Charter: Urkunden Herzogenburg (1112-1852) 1244 III 19
Signature: 1244 III 19
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1244 März 19, Passau
Bischof Rudiger von Passau inkorporiert dem Stift St. Georgen an der Donau die Pfarre Herzogenburg zum Zweck der Übertragung des Stiftes an den genannten Pfarrort.Source Regest:
FAIGL, Herzogenburg (Wien 1886) S. 1, Nr. 1
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Stiftsarchiv Herzogenburg (http://www.stift-herzogenburg.at)
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2 Siegel anh., 1. abgefallen, liegt bei; 2. fehlt (Bischof Rudiger von Passau)
Material: Pergament
Rvdegerus Dei gracia Patauiensis Episcopus. Pastoralem decet sollicitudinem ita singulorum necessitatibus prouidere. vt tamen suis deuocioribus et fidelibus exhibeat beneficiorum graciam largiorem. quos suis obsequiis et mandatis prompciores in omnibus recognoscit. Scire igitur cupimus tam presencium noticiam quam futurorum. quod cum locus Cenobii nostri in Sancto Georio de uisceribus ecclesie Patauiensis creati per alluuium Danubii in tantum fuerit interceptus. vt prepositus et fratres totumque Collegium nimia necessitate compulsi locum alium firmiorem in quo sui Cenobii collocarent menia. mendicarent. nos inspicientes deuocionem et fidelitatem ipsorum quam hactenus nobis et Ecclesie nostre inuiolabiliter seruauerunt. considerantes eciam quod a gremio nostro a primis suis fundatoribus processerunt. tanquam nostris specialibus facientes graciam specialem. iura parrochialia et omne ius quod habuimus in Ecclesiam Herzogenburch ipsis in integrum contulimus de uoluntate nostri Capituli et consensu. ad collocacionem et translacionem sui Cenobii perpetuo possidenda. Et vt talis nostra donacio robur optineat firmitatis. nec processu temporis perturbetur. presentes literas conscribi fecimus et Sigillo nostro et Capituli nostri roborari iussimus in testimonium et cautelam. Datum Patauie Anno domini Milesimo. CC. XLIIII. XIIII. Kalend. Aprilis. Indictione Secunda. Pontificatus Nostri Anno XI. Ego chunradus decanus Pataviensis subscribo. Ego Ulricus Arcidiaconus et Can. patav. subscribo. Ego Cotfridus Can. Patavien. subscribo. Ego Einuicus Can. Patau. Thesaurarius subscribo. Ego chunradus archidiaconus et tvomplebanus patavien. subscribo. Ego Rudegerus Canon. Patavien. subscribo. Ego Meingotus de waldeke Archidiaconus Can. Patavien. subscribo. Ego Magister lohannes Can. Patt. subscribo. Ego Magister Diezo Cano(nicus) Pataviensis subscribo. Ego Otto Can. Patav. subscribo. Ego Gerhohus Can. Pat. subscribo. Ego heinricus Can. Pat. et Archid. subscribo.
Source Fulltext: FAIGL, Herzogenburg (Wien 1886) S. 1-2
Editions:
- BIELSKY, Sanct Georgen (=AÖG 9, Wien 1853) S. 298, Nr. 40.Diese und die folgende Urkunde sind abgedruckt im Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen IX. 298 u. 299.
Comment
Altbestand.Rudiger von Radeck, einer salzburgischen Adelsfamilie entsprossen, um das Jahr 1174 geboren, erscheint zuerst 1198 als Canonicus von Salzburg, bekleidete 1207—1211 zugleich die Stelle des Hospitalarius, das ist des Vorstandes des domstiftlichen Krankenhauses, ward darauf Propst zu Zell (am See) im Pinzgau, und im Jahre 1215 von seinem besonderen Freund und Gönner, dem Erzbischof Eberhard II. von Salzburg (1200—1246) zum ersten Bischof der von diesem neu gegründeten Diöcese Chiemsee erhoben. Nach der Resignation Gebhards (Grafen von Plaien), Bischofs von Passau (1221—1232), wurde Rudiger 1233 vom Papste auf diesen Sitz befördert. Hier aber fiel seine Regierung in die Zeit jenes Kampfes zwischen Kaiser Friedrich II. und dem heiligen Stuhle, der verhängnissvoll wurde für so Viele, die durch ihre Stellung veranlasst waren, darin eine Rolle zu spielen. Rudiger, durch die politischen Verhältnisse seines Fürstenthums auf die Seite des Kaisers gedrängt und dadurch den Unwillen des Papstes Gregor IX. erregend, ward von dessen Bevollmächtigten, dem Legaten Albert dem Böhmen, Archidiakon von Lorch und später Domdecan von Passau, ddo. 9. Mai 1240 excommunicirt, zugleich mit mehreren anderen deutschen Kirchenfürsten. Im Jahre 1246, unter dem zweiten Nachfolger Gregors IX., Innocenz IV. (1243—1254), als dieser zur Feier des Concils zu Lyon sich befand, versuchte Rudiger, mit dem heiligen Stuhle sich auszusöhnen und die Lösung vom Banne zu erlangen. Allein der Versuch misslang; und als inzwischen neue Beschuldigungen gegen den Bischof von Passau ob seiner Anhänglichkeit an den gebannten Kaiser beim römischen Stuhle vorgebracht wurden, so erneuerte Papst Innocenz IV. den 11. November 1249 den Bannspruch gegen ihn, und entsetzte ihn endlich durch Urtheil vom 11. März 1250 förmlich seines bischöflichen Amtes. Bald sah in Folge dessen Rudiger sich verlassen — das Capitel, die Bürger von Passau und die Ministerialen des Fürstenthums wandten sich dem sogleich erwählten neuen Bischofe, Berthold von Sigmaringen, zu; und so schied denn Rudiger, nachdem er den 8. April 1250 seine letzte Urkunde daselbst ausgestellt hatte (Mon. B. XXIX. b. 369), als hochbetagter Greis, nach mehr als 34jähriger nicht unrühmlicher bischöflicher Wirksamkeit von Passau, ohne dass bisher bekannt geworden, wohin er sich begeben, wo sein Tod erfolgte, und wo er seine Grabstätte gefunden. 1256 wird das letzte Mal seiner als lebend gedacht (Mon. B. 1. c., p. 160). Er starb den 14. April 1258.1 siehe Meiller. Regesten der Salzburger Erzbischöfe, S. 526, Anm. 71 und die Abhandlung: Albert der Böhme im LXIV. Bd. der Hist.polit. Blätter.
Ueber die Burg und Herrschaft Radeck (Pfarre Bergheim bei Maria Plain, in der Nähe von Salzburg) siehe Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen, VIII. Bd., S. 139—153. Die Burg ist seit dem 1. Decennium dieses Jahrhunderts abgebrochen, nur die Kapelle steht noch, in welcher alljährlich einmal Gottesdienst gehalten wird. (Hist.statist. Handb. v. Salzb., 1. Heft, S. 15.)
Die Pfarre Herzogenburg wurde gestiftet von Kaiser Heinrich II. (dem Heiligen, 1002—1024) durch jene Urkunde, Bamberg, 5. Juli 1014, laut welcher er dem Bisthume Passau unter Bischof Berengar (1013 bis 1045) „predium quoddam" schenkt, „in orientali regno in comitatu Heinrici marchionis in his locis herzogenburch locum ad ecclesiam construendam et ubi presbiter mansionem facere possit, et unum regalem mansum. in cremasa autem, et Sigemaresweret, et tulna extra ciuitatem, et outcinesseuue similiter in singulis locis singulos regales mansos et in unoquoque locum oportunum ad aecclesiam edificandam, et e uicino aecclesie ad edificia presbiteri construenda etc.u (Das Original mit Siegel im königlichen Archiv zu München. Abgedruckt im Auszuge bei Hund, Metrop. I. und Hansiz, Germ. sac. I. p. 242, bei beiden unrichtig; Meiller, Regesten der Babenb., S. 4, Nr. 9. Vollständig: Wr. Jahrb. der Lit. XV. Anzeigeblatt 35 und Mon. B. XXVIII. b. 449.) Diese Pfarre, zu deren Dotation, bestehend in der königlichen Hube, der Bischof noch den halben Zehent in ihrem ganzen Gebiete hinzufügte, verwendete Bischof Ulrich I. von Passau (1092—1121) im Jahre 1112 mit zur Gründung des Chorherrenstiftes St. Georgen (siehe den Stiftungsbrief im Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen, IX. S. 239), das heisst: er verlieh der Canonie das Recht, die Einkünfte der genannten Pfarre mit Ueberlassung eines Theiles davon an den jeweiligen Pfarrer zu beziehen, ohne dass jedoch dadurch die Pfarre selbst dem Stifte förmlich incorporirt worden wäre. Letzteres, die wirkliche Einverleibung der Pfarre in den Verband des Stiftes, verbunden mit dem Rechte für den Propst, sie mit Chorherren aus dem eigenen Convente zu besetzen, erfolgte eben erst, als die Uebertragung nothwendig geworden war, durch obige Urkunde Rudiger's, und sind davon wohl die Worte derselben zu verstehen: jura parochialia et omne jus, quod habuimus in Ecclesiam Herzogenburch ipsis in integrum contulimus. Die Pfarrer von Herzogenburg von der Gründung St. Georgens 1112 bis zur Uebertragung des Stiftes waren daher auch keine Chorherren aus diesem, sondern Weltpriester.2 Anders jedoch verhielt es sich in diesem Punkte mit der zweiten Pfarre, welche das Stift St. Georgen bei seiner Gründung erhielt — Traisenburg (das heutige Stollhofen). Diese wurde der Canonie sogleich auch incorporirt und die pfarrliche Seelsorge von Chorherren des Stiftes versehen, jedoch so, dass diese Pfarrer nicht in Traisenburg, sondern im Stifte wohnten, was bei der Lage dieser Orte leicht geschehen konnte, da sie beide am Ufer der Traisen (St. Georgen am linken, Traisenburg am rechten) liegend, nur durch diesen kleinen Fluss von einander geschieden waren; und selbst, als später, c. 1180, Traisenburg weiter landeinwärts verlegt wurde, war die Entfernung nur eine geringe. Den Beweis für das eben Gesagte liefert besonders der Umstand, dass zur Zeit der Uebertragung des Stiftes kein Pfarrhaus zu Traisenburg war, wie aus dem Inhalte des unten noch anzuführenden Vertrages zwischen Propst und Convent von St. Georgen und dem letzten Säcularpfarrer von Herzogenburg zu ersehen ist.Während nämlich Bischof Rudiger durch obige Urkunde dem Stifte St. Georgen alle seine Rechte als Patron auf die Pfarre Herzogenburg verlieh, überliess er es dabei dem Propste und Convente, sich mit jenem Weltpriester, der die Pfarre eben inne hatte und gegen seinen Willen rechtlich nicht entfernt werden konnte, wegen sofortiger und freiwilliger Abtretung derselben besonders zu einigen. Dies geschah mittelst eines Vertrages, in welchem Propst und Convent von St. Georgen dem Pfarrer (Dominus C.[hunradus] wird er genannt) für Herzogenburg die Pfarre Traisenburg mit einem Theile ihrer Einkünfte auf Lebenszeit verleihen und sich zugleich verbindlich machen, ihm zu Traisenburg — „si placet eidem, manere et habere domicilium circa parrochialem ecclesiam" (statt im Stifte St. Georgen zu wohnen) ein Pfarrhaus an einer Stelle, wo es ihm gefalle, zu errichten. (Der Wortlaut dieses Vertrages, dessen Originalurkunde verloren gegangen, ist erhalten in einer Abschrift aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Archiv von Klosterneuburg, und abgedruckt im Font. Rer. Austr., 2. Abth., IV. p. 203—204.) So wechselten also bei Uebertragung des Stiftes die beiden Pfarren den Stand ihrer Seelsorger, indem von da an Herzogenburg von Chorherren und Traisenburg (seit seiner Verlegung auch Pfarrkirchen genannt) von Weltpriestern, unter dem Patronate des Stiftes, pastorirt wurde.
Language:
Notes:
1 Der Sterbetag nach dem Nekrologium des Domstiftes Salzburg im Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen, XXVIII., Bd., S. 87; das Jahr nach dem Chron. Claustroneob. und Chron. Aust. bei Rauch, Script., I. p. 92 und II. p. 249 u.a.
2 Drei (vier) dieser Pfarrer kommen urkundlich vor. Rodolfus plebanus de Herzovgenburch ist Zeuge in einer Urkunde, ausgestellt von Bischof Diepold von Passau zu Krems im Juli 1189. Urkundenbuch des L. ob der Enns, II. S. 418 - Ein ungenannter Decanus in Herzogenburch wird angeführt unter jenen zahlreichen Mitgliedern des österreichischen Clerus, die von Bischof Gebhard I. von Passau 1229 aus noch unbekannter Ursache mit dem Banne belegt wurden. Mon. B. XXIX. b. 346 Keiblinger, Gesch. von Melk, I, S. 316 u. ff. - Entweder derselbe Decanus (ruralis) von Herzogenburg (also schon von allen Censuren befreit) oder sein unmittelbarer Nachfolger war es, der nebst dem Abte von Göttweig und dem Propste von St. Florian von Papst Gregor IX. 1230 zum Schiedsrichter in einer die Kapelle zu Hausleiten (bei Reidling) betreffenden Streitsache bestellt wurde. Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen, IX. Bd., S. 289. - Endlich der letzte vor der Uebertragung: Chunradus, siehe oben.
Places
- Pfarre Herzogenburg
- St. Georgen, Augustiner Chorherrenstift
- Wallegg (GB RB)
geographical name
- Danubii
- Regular Form: Donau
Persons
- Diezo, Magister und Kanoniker in Passau, Zeuge
- Einwig, Schatzmeister und Kanoniker in Passau, Zeuge
- Gerhohus, Kanoniker in Passau, Zeuge
- Gottfried, Kanoniker in Passau, Zeuge
- Heinrich, Archidiakon und Kanoniker in Passau, Zeuge
- Johannes, Magister und Kanoniker in Passau, Zeuge
- Konrad, Archidiakon und Dompropst in Passau, Zeuge
- Konrad, dechant aus Passau, Zeuge
- Meingot von Wallegg, Archidiakon und Kanoniker in Passau, Zeuge
- Otto, Kanoniker in Passau, Zeuge
- Rüdiger von Radeck, Bischof von Passau (1233-1250), Aussteller
- Rüdiger, Kanoniker in Passau, Zeuge
- Ulrich, Archidiakon und Kanoniker in Passau, Zeuge
Herzogenburg, Stiftsarchiv, Urkunden Herzogenburg (1112-1852) 1244 III 19, in: Monasterium.net, URL </mom/AT-StiAHe/HerzogenburgCanReg/1244_III_19/charter>, accessed at 2024-12-23+01:00
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