Charter: Oberösterreichisches Urkundenbuch, weltlicher Teil (540-1399) 1388 VII 24
Signature: 1388 VII 24
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24. Juli 1388, Wels
Herzog Albrecht gewährt der Geistlichkeit des Dekanates Lambach freies Verfügungsrecht über ihre Nachlässe und schränkt die Ansprüche der Vögte auf das Herkömmliche ein gegen die Abhaltung von Gottesdiensten in der St. Georgskapelle zu Wels.Source Regest: OÖUB 10 (Wien 1933), S. 502, Nr. 650
1 Kopial- und Formelbuch der Herzoge Albrecht III und Albrecht IV., Böhm Hdschr. Suppl. Nr. 409. 2 Kopialbuch des Kanonikerstiftes zu Spital a. P
In Gotes namen amen. Wir Albrecht von Gotes gnaden herczog zu Österreich ze Steir ze Kernden vnd ze Krain, herre auf der Windischen March vnd ze Portenaw, graf ze Habspurg vnd ze Tyrol ze Phirt vnd ze Kyeburg, marggraf ze Burgaw vnd lantgraf in Elsassen embieten allen Kristen gelaubigen gegenwürtigen vnd künftigen, die den gegenwürtigen vnsern brief werden sehen lesen oder hören lesen, hail in Got vnd kuntschaft der nachgeschribenn dinge. Nach lere vnd gesetz des kristenleihens gelaubens halten wir vnczweiuellich, daz wir hail vnd gelük sel vnd leibs vnser selbs vnd vnser getrewn vndertanen verdienen vnd schaffen, wenn wir die weltlichen gewelt vnd vermügen, die vns gnad des almechtigen Gots verlihen hat auf erden, mittailend sein zu schirma) vnd fride phafflichem orden, der zu Gots lob vnd dienste geschepfetb) ist. Vnd wan wir von swerer klage der ersamen phaffhait gemainleich der Techney ze Lambach Pazzawer bistums vernomen haben, wie wider die freyhait recht gnad vnd löbleich gewonhait, die bede von dem heyligen Römischen stul vnd auch von dem heiligen Römischen Reiche allem phaffleichem orden verlihen ist, in vnderstund bey iren lebenden zeiten vnd auch den merern tail nach irem tode gross anuelle vnd laidigung wideruare an irer hab, die in die weltleichen gewelte richter schergen amptleut oder wie si genant sein anuallen an alle ordenung des rechten, vnd wan vns versechentleichc) ist, daz solich anuell vnd laidigung dem almechtigen Got, der im selber allen phaffleichen orden vorbehalten hat, grösleich missuall, dauon durch hail vnd geluke der lantschaft gemainleich haben wir nach guter vorbetrachtung vnd zeitigem rat vnsers rats für vnsselber vnd all vnser erben vnd nachkomen herczogen ze Österreich solich vnpilleich gewonhait vnd vnrecht von vnser fürstleichen macht abgenomen vnd verboten vnd nemen auch ab vnd verbieten wissentleich mit kraft des gegenwürtigen briefs vnd er-newen vnd geben der egenanten phaffhait gemainleich in Lambacher techney solich freyhait gnad vnd recht ewikleich ze haben, daz nu fürbas dhain weltleich herr vogt phleger richter scherg amptman oder yeman ander dhains pharrers vicarien caplans oder priesters, der in der obgenanten Techney wo-nend sey, leib noch hab ligend oder varend, wie die genant sey, weder bey seinen lebenden zeiten noch hinnach nicht anuallen noch bekumbern sol in dhainen weis an recht, sunder wenn ein pharrer vicari oder ein ander priester mit dem tod abget, so sol alle sein selbs aigenhafte hab ligend oder varend, die er hinder im lat, geuallen seinen geltern seiner kirchen seinen freunden vnd den er die denn redleich geschafft hiet, alles nach ordenungen vnd gesetz den geistleicher rechten an alles geuer. Vnd ob den zu derselben hab yeman zu sprechen hiet, der sol das tun mit dem rechten an den steten, da das billeich vnd durch recht beschehen sol. Es soll auch dhain vogt oder yeman ander von den egenanten phaffen oder iren leuten oder gütern, die zu iren gotsgaben gehörent, wa die gelegen oder wie si genant sein oder von andrer irer hab, zu vogtrecht nicht mer nemen denn das alte vogtrecht, vnd sol dar über dhain stewr oder ander dienst an si nicht haben ze vordern in dhain weis. Davon gepieten wir allen vnsern hauptleuten lantherren rittern vnd knechten phlegern burggrauen richtern mauttern zollnern amptleuten vnd andern vnsern vndertanen vestlikleich bei vnsern hulden vnd wellen, daz si wider die obgeschribenn freyhait recht gnad vnd gute gewonhait die obgenante phaffhait oder ir dhainen nicht besweren in dhaine weis, sunder si dabey vestikleich halten vnd schirmen von vnsern wegen. Wan wer dawider tet, edel oder vnedel wie er genant wer, den wolten wir gar hertleich darumb pessern an seinem leib vnd gut. Auch zu merung gotsdienstes behalten wir vnsselber vnd allen vnsern nachkomen vor, als die egenante phaffhait sich des von irselbs aygner wilkür gen vns erboten vnd auch mit irem briefe verpunden hat ewikleich zu halten, daz ein yekleicher pharrer vicari vnd beratner kaplan der egenanten techney selber, oder welher von ehafter not selber nicht körnen möcht an des stat ein ander erber priester, ierleich auf den Eritag ynner den acht tagen nach sand Michelstag komen sol in vnser stat ze Wels, drey nächt vnd zwen gancz tag vber da ze beleiben, vnd sullent an dem ersten derselben zwair tagen in sand Jörgen kappelln daselbs ze Wels vnser weltleichen lehenschaft alle miteinander ein löbleich gesungen ampt vnd ir yekleicher besunder süst ein gesprochen messe haben vmb hail vnd geluke der lebenden fürsten des landes vnd der lantleut gemainlich edler vnd vnedler reicher vnd armer in der egenanten techney gesessen, denn auf den abent desselben ersten tags ein gesungen vigilie vnd auf den morgen des andern tages ein gesungen selampt auch alle miteinander vnd dartzu ir yekleicher besunder ein gesprochen selmesse haben vnd darnach auf den abend desselben andern tages ein gemaine gedechtnüsse haben zu hilff vnd trost aller vnser vodern seligen vnd vnserselbs vnd aller vnser nachkomen fürsten vnd fürstinnen des landes vnd aller gelaubigen selen vnd sullent das alles tun mit solicher schonhait vnd geczierd, als zu solichen fürstleichen jartegen gehöret vnd in ir selbs zerung vnd kosten. Welicher pharrer vicari oder kaplan aber denn nicht kerne vnd gentzleich volfürte, als oben begriffen stet, sunder daran hinlezzig wer an ehaft nöt, die man auf dieselben zwen tag ze Wels vor wnserm richter küntlich machte, der sol damit an alle gnad vnd ablas veruallen sein zu geben zu dem paw vnd dem gotsdienst sand Jörgen kappellen vorgenant ain phunt wienner phenning an alles vercziehen vnd widerrede, vnd welicher derselben pen zu geben wider sein wolt, den sol der techant derselben techney, wer der denn ist, vnuerczogenleich mit geistleichen geweiten darczu halten vnd nötten souerr, daz er gehorsam sey aller der vorgeschriben dinge. Vnd zu ewigem vrkund dicz handels so geben wir der egenanten phaffhait den gegenwurtigen brief versigelten mit vnserm grossen fürstleichem anhangendem jnsigel, der geben ist ze Wels an sand Jacobs abend des zwelfpoten nach Kristes gepurd drewczehenhundert jar darnach in dem acht vnd achzigisten jare.
Source Fulltext: OÖUB 10 (Wien 1933), S. 502-505
Original dating clause: an sand Jacobs abend des zwelfpoten
Language:
Notes:
a) So B 2; B 1 hat: „schirmen".b) So B 2; B 1 hat: „geschepet". c) So B 2; B 1 hat: „versentleich".
Places
- Wels
Oberösterreichisches Urkundenbuch, weltlicher Teil (540-1399) 1388 VII 24, in: Monasterium.net, URL </mom/OOEUB/1388_VII_24/charter>, accessed at 2024-12-04+01:00
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