Philipp der Großmütige - Landgraf von Hessen, Nr«. 7. , S. 46
Irstlich ob sichs begebe. Das von der Churfursten zu Sach sen unnd Marggrave Jörgen zu Brandenburgk Reihen rede unnd handelung vorstehen oder von den angesehen wurde Als solte uns beschwerlich sein, uns mit den von Straßburgk in ein verstentniß zu begeben Nachdem wir solcher fachen das Sacrament des nachtmals Christi betreffende noch nicht eynig weren u. s. w.
Dorauff sey unser Nedencken, Rath und gut <neynunge: Das sollen sie auch also von unserntwegen vorwenden Nach« dem an dem articul nicht so hoch vortreffentlich vill also das unser glaube und seligkaic entlich doran gelegen were, unnd dorzu die von Straßburgk mit uns so gar uneynigk des arti» culs nicht seyen: Sondern dieselben auch eben so wole als wir Christum »m nachtmal sein bekennen, das wir uns derohalben
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unnd aus weither» nachfolgenden Ursachen von Straßburgk nicht sunderen,
Im fall aber, Obs schoen also, das sie in ezlichen fachen mit uns streittig weren, So mus man dannost (nach der ge schafft.) den Irrenden darumb nicht hinwerffen noch verachten, «und sonderlich die. die weysung und Unterricht leiden mugen, bey denen sich auch ist besserung zu vermuten, als den hie bey bissen. Dieweill die von denen sie solch lar unnd untherricht des Sacraments halber empfangen, urbutig seindt, derselben Irer lar halber zu freuntlicher Unterredung und bericht zukom» men: Darumb wir der vertrewlichen zuversicht. wo der Chur» fürst zu Sachsen unser freuntlicher lieber Ohem schwager und gefatter anhalten, das Doctor Martin Luther unnd d» andern nicht aussen pleiben *): sie werde»s mit gnediger Verleihung des Almechtigen eynander Irer meynunge unnd gründe gutlich berichten unnd deßhalb sich vergleichen Und also diejenen. die denen als iren Vorstehern im wort Gottes anhangen, auch deß» wegen vereynigt werden,
Es stunde sich auch zu besorgen, wo wir die von Straß» burgl absundern wollen, Das die andern Stedt sich mit uns in kein verstentnus gedechten zubegeben.
Dorzu stehet es dorauff. Das Ulm disser fachen gleich so hoch als Straßburgk verHaft sey, werde sich keins wegs deß halb von Straßburgk sundern lassen, Noch villeicht auch als» dan die von Nurembergk auch sich mit uns in das verstentnus einlassen: unnd ob wir die von Nurembergk on Straßburgk und Ulm schoen hetten: wurde unns wenig vortragen tonnen.
Es ist auch von noethen: das wir uns so liederlich nicht lassen von eynander trennen: ob schoen unser gelarten umb leichter oder sonst disputirlicher fachen willen, doran doch un ser glaube unnd seligkait nicht gelegen, zweyhellig seindt: Dan so das: wurde es alle Iar ein newer zwispalt geberen, dan ye von tagen zu tagen und Iaren zu Iaren vill unnötiger und disputirlicher zweyunge in der schlifft hin und widder sich zwuschen den gelalten begeben **): unnd seindt dorzu unsere gelarten der Sachen der Haupt Artickel den glauben und un sere seligkait belangende eynigk:
») Bezieht sich auf das bald nachher zu Marburg gehaltene Reli gion« »Gespräch.
") Diese nun durch drey Jahrhunderte bestätigte Bemerkung ist für die damalig« Zeit bedeutungsvoll.
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Wann nun hierüber wir uns selten von ein trennen las?
sen: So unsere gelarten zweihellig wurden, wie offt dan der Churfurst zu Sachssen unnd wir hetten uns von eyn thun müssen, Unnd sonderlich der Ursachen halber So der Luther unnd die seinen müssen bekennen das sie unrecht getham Das sie unfern Ohemen unnd Vatter Herzogk Georgen zu Sachßen mit solchen schmeeworten angegriffen haben,
Desgleichen auch Eyßleben *) izo in seynem buche genent die Sprichwort, so er newlich hat lassen ausgeen, den guten verjagten Herzogk Ulrichen von Wirtembergk mit ezlichen schme- worten mit unwarheit hat angetast unnd so es schoen also ge wesen, wie er schreibt, solt er pilliger (als ein Evangelischer) wie sie uns leren, seins nechsten schände geschwiegen zugedeckt und nicht so öffentlich vor der ganzen weit uffgeruckt haben das algereide geschwiegen wäre,
Auß dissem allem leichtlich wole zuermessen das wir unns in dissem fall von ein zu sondern kein ursach haben: unno wo wir uns trennen wurden, zweifsten wir nicht, das solchs dem Papistischen Haussen unnd unser« misgonnern nicht die geringste freude und vorteil! sein wurde, das pillich zu be- dencken stehett.
Unnd zum beschlus des articuls seint wir aus obangezeig» ten Ursachen,, unnd nachdem uns die von Straßburgk dermas. sen gesessen seint: als ein Stadt unter den dreyen **): gar nicht gemeynt: es sollen auch die unsern gar nit willigen das eyniche ursach zur zertrennnnge vorgewent oder gesucht werde: Dan wir der troestlichen Hoffnung« seint (wie obstehet) So die gelarten diß teils durch mitfurderunge der Churfurstischen zu solcher untherrede nicht aussen pleiben, sie werden sich ver» gleichen,
Was aber angehet die austnemunge Keys. Maj. unsers al» lergnedigsten Herren, in solcher verstentnus, Das seint wir zufrieden, doch were uns von allen teilen gut, das bannest dermassen ein verstaut zwuschen uns were, So Keys. Maj. oder yemant von Irentwegen oder in Irem namen des Evan- gelii halber uns beschweren wolle: das wir als christliche Obrig»
*) Ioh. ?lgricola von Eisleben. Ueber dessen Angriffe auf Herzog Ulrich u. f. w. Vergl. Pfaff Gesch. Wirtenbcrg« l. B. l. Abth. S. 279.
") Nämlich Kostanz, Lindau und Mcmmingen, welche mit Straß- bürg em« besondere Konfeßwü einreichten.
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kalten, nicht unser selbst noch u,nsers nuzen, sundern unser ar. men untherdan selen heilt halber unnd aus der pfiicht: die wir vor Gott meniglichs in der wellt, ungeacht deßhalber un- fern armen untherdanen schuldig seint: unnd pillich sein sollen (wie wir das von Moise der auch mit vertust seiner selen des judischen volgks, das Ime bevolhen wäre, Heyll suchte: und David der mit seynem tode sein volgk erretten wolte, in der schrifft haben.) dan eynander nit liessen. Aus den Ursachen so wir hievor angezaigt: Dan es muchte sonst in namen Keys. Maj. ein haubtman ufgeworffen, oder von des Evangelii mis- gonnern Ir. Mai. uns zu Ungnaden bewegt unnd dordurch schaden zugefugt werden, Unnd wie wole wäre, das umb al les zeytlich niemant sich gegen den Keyser oder kein obrigkait sezen soll: Herwidder ist auch wäre, das keine obrigkait Ire untherdanen unbillig beschweren, unnd vom Evangelio: dora» ein Ewigs: das unser selen heilt ist und kein Keiser noch einich weltlich obrigkeit geben kan: ist gelegen: dringen soll:
So ist dis auch ein ander fall, unud ein ander Regiment mit uns Teutschen dan zu den zeyten Pauli und Petri: und der andern, den sie zu ire'n zeiten zugeschrieben, dan denen sie "°) zugeschrieben haben. Derselben obrigkait seint keine Kei fer, Konige, surften, die Ire Erb unnd angeborene Herren gewesen, unnd bie man zu entsezen kein macht gehabt. Als in dissem fall, da wir aus gneoiger Verleihung unnd sonderlicher Vorsehung des Almechtigen zu schütz und schirm troest nnd hilff in zeytlichen dingen: wir wollen geschweige« wieril meher in den geistlichen zu furderung unser armen unterdanen selen heilt: derselben Erbe und angeborene Herren, die auch Keiser- liche Maj. unerkants rechtens nit zu entsezen noch mit einer ordenung oder fazung on, einmutige verwilligunge aller Chu5> surften Fürsten und Stende des Reichs zu beschweren macht hatt: Sunder Landtpfleger in Iren Stedten unnd von Za ren zu Iaren auch umb einer Iden sach willen. So es seinem oberherren nicht gefallen hatt, abgesetzt wurden seint: Darzu haben sie auch keine untherdan unther sich gehabt: den sie gleicher weiß als wir den unsern verpsticht: den sie allein schlechte bevelhaber, gemeine Personen unnd nicht Obrigkaiten denen Untherdan Land und leuth und vornemblich derselben seiligkait befolhen gewesen, Dorumb Inen und allen schlech ten unterdanen sich gegen die obrigkait nit zu sezen geburt:
') Di« Teutsche». Die folgende Periode lautet etwas verworren.
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Dan Irenthalb weicher niemant. der unther Inen oder in Iren» verspruch were. beleidiget wirdet: das doch in dissem fall vill änderst:
Dorzu So ist unns K. M. so wole gelobt und geschworen als wir Irer Maj. stehet auch gleich so wole in «ontr»«:t» vi», einem vertragenen wege, mit uns den S. K. M. so wole zu halten schuldig als wir: Als nemblich das S. K. M. tey- nen standt Widder recht und pillichait unverhorter fachen wolle beschwere«/ wie dan das S. K. M. in der Kronunge'gelobt unnd geschworn.
Wo aber nun darüber S. K. M. einichen standt wolle beschweren, weren wir einander beizustehen schuldigt, dun er ye alsdan vor kein christliche Obrigkait zu halten,
Dorumb unsere geschickten zum beschlus anhalten und mit Ernsten fieys dohin handle» sollen, das an das Außnemen ge hengt wurde. Ob Keis. Maj. oder sonst Imand von Irent- wegen oder unther Irem namen uns sambt oder einichen in sonderheit des Cvangelli halber unverhorter fachen, wie wir unns doch zu seiner K. M. Irer verwantnus nach nicht ver. sehen, überziehen oder sonst in einichen wegt vergewaltigen wolle, wie wir dan eynander verpfiicht sein sollen, wo aber das ye «icht zu erhalten sein wurde, das sie alsdan in dissem articul mit den andern fchliesfen, dan unns vor oder meher dan den andern daran nichts gelegen ist. Doch das das außnemen al lein uff K. M. eigner person stehe,
Wir lassen unns auch gefallen, das die verstentnus uff das Evangelien allein gericht. und das der Bundt zu Schwaben, dergleichen diejenigen darmit wir allerseyts vorhin in verbunt- nus stehen außgenommen werden: doch so weit sie unns des Evangelii halber nicht beschweren, und was dem Evangelio an- henget: ^')5-,.' ,
Unnd sollen sie von Unserntwegen nachfolgende Konige Chur» surften, Fürsten, Graven unnd Stadt außnemen, Nemblich Königliche wird« zu Denmarcken, denn Erzbischof unnd Chur» surften zu Trier, Alle Churfursten und Fürsten des Hauß zu Sachssen, Pfalzgraven Ludwigen Churfursten, Alle Churfur sten und Fürsten von Brandenburgt, den Bischoff zu Oßen- bruge und Paderborn, Alle Fürsten von Braunschweigt und Leuneburgk, Herzogt Heinrichen von Mecklenburg Herzogt Lud wigen zu Zweinbrugt, Fürst Wolffen von Anhalt, Grave Al brechten unnd G. von Mansfelt die Stadt Magdeburg!:
WaS aber die funnffzehen hundert vherde So wir die
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Churfursten unnd Fürsten : unnd die drey tausend Knecht: So die Stedte thun: sollen die Unfern anzeigen das sey uff unser stylen zu vill hoch angesezt. dan funfzehen hundert pherde und drey tausend Knecht sey ein ungleicher zeugk Es gehe uff funff» zehen hundert pferde ein Monat zu einsechtigem solde funfzehen tausend gülden, unnd uff drey tausent Knecht zwolff tausend gülden. So ubertreff die Summa des Solts unserer Leute mit drey tausend gülden die Hilff die unNs die Stedte thun sollen.
Ob aber gesagt wolte werden, man muste vill dupvelsolde- ner zun Knechten haben: Der mus man so vil unther den, Reisigen haben, Dorzu ob man sagen wolte es were jo ein geringe dingk zwolff hundert man gegen drey tausent, So müs sen sie aber auch gedencken, das bisse pherde und Harnisch ha, ben, und auch darunter vill dapfferer leute vom Adel und der Ritterschaft seint Dorzu ob die nidderliegent wurden: das d er Almechtige verHute: wurde es eine ander Summa schaden gells. dan die Knecht geberen. Dan den muß man gut sein vor al len reisigen pherde unnd leibschaden, so sie vor den fheinde« erleiden, Dorvor darff man den Knechten nichts geben, Dor- umb lassen wir uns gefallen, das unns zwolff hundert pherde gegen die drej tausend Knechte gesezt werden. Doch wo die Stedt dorauff verharreten unnd es die andern Churfursten und Fürsten vor gut ansehen und Inen gefallen liessen, sollen un sere geschickten nicht zu hart darüber halten.
Und das dieselben uff uns Churfursten und Fürsten nach des Reichs anläge geteilt werden,
Uff den articül anfahendt: mit unserHilff aber die wir einander zu leisten schuldigt seint u. s. w.. Belangende die Hilff und zusammenschickunge der Rethe, Ist unser bedencken, wo es also begegnen solle, das einer von uns Fürsten überzogen werden: wolte es ein fast langen verzugk der hilff halber geberen: Dan ob wole den Stedten die vil- leicht gute festenunge haben, also das sie des zugs und der hilff erwarten konten, nachdem sie sonst im felde ann schloffern Stedten oder Dorffen nicht viele zu verlieren hellen, selchs annemblich, ist es doch uns den Fürsten beschwerlich: Dan so ein Zugk widder unserer einen vorgenommen, ye dan die Sechs Rethe zusammen kommen unnd von fachen rathschlagten, So, muchte oer zugk vortgehen und uns an landen und leuten nicht wenig schaden thun Unnd musten dannost irst die Knecht an^ genommen unnd zu hilff geschickt werden, wilchs alles «in fast
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langen verzugl uff im« hott und grossen schaden geberen wurde Dorumb wir vor gut ansehen das solcher Articul dahin gestclt werde: Ob unser der Stende cyner oder meher bey seinem glauben anzaigen wurde, das dis fals halber ein zugk Widder Inen vorgenommen wolte werden, das alsdan die Rethe zu- samen geschickt unnd nichts deweniger mit der hilff vortgefaren, und die zum furderlichsten dem oder den der oder die überzo gen unnd vergewaltigt werden wollen, zugeschickt wurde, dan bisse fach doch änderst mit den uff guten trewen unnd glauben stehen unnd aus trewen Herzen gehandlet sein will: Wo sie >aber sonst hierin vil spitziger funde und finanzen ^) suchen mot ten, were zu disser fachen nit fast dinstlich: Wo auch disse. unsere geschickten nicht erhalten tonten: So sie dan ein papei- ren Buntnus haben wollen: wollen wir es auch darb« lassen, wiewol noch ungewis an wem der ansang sein wirdet.
(Es folgen noch einige andere Ausstellungen des damals zuerst zu Rotach dann zu Schwabach verabredeten Bündnißes; die man aber nicht verstehen kann, ohne die Notel dieses Bündnißes, welche fehlt, vor Augen zu haben. Ohnehin kam dasselbe nicht zu Stan- <' - de: und L. -Philipp hatte bey'm Abschluß des Schmalkalder Bun des Gelegenheit seine Wünsche zu wiederholen.)
Philipp der Großmütige - Landgraf von Hessen, ed. Rommel, 1830 (Google data) Nr«. 7. , in: Monasterium.net, URL </mom/PhilippDerGrossmuethige/2e235c2c-6c93-4deb-ba00-80b113d430ab/charter>, accessed at 2024-12-26+01:00
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