Charter: Regesta Imperii VI,4,1 RI VI,4,1 n. 235
Signature: RI VI,4,1 n. 235
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1309 Juli 26, Avignon
Heinrich VII.
An König Heinrich (carissimo in Christo filio Henrico regi Romanorum illustri) schreibt Papst Clemens (V.), nach [1] hierokratischen Ausführungen über das Verhältnis der höchsten geistlichen zur höchsten weltlichen Gewalt (dona precipua et suprema, sacerdotium videlicet et imperium), [2] daß die königlichen Gesandten, die Bischöfe [Otto] von Basel und [Siegfried] von Chur, die Edelleute und Grafen Amadeus [V.] von Savoyen, Johann Dauphin von Vienne und Albon und Johann [I.] von Saarbrücken sowie Wido von Flandern und Magister Simon von Marville, der Metzer Schatzmeister (venerabiles fratres nostri .. Basiliensis et .. Curiensis episcopi et dilecti filii nobiles viri Amedeus Sabaudie, Iohannes Dalphini Viennensis et Albonensis, Iohannes de Seraponte comites, Guido de Flandria et magister Symon de Marvilla thesaurarius Metensis), bei ihm vorstellig geworden seien und in einem öffentlichen und feierlichen Konsistorium ihm und den Kardinälen im Namen des Königs und aller Fürsten, die bei der Wahl des zum Kaiser zu befördernden Königs nach Gewohnheit und Recht eine Stimme haben, unter anderem die einmütige Wahl Heinrichs durch alle Fürsten zum König, dessen Zustimmung zu dieser Wahl und seine traditionsgemäße Weihe in Aachen (alias solempnitates recepisse Aquisgrani, quas predecessores tui recipere consueverunt ibidem) angezeigt und Heinrichs Salbung und Weihe zum Kaiser der Römer, zum Vogt und Verteidiger der Kirche durch den Papst sowie die Benennung eines konkreten Ortes und Termins dafür erbeten hätten. [3] Nachdem er die Gesandten aufmerksam angehört, ihr Beglaubigungsschreiben sowie das Wahldekret sorgfältig zusammen mit den Kardinälen beraten und die Eignung Heinrichs für das Kaisertum in Gegenwart der Kardinäle geprüft habe, tituliere er mit deren Rat den zum König erwählten Heinrich feierlich »König der Römer« (te carissimum filium nostrum Henricum in regem electum deputamus, nominamus, denunciamus et declaramus regem Romanorum), heiße seine Person gut und erkläre ihn nachdrücklich für gänzlich zum Empfang der kaiserlichen Würde geeignet (plene sufficientem et habilem ad suscipiendum huiusmodi imperialis celsitudinis dignitatem). [4] Wegen des bevorstehenden, bereits einberufenen Generalkonzils und anderer unausweichlicher Angelegenheiten, die er nicht ohne Schaden für die Gesamtkirche unterlassen könne, setzt er auf Rat der Kardinäle die Kaisersalbung, -weihe und -krönung von seiner Hand für die Peterskirche von Rom auf den Tag Mariä Reinigung in zwei Jahren (= 2. Februar 1312: ad unctionem, consecrationem et coronationem imperii Romanorum de manibus nostris in basilica principis apostolorum de Urbe Deo auctore sumendas festum purificationis beate Marie, quod erit usque ad biennium computandum a proximo futuro festo purificationis eiusdem, tibi de ipsorum fratrum consilio assignamus) fest, behält sich jedoch eine Verschiebung des genannten Termins vor, falls er Tag und Ort nicht einhalten könne. [5] Von den dazu ermächtigten Gesandten des Königs habe Clemens den schuldigen Eid entgegengenommen. [6] Heinrichs nun schon wiederholt gute Erfahrungen mit der Römischen Kirche mögen ihn kirchliche Ehre und Rechte schützen lassen. – Divine sapientie imperscrutabilis altitudo.Source Regest: Regesta Imperii, hg. v. Deutsche Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii e.V. bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz: Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 235, http://www.regesta-imperii.de/cei/006-004-001/sources/1309-07-26_5_0_6_4_1_277_235 (XML)
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Überlieferung: Original verloren; Konzept (Pergament, wegen vieler Rasuren nicht abgesandt, trotz Bleibulle an Hanfschnur) Rom Vatikanisches Archiv Arm.C Fasc.37 Nr.1; Abschrift in einer relatio der päpstlichen Kanzlei über den Vorgang der Approbation Heinrichs VII. ohne Datum (wohl nach dem 11. August 1309 noch 1309 oder 1310 König Philipp von Frankreich übergeben): Paris BN Cod. lat. 4038 B fol.157v-158v; päpstliche und kaiserliche Registerüberlieferung s.u. »Drucke«. – Drucke: Baluzius, Vitae paparum Avenionensium 2 (1693) Sp.275f.; Leibnitius,Mantissa CD juris gentium 2 (1700) S.258-260 Nr.49e;Raynaldus, Annales ecclesiastici 4 (1749) S.470f. [ohne den ersten Absatz; mit kleineren Auslassungen]; von Olenschlager, Erläuterte Staats-Geschichte (1755) Urkunden S.25-27 Nr.9E [mit Auslassungen]; MGH LL 2 (1837) S.495f; Theiner, CD S. Sedis 1 (1861) S.417ff. Nr.597; Regestum Clementis Papae V, Annus quartus (1886) S.184-186 Nr.4302 (Vorform) und ebd. S.186 Nr.4303 (Änderungen); *MGH Const. 4 I (1906) S.261-263 Nr.298, mit obiger Einteilung in Paragraphen; verzeichnet vom kaiserlichen Kammernotar Bernardus de Mercato wohl im Juni 1313 zu Pisa mit dem Betreff Littera de coronatione domini in festo Purificationis ultra biennium directa in personam domini sub bulla papali; ebd. II (1908-11) S.1081 Nr.1045 § 36. Eine regestenartige Wiedergabe von 1366 bietet der von Jakob Schwalm zitierte Codex Estensis fol.33 im StaatsA Modena: [...] littera, more Romane curie bullata, ex parte domini Clementis pape Quinti domino Henrico, in regem Romanorum electo, transmissa super ipsius coronatione facienda. Et prefixit idem dominus papa eidem imperatori electo, ut infra biennium in basilica apostolorum Petri et Pauli in urbe Ro(mana) sacram inunctionem, consecrationem et coronationem reciperet. Datum ut supra (= Avinione, VII. kal. Augusti, pontificatus sui anno quarto); MGH Const. 4 I S.264 A.3 zu Nr.299 als Verweis auf Nr.298. – Regesten: Böhmer, Päbste (...1844) Nr.325; Wauters, Table chronologique 8 (1892) S.763; Huyskens/Mummenhoff, Reichsstadt Aachen 2 (1937) Nr.81.Ordnungszahl des Papsts nur auf der Bleibulle; vgl. oben zu Regest ah vom 1. Oktober 1308. – Zu dem Beglaubigungsschreiben Heinrichs VII. für seine Gesandten an den Papst vom 2. Juni 1309 und dem Ablauf der Gesandtschaft siehe auch oben Nr.170, zur Rückkehr der Gesandtschaft an den Königshof beim Heilbronn-Aufenthalt vom 13. bis 15. [?] August 1309 unten Nr.253. – Ein weitgehend gleichlautendes Schreiben richtete Clemens V. zur Information über die Ereignisse an alle geistlichen und weltlichen Untergebenen (universis personis ecclesiasticis et secularibus subditis) des Königs und forderte sie zum Gehorsam und zur Anerkennung der königlichen Rechte auf; unten Regest Nr.236. Hier stellt § 6 mit seinen Schlußmahnungen auf Untertanengehorsam ab, während im § 6 des Briefs an den König oben nicht regestierte Herrschaftsideale in wörtlicher Übernahme aus dem vergleichbaren Schreiben Papst Gregors X. an König Rudolf I. vom 15. Februar 1275 den Appell zugunsten einer Dankesschuld an die Kirchen umgeben; MGH Const. 3 (1904-06) S.65 Nr.77 mit Nachweis zugrundeliegender Bibelstellen. – Die Pariser Überlieferung ist aufgeschlüsselt ebd. 4 I (1906) S.268f. Nr.302, unten Nr.249. – Zeitlich auffällig präzis reagierte unter den zeitgenössischen Historiographen ein Fortsetzter der Annalen von Rouen: Anno Domini 1309 mense Iulii Clemens papa V. confirmavit electionem Henrici comitis Luxemburgensis, in imperatorem Romanorum electi; Annalium Rotomagensium Continuatio (in: MGH SS 26, 1882) S.505.
Original dating clause: dat. Avinion., VII. kal. Augusti, pontificatus nostri anno quarto
Bibliography:
Places
- Avignon
Persons
- Heinrich VII.
Regesta Imperii VI,4,1 RI VI,4,1 n. 235, in: Monasterium.net, URL </mom/RIVIivI/1309-07-26_5_0_6_4_1_277_235/charter>, accessed at 2024-11-24+01:00
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