Das Hochstift Chur und der Staat. Geschichtliche Darstellung ihrer wechselseitigen Rechtsverhältnisse von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Nr. 19, S. 127
Das Hochstift Chur und der Staat. Geschichtliche Darstellung ihrer wechselseitigen Rechtsverhältnisse von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Nr. 19, S. 127
Xro. 23,
Ehrwürdige, Wohlgebohrne Edle, Hochgelehrte Gnädige geliebte Herren, Euer Gnaden Schreiben, und anligen haben Wir sonders mittleiden, und Beschwerten Gemüth verstanden, und zu Sonderen bewirgen in Danckbarkeit empfangen. Wolten E. G. auch nit Ver halten, daß unser Dhumstifft Chur nit minder, dan das Euer, son der mit viel ander, und mehr Verwüstung, Abbruch, Verhaltung, Aendt, und Güldtverkleinerung, Verachtung, und Vertruckung welt lichen Gewalts — verfolget, damit Wir Teglich je mehr, und mehr nidergedruckt, geschädiget, und erbärmlich ihnen unter die Fües ge waltig geschoben, und auch zehenden, Rendtgüldt, und altherkommen entzogen und Versperret werden. — — — —
Hierummen wohl noch eüch unser Anligen entlich zu entdecken, die weil aber unser Gnedig Herr von Chur, auch unser des Capitels vil dieser Zeit nit anheimbsch seyn., haben Wir uns allein solche Handlung, und entlicher Antwort nit mögen entschliessen, guter Hoff nung, kurzer frist, so Wir zusammen kommen, auf das förderlichst werden Wir uns bedencken auf angesetzten bestimmten Tag zu Mentz bey Euer Gnaden den durch unser Bottschaft, oder durch Schrift
lichen Antwort, Bericht aller unser Beschwerden, Antigen, und Ver derblichen unterdruckens, genugsam erscheinung, Anzeig, und Bericht gehorsamlich zu Thain, als vil auch unser Vermögen Helffen, und rathen solchen greülichen Handlen, und fürnehmen Verübtes Gewalts zu begegnen, Beyständig seyn kann. Hiermit Wir E. G. uns Be fohlen haben wollen. Dgtum Chur 8imoni8, st ^u6l« ^posloloruru den 28. Oetober ^nno 1525.
Eüer Gnaden
gehorsamb und dienstwilligste vong- H lerßo. tus Iter Thomdechant, und Ge-
main Capitel zu Chur.
Denen Ehrwürdigen Wohlgebohrnen Edlen, Hochgelehrten ss. Thumdechant, und Capitl der !UelropoIit3n zu Mentz, nnser insun- ders Gnedig Lieben Herren.
^ir». 24.
Auszug
Einiger am Montag nach St. Iohann Babtist ^nno 1526 errichteten Articklen. i,,<
So hat die große nothwendigkeit erfordert, daß Wir gesetzt Hand, das in unsern 3. Bündten kein Bischoff zu Chur, darbey kein Geistliche Person, kein weltlicher Obrigkeit!), weder Vögt, Aman, Gericht, noch Aemter, in unsern Gerichten zu setzen, noch zu ordnen habe, besonders ein jed-gericht, rath, und ganze Gemeind, wann es zu Fällen kommt, oder die noch erforderet, solches nach ihr Gewissen, und gut beduncken mit, widwen lüten, und das hinfüro kein des Ni schoffs Amt-lnth noch diener die wöll sie in seinen Diensten gehalten werden, in kein Landstag, nnd in rathen komen sollen.
»
Auf daß unser fordern etlich Zinssen an Iahrzeit, es sey an Stifften, Clöster, und Kilchen geben und Verlassen, dadurch den Abgestorbenen große Hülff, und fürderung zu erlangen ewiger Seetig keit zethun Vermeint haben, des Wir aber nicht können Bericht wer den. Derhalb ist unser Meinung, und fürnemmen, daß biderben lüten, Lüten, so das Verschaft haben, oder ihre Erben furo nicht wyter zugeben wollen Verbunden han. Als aber zu Zytten etliche gütter von wegen solchen Iahrzeit zinssen dieser näher kaufft und Verkaufft sind, dieselbigen sollen desselbigen nechsten abgestorbene Erben, und Nachkommenden von selbigen Geschlecht, so das Verschafft hätten, Heimdienen. So ferr aber Niemand eigentlich vorhanden ware, soll, und mag, ein Obrigkeit solches armen Lüten, oder wohin sie götlich, und geschickt sein bedunckt, Verordnen.
5.
So ist unser Meynung daß nun hievor kein Closter weder jung, noch alt weiter nicht annehmen, noch fürohin nicht weiter auf bider Leüt Ierminiren oder in bettelsweiß Heimsuchen, sonder soll auch ein Obrigkeit biderbe Leüt darzu Verordnen die jährlich umb imnehmmen und Ausgabe Rechnung von Ihme erfordrind, und emvfahind, und sollind also ihr ziemlich ehrlich Nahrung und Wese nuz uf ihr ab sterben oder wytter bescheid ruw haben, und aber die Gült allda soll und mag darnach solich gut Wider hinder sich dem rechten natürlichen Erben Heimdienen, und fallen, ab mann die weiss, wo aber diesel bigen nicht vorhanden weren, soll ein Gemeiner Bund soliche Gült bewenden nach ihrem gutbedunken. - — —
6.
Daß um fürohin in unsern Landen, und Gerichten Niemand kein kleinen Zechendt, es sehe, welcherly es wölle so zu dem klein Zehenden gehört, nicht mehr zu geben schuldig seyn sollendt, noch geben werden.
7. So ist unser Meinung, daß kein (üoumn, noch Gericht in GottShaus kein Appell«? mehr für ein Bischoff zu Chur noch für
seine Anwalt ziehen wölle, sonder allweg, wer ein Each zu npeNiren hat, soll solcher für das nächst gericht, das ohnbarteysch ist, «psÜi- ren, und ziehen, by demselben soll es fürohin ohne weigeren bliben.
8. Von der intrgclen wegen ist, aufgesezt, daß hinfür Niemand kein Intrg6 zn geben schuldig seyn sollen.
Durchleüchtigster, Großmächtigster Künig, Gnedigster Herr. Euer Küniglichen Majestät, als einen Christlichen Künig, und gc< treüwen Beschirmer des wahren Christlichen Glaubens, und rechten Handhabers des rechten und Gerechtigkeit, geben Ew. Küniglichen Majestät. Wir nach erbietung unser rmterthenigsten Schuldigen dieu- sten als unserm Gnädigsten Herrn, der uns allein vor der Hand pligrnani8 beschützlich seyn mag, in Höchster unterthenigkeit zu er kennen, daß die grauen Bündt verschiner Zeit etlich viel unChristliche Artikl ihnen, und unserm Bischoff unserm Gnädigsten Herrn von Chur, und aller Priesterschafft daselbst gemacht, und fürgenohmen haben wieder alle Geistliche, und Weltliche recht, Christliche Ordnung, und Löblichen Alt Herkommen, und Stifftungen; derenthalben alle Geist liche nnterdruckt, ihrer Kaiserlichen Freyheiten beraubt, und ihrer Güter entsezt worden sind, samt allem anderen so Christlicher ord- nung des wahren rechten, und aller "ungezweifelten Glauben nach theilig, und entgegen hat mügen seyn, auch die so ihnen in solchen ihren unChristlichen, und ungebührlichen Handlungen nicht verfolg Thun wöllen, durchachtet, und dermassen misshandelt, daß sich auch gedachter unser Gnädiger Herr der Bischoff selbs weder leibs, noch guts bey Ihnen sicher gewist: nachfolgendt durch viel muthwillig un ziemlich weg sich unterstanden den wahren Christlichen Glauben unter- zudrucken, die alten Bräuch der Kirchen abzuthun, die heilige Mess zu vertilgen, damit sie sich desto füglicher, und aller anderen Geist lichen Gütteren unterziechen möchten, und die weil Ihnen die Geist lichen solches nicht haben gestättet, haben Ne etliche Geistliche Perso nen gesanglich angenohmen, unter denselben den Ehrwürdigen und Gelehrten Herren IKeo6owm Abbt zu 8t. I.uei zu Chur, auch etliche Thumherren mit Großer Grausamkeit gebunden, und gefangen, mit
unerhörten Peineu gemartert, auch zulezt den Bemeldten Christlichen Praelaten jämmerlich enthaubten lassen, wie dann gemeldter Grau- bündter unkristenliche, Tirannische, graussame Handlungen in ganzer Teütsche Nation erschollen, und rundlich ist, deshalben viel, und der mehrer theil unter uns, so dessen Statt gehabt haben, durch billige forcht solcher unchristlicher Tyrannischer Handlungen halb gezwungen fliechen, und entrinnen haben müssen, und also mit samt dem Bischoff unserm gnädigen Herren von Chur, unserer Freyheit, und Güter beraubt, in Elend wohnen müssen, und nicht mehr zu dem stift, und unser Kirchen uns nächeren dörfen, dan Wir uns in den Bündten nirgest sicher wissen.
Die weil nun Gnädigster Künig der Grau-Bündtner Handlung so unerhört, graussam, und erschröcklich, auch ihr zusagen, und glaub ganz Schwach, und schmal! ist, also daß Wir uns keineswegs sicher nit wissen bey ihnen zu dieser Zeit zu wohnen, so langt an Eüer Höchstgedachte Künigliche Majestät unser sammet- und besonder unter- thanigst amuffen, und Höchstfleißig Bitt Eüer Künigliche Majestät wölle uns Gnädiglich befohlen haben, und aus Gnaden Verschaffen, daß die Güter, so Thom Probst, Capitl, und Stift zu Chur zuge hören, und in Cüer Königlichen Majestät Erbländern gelegen seynd, uns, so also entfliehen, und in Ellend seyn müssen, zu unterhaltung unsers Lebens, wo die in der Graffschaft Tyrol, in der Vögtey Feld- kirch, oder wallgew gelegen seyen, ohne Verhinderung bemeldter Bündt, und mäniglicks verfolgen zu lassen gnädiglich verordnen, und Verfügen wollen, so lang bis Wir, und Gedachtes Stift zu Chur wider zu ruhe, und Sicherheit kommen mögen. Daß um Eüer Kü niglichen Majestät unserm Gnädigsten Herren Wir zu ewigen Zeiten in Höchster unterthönigkeit sammtlich, und Sonderlich zu Verdienen begehren. Gott den Allmächtigen für Euer Küniglichen Majestät ihre Siege gegen ihren feinden zu Verleihen allezeit zum fleissigsten Be gehren bittende.
Eüer Küniglichen Majestät
unterthanige Capellön Iohann Koler Doctor, und Dombrobst zu Chur. Christoph Metzler, 8Lkol38tiou8, Michael Schmid (!gntor samt anderen Thum Herren zu Chur von den Maubüudneren vertrieben.
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<0,
Abschied des Capitis, so von gemeinen Thumherren des Stifts Chur zu Feldkirch gehalten ist uff Dornstag, fristag, und Sambstag vor Martini Hnno <529.
Zuwissen demnach die Capitl-Brüder der Thumkirchen zu Chur, so usserhalb den Bündten, und Eidgenossenschaft gebohren uff Sent Gallen tag nächst Verschienen durch ihren Vollmächtigen Anwaldt, den sy darum uff dem Dhumstifft zu Chur geschickt, nnd oder schrift- lichen entschuldiget haben, das sy us gehabten Ursachen, nnd von wegen Großen geförlichkeiten, die sy ersorgen müssen, nit könnten, noch mögen, oder von recht nicht schuldig seyen uff jezt benent Sand Gallen tag nach inhalt der Statuta, und gewohnheiten des gemeldten Thumstiffts erschienen, und dabey begert rotulirt werden das sy uff das künftig Iahr der Pfrunden oder Theilhaftig seyen, um dMt nicht Zwyspaltung, Zangg, und Verderbliche uneinigkeit zwischen ge> nannten Thumherren des berührten Stiffts erwachse, welche zu allem umfall, und mercklichen schaden, so der schtifft, und Gemeinen Ca- Pill etliche Iahr här erlitten, und empfangen zu noch grosserem scha- den, und erschröcklichen Zerstörung des stiffts reichen möchte, sonder das Brüderliche Ainigkeit, und guter Verstand zwischen denen Brü- deren belibe, welche einigkeit bey diesen gefährlichen Zeiten durch die Gnad, und Hülff Gottes dem stifft allein in wesen mag erhalten, so haben Wir nachbenanten (^spgr v. (!3pol Thum Thechand, Christoph Metzler Dhomschulher, UicKgeI 8cKmicl licentigt Singer, Meister Luzi Iter Custos, Meister Gaudenz 6e port3. Lilgßius gIber, !<i' coi3U8 LrLNclli, g63m lumbrick. Ll»tliolomeu8 6s (^tromuro lioenti3t, viopolcl 8c?Kunit, I.eongr6u8 furer, (!u8pgr Iäcklin, IKom«8 Nertner, Meister Antoni Pichlich, und Hcl3lrlcu8 Lindi alle Thumherren, und Capitl Brüder des gemelteu Stifts uns uff dem 4. Tag Novembri8 1529 in der Statt Feldkirch zusamen Ver fügt, und daselbs im Pfarrhoff versamelt, des würdigen Stifts, und des Gemeinen Chapitel Nuz, ehr stattlichen Betracht, und um die nachgehenden Punckten, und Artikl Berathschlaget, uns Brüderlichen, und gütlichen Veraint, und Beschlossen, in massen wie hernach folgt. Denn ist also.
Zum ersten, die weil Offenbar, uH Augenschinlichen am Tag
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ligt, daß etliche aus denen Mitbrüderen, somit aus den Pündten ge- bohren ohne Großschwere gefährlichkeit irs Libs, und guts noch bey diesen erschrocklichen Zitten nit mögen, noch därfen zu Chur re8ick- ren. — — — — — — — —
WL.. hierauf folgen die weilern Punckten, so abgeschlossen wor den, und endlichen der Schluß folgenden Inhalts, diese ding alle sind gehandlet, beratschlaget, und beschlossen uff Zit, und an setten, wie oben bey dem Anfang bemerckt, und zu Urkund ist dieser Abscheid mit des obnenten Herren Dechans eignen Hand unterschriben, und mit Gemeines Capitel ingedruckt 8ecret Insigl bewahrt.
lüg8p3r l^e dgpol
Decgnus Nomine dgpituli
mopp.
Mont/Plattner: Das Hochstift Chur und der Staat, 1860 (Google data) 19, in: Monasterium.net, URL </mom/HochstiftChur/aa89a259-e06c-4f1c-9268-22badc40606b/charter>, accessed at 2024-12-26+01:00
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