Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 239. , S. 259
239.
1443, Mai 22. Des Krieges Anfang.
(Aus Hans Fründ's Chronik).
(Ausgabe von Kind S. 130—132, 132—133.)
In dem Jare, da man zalt von gottes geburte MGCGGXLIII, als vorstat, uf mittwuchen, was der XXII tag des monds meyen nach mittemtage, do fuorent die von Raperswyl herus von ir statt mit XII oder XIII grossen schiffen wolzuogerust, das man sy schatzt uf VIIG man und mer, und liessent hinder der Ufnau und vor der Ufnau hergan1), gmach gmach2) wyder Pfäffikon und Fryenbach hin. Als man ir nu sichtig ward, da luogt man uf sy, und gieng mängerlei red; einer sprach, sy weltent gen Pfäffikon, der ander sprach, sy weltent gen Fryenbach, einer rett, sy liessent us, der
1) d. h. #in Theil der Schiffe fuhr auf der vordem Seite der Insel Ufnau, ein anderer auf der hintern Seite. ») langsam.
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ander, sy liessent nit us; etlicher sprach, sy weltent ein gezök machen8), und rett einer hin, der ander her, diewyl man sy sach also hin und har sweiben8a). Indem gonden sy die schiff lassen strichen4) wyder Fryenbach zuo. Als nu den hoptman duocht und ander, das sy weiten ze Fryenbach ze land lan, da hiess er der röschosten5) knechten mit langen spiessen und armbrosten hinab- loufen vor der paner6) als die noch denn am berg an statt lag, villicht uf hundert, die ouch vast willig warent, und denen luffent ouch da ander endlich lüt nach, einer ze ross, der ander ze fuos. Und ee das die knechte hinab kämind, und ouch im abhin loufen, da liessend die vyend ze Fryenbach ze land, und luffend herus in das dort, einer dem andern nach, das es vom see heruf und das dorf alles voll vyenden was, und wolltent das verbrannt und do sakman gemacht haben7). Also do luffend die knechte, so ze Pfäffikon im dorf warent, ouch herab gen Fryenbach, und damit griffent sy8) die vordrosten knechte am zuoloufen9) an, dera gar lützel waz, mit mannlichem muot, und sy hattent gar ein herten angriff und wyderstand von den vyenden, wan der knechten lützet was und aber der vyenden gar vil, und ouch wol zuogerust mit iren büxsen und mit irem geschützte, und darzuo wolgeruowet. Also vachtent, stachent und schluogent sy hertenklichen mit ein andren. Jetzt tribent die vyent sy herus usserm dorf zum gatter us an dem kilchof uf das veld, denn sy die vyent wyder hinin. Also gehalf da gott denen von Swytz, das sy den sig gewunnent, und die vyent die flucht nament, und gegen dem see zuo den schiffen luffent; do iltent10) inen die* von Swytz nach und stachent und schluogent in sy, daz sy da begonden liggen, und inen die pfavvenkrenzli11) enpfielen12). Etlich jagten sy in den see, denen als not geschach, das sy nit in die schiff komen mochtent, won das sy ertrunkent und man sy morndes uszog. Also fuorent sy darvon, welher bas mocht. Als nu das gevächte zergieng und die Oesterricher und Raperswyler, und die von Zürich by in warent,
3) in einen Hinterhalt locken. Ja) schweifen. *) steuern. ») rüstigsten. «) vom Landespanner hinweg, welches am Berge hielt. 1) wollten das Dorf in Brand stecken und plündern. ») die Feinde. ») beim Heranlaufen. 10) eilten. ") die Pfauenfedern an den Helmen waren das österreichische Feldzeichen. ») abfielen.
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entronnen, da plundert man und zoch man die toten us, war vyent was, und ward den von Swytz vil guots hüpschs harnischs18), den ich allen in geschrifte nemen muosd. Und in dem do kam ouch do die paner und das ander volk mithin herab zühen, und luogt jederman umb den sincn, und schluogend sich do die von Swytz zuo Fryenbach nider; und bliben da der vyenden, die ze tod erschlagen wurdent, herr Albrecht von Landenberg, ritter, der schultheiss von Raperswyl und sin sun, und dann ander by inen, das man der vyenden xl. in ein grub leit, die was gmacht ze Fryenbach uf Grützen; dera warend vier ertrunken. Man seit ouch bysunder von herr' Heinrichen Swenden, ritter14), und Ludwigen Meyer, dem hoptmann ze Raperswyl, das die ouch zitlich ent- runnend. Und darnach am dritten tage, do liess man die von Raperswyl die toten reichen15) und heimführen. Man seit ouch kuntlich1 das ira vil wärint wunt kumen hinüber, die man ussern schiffen tragen und füoren müosde, derselben etliche ze Rapers- wyle sturben. Ouch liessent sy ir vennli vallen, die nu ze Swytz in der kilchen hanget.
Hiezwüschent warent die von Glarus herab ein teil in das Gastell und mit ir paner untz gen Utznach gezogen; da wartotent sy dera von Swytz ir eidgnossen, als sy ouch dozemal etwas an- satzes wyder ir vyent vor inen hattent16), das aber underwegen bleib17) von sölichs wegen, als sich uf die zyt die sache ze Fryenbach machet.
Anmerkung.
Obgleich nun, in Folge des österreichischen Bundes, nicht mehr Schwyz und Glarus allein, sondern alle VI Orte der innern Schweiz Zürich gegenüber standen, so war es doch wieder Schwyz, welches mit gewohnter Initiative zuerst allein den Krieg erklärte, indem es am 20. Mai (Tschudi II. 367) so wohl Zürich als der Herrschaft Oesterreich die Absagebriefe schickte und hier auf sofort einen Theil der Rapperswiler Brücke niederbrannte. Mittwochs den 22. Mai erfolgte nun der Angriff der in Rapperswil liegenden Mann schaft auf Freienbach, worüber mit unsrer Chronikstelle zu vergleichen ist
") Waffenrüstung. ") Vogt zu Kibui?. ") holen. ") zu einem verab redeten Angriffe, — auf Rapperswil? ") nicht ausgeführt wurde.
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der von ihr ziemlich abweichende Bericht der Klingenberger Chronik (Henne S. 303 ff.), sowie das Schreiben Zürich's an Peterman von Raron (Tschudi II. 370 Anm. Dass wir hier lediglich einen Auszug aus der Fründ'schen Chronik in unsere Sammlung aufnehmen, rührt lediglich daher, dass sie allein auch über das Verhalten der Glarner während des Treffens bei Freienbach Aus kunft gibt.
Blumer, Johann Jakob: Urkundensammlung des Kantons Glarus, 1865 (Google data) 239. , in: Monasterium.net, URL </mom/KantonGlarus/d0a4a3e1-ecdb-46f0-91ef-2b467f124925/charter>, accessed at 2024-11-21+01:00
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