Charter: Urkunden (1058-1899) 1496 - 1500
Signature: 1496 - 1500
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[1496 - 1500]
Bericht über die Bemühungen des Bisthumes Passau, die Exemtion des Stiftes Göttweig aufzuheben.Source Regest:
FUCHS, Göttweig III (=FRA II/55, Wien 1902) S. 423, Nr. 2277
FUCHS, Göttweig III (=FRA II/55, Wien 1902) S. 423, Nr. 2277
Copie, Bruchstück, aus dem 18. Jahrh., Pap.
Der Berichterstatter bemerkt, dass seit der Verleihung der Exemtion an das Stift Göttweig durch Papst Nicolaus V. unter der Regierung Kaiser Friedrich's [III.] die Gehässigkeiten des Hochstiftes Passau gegen Göttweig begannen und dasselbe sich seitdem bemühte, das Stift wieder unter seine Jurisdiction zu bringen in massen ex actis der jaegersuppen gruendlicher bericht zu vernemen: dann bey kaÿser Maximilian des ersten, erzherzogen zu Oesterreich etc., damals koeniglicher regierung, geschach es im jahr vierzehen hundert sieben und neunzig, das erstlich der Passauerisch Wienerisch official namens Khaltenmarckhter aus kainen rechtmessigen befuegten ursachen wider herrn abbt Matthiam zu Goettweig den ersten disz namens ain vermainte suspension, welcher er doch ex defectu iurisdictionis kaine macht gehabt, auf des herrn abbts anrueffen nit erfolgen wolt, war damals von dem bischofflichen canzler gerathen, es wird dem herrn abbt zu sondern glimpfen und erlangung seiner praetension dienen, wann er den herrn bischoff auf Goettweig zu gast lude. Wie beschehen ist also herr bischof dreÿ tag lang guets muets verbliben und kainen unwillen mercken lassen, letzlich aber in beÿsein des probsts zu Newburg und abbten zu Maria-Cell liesz herr bischof an den herrn praelat mit harten wortten, er hoeret fast boese maer von seiner wirtschafft, dardurch das closter in die lenge verderben moecht, wie er dann inquirendo beÿ seinem convent und weltlichen officiren genuegsamb befunden hat. Derowegen soll er ihme herrn bischof das closter aufgeben, das woelle er ihm in dreÿen tagen wider einantwortten, durch welchen eingedrungenen actum visitationis et correctionis herr bischof die paebstliche exemption umbstossen und das closter aus seiner unmittelbaren subiection wider under die bischofliche iurisdiction ziehen wollen. Aber der anschlag faehlet weit. Dann als herr bischof den herrn praelaten in die cammer arestiret, das convent und weltliche officirer an sich pflichten und mit weitterem gewalt handlen wolt, auch thuer und thor in sein custodien genomen, war der haubtman mit seiner gesellschafft auch fertig, damit er die wacht durchdrang bis auf das zimmer, da der herr bischof mit beeden praelaten und seinem arestirten herrn innen war. Solches vermercket der bischof, dass er uebermant, rueffet derowegen dem haubtman, ob er ihr gefangener sein soll und ob er auch glait und sicherheit hat mit ihm zu reden, darauf der haubtman beschaidenlich antwort geben, er beger und sueche allain seinen herrn, hat vermaint, er seÿ haubtman zum Goettweig, so wolt sein fuerstlich gnaden sŷ all ins gluebd nemen. Und auf versprochene Sicherheit gieng der herr bischof hinausz, nam den praelat und seinen haubtman beÿseits, sprach ihnen freundlich zue, dieses were sein ernst nie gewesen, er woll seine leuth drumb straffen, gab ihnen ein verschreibung und absolvirte mit auszgestreckter hand, weilen niemand bluetruest worden, alle so in disem handl etwo die bischoffliche wuerde oder seine verwante belaidigt haben moechte und nach dem essen zoch der herr bischof sambt seinen leuthen wider nach Mauttarn. Wiewohl nun der herr bischof solche gemaine absolution manniglich zu freÿen sicheren gewissen offentlich pronuntŷret, hat er doch bald hernach einen vermainten sentenz zu Crembsz anschlagen lassen und dardurch den herrn praelat seiner abbteÿ wuerden und dignitet entsetzt, alle geistlich und weltliche closterleuth underthanen und menniglich, so ihme verwandt, ihrer pflicht muessig zehlt mit diser commination, da sich der herr abbt des closters und seiner zugehoerung inner dreÿen tagen nit wirdt entschlagen, das er folgends mit der that excommunicirt und in bann sein soll. Darauf lueffen die conventualen zu grosser aergernusz aus dem closter, vagirten hin und wider und gieng beÿ den underthanen, excommunicirten officiren und dienern auch uebl durcheinander.||
Beÿ dem verblib es aber nicht, sondern der herr bischof fuhr noch weitter fort, setzet des herrn praelaten pfarrer zu Mauttarn ab und verordnet Georgen Auer an sein statt, befalch darueber denen zu Mauttarn ernstlich gedachten Auer beÿ solcher des closters incorporirten pfarr hand zu haben und suspendirt des gottshausz leuth abermal ab ingressu ecclesiae, bis endlich alle handlung der koeniglichen majestaet berichtlich fuertragen worden. Hierauf habe ihro koenigliche majestaet alssbald offen mandat auszfertigen lassen, dardurch allen ihren undersaessen staendten und leuthen khundt gethan, das dem bischof zu Passau ohne wissen und willen ihrer koeniglicher majestaet solche handlung visitation und suspension kaineswegs gebuerte, weil auch dieser vorgrif ihrer koeniglichen majestaet an dero herbrachten fuerstlichen und erbvogtlichen gerechtigkeit abbruechig und gancz unleidlich waer, so seÿ menniglich ernstlich gebeten und befohlen, wo des gottshaus geistliche und weltliche personen zu betretten, die sich auf des herrn bischoff von Passau aufloesung ihrem praelat zu gehorsamen waigern wurden, dasz man dieselben zu ihrer koeniglichen majestaet straff gefenglich annemen und halten soll laut desselben edicts.||
Weitter seind auch sonderbare ernstliche bevelch an herrn bischoff abgangen, dasz er nicht allein seinen eindrungenen pfarrer zu Mauttarn alszbald abschaffen soll und den praelat inhalt des gottshausz freÿheitten ungehindert damit handlen lassen, sondern das er auch sein promulgirte suspension aufheben und wo noettig alle darin begriffene geistliche und weltliche personen darvon wider absolviren wolt. Und ueber das wurde auch dem obristen haubtman stadthaltern und regenten der n. ö. landten ernstlich aufgelegt zu verschaffen und darobzusein, das ihrer koeniglicher majestaet bevelch von dem herrn bischoff aigentlich vollzogen und ihre koenigliche majestaet zu anderen einsehen nit aufbracht wurden.||
Nachdem aber der herr bischof seiner handlung auf der koeniglichen majestaet gebot, darbeÿ der praelat seinen schutz und refugium gesucht, nit wolt abstehen, sondern beharrete steiff auf seinem fuernemen, liesz auch die sachen an den herrn metropolitanum, erzbischoff Leonhard gen Salzburg gelangen, so ergieng anfangs an herrn abbten zu Goettweig von dannen ein starcke Verweisung, dasz er den landsfuersten wider Passau angerueffen, den herrn metropolitanum uebersehen und einen frembden richter gesuecht hett.||
Hernach wurden vil tag angesetzt dise spaennige handlung zwischen Passau und Goettweig zu vergleichen, etwo haben ihr koenigliche majestaet die sachen fuer sich selbst beschaiden, bald auf den herrn metropolitanum und widerumb auf andere erkhieste commissarios remittirt. Es ist aber aus allerleÿ bedencklichen exceptionen und eingefallenen impedimentis nichts ueberall darausz worden, derowegen ihr koenigliche majestaet als landsfuerst und erbvogt dise controversiam nach Rom auszfuehrlich berichtet und supplicando umb ernewerung und confirmation des gottshaus exemption angehalten.||
Hierauf vermoeg pabst Alexandri auszgegangener bulle im iulio des vierzehen hundert acht und neunzigsten jahrs haben ihr paebstliche heÿligkeit dero vorfahren pabsts Nicolai gegebene exemption alles ihres inhalts bestes forms nit allein perpetuiret und zu ewigen kraefften bestettiget, dardurch dann alle bischoffliche Passauerische handlung visitation deposition suspension etc. aufgehebt und cassirt, sondern es ist auch folgends anno 1520 solche exemption durch herrn Sigmund pro tempore abbt zu Moelckh hierzu verordneten richtern und executorn authoritate apostolica effectualiter exequirt, ein offen instrumentum durch notarien und zeugen aufgericht und beÿ straff der excommunication darein die ubertretter mit der that gefallen sein sollen, allen nachgesetzt geistlichen obrigkeitten, sonderlich dem herrn ordinario zu Passau intimirt worden, welches dann beÿ regierendter praelatur herrn abbt Mathiae zu Goettweig des andern disz namens beschehen laut desselben briefs etc. Folgen weitere Ausführungen über die späteren Betätigungen der Exemtion des Stiftes im Laufe des 16. Jahrhunderts.
Beÿ dem verblib es aber nicht, sondern der herr bischof fuhr noch weitter fort, setzet des herrn praelaten pfarrer zu Mauttarn ab und verordnet Georgen Auer an sein statt, befalch darueber denen zu Mauttarn ernstlich gedachten Auer beÿ solcher des closters incorporirten pfarr hand zu haben und suspendirt des gottshausz leuth abermal ab ingressu ecclesiae, bis endlich alle handlung der koeniglichen majestaet berichtlich fuertragen worden. Hierauf habe ihro koenigliche majestaet alssbald offen mandat auszfertigen lassen, dardurch allen ihren undersaessen staendten und leuthen khundt gethan, das dem bischof zu Passau ohne wissen und willen ihrer koeniglicher majestaet solche handlung visitation und suspension kaineswegs gebuerte, weil auch dieser vorgrif ihrer koeniglichen majestaet an dero herbrachten fuerstlichen und erbvogtlichen gerechtigkeit abbruechig und gancz unleidlich waer, so seÿ menniglich ernstlich gebeten und befohlen, wo des gottshaus geistliche und weltliche personen zu betretten, die sich auf des herrn bischoff von Passau aufloesung ihrem praelat zu gehorsamen waigern wurden, dasz man dieselben zu ihrer koeniglichen majestaet straff gefenglich annemen und halten soll laut desselben edicts.||
Weitter seind auch sonderbare ernstliche bevelch an herrn bischoff abgangen, dasz er nicht allein seinen eindrungenen pfarrer zu Mauttarn alszbald abschaffen soll und den praelat inhalt des gottshausz freÿheitten ungehindert damit handlen lassen, sondern das er auch sein promulgirte suspension aufheben und wo noettig alle darin begriffene geistliche und weltliche personen darvon wider absolviren wolt. Und ueber das wurde auch dem obristen haubtman stadthaltern und regenten der n. ö. landten ernstlich aufgelegt zu verschaffen und darobzusein, das ihrer koeniglicher majestaet bevelch von dem herrn bischoff aigentlich vollzogen und ihre koenigliche majestaet zu anderen einsehen nit aufbracht wurden.||
Nachdem aber der herr bischof seiner handlung auf der koeniglichen majestaet gebot, darbeÿ der praelat seinen schutz und refugium gesucht, nit wolt abstehen, sondern beharrete steiff auf seinem fuernemen, liesz auch die sachen an den herrn metropolitanum, erzbischoff Leonhard gen Salzburg gelangen, so ergieng anfangs an herrn abbten zu Goettweig von dannen ein starcke Verweisung, dasz er den landsfuersten wider Passau angerueffen, den herrn metropolitanum uebersehen und einen frembden richter gesuecht hett.||
Hernach wurden vil tag angesetzt dise spaennige handlung zwischen Passau und Goettweig zu vergleichen, etwo haben ihr koenigliche majestaet die sachen fuer sich selbst beschaiden, bald auf den herrn metropolitanum und widerumb auf andere erkhieste commissarios remittirt. Es ist aber aus allerleÿ bedencklichen exceptionen und eingefallenen impedimentis nichts ueberall darausz worden, derowegen ihr koenigliche majestaet als landsfuerst und erbvogt dise controversiam nach Rom auszfuehrlich berichtet und supplicando umb ernewerung und confirmation des gottshaus exemption angehalten.||
Hierauf vermoeg pabst Alexandri auszgegangener bulle im iulio des vierzehen hundert acht und neunzigsten jahrs haben ihr paebstliche heÿligkeit dero vorfahren pabsts Nicolai gegebene exemption alles ihres inhalts bestes forms nit allein perpetuiret und zu ewigen kraefften bestettiget, dardurch dann alle bischoffliche Passauerische handlung visitation deposition suspension etc. aufgehebt und cassirt, sondern es ist auch folgends anno 1520 solche exemption durch herrn Sigmund pro tempore abbt zu Moelckh hierzu verordneten richtern und executorn authoritate apostolica effectualiter exequirt, ein offen instrumentum durch notarien und zeugen aufgericht und beÿ straff der excommunication darein die ubertretter mit der that gefallen sein sollen, allen nachgesetzt geistlichen obrigkeitten, sonderlich dem herrn ordinario zu Passau intimirt worden, welches dann beÿ regierendter praelatur herrn abbt Mathiae zu Goettweig des andern disz namens beschehen laut desselben briefs etc. Folgen weitere Ausführungen über die späteren Betätigungen der Exemtion des Stiftes im Laufe des 16. Jahrhunderts.
Source Fulltext: FUCHS, Göttweig III (=FRA II/55, Wien 1902) S. 423-426
Language:
Places
- Göttweig, Benediktinerstift (GB KR)
- Krems (GB KR)
- Mautern (GB KR)
- Melk (GB ME)
- Salzburg
Persons
- (?), Propst des Augustiner-Chorherrenstifts Klosterneuburg (*)
- Alexander VI., Papst (1492 - 1503)
- Augustin, Abt des Benediktinerstifts Kleinmariazell (1483 - 1505)
- Christoph von Schachner, Bischof von Passau (1490 - 1500)
- Friedrich III., röm.-dt. Kaiser (*1415 + 1493)
- Georg Auer, von Bischof von Passau eingesetzter Pfarrer zu Mautern
- Hauptmann (N. Gestältl) des Benediktinerstifts Göttweig
- Johann Kaltenmarkter, Passauer Offizial in Wien
- Kanzler des Bischofs von Passau
- Leonhard von Keutschach, Erzbischof von Salzburg (1495 - 1519)
- Matthias I., Abt des Benediktinerstifts Göttweig (1489 - 1507)
- Matthias II., Abt des Benediktinerstifts Göttweig (1516 - 1532)
- Maximilian I., röm.-dt. Kaiser (*1415 + 1493)
- Nikolaus V., Papst (1447 - 1455)
- Pfarrer Mautern (GB KR)
- Sigmund, Abt des Benediktinerstifts Melk (1504 - 1529)
Göttweig, Stiftsarchiv, Urkunden (1058-1899) 1496 - 1500, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/AT-StiAG/GoettweigOSB/1496-1500/charter>, accessed 2025-04-10+02:00
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