Urkundenbuch der Stadt Leipzig, No. 204. 1439. 29. Sept. , S. 189
Urkundenbuch der Stadt Leipzig, No. 204. 1439. 29. Sept. , S. 189
No. 204. 1439. 29. Sept.
In deme namen der heiligen vnd vngeteilter drieualdickeit des vaters vnd des sons vnd des heiligen geistis amen. Allen vnd ixlichen cristenluten geinwertigen vnd inczukumfftigen zciiten ewiclichen, die diesse briue sehen adir hören lesen, vor kundigen vnd thun kunth wir Johannes von gotis vnd des heiligen stuls zcu Rome gnaden bisschoff zcu Merseburg, das vor vns eyntrechticlichen kommen sint die ersamen wiesen ratmanne vnd gesworne zcu Lipczk von irer vnd der ganczen gemeynen wegen richer vnd armer gemeyniclichen der itczundgnanten stad Lipczk in vnserm bischtum gelegen uff eyne, vnd die wirdigen vnd geistlichen prabist prior vnd conuent sancti Thomas münsters der regeler vnd sancti Augustini ordinis dasei bist zcu Lipczk vnsere liebin andechtigen uff die andere siiten vnd habin vns bericht, das sie mit wissen willen vnd volborte der hochgebornen fursten vnd hern hern Friderichs vnd hern Wilhelms gebrudern herczogen zcu Sachsen, lantgrauen in Do- ringen vnd marcgraffen zcu Miessen, naturlicher erbhern der gnanten stad Lipczk vnsern üben gnedigen hern gutlichen genczlichen vnd gruntlichen vor eynet vnd vortragen haben zcu irhebunge vnd buwunge eynes nuwen spitals vor deme Ran- stedischen thore daseibist zcu Lipczk, do itzunt sente Jörgen capelle liit mit dem spital doselbist, von nuwens eyiien gemeynen zcu machene dem almechtigen gote vnserm hern Jhesu Cristo zcu lobe, armen vnd siechen lute-n, pylgerymmen vnd iundelingen zcu niitcze, allen guten luten vnd gloubigen seien, von der almusen der
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spital zcu kommet vnd gebessirt wirdet, zcu tröste, vnd das man doryn breiige vnd füre arme sichen vnd krancke lute, die vormals uff den gassen vor den busern vnd allvmbe gelegen haben vnd nymand herbergen wolde, vnd ire notdorfft dorynne rey- chen vnd pylgeryme vnd enelende lute herbergen solle; vnd uff solliche vortracht vnd eynunge, so haben die gnanten prabist prior vnd conuent sancti Thomas mün- sters zcu Lipczk, die danne alle pfarre bynnen der müren Lipczk ynnehaben vnd dieselbe capelle sancti Jörgen bis an disse cziit sie angehört hat, dem gnanten rate vnd gemeyne der stad Lipczk der gnanten capellen sente Jörgen adir spittals gencz- lichen abegetreten vnd sich vor vns als vor irem obirsten in geistlichkeit genczlichen vorczogen, als die capelle itcznnt stehit mit (lerne spittale vnd den ändern anlegenden husern an der siiten des spittals, mit den czinsen, die uff den selben husern sint biß an das wassir an den Rosintal, mit allen garten vnd zcngehorungen zcu deine spit tale als wihet als das vmbeflossen ist bis an die steynbrucke vor dem gnanten spittal. Ouch so haben der gnante prabist vnd conuent adir capittil der vier siechen, die vormals in deine gnanten spittal gehalden sint, sich gancz vorczogen, die vorbaß- mehir zcu ewigen gecziiten nicht mehir dorynne zcuhabene, sundern die itczunt dor ynne sint, die sollen dorynne bliben die wiele sie leben, vnd wenne derselbin eyns adir mehir vnd mitenander vorsterbin, so sal der rad zcu Lipczk andere daryn nemen vnd setczen ane des prabistis vnd conuentes adir capittils vorgnant dheyner- leye widderrede, üuch was der sichen in deme spittal vorsterbin, die sal mau in deme spittal begraben vnd anders keyne begrebnisse da nicht machen, dieselbigen siechen sal ouch der prabist egnant bestellen, das sie besorget werden mit den hei ligen sacramenten, als das gotlich vnd gewonlich ist. Ouch den obengnanten nuwen spittal sal der rad zcu Lipczk buwen mit eyner capellen vnd altaren, mit husern der sichen nach sinen willen vnd besten irkenthenisse, vnd doran sal der prabist nach syn conuent adir capittil keynerleye intrag machen, sundern deme rate die lehn vnd besitczunge des spittals vorgnant, inmassen als obengeschrebin stehit, genczlichen abetreten vnd vorlassen; ouch sollin damete denne alle briue, die der gnante prabist vnd sin capittil obir den gnanten spittal haben von keysern adir ändern forsten geistlichin vnd wertlichin, vernichtet vnd machteloß sin. Darumbe sal der rad zcu Lipczk deme prabiste vnd capittile sancti Thomas vorgnanten zcu eyner widder- statunge vnd gnüge ierlichen acht schog nuwer grosschen zcinße reichen uff sente Michels tag adir die abelosen mit hundert vnd drievnddrissig nuwe schocken vnd zcwenczig grosschin nuwer grosschen; ouch was ist adir were an ändern czinsen, denne die uff den husern stehen, vnd ändern gutern, die vssewendig deme flösse als der spittal vmbeflossin ist, die gutere vnd czinse sollin folgen deme prabiste vnd synem capittele ane des ratis hindernisse. Alle obengeschrebin eynunge vortracht vnd ordenunge vnd buwunge des nuwen spittals haben vns die obingnanten prabist capittil vnd rat mit flisse gebethen vnsern willen volbort • vnd gunst zcugebene vnd die zcubestetigene mit vnser bisschofflicher macht vnd gewalt. Daruff wir Johannes von gotis gnaden bisschoff zcu Merseburg guten bedacht vnd vorrat der vnsern geist licher vnd wertlicher, die sich des vorstehn, gehabet vnd haben irfunden, das das eyn gotlich erlich vnd gut werck ist, dauone got gelobit, arme lute gehuset, gespiset
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vnd irquickit mögen werden vnd solliche redeliche bete der obingnanten partien irhorit, wenne wir denne von veterlicher sorge vnd vorwesunge der gloubigen vnsers bishtums darczu geneyget sint, gotis dinst vnd lob zcumeren, arme endende kraneke lute vnd pylgeryme zcubesorgene vnd seligen ynnegen cristenluten, die denne darczu geneiget sint mit irem almusen zcu sollichin guten wercken zcuhelffene, forderunge vnd guten willen bewiesen, so wir forderst können vnd mögen. Dauon so habin wir zcu sollicher obingeschrebin gotlicher voreynunge vnd vortracht vnsern willen gunst vnd volbort gegebin vnd den gnanten spittal sente Jörgen mit der capellen vnde allir obingeschrebin zcugehorungen zcu eyme nuwen spittal zcubuwene den offtgnan- ten rate vnd gemeyne zcu Lipczk geeygent vnd denselbin nuwen spittal zcubuwene bestetiget, eygen vnd bestetigen den von vnser bisschofflicher macht vnd gewalt gnediclichen mit dissem briue in allirmasse, als die gnanten rat prabist vnd capittil eyn worden sint vnd obenbenümet ist, vnd haben des zcu erkunde vnser grosse insigil mit wolbedachtem mute vnd vorrate an dissen offin brieif lassen hengen.
Vnd wir von gptis gnaden Friderich des heiligen Romischen richis erczmar- schalk vnd Wilhelm gebrudere herczogen zcu Sachsen, lantgrauen in Doringen vad marcgraffen zcu Miessin bekennen mit disscm seibin oftin briue vor vns, vnser erbin vnd nachkommen, das die obingeschrebin eynunge vnd vortracht des nuwen spittals zcu buwen vnd allir sache, als die denne volkomelicher obin in disseme briue beru- ret sint, mit vnserm willen wissen vnd volborte gesehen; da vone von vnser macht vnd gewalt, als denne die stat Lipczk zcu vnserm furstenthume vnd herschafft gehorit vnd wir der seibin stat naturliche erbfursten sin, so bestetigen wir den obin- gnanten nuwen spittal mit allir eynunge vnd vortracht als denne obin vßgedruckt ist gnediclichen mit dissem seibin briue, doran wir Friderich vnser große insigil, des wir Wilhelm sin bruder mete hirane gebruchen, mit rate vnser heymelichen habin lassen hengen.
Vnd wir Liuinus Stregis prabist, Johannes Becker prior, Jacuff Storckewicz custos, Johannes Vrba cantor, Michel Göße, Caspar Ciliax, Thomas Ranstete das capittil vnd gancze sampnunge gemeyne sancti Thomae münsters zcu Lipczk regeler sancti Augustini ordinis zcu Lipczk zcu bekenthenisse allir vorgeschrebin rede stucke vnd artickele vnd das wir und alle vnser nachkommen die stete gancz vnuorbrochen vnuorruckt ane geuerde vnd intrag ewiclichen halden wollen vnd sollen vnd dowid- der nymmer zcukommen nach zcuthune in dheyne wiis, habin wir Liuinus prabist vnser probistie vnd wir prior vnd capittil gemeyne obgnant vnsers capittils insigil wissentlichin [mit] wolbedachtem mute vnd guten vorrate an dissen seibin brieff bie der obingnanten vnser gnedigen hern geistlicher vnd wertlicher fursten insigile gehangen, der gegebin ist zcu Lipczk nach Cristi geburt tusent vierhundert in dem nun vnd drissigistin iare am dinstage sente Michels tage des heiligen ercze engils.
Nach dem Orig. im Rathsarchiv zu Leipzig. An Pergamentstreifen hängen die Siegel des Bischofs Jo hann, des Kurfürsten, des Probst Livinus sowie Reste des Capitelsiegels.
Vogel Leipz. Chron. S. 142. — Schöttgen und Kreysig Dipl. Naclil. I. S. 71. — (Seeburg) Nachtr. •/.. Gesch. Leipz. U. S. 17.
Die zum Georgenhospital gehörigen Gebäude und Plätze, die Georgenkirclie, das Findelhaus, der Be gräbnissplatz u. A. in der Altenburg vor dem Ranstädter Thore, zogen sich, ungefähr an der Stelle, wo jetzt die
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zweite Bürgerschule steht beginnend, längs der Pleisse hin bis zu einem in dem durch diesen Fluss gebildeten Bogen gelegenen Privatgrundstücke, Vorwerk, Garten u. s. w., welches im 16. Jahrhundert der Familie Lotter gehörte; (das daran stossende Besitzthum der Familie Peifer erstreckte sich bis zum Zusammenfluss der Pleisse und Parde. Vgl. auch Dav. Peifer Memorabb. Lips. p. 74.). 1548 gestattete der Rath dem Hieronymus Lotter gegen Revers eine Brücke und Einfahrt aus dem Rosenthale über das Wasser in seinen Garten auf der Altenburg zu unterhalten.
Die Punctation zu dem obigen Vertrage zwischen Thomaskloster und Rath befindet sich in dem Stadt buche fol. 265. In Betreff der 8 Schock j. Z. ist daselbst noch folgende Bestimmung enthalten: Were ouch daz solliche bestetunge Vorgang gewynnet, so ist beteidinget als vmme dye widdirstatunge der VIII ß czinses, daz der rat dy C vnde XXXIII P XX gr. dem probste vnd capjtittel, als verre als die stat die czinse uff sich nicht haben wolde, uff die nehesten ostern reichen vnde geben sal. Wolde abir der rat dy czinse reichen dem probste vnde capittel, so sal der rat dem probst vnde capittel synen briff vor die VIII P czinses uff eyne widdir abelosunge geben, vnde wenne der rat dy abelosunge tlum wil, so sal der rad daz dem probst eyn virtel iares doruor vfsagen. — Ouch ist beteidinget, wenne die bestetinge geschiet, daz der probst vnde daz capittel Johannes Hobach synen willen machen sal, daz er do inne nicht halde, sundern daz der spittel mit der zcugehorunge vorgnant der stat geruglichen volge ane allerley hindernisse.
Urkundenbuch der Stadt Leipzig, ed. Posern-Klett, 1868 (Google data) No. 204. 1439. 29. Sept. , in: Monasterium.net, URL </mom/StadtLeipzig/2cfc7c18-ce21-472e-b953-5211b9f9d46b/charter>, accessed at 2024-12-27+01:00
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