Charter: Illuminierte Urkunden 1477-11-25_Kuttenberg
Signature: 1477-11-25_Kuttenberg
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1477-11-25, Rom (Ausstattung wohl Mailand)
Kardinal Stefano [Nardini], Kardinalpriester von Santa Maria in Trastevere, Erzbischof von Mailand, Schutz- und Geleitbrief (Salveconductus) an Agostino Luciano (Augustinus Lucianus), Bischof von Santorin (Santoriensis: Sanctuariensis).Source Regest: Bearbeitungsstand: MITTEL
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Kuttenberg / Kutná Hora, Státní okresní archiv (Staatliches Bezirksarchiv), Utrakvističtí biskupové a konzistoř pod obojí Kutná Hora (Utraquistische Bischöfe und dutraquisrisches Konsitorium Kuttenberg), Inv. č 6
Kuttenberg / Kutná Hora, Státní okresní archiv (Staatliches Bezirksarchiv), Utrakvističtí biskupové a konzistoř pod obojí Kutná Hora (Utraquistische Bischöfe und dutraquisrisches Konsitorium Kuttenberg), Inv. č 6
Siegel verloren, Siegelschnüre noch erhaltenMaterial: Pergament
- Materielle Beschreibung:
Der Name des Ausstellers in abwechselnd blauen und goldenen Capitalis-Buchstaben, hinterblendet von rotem bzw. blauem Fleuronnée. Initiale S(tephanus) aus in Deckfarben gemalten Blattelementen zusammengesetzt und vor blattgoldenem Grund. Im Binnenfeld Wappen. Zweiseitige kurze Bordürenstreifen bei der initiale aus dicht mit Blüten besetzten Filigranranken. Links der Initiale ein Medaillon mit einer in einer grünen Landschaft lagernden Hirschkuh (?), auf deren Rücken ein geflügelter Putto sitzt, zu dem sich das Tier wendet. Oberhalb der Initiale kleineres Medaillon mit einer Profilbüste eines Jünglings. - Stil und Einordnung:
Der Stil scheint in die Lombardei zu weisen. Der aus floralen Elementen gleichsam zusammengesetzte Buchstabenkörper, die Filigranranke, die spiegelsymmetisch aufgebaut ist, aber auch die sehr plastisch modellierten Blattteile, könnten in diese Richtung deuten. Zu verweisen ist auf den Ippolita-Meister (siehe unter anderem bei 1456 April 1, bei 1462 September 29 [mit Profilportraitmedaillon], 1469 Juni 26 und 1474 Juli 23 [mit dichtem Filigran wie im hier behandelten Stück]). - Ein bei Christies angebotenes Stundenbuch des Galeazzo Maria Sforza (2011 Juli 6, Lot 18), das vom Maestro d'Ippolita Sforza ausgestattet wurde und zwischen 1471 und 1476 entstanden sein muss (Sixtus IV., ab 1471 Papst, wird genannt; 1476 wird der Herzog ermordet), wurde von einem Schreiber geschrieben, dem Albina C. de la Mare, Script andmanuscripts in Milan under the Sforzas, in: Milano nell'età di Ludovico il Moro, Mailand 1983, 2, S. 399-408, zahlreiche Werke zuordnen kann. Die Minuskel zeichnet sich durch eine g-Form aus, die einen weit unten erst ansetzenden Kreis als Unterlänge ausbildet. Diese Sonderform findet sich auch bei der hier behandelten Urkunde.
- Der Aussteller, Stefano Nardini (Forli ca. 1420 - 1484 Rom: zur Erstinformation siehe: https://it.cathopedia.org/wiki/Stefano_Nardini; bzw. C. Marcora, Stefano Nardini, Arcivescovo di Milano (1461-1484), in: Memorie Storiche della Diocesi di Milano 3 [1956], S. 257-488) war für Papst Pius II. an der Kurie und in diplomatischen Aufgaben tätig und ab 1462 Erzbischof von Mailand und ab 1473 Kardinal. 1477 hielt er sich, wie auch die vorliegende Urkunde belegt, in Rom auf.
Das von einem Kreuz und einem Kardinalshut überhöhte Wappen im Binnenfeld der Initiale weist auf den Aussteller hin (Erstinformation: https://www.heraldrysinstitute.com/lang/it/cognomi/Nardini/Italia/idc/2671/#). Ein Relief mit einem identischen Wappen befindet an der Fassade (Quadriportico) von Sant'Ambrigio in Mailand (unten runder Schild wie hier) bzw. in Rom, am Türsturz des Palazzo Nardini (Via del Governo Vecchio 39) (Rossstirnschild) (Bilder zu beiden hier). - Stefano Nardini besass auch ein prunkvolles Messbuch des 14. Jahrhunderts, das anlässlich seiner Weihe zum Erzbischof von Mailand (1462) einen Eintrag erhielt und das er 1468 Oktober 16 dem Domkapitel schenkte (Mailand, Biblioteca Capitolare, II.D.2.32).
- Der Empfänger ist nicht weniger prominent. Augustinus Lucianus, stammte aus Vicenza. 1477, dem Jahr, in dem dieser Geleitbrief ausgestellt wurde, wurde er Bischof von Santorin (Santoriensis, Sanctuariensis: vgl. Eubel, Hierarchia 2, S.229 ). Ab 1482 war er als Bischof für die utraquistische Kirche Böhmens (in Prag) tätig. 1491 ging er nach Kuttenberg (zwischenzeitlich) ins Exil und starb 1493 in Prag. Seinen Nachlass vermachte er der Stadt Kuttenberg, daher findet sich das hier behandelte Stück auch dort im Archiv. Biographische Angaben derzeit nur auf tschechisch verfügbar: https://cs.wikipedia.org/wiki/Augustin_Luciani. Vom von Matthias Rejsek gefertigten Epitaph in der Teynkirche in Prag ist nur der Baldachin erhalten (Bild), denn nach der Schlacht am Weissen Berg (1620) wurde das Grab geschändet und der Leichnam verbrannt (vgl. Marina Bock, Die Lukasbruderschaften als Auftraggeber von Kunstwerken, in: Bruderschaften als multifunktionale Dienstleister [...], Wien 2018, S. 313-338, bes. S. 330).
- Wenn man die verfügbaren Informationen (zum Schreiber siehe unten) zusammennimmt, erscheint es wahrscheinlicher, dass der Dekor in Mailand entstand und nicht gemeinsam mit dem Text in Rom.
- Martin Roland
Bibliography:
- Winter, Život, 1895/96, 2, (Volltitel auf Zotero)
Comment
Scriptor: B. Robiatinus s(ub)s(cripsi)Der - wie bei Papsturkunden üblich - rechts auf der Plica genannte Skriptor ist bei Frenz, Conspectus, nicht nachweisbar.
Ein Calliphilus Bernardinus Robiatinus (Califero Bernardino Robiatino) ist als Dichter von einigen Distichen nachweisbar: vgl. fol. 149r des bei Christoph Valdarfer 1476 in Mailand veranstalteten Drucks der Satyren des Franciscus Philelphus (Gesamtkatalog der Wiegendrucke, M 33062; vgl. auch M 51858: Beitexte zur Übersetzung desselben von Xenophons Cyropaedia [Mailand, Simon Magniagus, 1477]); für bibliographische Angaben zu Robiatinus vgl. http://id.loc.gov/authorities/names/no2017021515.html.
Der Humanist ist wohl mit dem Kleriker Bernardino de Robiate gleichzusetzen, der 1484 Mai 26 Pfründe in St. Tecla in Mailand erhielt (Fausto Ruggeri, Per un censimento del clero ambrosiano nel sec. XV: benefici e beneficiati nelle filze del notaio Giovanni Pietro Ciocca [1476-1500], in: Studi di storia medioevale e di diplomatica 16 [1996], S. 113-179, bes. S. 128 und 174); für weitere Nennungen siehe hier (1476: Brief des Philelphus an Robiatinus: Mailand, Trivulziana, Ms. 873, fol. 517v), hier (1476) bzw. hier (1477). Wie beim Aussteller ist eine starke Mailänder Komponente festzustellen, das Robiatinus aber auch in Rom tätig war, belegt nicht nur die hier untersuchte Urkunde.
Martin Roland
Places
- Italien
- Type: Region
- Italien (Kurie)
- Type: Region
- Lombardei
- Type: Region
- Rom (Ausstattung wohl Mailand)
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: Borders
- N1: Coat of arms
- N1: painted
- N1: historiated
- N1: Initials
- N1: with Additional Colours
- N2: Penwork(Fleuronnée)
Illuminierte Urkunden 1477-11-25_Kuttenberg, in: Monasterium.net, URL </mom/IlluminierteUrkunden/1477-11-25_Kuttenberg/charter>, accessed at 2024-11-23+01:00
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