Charter: Illuminierte Urkunden 1589-09-13_Innsbruck
Signature: 1589-09-13_Innsbruck
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1589-09-13, Innsbruck
Wappenbrief: Ferdinands Schwester Magdalena, geb.
Dem Stift war von Ferdinand bereits ein Wappen verliehen worden, das hier beschrieben wird (1580-10-31_Innsbruck): ein weißer oder silberfarbener Schild, darunter ein grünes Feld, in der Mitte stehend ein Engel mit gelben oder goldenen Schuhen, ansonsten mit weißer oder silberfarbener Englischer Bekleidung, mit gelber oder goldener Stola, in der linken Hand einen gespitzten gelben oder goldenen Schild, in der rechten Hand ein grüner Zweig oder Lilien, ein dreiteiliger Herzschild (oben und unten rot, in der Mitte weiß oder silbern) mit einem roten oder rubinfarbenen Erzherzoghshut. [Und wiewol wir vor disem Alls Regierender herr und Lansfürst angedeüten newerpauten Stifft mit ainem Wappen und Clainot, Alls nemblichen Ainen weissen ode Silberfarben Schilt, darinnen unden ain grüen Feldung, auf derselben und also gerad in mitte des Schilts steend, ain Engel, unden an den Füessen mit gelber oder goldfarber beschuechung, und sonst mit ainer weissen oder Silberfarben Englischen Khlaydung angethan, Oben über beede Achslen, Auch vornen herab Creüzweise, und umb die Waich mit ainer gelben oder goldfarben Stollen oder Binden umbgeben, In seiner rechten handt Ain grüenes Zwey oder Lilien über sich, und in der Linggen handt ainen gespizten gelben oder goldfarben Schilt, darinnen noch ain in drey thail underschidner herzschilt, dessen obers und unders Rot oder robin, und das mitter thail weiß oder Silberfarb, under sich haltend, Auf dem Haubt mit ainem Roten oder Robinfarben Erzherzoghüetl bedeckt, genedigelich fürsehen, Und Inen solches Wappen fürohin Zu füeren und Zu gebrauchen bewilligt haben.]
Auf Bitte der Schwester wird aus vorgebrachten (aber nicht näher benannten) Gründen dem Stift als besondere Gnade hiermit eine Wappenänderung zuerkannt. [Diweil uns aber wol gedachte unser geliebte Schwester an Jetzo freundlichen angelangt, Das wir bemeltem Stifft solchs obsteend Wappen Aus sondern uns fürgebrachten ursachen widerum verendern und hinfürter nachvolgendermassen Zu füeren, genediglich vergonnen Inen auch darumben von newen schrifftlichen Schein und Privilegium verfertigen und mitthailen wollten. Und wir nun nit weniger sonderlich genaigt und begierig seyen, Alles das Iherige für Zu nehmen und Zu befürdern, Was Zu höchster Eher und lob des Allmechtigen Gottes und seiner Allerheiligisten Muetter fürdersam und dienstlich sein mag. So haben wir demnach mit wolbedachtem muet, Zeitlichem guetten Raths und rechter wissen bemeltem Stifft, diese besondere genad gethan.].
Das aufgemalte (neue) Wappen wird nun beschrieben: ein weißer oder silberfarbener Schild, darinnen am Boden ein grünes Feld oder Gebirge, darauf erscheint die Darstellung der Heimsuchung: rechts stehend Maria, links auf dem aufgemalten Grund die Hl. Elisabeth, beide in üblicher Kleidung, die rechten Hände umfassend, die linken zueinander ausgestreckt, die beiden Häupter jeweils mit gelben oder goldfarbenen Schatten (Heiligenscheinen) umfangen, zwischen den beiden Frauen das österreichische Wappen als aufrecht stehender roter oder rubinfarbener Schild, in der Mitte ein weißer oder silberfarbener Streifen, auf dem Schild ein roter Herzogshut mit dem königlichen Diadem und weißen Hermelinüberschlag, wie das Wappen in der Mitte des Briefes gemalt ist. [Und nun fürohin hernach gemeltes Wappen. So mit Namen ist Ain weisser oder Silberfarber Schilt, Darinnen im grundt ain gruene feldung oder Gepürg, Auf demselben erscheinend die Historia oder geschicht unserer lieben Frawen Haimbsuechung, Alls nebmlichen Zur rechten seiten auf gemeltem grundt oder Berg aufrecht steend die Bildnus der hochgelobten Junckfrawen Maria und Zu der andern Linggen seiten Im Schilt auf gemeltem grundt oder Berg steend die Bildnus der heiligen Frawen Sanct Elisabethen, beede in Iren gewonlichen Claidungen, und ire rechte Hend ineinander Zusamen geschlossen, Die Linggen aber gegeneinander ausgestreckht und Irer beeder Heubter mit gelben oder goldfarben Schatten umbgeben, Zwischen denselben Zwayen Bildnussen unden Im grundt das Österreichishe Wappen, Alls nemblichen aufrecht steend ain Rot- oder Robinfarber Schilt, In mitte desselben gerad über Zwerch Ain weiß oder Silberfarbe Strassen und auf dem Schilt ain Rotes Hertzogshüetle mit dem Khüniglichen Diadem und weiß Hermlin überschlag, wie dann solch Wappen in mitte dises Briefs gemalen und mit Farben aigentlich ausgestrichen sein von newem genediglich verlihen und gegeben haben.]
Mit Kraft dieses Briefes wird das Wappen verliehen. Es ist in allen (Rechts-)Geschäften zu führen und darf von keiner Seite gestört werden. Als Strafe für Zuwiderhandeln werden 20 Goldmark festgelegt, die zu halben Teilen an die Kammer Ferdinands sowie an das Damenstift zu entrichten sind. [Bewilligen, geben und verleihen auch obernanten unserer lieben Frawen Stifft solches Wappen alls Regierender Herr und Landsfürst unserer Fürstlichen Grafschafft Tyrol Aus Landsfürstlicher Macht und unsers loblichen Hauß Österreichs von alters heer habenden Freyhaiten wissentlichen in Crafft diß Briefs. Und mainen setzen und wellen, das nun hinfüro berüerter Stifft solches Wappen In allen Eherlichen Sachen du geschefften Zur verfertigung der Brieflichen gerechtigkhaiten und sonst in all ander notwendige geburliche wege füeren und gebrauchen mag und solle von allermeniglich unverhindert und wir gebieten darauf allen und Jeden Prelaten, Graven, Freyen, Herren, Rittern, Khnechten, Haubtleüten, Landvögten, Vitzdomen, Vögten, Pflegern, Verwesern, Schulthaissen, Burgermaistern, Ammanen, Richtern, Räthen, Burgern, Gemainden und sonst allen andern unsern und unsers loblichen Hauses Österreichs Ambtleüten, Dienern, Underthanen und getrewen Geistlich und Weltlichen, was würden Stands oder wesens, die sein allenthalben in unsern Fürstenthumben, Landen und Gebieten gesessen und wonend, ernstlich und vestigelich mit disem Brief Die andern aber, so nit unsere Underthanen noch uns verwont sein, In Crafft obangeregter unsers loblichen Hauß Österreichs von Alters heer habenden Freyhait, Macht und volkhumenhait Jedweders Standes gebür nach, ersuechend, Das Ir merbemelten Stifft an diesem verlihnen und gegebnen Wappen nicht hindern noch Irren, sonder dessen rhuewigelich gebrauchen und gentzlich darbey bleiben lassen, darwider nicht thuen, noch des Jemands andern Zuthuen gestatten In khain weise, alls lieb ainem Jede, der unserigen seye, unser schwere ungenad uns Straff, Darzue ain Peen, nebmlich Zwainzig Marckh lötig Goldes Zu vermeiden, die ain Jeder so offt Er freflich hier wider thete, uns halben tail in unser Camer und den andern halben tail vilbemeltem Stifft unnachlässlich Zu bezalen verfallen sein solle. Gleichfalls wellen wir uns auch gegen den andern, die nit unsere Underthanen noch uns verwont seind, und hier wider freflich handleten, die gebürlich Peen und Straff Zu ersuechen vorbehalten haben. Mit urkhundt diß Briefs, verfertigt mit unserm anhangendem Innsigl. Geben in unserer Statt Ynsprugg den dreyzehenden Tag Monats Septembris nach Christi unsers lieben Herrn und Seligmachers geburdt Im Fünffzehenhundert Neünundachtzigisten Jahre.]
Carmen Rob-Santer
Source Regest: Bundesministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport (BMKÖS), Projekt IllUrk-Ö (2023/24)
Bearbeitungsstand: HOCH
Bearbeitungsstand: HOCH
Current repository:
Innsbruck, Tiroler Landesarchiv, KA Damenstift Hall, Urkunde 91
Innsbruck, Tiroler Landesarchiv, KA Damenstift Hall, Urkunde 91
Material: Pergament
- Materielle Beschreibung:
Wappen mit Deckfarben von Goldrahmen umschlossen mittig in die Urkunde inseriert. Im Gegensatz zum Wappen von 1580 steht nun die Heimsuchung im Zentrum der Darstellung. Am Boden vor Maria und Elisabeth steht der Bindenschild mit dem Erzhorzogshut als Bekrönung. Dieser ziert hier nicht mehr den Kopf eines kriegerischen Engels. Der ovale Blattkranz ist nun ganz an den Rahmen gerückt, wodurch das Rollwerk zurückgedrängt und die Zwickelzonen verkleinert sind. Darin drängen sich nun die vier Evangelisten: heraldisch rechts oben Matthäus mit einem kleinen Engel, heraldisch links Markus mit dem Löwen, darunter Johannes mit dem Adler und heraldisch rechts unten Lukas mit dem Stier. - Stil und Einordnung:
Die Darstellung ist gegenüber dem Wappen von 1580 nicht nur ikonographisch völlig verändert (Heimsuchung statt Engel, Erzherzogshut auf dem Bindenschild anstatt auf dem Engelskopf, vier Evangelisten anstelle der vier Tugenden). Das weibliche Personal der Zwickelfelder wurde durch die vier (männlichen) Evangelisten ersetzt, der kriegerische (eindeutig weibliche) Engel mit viel nackter Haut ist der zarten Begegnungsszene der jüngeren Maria mit ihrer eindeutig älteren Verwandten Elisabeth gewichen. Beide Frauen sind traditionsgemäß mit langen Kleidern bedeckt und tragen auch die Haare verhüllt. Das martialische Element ist ebenso wie die dominante weibliche Körperlichkeit einer frommen biblischen Szene (unter Aufsicht der vier Evangelisten) gewichen, was für ein Damenstift wohl als angemessener empfunden wurde.
Carmen Rob-Santer
Bibliography:
- Tiroler Wappen. Die Fischnaler, Wappenkartei: http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=15318==1
- Tiroler Wappenbücher 10: 1564-1665 (https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2354980), Seite 153, Grafik 1026.
Places
- Böhmen
- HRR
- Type: Region
- Hall
- Innsbruck
- Ungarn
Persons
- Erzherzog Ferdinand II.
- Ferdinand II.
- Magdalena
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: Coat of arms
- N1: painted
- N1: historiated
- N1: Panels
- N1: with Additional Colours
- N2: Display script (with decorative character)
- IllUrk-Urkundenart:
- Wappenbrief
Illuminierte Urkunden 1589-09-13_Innsbruck, in: Monasterium.net, URL </mom/IlluminierteUrkunden/1589-09-13_Innsbruck/charter>, accessed at 2024-11-25+01:00
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