde ge nannt werden, so hatten folgende von ihnen schon an den Schiedssprüchen 1437 (vergl. Nr. *O5) Theil genommen: Schultheiss Rud. Hofmeister und
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Rud. von R ingoltingon von Bern; Petermann Goldschmid und Anton Russ von Luzern; Ulrich am B ü 1 von Unterwaldon; Ammann Jost S p i I. 1 e r von Zug. Ringoltingen. Russ und am Bül kommen fernerhin vor in Nr. «18.
Blumer, Johann Jakob: Urkundensammlung des Kantons Glarus, 1865 (Google data) 221. , in: Monasterium.net, URL </mom/KantonGlarus/33e0936f-fa33-4c79-8b24-5f91da5a6dbf/charter>, accessed at 2024-11-24+01:00
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