Urkundensammlung zur Geschichte des Ursprungs der Städte und der Einführung und Verbreitung deutscher Kolonisten und Rechte in Schlesien und der Ober- Lausitz, Nr. CXIV. , S. 508
CXIV.
Willkühr der Bürger zu Löwenberg über Polizei-, Innungs-, Markt- und andere
Gegenstände.
18. November 1311.
Deutsch, aus dem gleichzeitigen Stadtbuche von Löwenberg; Lateinisch, eben daselbst auf einein
eingehefteten Pergamentblatte.
Anno domini millesimo trecentesimo NochGotis Geburt tusint Jar drihun- undeeimo, in octava saneti Martini, ju- dirt Jar in dem eilftin Jare, achte Tage
*) Mertschütx, S.O. \ M. von Liegnitx.
a) Die bisherige Zinshufe wurde гиг Freihufe. S. oben S. 151. 158. 166 ff.
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dices, magistri civium, cónsules et ju- rati universitasque seniorum inLewen- berch '), unauimiter deliberato animo, promiserunt, ut infra scripta, que inter se dictarent pro utilitate dicte civitatis, vellent perpetuo conservare.
1) Primo, quemcunque magister ci vium (et cives) vocaverit et non vene- rit, debeat pro loto impignorari.
2) Item, quicunque nocturno tem pore luserit circa lumen, tam hospes quam lusor, debet dare fertonem2).
3) Item, quicunque non plenam de- derit mensuram in potu I lotum, in medone % fertonem, in vino fertonem, et hoc quocienscunque tales fuerint ac- cusati3).
4) Item, quicunque foris civitatem residens in ipsa civitate brasiat vel pra- xat seu quodcunque mercimonii egerit, similem exaccionem in vigiliis ut alter civis dare debet, et si bona sua negave- rit omnibus privari debet.
5) Item volumus, ut carnifices ter- roinum, qui Innung dicitur, solum us que ad festum Michaelis teneant et tunc resignent.
6)Item, volens propinare cerevisiam, debet convenire doraum per integrum annum et jus civile acquirere.
noch sente Mertins Tage, Richter, Bur- germeistir, Rotluthe undedy Gesworn unde dy Gemeyne der Eldirn in Lewin- berg habin globit mit einandirmit be- dochtim Mute, daz hi undin beschrebin stet, waz sy undir yn machtin zu Nucze der vorgenantin Stat, daz sy daz ebicli- chin wôldin haldin.
Czu dem erstin Mol, wem der Bur- germeistir und dy Burger czu in rufín unde noch im sendin unde nicht en- kumt, den sal man pfendin vor ein Lot.
Ouch werdesNachtis spelt by Lichte, der sal gebin ein Virdunc unde der Wirt, in des Hus her speilt, ouch ein Virdunc.
Ouch, wer Wanmos gebit an Bire, eyn Lot; an Methe, eyn halbin Vir dunc; an Wine, eyn Virdunc, also dicke, als sy besayth werdin unde doran vundin werdin.
Ouch wer vor der Stat siczit unde in der Stat melczt unde briiet adir wel- chin Koufschacz her tribit, der sal schossin als ein andir Burger. Ist daz her sins Gutis vorloukint, so sal man sich alle sins Gutis undirwindin.
Ouch wolle wir, daz di Vleyschhou- wer den eyninTag haldin, der Ynnunge genant ist, uf senthe Michils Tag unde denne uflasin.
Ouch, wer Birwil schenkin, der sal mitin ein Hus von senthe Michils Tag ein gancz Jar unde sal Burgerrecht ge winnin.
Ouch, wer Bir schenkit, der sal gebin czuvor vier Scot czu Geschosse.
') Vergl. oben S. 231 ff. zur Erläuterung und Vergleichung der einzelnen Bestimmungen dieser
und anderer Willkühren. ') Vergl. No. 91. §. 11. No. 185. §. 21 bis 24. 3) Vergl. No. 91. §. 5. 6. 22. No. 125. §. 8. 10. 20.
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490 Urkundenbuch.
7) Similiter omnes, cujuscunque ope- ris, volentes opera sua exercere, debeiit jura civilia habere, qui, si dicta jura non habuerint, debet dare fertonem.
8) Item, quicunque nobilis, miles vel militaris domum alicujus ci vis in- traverit et non solutis debitis expensa- rum aliam intrare voluerit, nullus ip- sum colligere debet et si post exitum secundario ipsum receperit, primo ho- spiti debitum primum solvat1).
9) Item, quod omnes pannifices pan- nos suos de bona substancia faceré de-bent, in longitudine XXXIIIIor ulna- rum, quod si non fecerint, emenda % ferto 2).
10) Item volumus et ab antiquo est perductum, quod nullus filins alicujus magistri, videlicet carnificis, pistoris seu sutoris debeat occupare unum scampnum, nisi XVIII annorum et jura civilia faciat sicut alter 3).
11) Item, ducens fimum de civitate et non residens in ipsa debet in festo Walpurgis dare % fertonem et Mi chaelis tantum 4).
12) Item, qui fimum ante festum Walpurgis non eduxerit, debet dare У2 fertonem.
13) Item, quod in nulla area, in qua domus fuerit, exinde non debeat bra- siatorium edifican.
14) Item, quod in nulla hereditate, pertinenti ad civitatem, quisquam de- beat hereditarii census quicquam ven deré vel dare 5).
Ouch, wer sin Hantwerc tribin wil in der Stat, der sal Burgerrecht gewin nin, ist daz hes nich hot, so sal her gebin ein Virdunc.
Ouch, welch Rittir adir Lantherre in eins Burgers Hus czuet unde ym nicht sin Kostgelt gebit unde wil in eins an- dirn Burgeris Hus czin, den sal nimant herbergin, her engebe denne dem er- stin Wirte sin Kostgelt unde andir sine Schult.
Ouch alle Gewanthmacher sullin Gewanth machin von gutir Wollin unde von gutir Habe, in der Lenge vier unde drisic Elin, tun si des nicht, so ist di Buse ein halp Virdunc.
Ouch wolle wir als von Aldir ge- weyst ist, daz keyns Meistirs Son, Vleyschhouwers, Beckers, Schubortin, eynir Banc sich undirwindin sulle, her sy denne von achczen Jarin unde sal alle Burgerrecht tun als ein andir.
Ouch, wer Mist us der Stat vuert unde dorinne nicht gesessin ist, der sal gebin uf senthe Walpurgetag ein hal bin Virdunc unde uf senthe Michilstag ein halbin.
Ouch, wer sinin Mist vor senthe Walpurgetag nicht us vuert, der sal gebin ein halbin Virdunc.
Ouch, uf keyne Hofstat, do vor ein Hus gestandin hat, sal man keyn Melcz- hus buwin.
Ouch, uf keyme Erbe daz czu der Stat gehört, sal man keyn erblichin Czins vorkoufin noch gebin.
*) Vergl. No. 125. §.18. *) Vergl. No. 125. §. 30. ') Vergl. oben S. 249 ff.
4) Vergl. No. 135. §. 34. *) Vergl. No. 125. §. 22 und 23-
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15) Item, quod ononis afferens pieces Ouch, alie, di Vissche herbrengin et aperuerit eosdem, debet continuare unde di si ufslon, di sullin methe steyn ad tertium diem et si quis simuleosdem bis an den drittin Tag, unde wer si infra triduum emerit, debet impigno- mit ein andirkouft bindern drittin Tage, rari pro fertone '). den sal manpfenddin vor einin Virdunc.
16) Item, quod nullus debeat piscare Ouch sal nimant visschin czu V&se. in aqua peditando.
17) Item, omnis sarciens pannos et Ouch, wer Gewanth snidit und hat non habens cameram propriara, debet nicht eyn eygin Kamir, den sal man impignorari pro I marca. pfendin vor eyne Marc.
18) Item volumus, quod omnis vo- Ouch, ein iczlichir, dervorkoufin wil lens venderé pannum,integrum stamen, ein gancz Tuch, her sy ein Wollinwe- vel textor vel hospes, debet stare in bir adir ein Gast, der sal steyn in dem mercatorio, et si in alio loco vendiderit, Koufhuse; steyt her an eynir andrin pro fertone debet impignoraria). Stat, man sal yn pfendin vor eyn Vir dunc.
19) Item, quod omnis contrahens in Ouch, Luthe dy sich vorandirn unde civitate, qui filium vel fíliam civis du- beyde burtic sin us der Stat sullin xerit, debet frui übertäte in exactione schosvri sin ein gancz Jar. per annum, sed defectum monetae de bet dare.
20) Item, quod omnis debens vigi- Ouch, wer da wachin sal unde di lare et neglexerit, debet dare lotum. Wache vorsumit, den sal man pfendin
vor ein Lot.
21) Similiter et super valvam, qui Glicherwis, wer vorsumt dy Wache neglexerit, fertonem *). adir das Legir uf deme Tore, den sal man pfendin vor ein Virdunc.
cxv.
Bernhard, Herzog von Schlesien Fürstenberg, erneuert das ursprüngliche Privilegium
der Vogtei der Stadt Kantli.
8. Sept. 1314.
Aus dem gleichzeitigen Grundbuche des Fürstenthums Breslau. *)
In nomine domini amen. Quiaoblivio, que mater est erroris, contractus, super quocumque negocio factos seu celebratos, in nichilum redigereconsuevit,
*) Vergl. das Nenfchateller Recht vom J. 1214. und No. 1S5. §. 30.
a) S. oben S. 193. ') Vergl. No. 91. §.8. und oben S. 2S8.
*) Einen Auszug aus dieser Urkunde hat Anders, I. S. 486., doch sehr ungenau, gegeben.
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492 Urkundenbuch.
sapientum provisio statuit et adinvenit, ut huic defectui medolosa scripturarum perhennitas suffragetur. Igitur nos, Bernardus, dei gracia dux Slesie et dominus de Furstinberg, universis viventibus et victuris, quibus presens scriptum patuerit, cupimus fore notum, quod noster fidelis, Otto de Caldinbone, apud viros discre tos, Jacobum, dictum Gancz, et fratrem suum Henricum, advocaciam heredita- riam in Kanth ') rite et racionabiliter emendo comparavit, omnes proventus et redditus ac utilitates, que ad ipsara advocaciam hereditariam ab antiquo et a principio locacionis pertinebant coemens et redimens, nostro favore ac conni vencia plenius accedente. Proventus autem et reditus, qui ad ipsam advocaciam hereditariam in Kanth pertinent seu ab antiquo pertinebant, hii sunt, ut infra continentur; videlicet viginti quatuor scampna carnium seu macedla in Kant, item, viginti scampna panum, iterum, viginti scampna calciorum, census here- ditarius, thelonium fori, census vecture cervisie, qui wlgariter Scrhotlon voca- tur, item, fartorium seu curia, in qua carnes maetantur, item, stuba balnearis, item, molendinum apud civitatem Kanth, item, tercius denarius in civitate Kant et in Furstinowe 2), preterea tria molendina prope Furstinowe, insuper, vecture molendinorum in Kanth et in Furstinowe, preterea vinea prope Furstinow, item taberna, faber, carnifex, sutor, pistor in Furstynowe, item, sex mansi ibidem, item, census injugeribus, item census hereditalis in curiis in Furstinowe, item, piscatura ad spacium dimidii miliaris ibidem, item libera curia in civitate Kant, item, allodium in Semsiez 3), que omnia ab antiquo ad ipsam advocaciam heredi tariam, racione sue locacionis, pertinebant. Empcione quoque et resignacione debita coram nobis facta, ad instanciam et petitionem parcium utrarumque, pre- dietam advocaciam cum omnibus proventibus ac reditibus prescriptis, ad ipsam pertinentibus, ipsi Ottoni de Kaldynborne 4) et omnibus suis legittimis successo- ribus ac heredibus jure hereditario contulimus perpetuis temporibus possiden- dam, ita tarnen, quod sepefatus Otto nobis cum uno dextrario falerato tempori bus oportunis debeat deserviré. Ne autem alicui in posterum de hujusmodi ven- dicione seu empcione dubium valeat generan, presentera litteram desuper con-*) Kanth oder Canth, Stadt, O.S.O. 4 M. von Breslau, S.O. 3% M. von Neumarkt. Vergl. über die Geschichte dieses Orts: Zimmermanns Beschreibung von Schlesien. XII. S. 143. Unsere Urkunde beweist, dafs Kanth schon im J. 1314 zum Fürstenthume Schweidnitz gehörte. Die Verpfändung an das Domcapitel zu Breslau, in den J. 1419 und 1420, von welcher Zimmer mann а. а. O. spricht, fand nicht für 1800 Mark, sondern für 800 Mark Kapital und 300 Mark jährlichen Zinses, als Kapital zu 3000 Mark gerechnet, also im Ganzen »u 8800 Mark, Statt. Bischof Rudolf von Breslau erwarb im J. 1474> vom Herzoge Konrad dem Weifsen von Oels, Wolau und Wartenberg, Kanth zu erblichem und ewigem Besitze für das Bisthum, mit der Ver pflichtung, ihm ein ewiges Gedächtnifs und Jahreszeit zu halten. Im J. 1475 kaufte Bischof Rudolf die Vogtei von Iben Kaldenborn für 400 Fl. Ungarisch. Vergl. auch" No. 205.
') Fürstenau, S.S.O. 3 4. M. von Neumarkt. N.W. von Kanth, am Schweidnitzer Wasser.
*) Semschütz, Vorwerk, zu Fürstenau gehörig.
*) Oben Caldinbone, richtiger Kaldenborne. Vergl. No. 119. und über die Vogtei, oben S. 182 ff-
Urkundenbuch. 493
fectam nostri sigilli apensione feciraus diligencius coramuniri. Actum et datum Richynbach, annodomini MCCC quarto décimo, in nativitate beate Marie virgi- nis, presentibus testibus subnotatis, domino Siffrido de Girlachsheym, domino Hermanno de Ricbynbach, domino Heynmanno de Adlungisbach, militibus, Ul- rico de Lobyn, Amoldo de Petirswalde, Nycolao de Lubania, Apeczcone de Syd- licz, Gothardo de Libenow, Magno de Cirna, Rudgero de Hugwicz, domino Ja- cobo nostro prothonotario decano sánete crucis apud Wratizlaviam et aliis plu- ribus fide dignis..
Urkunden Schlesien und Oberlausitz, ed. Tzschoppe, Stenzel, 1832 (Google data) CXIV. , in: Monasterium.net, URL </mom/UrkundenSchlesienOberlausitz/377b2720-e56d-4e5b-bd6a-d310ce54300e/charter>, accessed at 2024-11-24+01:00
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