1||[3] 1Das ist ordinnanntza1
Der hoptman sol schweren, desß lantz Appenzell nutz und ere ze fuͤrderen und schaden zwenden, dz volk, so im bevolchen ist, nach sinem vermoͤgen zuͦ verhuͤtten und zuͦ vergommenn und darinn sin bestz und waigst zuͦ thuͦn gethruͤwlich und ungevarlich.2
Die fainnrich umd [!] vorfainnrich soͤllenn schweren, desß lanz Appentzell nutz und ere ze fuͤrderenn und schaden ze wenden, desß lantz panner und fainnly, so inen bevolchen ist, getruͤwlich ze wartenn und nuͤtt darvon zuͦ komen, ouch die || in stritten, stuͤrmen und gefaichten offenbar und ufrecht zuͦ halten und sich davonnuͤtb zetrengen lassen biß in thot alles gethrüwlich unnd ungevarlich.2
Deß ersten, das uff sollichen zug niemand kainen thodtschlag older vinttschafft gegen denen, so in sollichenn zug mit unß sind, rechen older aiferen sol.3
Ittem, das niemand spilen nach karten sol, es werd im dann vom hoptman erloptt.4
Ir sollenn alle schweren, dem hoptman und anderen, so im zuͦ geordnett sind, gehorsam, gewairtig sin, uff die paner und fainly zuͦ wartenn und nuͤtt ussem feld zuͦ komen, und die, so in sonnders zuͦ der panner older fainnly geordnet ||werdenn, das die tag unnd nacht daby blybenn und nit davon schaidenn, sonnder dero getruͤwlich warttenn unnd die verhuͤtten soͤllenn, unnd ob es zuͦ ainem strytt oder faicht komenn wurde, menngklich bin der paner older faͤnnly unnd in der ordnung zuͦ blibenn unnd sich da vonn nit trenngen lassenn bis in den thodt, sonnder die fyennd zuͦ schaidigen jegklicher nach sinem vermoͤgenn, ouch nuͤt zuͦ blünnderen, biß das feld beheptt unnd die not erobertt wirtt, es sye an stuͤrmen oder an strittenn kain gotzhus, kilchenn oder gwichtstett uffbrechen, zuͦ brennen nach ichzitt, das darzuͦ gehoͤrtt, zuͦ verwuͤsten oder daruß zuͦ nemenn, es waire denn, dz die vygennd older iro guͦtt darinn fundenn wurdenn. Ouch kainem priester noch frowennbild an irem lib ze schaidigen nach ze schmaichenn, es waͤre denn, dz ainer zuͦ gegenn wer, von inenn gethrungen wurde. Darzuͦ kainem der fründen an lib nach an guͦtt merklich nach groͤlich zuͦ schaidigen. Und wer unnß failen koff zuͦ fuͤrt, die fry und sicher zuͦ lassenn unnd inen mitt gwalltt nichtz ze nemenn und hierinn desß lanz Appenzell nutz und eer ze fürderen und schaden ze wenden gethrüwlich und ongfarlich. Ouch an kainen end ze brennen, bis es von dem hoptman erlopt wirt. Was och von hab unnd guͦtt erobert unnd gwunnen wirt, das an aine gemaine puͤt legen und ze gebenn, unnd das nieman nüt im selbs zuͦ behallttenn. Unnd welcher och jemmandts saich, der obbeschribnen stuken kains brechen oder dawider thuͦn, die oder den selben darumm zuͦ laidenn by dem aid, damit soͤlichs zestund müg gstrafft werden. Und darzuͦ kain bluͦttharsch noch frye gsellschafftt ze machenn noch darin zuͦ ziechen, sonder zuͦ der paner oder faͤnly schweren und gehorsam ze sin, wie obstatt.5
||Des erstenn, wan das jeman unser lannttluͤtten, er sye jung oder alltt, ob vierzechen jarenn von ainem paner endrunne und von ainem hopttman, der ist lib unnd guͦtt ganntzlich, waß er hatt, verfallenn gmainen lanndtlüttenn unntz an ir gnad.6
Ouch ist besetztt, wenn man sturm luͤtt oder ain schray wurde, und wer dz hoͤrtt oder vernaim und nuͤtt liffe und iltte dem gschray unnd paner und dem hoptman nach und nuͤt sin bests darinn daitt ungevarlich, unnd dz kannttlich wurd, der ist verfallenn den lanndtluͤtten vier pfund pfenig. Und wair, das jemann darinn belündt und gezigenn wurd, dz er dem sturm nuͤtt nach geiltt hett, unnd er dz nitt || gichtig sin welltt, wenn er dann zwen biderb man unversprochen hatt, die im dz behabennd ze den hailgen, das er geloffen sye unnd sin best gethon hab ungevarlich, der hett denn sin sach wol besetzt. Unnd wair dz jeman von krankhaitt sins libs ald von rechter eehaffty nütt moͤcht nachilen, wann sich ain radt darum erkentt, dz es also sy, der hatt och genuͦg thuͦn.7
Ouch ist besezt, wenn der hoptman und dz paner ußgezogen sinnd unnd die landtlüt unnd dz guͦtt gwunnen wurd, wer denn vor dem panner wider inzug on ains hoptman|| erlobenn, der ist zuͦ buͦß verfallenn denn lanndtlütten sechs pfund pfennig, unnd ist ouch umm sin buͤttung komen, unnd hatt er ütt sonnder gwunnen, dz selbig sol er och wider gebenn denen, die dann ander puͤttung hanndc etc.
Ittem, es ist ouch besetztt, alß wir inn jedem thail hopttluͤtt haͤnnd, die dann die wachtenn besezenn, unnd wer dann da nuͤtt an die wacht gatt unnd da wachett, alß lanng alß der hopttman haist, der ist zuͦ buͦß verfallenn fünf schilling pfemig [!] den lanndtluͤtten on gnad. Unnd wair aber (da vor gott ewengklich sye), das die wacht verwarlosen wurd von denenn dann gebottenn wair zuͦ wachenn und davon schad ufferstuͤnd, so mügind sich die lanndtlütt füro darumm erkennen, wie er fuͤro gestrafftt werd an lib und an guͦtt.
Language:
deutschNotes:
a Vor dem Titel auf ders. Zeile und darüber die Ziffer 1; Titel von Hand T1.
b Über der Zeile zwischen davon und zetrengen von späterer Hand nuͤt nachgetragen.
c Darüber ein Verdoppelungszeichen.
1 Die Ordonnanz stammt gemäss Zürcher, S. 140, sprachlich aus dem Beginn des 15. Jh. – Bi‐schofberger, Rechtsarchäologie, S. 55, erkennt in Art. 3 «unschwer den Sempacherbrief aus dem
Jahre 1393». – Die Militärorganisation wurde mit wenigen Änderungen ins LB 1585, fol. 9r–10v,
übernommen und dort noch durch einen Art. ergänzt. – Zum Reislaufen und Söldnerwesen Appen‐
zells sowie zu den Kriegszügen: AppGesch. 1, Kp. 4, S. 284–293, 459–470; Büchler, Politik,
S. 161–179; Herisau, S. 49–51; Weishaupt, Finanzhaushalt, S. 87 f., 104–106. – Allg. zur Ordonnanz:
AppGesch. 1, S. 199 f.; Griesshammer, S. 67–72; Rusch, Landbuch, S. 70; Zürcher, S. 140–142. –
Druck: Rusch, Landbuch, S. 68–70.
2 In der
Ordonnanz wird nicht klar zwischen den Bereichen Fremde Dienste und
«Landestruppen» unterschieden.
So sollen gemäss Art. 3 Hauptmann und Fähnrich den Eid leisten. Als
Amtsperson erscheint der
Landeshauptmann aber erst wieder nach 1597 in
den Quellen. Tobler, Landesämter, S. 108 ff., vermutet, die Best. betreffe eher
die Rhodshauptleute, was Kunz, Zugang 1994, S. 20, nicht
glaubt. Vielmehr belege die Stelle die enge Beziehung zwischen dem
Rat und den app. Soldoffizieren, die ersterem
regelmässig aus dem Kriegsdienst berichteten. Gemäss Kunz wurden die app. Fähnlein unter app. Führung
als eine Art Truppe des Landes betrachtet. Ab der
Mitte des 16. Jh. erscheint in
den Quellen ein Bannerherr oder -meister; Tobler, ebd., S. 102–104. – Lit.: Griesshammer, S. 88 f.
3 Lit.: Juchler, S. 69.
4 Zum Spielen auch Älteres LB, Art. 123. – Lit.: Zürcher, S. 129.
5 Der ganze Abs. ist im LB 1585, fol. 9v–10r, in acht einzelne Abs. aufgeteilt worden. – Lit.:
Griesshammer, S. 88–90; Zürcher, S. 140–143.
6 Lit.: Griesshammer, S. 35; Zürcher, S. 127.
7 Lit.: Juchler, S. 118.