Charter: Urkunden (1285-1545) 1357 III 09
Signature: 1357 III 09
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9. März 1357, Wien
Herzog Albrecht (II.) befiehlt, den auf seine Weisung getroffenen Schiedsspruch in einem Streit zwischen Stift Heiligenkreuz einerseits und Gemeinde Baden und Badener Augustinerkloster andererseits über die Instandhaltung des Mühlbachs zu befolgen.Source Regest: MAURER, Augustiner-Eremiten Baden (=FRA II/89, Wien 1998) S. 169-170, Nr. 54.
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Baden OESA
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Index 1768: Lad. H Nr. 1.
Abschriften: Prot. A (1607) Nr. 42, 66; Prot. B (1647) Nr. 42, 75; NÖLA HS 117 (nach 1793) f. 13b; Haan (1827) 50, Nr. 5; Reinöhl, Abschriften und Regesten (1920) HHStA.
Wir Albrechta2, von Gots gnaden hertzog ze Osterreich, ze Steyr und ze Kernden, tun chund offenlich mit disem brif umb den chrieg, den die erbern und geistlichen leut, der abt und der conuent vom Heiligen Chreuz an ain tail und die augustiner und die gemayn ze Padn an dem andern tail, mit einander gehabt habent von dez wazzers wegen, das auz dem gepirge da herauz für Paden rinnet3, daz wir nach irr bete ze baider seit darzu sanden unsern getrewn Wolfgangen von Winnden4 unnd Chunrad den Schönaicherb, daz si von unsern wegen beschowten die gebresten, die si baidenthalbn yzund davon hieten oder der chunftichlich von demselben wazzer mocht werden. Die habent daz getan nach iren trewn und habent ouch von unnserm haizzen und geschefts wegen daruber gesprochen mit baider tail gunst und willen in der weis, als hernach geschriben stet: Daz die Heiligen Chreutzer slahen suln ein wasserstubn und die auzzern wür wazzerhalben von der mül5 herab, als verr ire gemarcht gen, untz neben dem zawn, der siu angehört. Und ein andrew würn suln si slahen von der wazzerstuben untz an den steg gen Unsern Frawn pad6 uber7, also daz der mulgraben hingee und hinrinn zwischen denselben zwain würen. Und suln si die selben zwo wür und die wazzerstuben pezzern, alz oft sein nott geschiecht, an der augustiner ze Paden und der gemayn daselbz schaden. So suln dann die augustiner und die gemayn ze Paden slahen die wür lantzhalben, als si angevangen ist und dahin erd nemen unnd tragen aus dem mulgraben, der ytzund new wirt, alzvil si derselben erd bedurffen. Wer aber, daz man die erd auz demselben mulgraben nicht gar mocht austragen zu derselben wür, daz daz wasser seinen ganch und fluz völlichlich gehaben möcht, so suln dann die Heiligenchreutzer zwen tail geben und die augustiner und die gemayn den dritten tail, daz man dieselben erd aus demselben mulgraben gar auztragc zu der wur, daz daz wasser seinen rechten und voligen ganch und fluz gehaben mug. Und suln diselben augustiner und die gemayn diselben wür lantzhalben pezzern, alz oft sein auch nott geschiecht, an der Heiligenchreutzer schaden. Ouch suln die Heiligenchreutzer den vorgenanten mulgraben furbaz ze allen zeiten rawmen, swenn sein nott ist, an der augustiner unnd der gemayn schaden. Davon gebieten wir den vorgenannten Heiligenchreutzern und den egenanten augustinern und der gemain ze Paden und wellen gar ernstlich bey unsern hulden, daz si die vorgeschriben stukche und artikel, alz si von wort ze wort da oben begriffen sind, stete haben und volfüren an Widerrede. Swer daz aber uberfur und dez nicht tet, den wolten wir darumb swerlich pezzern. Mit urchund ditz brifs, geben ze Wienn an phintztag vor Oculi in der vasten, nach Krists gepurd dreutzehen hundert jahr, darnach in dem siben und funftzigistem jar.
Source Fulltext: MAURER, Augustiner-Eremiten Baden (=FRA II/89, Wien 1998) S. 171-172.
Original dating clause: an phintztag vor Oculi in der vasten
Editions:
- Druck: Schenk, Schwefelquellen 7 („Aus der auf Pergament geschriebenen Original-Urkunde, so in dem P.P. Augustiner-Kloster allhier Ladula M, Nro 1 aufbewahrt wird")1; FRA II 16, Nr.219 (nach der Ausfertigung des Stiftsarchivs Heiligenkreuz); Rollett, Frauenbad 3 (nach Schenk).
- Regest: Helferstorfer, Aufzeichnungen (vor 1874) Nr. 40, f. 124.
Secondary Literature:
- Schenk, Taschenbuch 26; Rollett, Chronik I, 17; Anzinger, Augustiner-Eremiten 32; Watzl, Heiligenkreuzerhof 232-254.
Comment
Zur Interpretation der Urkunde: Trotz der Formulierung "mulgraben, der ytzund new wirt" kann es sich nicht um die erstmalige Anlegung des künstlichen Wasserlaufes handeln, denn die Heiligenkreuzermühle ist bereits 1317 urkundlich erwähnt (FRA II 16, Nr. 53), was die Existenz des Mühlbachs voraussetzt. Es geht also um Streitigkeiten bei einer Generalsanierung oder Erweiterung des Gerinnes.Der Streit wurde dahin entschieden, daß das reiche Stift den technisch anspruchsvolleren und materialintensiveren Teil der Arbeiten übernehmen mußte: Heiligenkreuz hatte das Bachbett im Bereich seiner Hofmark mit Holz auszukleiden (wazzerstuben) und überdies zwei Wehren zur Regulierung des Wasserstandes anzulegen (wür wazzerhalben); dem Bettelorden und der offenbar auch als finanzschwach empfundenen Gemeinde wurden die einfacheren und weniger kostspieligen Arbeiten zugeteilt: Mit dem Aushub des Bachbettes, das entweder halb verschüttet war oder erweitert werden sollte, hatten sie Uferdämme anzulegen (wür lantzhalben); selbst dieser geringere Teil der Arbeit war noch mit einer Klausel versehen: Sollten Augustiner und Gemeinde der Arbeit personalmäßig nicht gewachsen sein, so hatte Heiligenkreuz zwei Drittel der Kosten für eventuell zu dingende Arbeiter zu übernehmen.
Die hier auferlegte Verpflichtung wurde von Heiligenkreuz als so drückend empfunden, daß das Stift die Eigenbewirtschaftung der Mühle aufgab und die Servitut den jeweiligen Inhabern weitergab (Watzl, Heiligenkreuzerhof 236 und 240). Für die Augustiner dagegen war die Regelung so wichtig, daß sie sie bereits 1359 von Herzog Rudolf IV. bestätigen ließen (hier Urk. 58).
Language:
Notes:
1 Da Schenks Text ungenau und fehlerhaft ist, wird er für diese Edition nur bei Eigennamen berücksichtigt, die dann in fehlerhafter Form in die Lokalhistorie eingedrungen sind.
2 Albrecht II. 1330-1358.
3 Das einzige fließende Gewässer, das nicht in Baden selbst entspringt, ist die Schwechat; wie jedoch die Urkunde zeigt, ist ihr nördlicher Nebenarm gemeint, de "mulgraben", heute Mühlbach, der zum Betrieb der Badener Mühlen künstlich geschaffen wurde und bis heute durch eine Wehranlage am Ausgang des Helenentals geregelt wird.
4 Urk. 1357-1376 (FRA II 16, Nr. 278). - Als Besitzer der Herrschaft Tribuswinkel (vgl. Felix Halmer, Burgen und Schlösser zwischen Baden, Gutenstein, Wr. Neustadt; Wien 1968, 87. - Die dortige Angabe, daß die Herren von Winden seit 1359 Inhaber der Herrschaft gewesen seien, ist also zu relativieren: Zumindest Interessen in der Gegend müssen sie nach der vorliegenden Urkunde schon vorher gehabt haben), das ebenfalls vom Mühlbach durchflossen wird, war er als Sachverstandiger besonders geeignet.
5 Die Heiligenkreuzer Hofmühle, auch Bruckmühle genannt, heißt heute Annamühle, ist jedoch nicht mehr in Betrieb (Watzl, Heiligenkreuzerhof 240). Die bei Watzl angegebene älteste Benennung "Herrenmühle" stammt aus der urkundlichen Nennung des Jahres 1317 "bei der Herren mul von dem heiligen Crewtze" und ist daher eine Fehlinterpretation, denn der Genetiv "der herren" ist nach mittelhochdeutschem Sprachgebrauch auf "von dem heiligen Crewtze" zu beziehen.
6 Aus der Formulierung Unnser Frawen Badt will Schenk, Taschenbuch 26 und 186, ein zusätzliches Argument dafür gewinnen, daß das Frauenbad Eigentum des Herzogs war, eine Fehlinterpretation, die sich bis in die neueste Literatur zieht (z.B. Karin WIEDERER, Das Frauen- und Carolinenbad in Baden bei Wien (Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg), Salzburg 1991, 5).
7 Da heute der Mühlbach im Stadtgebiet weitgehend unterirdisch fließt, existiert dieser Steg nicht mehr.
aAlber FRA.
bAchenauer Schenk, Taschenbuch.
cauztragen Reinöhl, Abschriften und Regesten.
Places
- Baden (GB BN)
- Baden, Augustiner-Eremitenkloster
- Frauenbad in Baden (GB BN)
- Heiligenkreuz (GB BN)
- Heiligenkreuz, Zisterzienserstift
- Kärnten
- Wien (GB W)
- Winden (?)
Persons
- Albrecht II., Herzog von Österreich (1330-58), Aussteller, Siegler
- Konrad der Schönaicher
- Wolfgang von Winden
Baden, Stadtarchiv, Urkunden (1285-1545) 1357 III 09, in: Monasterium.net, URL </mom/AT-StaABdW/Urkunden/1357_III_09/charter>, accessed at 2024-11-24+01:00
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