Charter: Regesta Imperii VI,4,1 RI VI,4,1 n. 252
Signature: RI VI,4,1 n. 252
no graphic available
Zoom image:
Add bookmark
Edit charter (old editor)
1309 August 13 und 14, Heilbronn
Heinrich VII.
Zu König Heinrich kommen Angehörige der innerböhmischen Opposition gegen König Heinrich von Kärnten und führen Gespräche mit ihm.Source Regest:
Regesta Imperii, hg. v. Deutsche Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii e.V. bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz: Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 252, http://www.regesta-imperii.de/cei/006-004-001/sources/1309-08-13_3_0_6_4_1_294_252 (XML)
Regesta Imperii, hg. v. Deutsche Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii e.V. bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz: Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 252, http://www.regesta-imperii.de/cei/006-004-001/sources/1309-08-13_3_0_6_4_1_294_252 (XML)
x
Comment
Schilderungen: Chronica Aulae Regiae I 90, ed. von Emler (...1884) S.124-127, ed. von Loserth (...1875) S.227-231; Johann von Viktring, Liber certarum historiarum, ed. von Fedor Schneider, Bd.2, Rec. A, IV 5, S.12, Z.15 – S.13, Z.8, vgl. auch Rec. B.D.A2, IV 2, S.36, Z.28 – S.37, Z.6. – Regesten: Böhmer, Heinrich VII. (...1844) S.266 nach Nr.137; Würth-Paquet, Henri IV (...1862) Nr.525.Peter von Zittau schildert in der Chronica Aulae Regiae als Augenzeuge ausführlich das Treffen, das nach seinen Angaben in der Minoritenkirche (in ecclesia fratrum Minorum) in Heilbronn stattfand. In seiner noch vor Ende 1317 niedergeschriebenen Darstellung erscheint der Zisterzienserabt Konrad von Königsaal, den er selbst als dessen Kaplan auf seiner Reise zum Königshof begleitete, als Abgesandter der Gegner des Böhmenkönigs Heinrich von Kärnten. Der Reise der beiden Zisterzienser vorangegangen war nach Peters Bericht in Böhmen eine Ratsversammlung von Geistlichen sowie einigen Adligen und Stadtbürgern, denen an einer Befriedung der Verhältnisse gelegen war (previo ergo consilio plurium sapientum et quorundam nobilium et civium, qui bonum pacis et patrie diligebant). Am 4. August verließen die zwei Ordensleute Prag und kamen nach zehn Tagereisen am 13. August beim Königshof an, der sich in Heilbronn aufhielt. Die dortigen Verhandlungen schildert Peter von Zittau in Form ausführlicher Reden Abt Konrads und des Königs. In Gegenwart des Erzbischofs Peter von Mainz und des Zisterzienser[abte]s Heinrich [von Weiler-Bettnach], des [Hofkanzlers und späteren] Bischofs von Trient, habe Abt Konrad dem König die unhaltbaren Zustände in seiner böhmischen Heimat geschildert (de regno devastato et de populo venio desolato) und besonders die zweitälteste, noch unverheiratete Tochter Elisabeth des verstorbenen Königs Wenzel der Gnade und Gunst Heinrichs (vestra prosequi tenetur gracia et favor proficuus) empfohlen. Dieser habe zunächst die Sorge für das Königreich Böhmen nach dem Tod der rechtmäßigen Könige zur Aufgabe des Reichs erklärt; Böhmen sei in seiner Hand und er könne es übertragen, wem er wolle. Auf heftige Vorstellungen Abt Konrads hin habe König Heinrich schließlich am 14. August versprochen, niemanden anders zur Königin von Böhmen zu machen als König Wenzels Tochter Elisabeth (nulla alia virgo seu femina de quacunque gente alienigena regina effici debet in Bohemia, nisi Elizabeth, regis Wenceslai filia). Nach dem erfolgreichen Abschluß der Heilbronner Verhandlungen sei der Abt von Königsaal im Anschluß an den Maria-Himmelfahrts-Gottesdienst zum Generalkapitel seines Ordens in Cîteaux weitergereist (istis omnibus taliter pertractatis dominus abbas ad generale proficiscitur capitulum), während er selbst, Peter von Zittau, voll Freude eilends nach Prag zurückgekehrt sei (ast ego laetanter redii Pragam properanter).
Das Ziel der böhmischen Oppositionellen, als deren Wortführer Abt Konrad von Königsaal bei Peter von Zittau auftritt, war die Absetzung Herzog Heinrichs VI. von Kärnten, der als Gemahl Annas, der ältesten Schwester des letzten Přemysliden Wenzel III., nach dessen Ermordung 1306 und erneut 1307 zum böhmischen König gewählt worden war. In der noch unverheirateten zweitältesten böhmischen Königstochter Elisabeth sahen sie die einzige Alternative zu dem umstrittenen Landesherrn, da Margarete als dritte der Schwestern bereits mit Herzog Bolesław III. von Liegnitz verheiratet und die jüngste Tochter König Wenzels II., Agnes, noch ein Kind war (* 1305). Elisabeth war nach Darstellung des Königsaaler Chronisten schon vor den Heilbronner Gesprächen für die Sache der Gegner Heinrichs von Kärnten gewonnen worden bzw. gehörte selbst gar zu den treibenden Kräften, siehe Chronica Aulae Regiae I 89, ed. von Emler, S.123f.; vgl. Ed. Loserth, S.225-227.
Eine wesentlich gerafftere und weniger detaillierte Darstellung liefert der gut dreißig Jahre nach den Ereignissen schreibende (siehe oben den Kommentar zu Regest af) Zisterzienserabt Johann von Viktring in seinem Liber certarum historiarum. Wohl aus der Kenntnis der folgenden Ereignisse heraus läßt er die böhmischen Gesandten König Heinrich schon in Heilbronn eine Verheiratung seines Sohnes Johann mit der Königstochter Elisabeth vorschlagen (Rec. A: quam delectamur filio vestro dari et in regno sic firmari regnumque suscipere subplicamus; Rec. B.D.A2: filium vestrum filie regis nostri, que Elizabeth dicitur et superest sola inmaritata de tribus, iuvencula speciosa, copuletis et regem Bohemie declaretis). Als Gesandte stellt er die böhmischen Adligen [Heinrich] von Leipa, [Johann] von Wartenberg und [Ulmann] von Leuchtenberg in den Mittelpunkt, während er die Geistlichen – die nach der Darstellung Peters von Zittau die eigentlichen treibenden Kräfte waren – nur summarisch als »einige Äbte« (cum quibusdam abbatibus religiosis) erwähnt. Nach Entlassung der Gesandten (dimissis nunciis Bohemorum) soll König Heinrich die Grafen von Schelklingen, von Henneberg und von Hohenlohe ins Königreich Böhmen geschickt haben, um selbst Nachforschungen über die dortigen Zustände anzustellen.
Vgl. dazu Jäschke, 1250 Jahre Heilbronn? (...1992) S.86-98, der das Geschehen vom August 1309 als »Heilbronner Konzeption« charakterisiert. Demnach habe sich König Heinrich – neben einem »Wiederaufgreifen der Italien-Politik«, das durch die Rückkehr der königlichen Gesandten vom päpstlichen Hof mit der Zusage einer Kaiserkrönung Heinrichs durch Clemens V. binnen der nächsten drei Jahre einen zusätzlichen Anschub erhielt – bereits hier zur Verheiratung seines Sohnes Johann mit der Přemyslidin Elisabeth entschlossen und damit den Erwerb Böhmens für seine Familie in die Wege geleitet, die dadurch zu einer der führenden europäischen Dynastien des Spätmittelalters aufsteigen sollte (a.a.O. S.87). Auch von seiten der böhmischen Geistlichen handelte es sich wohl durchaus um ein »geplantes Vorgehen« und nicht um ein mehr oder weniger zufälliges Zusammentreffen mit dem Herrscher auf der Reise zum Generalkapitel ihres Ordens, das jährlich am 14. September in Cîteaux tagte. Sie sind vielmehr »als Gesandte der böhmischen Opposition gegen den kärntnischen König [zu] betrachten«, zu deren Partei auch die Heiratskandidatin Elisabeth gehörte. Somit ist »von regelrechten Verhandlungen am römisch-deutschen Königshof« in Heilbronn auszugehen. Dies wird auch durch die Darstellung Peters von Zittau gestützt: Im Zusammenhang mit den 1310 aufgenommenen Gesprächen zwischen den böhmischen Ständen und König Heinrich, die eine Befriedung der Lage im Königreich Böhmen zum Ziel hatten, erwähnt er Gesandte, die bereits früher im geheimen zum König gekommen seien (cui prius occulte legati missi fuerant; Chronica Aulae Regiae I 94, ed. von Emler, S.134; vgl. Ed. Loserth, S.244); dies ist wohl als Hinweis auf die zisterziensische Legation von 1309 zu deuten. Daß es bereits 1309 tatsächlich konkrete Ehepläne für die Königstochter Elisabeth gab, ist hingegen aus den Quellen nicht belegbar. Vielmehr scheint Heinrich die Intervention der Königsaaler Zisterzienser als willkommenen Anlaß zu einem königlichen Eingreifen gegen Heinrich von Kärnten genommen zu haben, mit dem es bereits vorher Spannungen gab. König Heinrich betrachtete offensichtlich Böhmen nach der Ermordung Wenzels III. als heimgefallenes Reichslehen, über das er nach Gutdünken verfügen konnte. Das von Peter von Zittau überlieferte Versprechen des Königs, Elisabeth zur Böhmenkönigin zu machen, ist sicher nicht so zu verstehen, daß Heinrich an eine Belehnung der unverheirateten Königstochter dachte; die Bemerkung ist wohl vielmehr in dieser Form der přemyslidenfreundlichen Tendenz des Königsaaler Chronisten geschuldet. Es ist allerdings durchaus denkbar, daß man schon zu diesem Zeitpunkt die zusätzliche Legitimierung eines künftigen Böhmenkönigs über eine Ehe mit der Přemyslidin ins Auge faßte. Konkrete Heiratspläne lassen sich in den Quellen jedoch erst für das Jahr 1310 nachweisen. Während König Heinrich wohl anfänglich seinen noch unverheirateten Bruder Walram favorisierte, legte sich die böhmische Partei bald auf den Königssohn Johann fest, da man hoffte, daß dieser sich als Heranwachsender noch leichter mit den Sitten und Gebräuchen des Landes vertraut machen und somit auch eine größere Zuneigung zu der neuen Heimat fassen würde (Chronica Aulae Regiae I 95, ed. von Emler, S.134; vgl. Ed. Loserth, S.244); siehe zu diesem Komplex ausführlich unten die Regesten zu den Heiratsverhandlungen im Juli 1310 in Frankfurt und zur Eheschließung Elisabeths mit Johann in Speyer im August 1310. – Zum Heilbronner Treffen siehe auch Schrenk, Heilbronn im Itinerar mittelalterlicher Herrscher (...1992) S.164f. und ausführlich zu den ZusammenhängenFranke, Kaiser Heinrich VII. im Spiegel der Historiographie (1992) S.204-211; zu den Quellen vgl. ebd. (zu Peter von Zittau) und S.249-252 und S.261f. (zu Johann von Viktring). – Zur Situation in Böhmen seit dem Tod König Wenzels III. vgl. Prinz, Böhmen im mittelalterlichen Europa (1984) S.136-138 und S.140f.; Jäschke, Europa um 1300 (1999) S.118; Hoensch, Die Luxemburger (2000) S.37f.; Thorau, Heinrich VII. (...2003) S.383f. – Ein Diplom »für den Abt von Königssaal« [!], das Knupfer, UB der Stadt Heilbronn 1 (1904) S.34 A.1 für den 14. August suggerieren könnte, scheint es nicht gegeben zu haben. Th.
Places
- Heilbronn
Persons
- Heinrich VII.
Regesta Imperii VI,4,1 RI VI,4,1 n. 252, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/RIVIivI/1309-08-13_3_0_6_4_1_294_252/charter>, accessed 2025-04-08+02:00
You are copying a text frominto your own collection. Please be aware that reusing it might infringe intellectural property rights, so please check individual licences and cite the source of your information when you publish your data
The Charter already exists in the choosen Collection
Please wait copying Charter, dialog will close at success