Charter: Illuminierte Urkunden - Cimelia 1497-05-24_Berlin
Signature: 1497-05-24_Berlin
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1497-05-24, Mantua
(Gian-) Francesco Gonzaga [II.], Markgraf von Mantua, befreit alle, die den Monte di Pietà von Mantua durch Schenkungen, Erbschaften oder anderen Geldzuwendungen sowie durch Überlassung von Immobilien oder beweglichen Gütern fördern oder Geld aus der Einrichtung beheben, von allen Steuern, Abgaben und Gebühren (a quibuscumque datiis et eorum solutionibus pro quibuscumque bonis immobilibus seu mobilibus aut se moventibus exemptum et exemptos).Martin Roland nach Andreas Zajic
Source Regest:
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
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Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Kupferstichkabinett, Min. 6208
Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Kupferstichkabinett, Min. 6208
Abgefallenes aufgedrücktes rotes Wachssiegel
- Materielle Beschreibung:
Intitulatio in Capitalis (1. Zeile), herausgerückte, stark vergrösserte Initiale F(ranciscus) als historisierte Deckfarbeninitiale ohne farbigem Binnen- und Initialfeld. Der Buchstabenkörper mit Renaissance-Ornamentik, einem Adlerkopf als oberen Abschluss und floralen Fortsätzen. Zwischen den beiden Balken des F ein Medaillon mit einem auf der hinteren Platte des Sarkophags sitzenden Schmerzensmann von einem goldenen Kreuz hinterblendet. Der untere Abschluss der Initiale dreht sich zu einem Medaillon ein, das drei Figuren zeigt, die den „monte di Pietà“ tragen. Oberhalb des Textes die nicht dekorierte Devise des Ausstellers: De consensu nostro (bei den drei unten genannten Urkunden von 1497/98 jeweils auf einer Tabula ansata bzw. einem Schriftband). - Stil und Einordnung:
Die Ikonographie verweist offensichtlich auf den Empfänger. Der sitzende Schmerzensmann findet sich etwa in einem (freilich deutlich späteren) Relief an der Fassade des Palazzo Monte di Pietà in Rom (http://www.infinitoweb.it/?p=683). Ob die Bilddevise mit dem von drei Engeln getragenen Berg auf die Institution Monte di Pietà zu beziehen ist (Gneiss, Zajic, S. 55), oder, wie Beatrice Alai vorschlägt, als "impresa gonzaghesca dello 'scoglio'" zu interpretieren ist, muss derzeit unentschieden bleiben. - Die Initiale steht in einer derzeit ab 1485 nachweisbaren Tradition prunkvoller Urkunden vom Mantuaner Hof. Die frühen Stücke zeigen keine stilistischen Zusammenhänge. Dies ändert sich freilich nun, denn die Urkunden von 1497 November 10, 1498 Februar 14 und 1498 März 9 sind offenkundig derselben Hand zuzuweisen, die auch das Berliner Stück ausgemalt hat. Dies zeigt, dass ein Künstler für die Kanzlei mehrfach tätig war. Dieser Umstand macht wahrscheinlich, dass der Impuls für die malerische Ausstattung von dem Aussteller ausging. Da die anderen Stücke alle ohne historisierten Dekor auskommen, mag die Initiative zur figürlichen Ausstattung jedoch auf eine Bitte des Empfängers zurückgehen.
- Als Buchmaler wird vom Berliner Kupferstichkabinett, den Forschungen von Hans Joachim Eberhardt folgend, der aus Verona stammende Domenico Morone (1442–1517) namhaft gemacht (zu diesem zusammenfassend Enrico Maria Guzzo im Dizionario biografico degli Italiani, Bd. 77 [2012]: http://www.treccani.it/enciclopedia/domenico-morone_%28Dizionario-Biografico%29/). Morone ist als Monumentalmaler nachweisbar. Die ihn zugeschriebenen Buchmalereien (z. B. New York, Metropolitan Museum, 1975.1.2483) untersuchte Eberhardt, Nuovi studi, 1986. Eberhardt, Domenico Morone, 2007, nennt auch die hier vorgestellte Urkunde (S. 271f.) und schreibt dem Maler auch die nachträgliche Ausstattung von 1474 April 4 zu.
- Der hier beschriebene Werkblock wurde auch Martino da Modena zugeschrieben (zu den wechselnden Zuschreibungen vgl. Treasures of a Lost Art, 2003, S. 137, Nr. 66: Mirella Levi d‘Ancona). Zuletzt hat Beatrice Alai, der ich sehr herzlich für den kollegialen Gedankenaustausch danke, die Morone zugeordneten, aus Chorbüchern ausgeschnittenen Initialen und Fresken in der Bibliothek von San Bernardino in Verona einem "Maestro della Libreria Sagramoso", der von Luciano Bellosi aus dem Oeuvre Morones herausgelöst wurde, zugeschrieben. Unabhängig von diesen Problemen, ist die stilistische Übereinstimmung der Ornamentik der 1497/98 datierten Urkunden vollkommen eindeutig.
- Der Figurenstil der Urkunde in Berlin mit seinen beiden Medaillons ist von kleinen Figuren geprägt und ist so zwar mit einigen Tafelmalereien Morones, die ebenfalls viele kleine Figuren auf weiten Plätzen zeigen, artverwandt, aber ganz verschieden von den grossformatigen Gestalten, die jene Chorbücher prägten, deren ausgeschnittenen Initialen das Kernstück des Morone zugewiesenen buchmalerischen Oeuvres bilden (dazu bei der Urkunde von 1474).
- Eine erstaunliche ikonographische (besser motivliche) Parallele ist zwischen einer Predellentafel mit Szenen aus dem Leben des hl. Blasius (San Biagio) (Vicenza, Musei civici, A 162: http://www.museicivicivicenza.it/it/mcp/opera.php/9804) und dem "Monte di Pietà" der Urkunde festzustellen: Jeweils ist ein kegelförmiger Berg zu sehen, um den sich ein Weg zum Gipfel windet. Diese Tafel wird in der Museumsdatenbank dem Maestro della Libreria Sagramoso zugeschrieben (ursprünglich Domenico Morone zugeordnet).
- Die Ornamentik ist in der ganzen Werkgruppe durchaus verwandt, ob dies jedoch einer einzigen Hand zuzuordnen ist, bedarf noch weiterer Studien.
- Martin Roland
Bibliography:
- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=935913&viewType=detailView
- Eberhardt, Domenico Morone, 2007, S. 271f. (Vollzitat auf Zotero)
- Eberhardt, Quattrocento maturo, 2011, S. 186-191 (zu Morone; Urkunde S. 188-190). (Vollzitat auf Zotero)
- Gneiss, Zajic, Imagery, 2015, S. 54-56, Abb. 14, online unter: http://hdl.handle.net/11222.digilib/136250 (Vollzitat auf Zotero)
- Alai, Kupferstichkabinett di Berlino, 2017. (Volltitel auf Zotero)
- Alai, Miniature italiane, 2019, S. 230 (Farbabb.), 255-257 (Kat.-Nr. 70). (Volltitel auf Zotero)
Comment
Links unten Notiz des Mundators (Schreibers): Diomedes Tridapalus secretarius visa supplicatione signata opportune sub die 17 Marcii 1497 scripsit; Ste(phanus) Archi(res)b(yte)r; Hermolanus; Antonius. Gneiss, Zajic, S. 55, identifizieren die neben dem Markgräflichen Sekretär Genannten mit Stefano Guidotti, Hermolaus Donatus sowie mit Marcantonio Antimaco.Antimachus. Gneiss, Zajic, S. 55, identifizieren die neben dem Markgräflichen Sekretär Genannten mit Stfano Guidotti, Hermolaus Donatus sowie mit Marcantonio Antimaco.Martin Roland
Places
- Italien
- Type: Region
- Lombardei
- Type: Region
- Mantua
- Type: Ausstellungsort
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: historiated
- N1: with Additional Colours
- N1: painted
- N1: Initials
Illuminierte Urkunden - Cimelia 1497-05-24_Berlin, in: Monasterium.net, URL </mom/IlluminierteUrkundenCimelia/1497-05-24_Berlin/charter>, accessed at 2024-12-29+01:00
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