- Stiftsgeschichte
- Bestandsgeschichte
- Quelle
- Benützte Editionen/Regestenwerke
Paulinerkloster zu Mariä Himmelfahrt in Wr. Neustadt (Niederösterreich, Erzdiözese Wien), gegründet 1476 von Kaiser Friedrich IV., mit einer Lateinschule.
Das Kloster (DASP Wr. Neustadt 8 1783 fol. 59 und 1784 fol. 76; Kirchl. Top. Dekanat Wr. Neustadt (Wien 1883), S. 66; - DASP Wr. Neustadt 11: 20. Juli - 23. August 1783, 22. April und 23. August 1784; Mayer, Wr. Neustadt a. a. O., 283 und Gleich a. a. O., S. 316.) zählte elf Patres und war seit 1775 im ehemaligen Jesuitenkollegium untergebracht. Der Orden hatte hier sein Hausstudium eingerichtet, für dessen gute Qualität es spricht, dass nicht weniger als drei Konventualen die damals noch seltener erworbene Würde eines Doktors der Theologie hatten. Neben dem Dienst an der eigenen Kirche versahen die Pauliner aber noch die Seelsorge im Garnisonsspital und in St. Leopold, ein Pater war auch als Religionslehrer der Normalschule tätig. Nach dem Bekanntwerden der Aufhebung richtete Bischof Kerens sofort eine "dringende Vorstellung" an den Kaiser, in der er darauf hinwies, dass bei Durchführung dieses Vorhabens in Wiener Neustadt "ganz gewiß in Zukunft die Seelsorge mangeln werde". In der Eingabe an die Regierung legte das Konsistorium dar, wie schwer die Stadt von der Abolition gleich dreier Klöster betroffen werden müsste. Die Piaristen versorgten ausschließlich die Militärakademie, die Zisterzienser aber hätten ihre eigene Kirche und noch andere Pfarren; wer bleibe da für die Seelsorge an der Leopoldkirche, im Militärspital, für die Krankenbetreuung und das Predigtamt am Dome, wenn Pauliner, Kapuziner und Karmeliter Wiener Neustadt verlassen würden? Die Regierung teilte aber nicht im mindesten die Bedenken des Neustädter Ordinariates und antwortete darauf, man könne ja die Kooperatorenstellen vermehren und eine größere Zahl von Zisterziensern und Piaristen in die Stadt berufen; die Frage jedoch, woher denn dieses Personal kommen sollte, blieb unberücksichtigt. Auch Bischof Kerens vertröstete man mit dem Rate, "daß bey vorkommender Aufhebung der Karmeliter und Kapuziner diese Vorstellung zu erneuern wäre". Am 20. November 1783 konnte dann die Landesstelle bereits die Durchführung der Abolition melden, die Priester mußten möglichst bald um ihre Säkularisation einkommen und in der Seelsorge beschäftigt werden, damit man ihre Pensionen ersparen könnte. Das Klostergebäude war schon im Oktober geräumt, die Einrichtung aber wie üblich versteigert worden. Obwohl sich nun nochmals das Konsistorium einschaltete, um wenigstens den Bestand der Kirche zu retten, konnte man auch mit diesem Anliegen nicht durchdringen; die Kirche wurde auf allerhöchsten Befehl gesperrt und am 28. Juni 1784 entweiht. Die Gebäude fanden später als ständische Kaserne und Monturdepot Verwendung, ein Teil aber diente als Redoutensaal.
Das Archiv des am 25. Okt. 1783 aufgehobenen Paulinerklosters zu Wiener Neustadt (Verzeichnisse der in den Ländern der westlichen Hälfte der österreichischen Monarchie von Kaiser Joseph II. 1782-1790 aufgehobenen Klöster (Archivalische Zeitschrift, Neue Folge VII. Bd., 1897), S. 78, 80, 96.) wurde wahrscheinlich Ende April 1784 sogleich nach der Räumung des Klosters ins Depositorium übernommen.
Das Verzeichnis seiner Archivalien wurde ganz nach dem Muster der Konsignationen Petschs und Pacassis von 1783 angelegt. (AfNÖ., C 1786 Fasz. 28: Nr. 284.)
1850 wurden von der Kameral-Gefällen-Verwaltung Akten aus dem Archiv des Paulinerklosters zu Wiener Neustadt an das StA. abgetreten.
Ein unter Regierungsrat und Registrator Franz von Wallenfeld zwischen 1785 und 1789 im Depositorium fertiggestellter Archivindex der Pauliner zu Wiener-Neustadt, kam 1851 ans StA.. Seit 1880 war dieser Index in Fasz. 384 des Geistlichen Archivs untergebracht.
Folgende Ausführungen zur Stifts- und Bestandsgeschichte sind aus:
Gerhard Winner: Die Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien. Wien, München: 1967, S. 171f.
Walther Latzke: Die Klosterarchive, in: Inventare österreichischer staatlicher Archive. V. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Dritter Band des Gesamtinventars. Wien: 1938, S. 342-344 und 377f.
Alfons Zák: Österreichisches Klosterbuch. Statistik der Orden und Kongregationen der katholischen Kirche in Österreich. Wien, Leipzig: 1911, S. 223.
HHStA, Repertorium XIV/4.