Urkundensammlung zur Geschichte des Ursprungs der Städte und der Einführung und Verbreitung deutscher Kolonisten und Rechte in Schlesien und der Ober- Lausitz, Nr. CLXXXVII. , S. 616
CLXXXVII.
Peter, Herr zu Parchwitz, bestätigt der Stadt Parchwitz die ihr von seinen Vorfahren
verliehenen Privilegien.
30. August 1374-
Aus der Bestätigung des Herzogs Ruprecht von Liegnitz, in Vormundschaft seiner Brüder, Wen zel, Bunzel und Heinrich, Herzoge von Liegnitz und Erbherren ron Parchwitz, 17. März 1383- nochmals bestätigt von Otto топ Zedlitz, Herrn топ Parchwitz, SO. März 1432, im Privilegienbuche des Herzogthums Liegnitz.
In dem Nahmen unsere Herrn Christi amen. Sintemahl das alle Dinge ver- gefslich sint und mit der Zeitt hingehen, efs wehre denn, dafs man sie beschriebe und mit erbaren Gezeugen bestettigtte, so blieben sie ewig und unvorgefsen, so bekennen wir, Petter, Herre zue Parchwiz1), offenbarlich in unserra Brieffe allen denen, die ihn sehen, hören und sein bedürffen, das vor uns komben seind unser getrewe Bürgermeister zue Parchwiz, îïicol Otto und die Bathleuthe, Nicol Garnzeuger, Hentschel Gneher und Nitsche Wenrieh, mit den Eltisten und der ganzen Gemeine und haben eine Handfeste über ihre Stadt-Rechte zue Parchwiz vor uns beweiset, die sie von unsern Voreltern haben, die da ferttig was und wol sprach, als hernach beschrieben stehett, und baten uns die zu vornewren und zue hestättigen durch Alterfs willen. Des haben wir unfs berathen undt bespro chen mit unseren eltisten und getrewen Mannen, dafs sie alle gutt und gleich, und auch recht dauchte sein, und haben angesehen den Gebrechen unser Stadt zu Parchwiz, wie wir das schickten in eine Befserunge und eine ewige Bestettigunge Stadtrechtens, alfs andere Städte ihre Rechte haben, und auch alfs in ihren alten Brieffen gestanden hatt, und wir erfunden haben, und ob er abgehett, durch Al ters wille, so sol dieser Brieff gleicher maafs und weifs Macht und Crafft haben, als jener alte, und alfs ob beschrieben stehet.
§. 1. Nun haben wir angesehen unser Bürger getrewen Dinste und ihre Erbarkeitt, und bestettigen und geben der Stadt zue Parchwiz ihr Stadtrecht, als sie es vorgehabt hatt bey unseren Ureltern, die sie gestifftet und ausgesezett ha ben und alfs wir befunden haben in ihren alten Brieffen, alles Stadtrecht frey zu haben und zn üben inwendig, also ihre Thore beschliefsen, gleicher Weise, als die Stadt Lignitz ihre Stadtrechte hatt2), also sollen sie es auch haben, da sie
*) In der Urkunde vom 13. Januar 1309, in welcher die Herzoge Boleslaus, Heinrich und Wla- dislaus von Breslau und Liegnitz die Urkunde No. 44* vom J. 1255 bestätigen, wird als der Grofsvater des Stephan von Parchwitz, Iko genannt. In einer andern Urkunde, vom 29- Sept. 1341, nennt Boleslaus von Liegnitz den Sohn des damals noch lebenden Stephan von Parchwitz, Myrsanus> indem er diesen beiden alle herzogliche Rechte in Grofs-Baudis (S.OrO. 3% M. von Liegnitz) im Parchwitzischen verkauft. Wahrscheinlich war Myrsan der Vater des Peter von Parchwitz. ) Vergl. über den Streit, wie weit das zu deuten sey, die Entscheidung des Niederschlesischen Oberamts v. 29.März 1779, in WestarpsProvinzialrecht v.Niederschles. S.33. u. oben, S.109ff.
Urkundenbuch. 697
ihre Rechte von Rechte sollen haben, mit aller Herrschafft, Freyheitt, Nuze undí Geniefse, alfs Stadtrechtefs Reeht ist, nichts ausgenomben, den Radtleutten, die izund sein und ihren Nachkömlingen, die hernach mochten werden, und aller Gemeinde, und den Handwercken ihre Innungen und ihre Rechte, Bürgermeister, Rathlenthe, Schoppen, Handwercksmeister zu kiesen, wie sie das ehelichste und frömblichste dünckett sein der Stadt. Und eine Willkur sollen sie haben und halten mit der Stadt-Bufse, die der Stadt zeitlich und frömlich ist, nach der Elti- sten Rathe, und Mefserzühen, Schwerdziehen, Zettergeschrey, und allerhand Unfuge, dafs nicht für Recht kommen weher '),. inwendig der Stadt, also die Thore beschliefsen-, und was darein gehöre«,, unserh obristen Gerechten un- schedliehen, und die zween Voigtpfennige ") sol auch die Stadt auff dem Ge richte von Bufsen haben, und haben von den Leutten, die in der Stadt sind und in ihr Recht gehören, und auch von andren, die vor Recht geführett werden, son derlich unser Manne und Unttersafsen nehmen wir aufs, auff den Wollen wir sel ber haben unser Gerichtey und unser obriste Gerichte Wollen wir uns überalt behalten.
§. 2. Mit dem Stadrechte begnaden wir die Stadt ewiglichen, die Rath-leuthe und die Gemeinde, die izund seintund zu kfmfTtig werden, mit aller Macht und Grafft, als die Lignitzer ihre Stadtrecht haben, Friede zu machen und zne mehren in unserem Weichbiíde, Wo sie das erfahren, dafs kegen Parchwiz gehö-rett, in unser Herrschafft mit unser Hülffe.-
§. 3>. Auch sollen sie den Salzmarck haben erblich und frey in der Stadi and auff dem Lande, Wer darüber Salz verkauffette, dafs der legen der Stadt Parchwiz vorfallen sey der Bufse nach Lignitzschem Rechte, in solchen Untter- scheid, dafs uns dieselbe Stadt Parchwiz undt die Eltisten, die izund sein oder hernach werden, alle Jahr sollen geben zwey Malder Salzes in unser Kuchen,- auff sanct Michaêiifs Tag, oder im Jahre, wann wir sein bedürffen, und vor uns mehr sollen sie den Salzmargk frey haben, und unbeschweretl; von uns und unse ren Nackömlingen 3).
§. 4. Und ihre Stadtpfannen 4) sollen sie haben, also viel als sie bedörffen, frey, die umbgehen Armen und Reichen, nach der Elti-sten Kühre, und niemandt mehr.
*j S. oben, S. iÜ und' 242 S.
*)■ Also Hatte die Stadt bereits' die Vogtéi und daher eine ausgedehnte Gerichtsbarkeit, obgleich •ich der Herr die obersten Gerichte Und die Gerichtsbarkeit über seine Vasallen vorbehielt. Hier seilen wir also eine der mächtigsten Schlesischen Familien länger als hundert Jahre hindurch, als" Herren eines ausgedehnten Bezirks, im Besitze топ Rechten, welche den- fürstlichen fast völlig gleich sind. Wahrscheinlich hatte die Stadt den einen Pfennig, der eigentlich dem Landrichter zustand, Von ihrem Herrn, der das Landgericht selbst besafs, erworben, daher mit dem Vogtpfennige zwei. König Johann verkaufte im J. 1319 der Stadt Bautzen den zweiten Pfennig für 150 Schock Groschen. Vergl. S. 211.
*) S. oben, Sv 198.
*) Brau plannen. Das Brauen soll der Reihe nach von allen Bürgern gethan werden dürfen.
£98 Urkundcnbuch.
§. 5. Und einen gewönlichen Viehweg zuhalten, alfs er vor Alters gele gen hatt, und eine freye Awe, die da leit zum Läefs '), mit Püschen und Grause in allen Grenzen, als sie gelegen ist, von Alters und von alter Aufsazunge, frey zu haben von uns und unseren Nachkömlingen, ungehindertt.
§. 6. Und ihr Margkrecht sollen sie frey haben zu höen und zu mindern, nach der Eltisten Rath und Kühre, der Stadt zue Nuze und zu Gemache.
§. 7, Auch sol die Stadt unrechte Wege und Strafsen, mit dem Rechte wehren, und newe Kretzschamb, die nicht von Rechte und von Alterfs sein, sol len sie auch weeren mit dem Rechte '), und sollen Lignitzer Maafs haben, und unrechte Maafs haben und weeren, mit der Bufse, nach der Stadt Kühre.
§. 8. Auch geben wir der Stadt Parchwiz drey Gärtten erblich und ewig lich, die da liegen vor dem Neumargtischen Thore, zweene liegen bey einander, am Ende, auff die linke Hand dieser seit der Strafsen, undt einer ligt auch am Ende gegen dem Mittage auff die rechte Handt jenhalb der Strafsen, in solcher Mafse, holzett jemand darin aufs unserem Holze, der sol uns Holzhüner 3) geben, als andere Gärtten thun.
§. 9- Auch lafsen wir der Stadt Rathleuthen und der Gemeine, die da itzund sein und hernach werden, zue einem genandten Geschofs zue zwanzig Margken ewiges und erbliches Geschofses, dafs sie uns und unseren Nachkömm lingen alle Jahr lieblichen und göttlichen ohne Schaden, unverzogen, ungehin dertt sollen geben, auff St. Waiburgifs Tag zehen Margk und uff St. Michaelifs zehen, und sollen mehr frey sein, und unbeschwerett ewiglichen von uns und unseren Nachkömlingen bleiben bey gutter Gnade, Friede und Rechte. Bethe und Ungelde und aller Beschwerunge, wie sich das künte genennen oder genant werden, sol die Stadt Parchwiz und die Leute frey sein und lofs, von uns und unseren Nachkömlingen4). (Auch sollen sie haben einen freyen Graben umb die Stadt Parchwiz, und dehn darumben machen mögen, und sollen, so efs ihnen am aller bequemlichsten ist, oder sein würde, und der Fische daraus zu ge- niefsen, so sie bestes mögen ').
Dafs das alles stett und fest gehaltten werde, von unfs und unseren Nach kömlingen ewiglichen und auch von der Stadt und ihren Nachkömlingen unver brüchlichen, ohne Arge, eo haben wir, Petter, Herr zu Parchwiz, diese Hand feste gleicherweise nach dem alten Laut, über Beweisung ihres Stadtrechts, und ihres Guttes und Geniefses, das darzu gehöret, heifsen befesten und bestettigen, mit unserem Insiegill, das daran gehangen ist. Das ist geschehen und gegeben zu Parchwiz auff dem Hause, nach Gottes Geburth, dreyzehen hundert Jahre, in dem vier und siebenzigsten Jahre, an der heyligen Märterer Tage sant Seeli-*) Altläst, N.O. \ M. von Parchwitz,
') Vergl. oben, S. 25S. s) Vergl. No. 191. *) S. oben, S. 190.
5) Scheint späterer Zusatz, doch vielleicht vom J. 1883 zu seyn. Vergl. auch No. 106.
Urkundenbuch, 599
gen nnd sant Mehren x), wifsentlich unseren getreuen Mannen, die dabey gewe sen sein Biedermanne, nnserem Burggraffen, Fluftbore vom Cröttenpf'ule, Nit- schen von der Kuhmeise, Wanckten Tscharner, Hans Wandritsch, Hanfs Tschen, nnd Herrn Johannefs von Wolaw, Pfarrer zu Leschwiz und Altarherr zue PaFch- wiz, unserem Capellán, déme diese Sache befohlen ward.
CLXXXVIIL
Ruprecht, Herzog von Schlesien Liegnitz, bestätigt dem Hentschel Schullhcys den Kattf
der Erbvogtei der Stadt Goldberg.
26. August 1376. Aus dem Originale im Archive der Stadt Goldberg.
In Gotis Namen amen. Wir, Ruprecht, von Gotis Genaden Herczog jü Slezien und Herre czu Legnicz und czum Goltberge, bekennen uffenlich und ewielich alle den, die nu syn adir ummir Werden, mitdesem Brive, daz yn unser Kegenwortickeyt komen ist unser getrouwir, liebir, Henlschil Schultheys, ge sund ал Lyebe und an Vornumft und hat uns gebeten, daz wir em und synen Beli ehen Geerben und rechten Nochkomlingen geruchten lyhen die Erbvoytye czum Goltberge 2) gancz und gar, mit deme dritten Pfenninge und mit der hernoch- geschrebenn Gzugehorunge, die her halb gekouft hat, erblich und ewielich we-» dir Hannes und wedir Paul, Gebrudere von Hertwygiswalde und hat sundirlich evn Vierteyl der selben Erbvoytye erblich gekouft wedir Hannez von Hertwygis walde, mit deme dritten Pfenninge, mit eyner halben Marke jerliches Gzinses uff Guben, Fleyschbank, und mit eyner halben Brôtbank, die czu der Erbvoytye ge höret, und drittehalben Steyn Unslethczinses uf Gerlaches Fleyschbanke von Schonow, nnd eyne halbe Mark jerlichez Erbezinses uff Morgensternes Fleysch bank, die her gekouft hat wedir Hannes Probisthayn, und daz Vierteyl der Erb voytye do selbest, daz her erblich gekouft hat wedir Otten Roswyn, mit deme dritten Pfenninge, mit dryen Vierdungen erbliches und jerliches Gzinses uff Gu ben Fleyschbank, mit nowen Scothen Erbezinses uff Morgênsternez Flyschbank, und mit nowen Vierteylen Unslethczinses uff Kunczen Zyboten Fleyschbank, und uff Herman Hampils Fleyschbank andirhalben Steyn Unslethczinses, und uff Hentschil Lobedouwez Fleyschbank eynen Steyn Unslethczinses, und eyn Vier teyl an Posschelz Fleyschbank, und eyne halbe Brotbank, die czu der Erbvoytye gehöret, die allesampt und err jeczlichirbesundern, gesund an Lyebe und an
') Seid und Merer, Selig und Gemerer, Felix et Adanctus. S. Haltaus Jahrzeitbuch, S. 132. *) Vergl. oben, S. 182. Wir haben diese Urkunde mitgetheilt, weil von den Bestandteilen* der Vogtei dieser alten Stadt bisher nichts bekannt war.
600 IJrkwndenbuçh,
Vornumft, unbetwungen und unbetrogen yn unser Kegenwortickeyt bekant ha ben, daz err jeczlicher synen Teyl an der obgenanten Erbvoytye czura Goltberge und an der obgenanten err Czugehorunge em Hentschil Schultheyse und synen eelichen Erben unde rechten Nochkomlingen rechtlich und redelich, erblich und ewiclich vorkouft haben mit alle déme Rechte und Herschaft und Geniese und Czugehorunge, nichtez ousczunemen, alze see see besezsen haben, nemelichmit deme dritten Pfenninge, czu haben, czu besiezen und czu geniesen, czu vorkou- fen, czu vorseezen und czu vorgeben und an syne Fromen und Nuez czu wenden, wie em daz behagit allirbeste, und haben daz ufgelasen williclich yn unser Hende. Ouch ist vor uns komen die erenwirdege Frow Anna, Hennefs von Hertwygiswalde eeliche Housfrouwe, gesund an Lyebe und an Vornumft und hat sich, unbetwungen und unbetrogen, mit erez Mannez Rate und Willen, mit frolichem Antlicze und mit lachendem Mundß vorezegen erez Liepgedingez an der Voytye czum Goltberge und allez dez Rechtez, daz see doran gehabt hat, nichtes ousczunemen, uud hat daz ouch ufgelasen williclich yn unser Hende. Dez haben wir en wolgegunst und haben dorch err allir Bete und Dienste willen von unser selbez wegen und von der hochgebornen Vorsten, Herczogen Wencz- laws, Bonczlaws und Heynrichs wegen, unser lieben Brudere, die von Gotis Genaden ouch Herczogen syn yn Slezien und mit uns Erbherren czu Legnicz und czum Goltberge, die Erbvoytye czum Goltberge gancz und gar, mit deme dritten Pfenninge und mit alle err Czugehorunge, nichtez ousczunemen, mit alle deme Pfenningczinse, Unslethczinsc, mit der Brotbank und mit deme Vierteyle der Fleyschbank, daz obbenant allez ist, Hentschil Schultheyse und synen Erben und Nochkomlingen gelehen, gereychet und gelanget, lyhen, reychen und lan gen, erblich und ewiclich, mit allem Rechte, Herschafte und Geniese und Czu gehorunge, alze vorgeschreben stet, nichtez ousczunemen, czu haben und czu besiezen, czu vorkoufen, czu vorgeben und czu vorseezen und an synen Fromen und Nuez czu wenden, wie em daz behaget allirbeste, noch der alden Brive Lut, die unsirr Herren, unser Eidern, den Got genedik sye, dorobir haben gegeben, unschedelich uns an alle deme, daz unsern Vorstenthum angehört von Rechte, Dez czu ewegem Gedechtnizse haben wir em desenBrieff geheysen geben, vorse- gilt mit unserem gemeynen Yngesegil. Daz ist gescheen czu Legnicz, noch Cristi Geburde unsers lieben Herren, tousund und dryhundirt Jare ynm sechs und sebenezegisten Jare, anm liebsten Dinstage noch sanet Bartholomez Tage. Do by syn gewest unser Getrouwen, Lieben, Hertwyc Sweczan, Francze und Heyn- rich Gebrudere von Slewicz, Wilricfi von Gouske, Gunczel Hunger, Heynrich Achtsynnicht, und Thomas Gychen unser Capellán uqd Scbryeber, deme wir desen Brieff bevolhen.
Urkundenbuch. 601
Urkunden Schlesien und Oberlausitz, ed. Tzschoppe, Stenzel, 1832 (Google data) CLXXXVII. , in: Monasterium.net, URL </mom/UrkundenSchlesienOberlausitz/ed618eb6-ba55-462b-b0d2-50d30caad8a6/charter>, accessed at 2024-11-24+01:00
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