Herzog Hans der Grausame von Sagan im Jahre 1488 und Hans Schweinichens Leben Herzog Heinrich XI. von Liegnitz, Nr. 18, S. 87
Herzog Hans der Grausame von Sagan im Jahre 1488 und Hans Schweinichens Leben Herzog Heinrich XI. von Liegnitz, Nr. 18, S. 87





Cap. 19.
Hertzog Hennerichs Einzug zur Liegnitz, gehalten den 26. Octobris.
Demnach I. F. G. Hertzog Hennerich einen ansehnlichen fürstlichen Einzug zur Lignitz gern halten wollen, verschrieben I. F. G. etliche aussländische Junghern, auch etliche Derselbigen Unterthañen, so allezeit auff I. F. G. Seiten waren, und brachten also 75. reissige Ross, und 9. Kutschen zusammen, und machten sich auff den 26. Octobris von Hannaw nach Lignitz auff, hatten beyneben 6. Trommeter und 26. October. eine Kesseldrommel, so wol 12. Trabanten roth und weiss gekleidet, und ritten I. F. G. selber auff dem Ross, so 400. Taler stund, hatten hinter I. F. G. 3. Edelknaben wol geputzt, mit Federpüschen die Ross und Jungen geschweifft, Sammet Röcklein, und mit Ketten behangen, wie denn die 75. Ross auch gantz wol staffiret waren, und hatte ein jeder auff dem Hute gelbe Federn. Wie nu I. F. G. nahe gen Wal daw1) kommen, vermeinen sie nicht anders, es werde der Herr Bischoff (weil I. F. G. albereit zween Tage zur Lignitz in Deroselbigen Hoffe gelegen) neben Hertzog Friedrichen ent gegen kommen sein, und I. F. G. auffs Schloss einführen, so schicken Ihro F. G. der Herr Bischoff I. F. G. Hertzog Hennerich ein Schreiben, darinn vermeldet, dass die Restitution I. F. G. ins Fürstenthumb auff diesmal aus erheblichen Ursachen ihren Fort gang nicht erreichen könte, sondern unumbgänglichen auffgeschuben werden müste. Derowegen I. F. G. zu Hanaw mit vergeblicher Bemühung nicht auffbrechen wolten, und zu Hannaw so lange verwarten, biss ein ander Tag ernannt werden konte.
1) W. '/i M. von Liegnitz auf dem Wege von Hainan.
10
74 II- Schweinichens Heinrich XI.
1580. Hertzog Hennerich aber kennet die Possen, dass dieselbigen von I. F. G.
20. October. Widerwärtigen, von I. F. G. Hertzog Friedrichs Ruhten, auch von dem gantzen Lande (ausser der Stadt), welche wider die Restitution waren, herfliessen und kämen, weil sie bey sich abnommen und gedencken, dass ihr gantz Regiment nu über ein Hauffen fallen, und ihnen der Stachel genommen were worden, darumb sie das Euserste vorgewendet, wie sie den Herrn Bischoff abspenstig machen möchten, dass sie die Restitution zurücke brächten, und sie, wie zuvor, gubernirten, und in den vorigen langen Verzug brächten. Denn es war in sie alle eine Furcht gefahren, wusten nicht wo aus noch ein.
Aber Hertzog Hennerich Iiess sich nichts jrren, noch mit einem Bogen Papier und wenig Wachs abschrecken, weil I. F. G. nu starck fundiret, und das Kayserliche Decret vor sich hätten, sondern blieben neben derselbigen Gemahlin und Fräulin neben den Reutern im Felde halten, schicken so bald Hannss Schweinichen Hoffe meistern, Hennerich Schweinchen und Peter von Schellendorffen zum Adelstorff, Hannss Fuchsen, landesknechtischen Hauptmann, mit 12. reissige Rossen und einem Drommeter nach Lignitz, und lassen I. F. G. dem Herrn Rischoff Derselben freundliche Dienst und alles Gutes vermelden, und hätten I. F. G. sich zu erjnnern, wass von der Röm. Kays. Maytt. vor ein gerechtes Urtheil und Sententz ergangen, dass I. F. G. auff den 26. Octobris in deren Fürstenthum solte von I. F. G. als dem Oberambte restituiret werden. Zu schuldigem Gehorsam und I. K. M. gnä digsten Verordnung nach, hielten I. F. G. den Tag innen; damit dieses, was I. Kays. M. decretiret und erkennet, ins Werck gesetzet .werden möchte. Mit grosser Ver wunderung aber vernehmen I. F. G., dass der Herr Bischoff I. K. M. Decret und Ver ordnung zurücke setzen, und auff andere Termin ziehlen, die von I. K. M. niemals angemelt sein worden, sondern der heutige Tag war von I. Kays. M. selbsten ernennet worden zur Restitution; dero wolte I. F. G. auch gewärtig sein und gehalten haben, könten also Kayserliche Decreta durch Oberambtes schlechte Missiven nicht zurücke setzen lassen; noch demselbigem deferiren; wie sich nu der Herr Bischoff allemal von I. F. G. Wiederwärtigen hätte einnehmen und überreden lassen, als beschehe es jtzo auch. Derowegen so wolten I. F. G. den Herrn Bischoff freundlich ersucht und gebeten haben, dass der Herr Bischoff I. K. Maytt. Befehl (ungeacht aller Einwürffe, so von I. F. G. Abgönstigen beschehen möchten) fortsetzen und darmit länger nicht auffziehen, wie sich I. F. G. denn hierbey angeben wolten, dass sie keinen Auffzug annehmen, noch sich zurücke halten liess, es erstünde auch darauss, wass es wolle, und gienge wie es möchte, so wolten I. F. G. von I. K. M. Resolution nicht weichen.
Darauff gab der Herr fiischoff Antwort, I. F. G. thäten sich gegen Hertzog Hen nerichen Derselbten Zuentbittung gantz freundlich bedancken, und wären froh, dass I. F. G. mit guter Gesundheit zu deren Land und Leuten kommen wäre, und hätten sich Dejro Röm. Kays. 31. ergangen Decretes zwischen I. F. G. und Derselbigen Herrn Bruders gar wol zu erjnnern, und erkennten sich I. K. M. Befehl nachzuleben schuldig. Es wären aber wichtige Ursachen im Wege, dass I. K. M. zuvor unterthänigst bericht werden müsten, dass also, wie gern I. F. G. wolten, nicht fortschreiten könten, so gebe sich Hertzog Friedrich klar an, dass ehe und zuvor I. F. G. wüsten, wass das
Cap. 19. Herzog Heinrichs Einzug zu Liegnitz. 75
Ihrige sein solte, nicht weichen wolten. Zudem so wolte sich die Landschafft auch „ ,^80- nicht anweisen lassen, sie wären denn zuvor versichert, wie sie ihrer Schulden hin wieder bezahlet werden möchten, zu welchem Bescheid der Herr Bischoff ohne I. K. M. gnädigste Erklärung nicht langen könten; beten derowegen noch freundlichen, I. F. G. wolten sich noch 14. Tage gedulden, und zu Hanaw auffhalten, es wolle der Herr Bischoff die Verordnung thun, dass I. F. G. das Deputat auff 14. Tage so bald eingestallt werden solte, es solle I. F. G. aber an dem Kayserlichen Decret und Rechten gantz unschädlich sein.
Wie nu die Gesandten dies I. F. G. zubringen,, werden sie Zorn bewogen, schicken wider zween Aussländer mit 4. Ross und einem Trommeter zurücke und lassen dem Herrn Bischoff anmelden, I. F. G. hätten das Kayserl. Decret vor sich, welches darvon nichts meldete, dass Hertzog Friederich zuvor das Seine haben solle, wie denn I. F. G. ohn dies Hertzog Friedrich nichts gestünde, noch vielweniger sagte das Kayserliche Decret von einiger Vergleichung oder Tractation mit der Landschafft, sondern nur bloss die Restitution I. F. G. einzusetzen; des wären I. F. G. endlich, und keines andern gewärtig. Es hätten I. F. G. sich zum Herrn Bischoff gar nicht versehen, dass er sich wider I. F. G. also auffsetzig machen solte, und I. F. G. Feinden und Missgönstigen mehr Glauben geben, denn dem Kays. Decret Folge zu leisten; bete derowegen, der Herr Bischoff wolle sich wider I. F. G. nicht auffhetzen lassen, dadurch I. F. G. nicht Ursache gewinnen, dem Herrn Bischoff hinwider wiederwärtig zu sein, dargegen I. F. G. lieber alle Freundschafft erzeigen wolten, und liessen sich I. F. G. endlich angeben, solten I. F. G. heute nicht restituiret werden, so wolten sie sich selber mit Gewalt einsetzen, denn zurücke liessen sie sich nicht bringen.
Ob nu wol solche Zuentbittung dem Herrn Bischoff nicht gefiel, sondern Anfangs wider die Abgesandten trotzige Worte gebrauchte, so hat doch der Herr Bischoff leicht abnehmen können, wass aus solchem erfolgen möchte, in sonderlicher Betrachtung, weil der Herr Bischoff albereit bericht worden, dass fast die gantze Stadt Mannes- Person, darauff sich der Herr Bischoff und Hertzog Friedrich verlassen, albereit im Felde zu Hertzog Hennerichen, etliche aus gutem Hertzen, etliche auch zu auff- wickeln, und auch Verzugs halber gelauffen, derhalben trug der Herr Bischoff Beyfahr es möchte sich ein Auffruhr erheben, und so bald uber ihnen, als andern, ausgehen,' giebet also den Gesandten bessere Worte und Bescheid, dass sie so bald dero Gesandten zu I. F. G. abfertigen wolten.
Schicken darauff zween Gesandten mit einem Kutschen, neben 6. reissige Rossen, lassen Hertzog Hennerich anzeigen, der Herr Bischoff hätte sich dessen Verweiss nicht versehen, weil I. F. G. wol mit Bestandt berichten mochten, dass sie allezeit, wie auch noch auff I. F. G. Seiten gewesen, und sich niemals anders, als die Billigkeit gewesen, sich verlauten lassen, und was I. F. G. Hertzog Hennerich hätten zuer- botten, wäre mehr I. F. G. zum Besten, als Aergsten gemeinet, welches denn I. F. G. auch nichts anders, denn wol gemeint vermercken wolten, denn es dem Herrn Bisch off gar nicht gebührete, wieder das Kays. Decret etwas anders anzuordnen, und weil I. F. G. so hefftig auff die Restitution drungen, so wolte der Herr Bischoff auch I. K. M.
10*
76 H- Schtceinichens Heinrich XI.
26. October.
188Л Befehl (hinten angesetzt aller wichtigen Erhebligkeiten, so im Wege stünden) exe- quiren und völlige Genüge leisten, es gienge auch, so schwer es jmmer wolle, zu, solte an I. F. G. kein Abgang sein. Allein I. F. G. der Herr Bischoff beten gantz freundlich, I. F. G. wolten sich künfftige einige Nacht über gedulden, und in die Stadt, wo sie hin wolten, einziehen. Es solte I. F. G. sambt den Ihrigen alle Nothdurfft verordnet wer den, folgenden Morgen aber solte I. K. M. Decret exequiret werden, und solten I. F. G. aller Freundschafft sich zu trösten haben.
Diess Hertzog Hennerich gäntzlich abschlug, aus Ursachen, es wäre wider I. K. M. Decret, so gereicht es I. F. G. auch zum Schimpff, Spott und Nachtheil. Derowegen so wolten I. F. G. den Abend auff Schloss ziehen und wehren I. F. G. dass auff den Morgen die Anweisung beschehen möchte, und dem Kayserlichen Decret nach exequiret würde.
Des Herren Bischoffs Gesandten aber hielten bey I. F. G. embsig an und baten, dass I. F. G. dies dem Herrn Bischoff zu Ehren thun wolten. Nach langem Anhalten sagten I. F. G. schertzweisse: Ich wil dem Herrn Bischoff zu Ehren und nicht aus Zwang zu Gefallen sein, und mich diese Nacht in der Stadt auffhalten, und verwarten. Wird er aber hernach nicht mir wider zu Gefallen sein, so wird es mich sehr jammern.
Darauff hielten I. F. G. (wie obgemeldt) den Einzug, und tratt in Hannss Hel mann Hauss im Ecke am Platz nebenst Derselbigen Gemahlin und Fräulin ab. Es war aber so ein Zulauffen, dass nicht wol ein Apffel zur Erden kommen mögen, und blieben die Nacht alda.
Eine Stunde nach I. F. G. Ankunfft schicket der Herr Bischoff zu I. F. G. und lassen I. F. G. freundlich empfahen, und beyneben I. F. G. anmelden, dass I. F. G. der Herr Bischoff morgen umb 8. Uhr bey I. F. G. in deren Losament zur Unterredung erscheinen wolten.
Mit solcher Zuentbittung war Hertzog Hennerich gar wol zufrieden, und bate die Gesandten zu Gaste. Bald hernach schicket Hertzog Friederich, und liessen
1. F. G. auch empfangen, und beyneben ein Zuber voll von allerley Fischen, 2. Eymer Wein, 6. Fass Bier, % geschlachten Ochsen, 2. Kälber, 3. Schöps, Brodt und Semmel die Nothdurfft verehren, welches I. F. G. Hertzog Hennerich zu Danck annahmen.
Zuvor aber, ehe Hertzog Friedrich die Gesandten mit jtzo gemelten Proviant runder schickten, kamen I. F. G. selber mit den Rähten, und wolten I. F. G. Hertzog Hennerich empfangen, aber Hertzog Hennerich liessen sich, dass I. F. G. im Bade waren entschuldigen. Wie I. F. G. solches vernommen, dass sie nicht vorkommen möchten, ritten sie wider aufs Schloss, und schickten, (wie gemelt) die Gesandten runter. Welche Gesandten denn Hertzog Hennerich auch zu Gaste lud, so auch neben den bischofflichen Gesandten verblieben.
Ein Rath der Stadt Liegnitz lassen I. F. G. auch gehorsamlich empfahen, und geben sich der Unterthänigkeit an, verehren dabey I.. F. G. 2. Eymer Wein, und
2. Malter Haber, da behielten I. F. G. vom Rath Abgesandte auch bey der Taffel. Wie nun die Zeit zu speisen ist, lassen I. F. G. durch 6. Trommeter und Schlagung
der Kesseldrommel zu Tische blasen, da. war ein gross Zugeleuffte und der gemeine
Cap. 19. Hz. Heinrichs Einzug zu Liegn. Cap. 20. Der Bischof restituiret den Hz. Heinr. 77
Mann schrie: Gott Lob! Gott Lob! der Herr, so die gantze Stadt lustig macht, ist wiederkommen, es wird nunmehro nicht so stille zu gehen! Darvon denn Hertzog Hennerich fast wolte der Name gegeben werden, ¿dass man I. F. G. den Backer1) hiess.
ßey der Taffel hernach waren I. F. G. sehr lustig, liess die Música gehen, und geleistete den Abgesandten guten Willen und truncken gute Rausch. Abends wie sich I. F. G. zu Bette legen, wolten I. F. G. nicht trauen, sondern bestellten eine Wache von den Bürgern, denen I. F. G. wol trauen mochte, 30. Mann Ingleichen so wachten 12. Trabanten im Hauss und im Zimmer der Hoffemeister mit 2. Kammer junckern.
Hans der Grausame von Sagan/ Herzog Heinrich XI. von Liegnitz, ed. Stenzel, 1850 (Google data) 18, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/SaganLiegnitz/3068eefa-b7c5-41f3-849a-04b45bbe3f14/charter>, accessed 2025-04-08+02:00
The Charter already exists in the choosen Collection
Please wait copying Charter, dialog will close at success