Joachim Maltzan - Urkundensammlung zur Geschichte Deutschlands während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Nr. 2. , S. 16
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Dorluchtigenn, höchgebörne fursten vnrle heren. Myne vnderdänige, vorplichte, willige vnd berede denszt szin I. f. g. all tiid gutwillich tho vorn, g. h. So I. f. g. änhe twfuell woll hebben vorstän, wo bössz- lich vnd vorretlich Pöll myne beiden zöne in mynem nhämen vthe Li petze heft gekregen vnd de vencklich enwech geföreth, de ich denne dar szuluest in dat collegium hatte geszendt vnde gedhän tho lerende, szunderliken enem licen- ciaten genömeth Magnus Hunth beuälen, de se szo sunder myn wetend vnd willen heft herürter in vl- gende hende vdren laten, vorhape my, de szulfte Mag nus Hunt schal my därto to antwerden vorplichtet szln. Szo my denne szodäne I. f. g. to hone vnd angesten is wederfären, I. f. g. sodäne willen an&zen vnd tho
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herten laten, my gnedige vnd vppe dat flitegeste Vor schrift tho geuen an dat collegium edder vniuer- siteten tho Lipetze, den vorgenanten Magnus Hunt vnderthorichtende, my där mochte tho antwerden, der gellcken an den rädt tho Lipetze, öck I. f. g. gnedige Vorschrift an den dorluchtigen, höchgebornen fursten vnd heren hertich Jurgen ic., se vte s. f. g. lande vnd Stadt so vorretlich vnd böslich sin gefangen, öck I. g. der sulften meninge gelick an mynen g. h. van Meig- borch eine vorschrift, nachdeme szodäne in s. f. g. lande vnd sträten is gesehen, will I. f. g. öck vorschrift dhön an mynen gnedighen h. den marggrauen, ifte I. g. genöget were, handel där vmme tho hebbende, ifte I. g. dat noch eyn tidlanck will laten anstän, edder wo I. f. g. dat vp dat beste wegen, twluel nicht, I. f. g. my där anne gnedich willen betrachten, vp dat ick sodäner swärheit vnd moyge mochte aff kömen, vnd wedder krigen, will ich myt aller vnderdänicheit vmme I. g. vordenen, worvmme ich I. f. g. vele denste mochte be- wiszen, bin ick altyd willich dönde genüget!), dat godt erkenne, de I. f. g. tho langen tyden sundt erspäre. Datum Pentzellin vnder mynem ingesegel, amme son- äuende vor Martini anno XVC quintn.
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Denn dorluchtigenn hochgeboren furstenn vnd heren heren Baltzar vnd Hinrich geuedderen, hertogen tho Mekellenborch, fursten tho Wen den, grauen tho Swerin, Rostocke vnd Star garde der lhande herenn, mynen gnedigenn herren herrenn denstliken. (L. S.) Nach dem mit grünem Wachs versiegelt gewesenen Originale auf Papier im grossherzogl. meklenb. Geh. u. U. Archive zu Schwerin. Der „hertich Jürgen" ist der Herzog Georg der Bärtige von Sachsen (1500 — 1539) und der „g. b. van Meigborch" ist der Erzbischof Ernst von Magdeburg (1476—1513), ein Her zog von Sachsen.
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Der in vorstehendem Briefe dargestellte Fall berührt eine sehr merkwürdige Geschichte.
Der in dem Briefe so genannte Pöll ist Friederich Pfuel, aus dem bekannten rittermässigen Geschlechte der Mark Brandenburg; er heisst in hochdeutschen Schriften: Pfuel, Pfui, Pfull, Phull, Pull, in niederdeutschen Schriften: Pfoel, Phoel, Pool, Pole, Poll.
Am 7. Jan. 1451 hatten die Herzoge Heinrich und Ulrich von Meklenburg das im Lande Stargard gelegene Gut Gr. Schönfeld mit dessen Zubehörungen, nämlich den Dörfern Karpin und Berenwolde, 2/, an Hönfelde u. s. w., welches seit 1430 durch den Tod des Heinrich Paschedag erledigt und an Heinrich Osterwald verpfändet gewesen war, an Ludwig Pfuel (Poele) verkault und verlehnt und dadurch denselben auch zu einem meklenburgischen Vasallen gemacht. Am 28. Januar 1481 nahmen die Herzoge Magnus und Balthasar den „Clans Pull zu Schönfeld gesessen" in ihr Geleit. Kurze Zeit darauf starb Claus Pfuel ohne Hinterlassung von Leibeserben und nahen Agnaten, und die Herzoge von Me klenburg zogen die Güter als heimgefallene Lehen ein; die Vettern des verstorbenen Claus Pfuel machten jedoch An sprüche an diese Güter, und am 31. üct. 1483 erliess der Markgraf Johann von Brandenburg ein Vorschreiben an die meklenburgischen Herzoge, die Güter, welche „Clans Pull „by juw vorstoruen in juwen landen gelaten hei", dem Ritter Nickel Pfuel und dessen Vettern Heine, Friederich und Frie derich , Gebrüdern und Vettern Pfuel, welche Erbansprüche an dieselben machten, zu verleihen. Obgleich nun die Her zoge von Meklenburg „solche Lehngüter mit Recht hätten bei „sich behalten können", so verliehen sie dieselben doch den genanten Pfuel wieder und nahmen sie „an ihren Hof und Dienst".
Von diesen hatte Friedrich Pfuel, Bertram's Sohn, unser Held, ein Fräulein von Bibow zum Eheversprechen verleitet, obgleich sie schon mit Wissen ihrer Verwandtschaft mit Henniug von Oldenburg verlobt war. Darauf ward Anna von Bibow Hoffräulein am meklenburgischen Hofe, und die fürstliche Familie nahm sich ihrer Vermählung mit Henning von Oldenburg an, als Friedrich Pfuel dagegen protestirte, das Fräulein für sich zur Ehe begehrte und die Kurfürsten zur Vermittelung beim Herzoge Magnus vermochte, da er „Annen Bybowen ewer gemaheln hofljunckfrawen durch we- „senliche wort per verba de presenti zum sacrament der hei ligen Ehe genommen, sich von ir nicht zu scheiden, der tod „scheid sy denn". Der ineklenburgische Hof verweigerte be
stimmt die Ehe der Anna von Bibow mit Friedrich Pfnel, und dieser vermochte seine Landesherren, die brandenhur- gischen Markgrafen, zur lebhaften Verwendung. Da Pfnel seinen Zweck nicht erreichte, vielmehr Anna von Bihow im J. 1497 dem Henning von Oldenburg angetrauet ward, so kündigte Pfuel den Herzogen von M ekle n burg und deren Landen Fehde an und gab zu erkennen, dass er „nicht lenger wen ein tag nach dato dusses hriues das geleyt „bogere vnd sage hirmit vff fride vnd alle geleyt meinen „fynden". Die Fehde dauerte vom J. 1497 an 10 Jahre! Frie derich Pfuel führte die Fehde mit aller Gewalttbat durch; er ward angeklagt: in den Ländern der Fürsten „gemordet vnd gebrandt", von den Fürsten „mit lasteringen vnnd freuent- „liken worden" geredet, die Ihrigen „gefangen, geslagen vnd „beth in den doeth verwundelb" zu haben; so hatte er z. ß. Heinrich Mihen von Galenhek und dessen Sohn Hans, als sie auf Erfordern zu Hofe nach Schwerin hatten reiten wollen, überfallen, beraubt, gefangen und dem Heinrich Ribe „eyn spet in dat liff gesteken". Da er auf wiederholte Ladung eines meklenburgischen Vasallengerichts im J. 1499 nicht er schien, so wurden die Lehen eingezogen, und Friederich Pfuel ward in die Reichsacht erklärt. Man verhandelte mit einer grossen Anzahl Fürsten und Vasallen Jahre lang und glaubte, die Sache nur durch einen Vergleich beendigen zu können. Pfuel verlangte endlich auch Ruhe und forderte als erste Be dingung die Aufhebung der Acht. Da sein Wunsch nicht so bald erfüllt ward, als er begehrte, entführte er nach vorstehendem Briefe im Herbste des J. 1505 von der Universität Leipzig die beiden Söhne des Rit ters Bernd Maltzan auf Penzlin, des angesehensten Va sallen und des ältesten und vorzüglichsten Rathes der Herzoge von Meklenburg, welcher auch in Pfuel's Sache verhandelt hatte, um einen günstigen Frieden zu ertrotzen, der denn auch im J. 1507 zu Stande kam. Vor der Entführung der jungen Maltzan halte Pfuel 3000 Goldgulden gefordert; jetzt forderte er für die Entlassung derselben noch 1500 Goldgulden mehr! Am Tage vor ßartholomaeiis (24. Aug.) 1507 ward der Ver trag zu Berlin geschlossen: Friederich Pfuel erhielt die am 7. Juli 1507 ausgestellte kaiserliche Aufhebung der Acht, Amnestie und 4500 Goldgulden, musste dagegen allen An sprüchen entsagen und alle Urkunden in Veranlassung des Lehnsbesitzes und der Fehde und alle Gefangenen ausliefern. Am folgenden Tage entsagten Friederich Pfuel, Bertram's Sohn, Melchior Pfuel und Friederich Pfuel, Werner's Sohn, Vettern, für sich und ihr Geschlecht allen Lehnsansprüchen an
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Meklenburg. Mit den Gütern Gr. Schönfeld und Carpin, von denen „Friederich Pfuel jungst Besitzer gewesl", belehnten die Herzoge von Meklenburg am 18. Jan. 1598 ihren Rentmeister und Rath Claus Trutinann, der sie auf seine Nachkommen vererbte.
So endigte diese merkwürdige Fehde, in welcher der Ritter Bernd Maltzan eine vermittelnde und leidende Rolle spielte, nachdem er früher selbst ähnliche Sträusse bestanden hatte.
Die übrigen Verhandlungen sind gedruckt in Maltzan Urk. Bd. IV. Man vgl. noch den folgenden Brief.
Urkundensammlung zur Geschichte Deutschlands während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, ed. Lisch, 1853 (Google data) 2. , in: Monasterium.net, URL </mom/UrkundenSammlungDE/24dd20e2-31cb-4f54-8e16-c8291460a942/charter>, accessed at 2024-11-22+01:00
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