useridguestuseridguestuseridguestERRORuseridguestuseridguestuseridguestuseridguestuseridguest
Charter: Illuminierte Urkunden 1471-05-12_Wien
Signature: 1471-05-12_Wien
Zoom image:
Add bookmark
1471-05-12 (?), Ausstellungsort unbekannt
Schmähbrief mit Schandbild des Richard Puller von Hohenburg gegen seinen Schwiegervater Hans Konrad Bock, Patrizier zu Strassburg.
Anlassfall war, dass sich Puller von seinem Schwiegervater in finanziellen Dingen hintergangen und betrogen fühlte. Nachdem er vergeblich versucht hatte, an das von ihm geforderte Geld zu gelangen, ging er dazu über, die Ehre seines Schwiegervaters durch infamierende Zeichnungen, die er in der Umgebung plakatierte, anzugreifen.
Richard Puller von Hohenburg liess das Schandbild 1471 in mehreren Ausfertigungen im Umkreis der Städte Ensisheim und Straßburg anschlagen. (HHStA)
Source Regest: 
Bundesministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport (BMKÖS), Projekt IllUrk-Ö (2023/24)
Bearbeitungsstand: HOCH
 

Original
Current repository
Wien, Haus- Hof- und Staatsarchiv (HHStA), Reichshofrat Antiquissima 1, Buchstabe H, fol. 436





    Graphics: 
    x
    • Materielle Beschreibung: 
      Die kolorierte Federzeichnung oberhalb des kurzen Textes füllt den Grossteil des Blattes und zeigt den kopfüber an einem Galgen hängenden Schuldner, der einer Wildsau sein Siegel auf den After drückt.
    • Stil und Einordnung: 
      Zur Quellengattung: Schmähbriefe mit Schandbildern sind keineswegs so dicht wie Wappenbriefe oder Sammelindulgenzen überliefert, sie bilden aber zweifellos eine in sich geschlossene Gattung, die – wie die Wappenbriefe – fast ausschliesslich im Gebiet des Reiches eine Rolle spielte.
    • Bei Schmähbriefen handelt es sich um meist urkundenmässig diktierte und mitunter auch (mit Petschaft[en]) besiegelte Papierblätter (Briefe), die sich – nachdem ihre Publikation nach mehr oder weniger strengen Kriterien zuvor angedroht wurde – vergleichbar einem offenen Mandat an die allgemeine (bzw. eine in der Publicatio spezifizierte) Öffentlichkeit richten. Sie wurden an gut sichtbarer Stelle öffentlich angeschlagen, um den Kontrahenten in einem Rechtsstreit zu verunglimpfen.
    • Zu der Textbotschaft kann als mediale Verstärkung das Schandbild hinzutreten (siehe unten "Zum Motiv"). Lentz, Konflikt, 2004, katalogisiert 200 Schmähbriefe, von denen 70 vor 1500 entstanden sind. Unter diesen sind (bzw. waren) nur etwa 20 Stücke mit einem Schandbild versehen, 16 davon haben sich im Original erhalten.
    • Ziel ist es, die vom Streitgegner vorenthaltene Erfüllung eines Vertrags (vielfach wird die Einlösung einer Schuld gefordert) zu erreichen. Der Streitfall wird oft in einer ausführlichen Narratio umrissen. Prozeßrechtlich legitimiert und unter Wahrung ritualisierter Formen wird der Weg in die Öffentlichkeit beschritten, in der nach einer Beschädigung der Ehre des Gegners getrachtet wird.
      Die Öffentlichkeit war offensichtlich die unabdingbare Grundvoraussetzung dafür, dass das Schandbild gegebenenfalls seine Wirkung entfalten konnte; häufig brachte wohl schon die blosse Androhung, ein solches zu veröffentlichen, den Streitgegner zum Einlenken (also etwa zur Bezahlung einer Schuld).
    • Zum Motiv: Die dargestellten Bildmotive gehören zum Standard deratiger Schmähbriefe. Zur Sau und dem Siegel vergleiche etwa die Darstellung Graf Johanns III. von Nassau-Dillenburg (1419), zum kopfüber an einem Galgen Hängenden zum Beispiel jene von Ritter Johann von Löwenstein (1438 September 2) oder jene von Nikolaus von Abensberg (1461). Der mehr oder weniger enge, entehrende Kontakt von Siegel bzw. Wappen mit dem After von Tieren (vor allem Sau und Eselin) etwa ist ein typisches Motiv der Schandbilder. Beispiele bis 1500 vgl. bei Lentz, Konflikt, 2004, Nr. 23 (siehe 1419), Nr. 55 und Nr. 64.
    • Martin Roland
    x
    Bibliography

    Comment

    Der Schmähbrief dürfte im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zwischen Richard Puller von Hohenburg (1454-1482) und seinem Schwiegervater, dem ehemaligen Strassburger Stadtmeister Hans Konrad Bock, stehen (vgl. dazu mit älterer Literatur RI F.III., H. 27, Nr. 103).
    Hans Konrad Bock ging gegen die im Schmähbrief erhobenen Anschuldigungen mit einer Klage beim kaiserlichen Kammergericht vor. (HHStA)
    Herbert Krammer
    Places
    • Ausstellungsort unbekannt
      • Type: Ausstellungsort
    • Deutschland
      • Type: Region
    • Frankreich
      • Type: Region
    • HRR
      • Type: Region
    Persons
    • Hans Konrad Bock, Patrizier zu Strassburg
      • Richard Puller von Hohenburg
        Keywords
        • Illuminated Charters: Niveaus:
          • N1: historiated
          • N1: with Additional Colours
          • N1: Panels
          • N1: drawn
        • Illurk-Urkundenart:
          • Schmähbrief
        x
        There are no annotations available for this image!
        The annotation you selected is not linked to a markup element!
        Related to:
        Content:
        Additional Description:
        A click on the button »Show annotation« displays all annotations on the selected charter image. Afterwards you are able to click on single annotations to display their metadata. A click on »Open Image Editor« opens the paleographical editor of the Image Tool.