Charter: Regesta Imperii VI,4,1 RI VI,4,1 n. 158
Signature: RI VI,4,1 n. 158
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1309 Mai 30, Konstanz
Heinrich VII.
König Heinrich überträgt dem Adligen und Namürer Grafen Johann von Flandern, seinem Verwandten und Getreuen (nobili viro Iohanni de Flandria, comiti Namurcensi, consanguineo et fideli nostro dilecto), im Vertrauen auf dessen ernsthafte Treue und hervorragende Lauterkeit die Kamericher Grafschaft (comitatum Cameracensem) und gibt ihm die Vollmacht, sich dort selber oder durch einen Beauftragten über die Rechte von König und Reich kundig zu machen und dieselben wiederherzustellen (potestatem [...] ibidem de iuribus nostris et imperii inquirendi et iura eadem recolligendi), die Verwaltung auszuüben und alles zu tun, was zu Nutzen und Ehre von König und Reich erforderlich ist (que profectum nostrum et imperii respiciunt et honorem); er befiehlt allen, dem Grafen in diesen Dingen zu gehorchen, solange er dessen Auftrag nicht widerruft. – Ad universorum sacri Romani imperiii fidelium notitiam volumus pervenire.
Source Regest: Regesta Imperii, hg. v. Deutsche Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii e.V. bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz: Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 158, http://www.regesta-imperii.de/cei/006-004-001/sources/1309-05-30_1_0_6_4_1_200_158 (XML)
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Überlieferung: Abschrift des 14.Jh. Paris AN Carton J 611 Nr.29; Abschrift des 14.Jh. Lille AD du Nord 3 G 10 Nr.108; Abschrift des 19.Jh. ebd. 3 G 545 S.165 Nr.66. – Drucke: Winkelmann, Acta imperii inedita 2 (1885) S.223 Nr.341 (»aus dem originale des stadtarchivs zu Cambrai durch Bethmann«) mit Verweis auf den schon damals »überaus seltenen« Druck »Replique contre Msgr. l’archev. de Cambray. 1774. 4° nr.8«; *MGH Const. 4 I (1906) S.252f. Nr.290. – Regesten: Böhmer, Heinrich VII. (...1844) Nr.82; Wauters, Table chronologique 8 (1892) S.342.
Winkelmanns Verweis auf das Original mit Siegel im Stadtarchiv Cambrai kann nicht mehr verifiziert werden, ebensowenig »an Pergamentstreifen« des MGH-Drucks. – Zur Sache Hüttebräuker, Cambrai, Deutschland und Frankreich 1308-1378 (...1939) S.88-97, bes. S.93, und de Moreau, L’Église en Belgique 3 (1945) S.252. Dubrulle, Cambrai à la fin du moyen âge (1903) S.267f. interpretiert die Übertragung der Grafschaft an Heinrichs Verwandten als Versuch, die Position des Reiches in dieser exponierten Lage zu festigen und den Einfluß des französischen Königs zurückzudrängen. Er sieht den Anlaß für dieses Vorgehen in den wiederholten Versuchen des König Philipp dem Schönen nahestehenden Kamericher Bischofs Philipp von Marigny, seine Lehnshuldigung gegenüber dem Römerkönig hinauszuschieben oder diese letztlich gar ganz zu umgehen. Vgl. dazu die Urkunden Heinrichs vom 12. Januar, 1. April und 10. April 1309, oben Regesten Nr.15, 109 und 115 sowie das Deperditum eines Briefes König Philipps IV. von Frankreich von 1309 vor April 10, oben Nr.114. Das Vorgehen Heinrichs VII. in Kamerich wertet ähnlich auch Theodor Schieffer, der diesen »mit aller Entschiedenheit die kaiserlichen Rechte in Kamerich [vertreten]« und »den französischen Einfluß zurück[drängen]« sieht; Reichsbistum Kamerich (...1936) S.142. Nach Kraussold ging die Initiative hinter den Bemühungen Bischof Philipps von Marigny, sich einer Lehnshuldigung »möglichst lange zu entziehen«, von Philipp dem Schönen aus; die vorliegende Urkunde aber zeige, daß König Heinrich »die geheimen Pläne des französischen Herrschers [genau] durchschaute und wie wenig er der Treue des Bischofs vertraute«; Kraussold, Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich (1900) S.108f. Bovesse, Le comté de Namur (...1966) S.70 sieht den Hintergrund für die Übertragung der Kamericher Grafschaft an den Grafen von Namür in der Ernennung Philipps von Marigny zum Erzbischof von Sens, die jedoch nicht so genau zu datieren ist, wie Bovesse suggeriert. Der von diesem genannte 23. April 1309 war der Todestag des Erzbischofs Stephan von Sens; am 29. Juli 1309 übertrug der Papst das freigewordene Bistum Kamerich an Peter von Mirepoix, den bisherigen Bischof von Maguelonne; dazu unten Regest Nr.239. – Siehe dazu auch die Urkunde Heinrichs VII. vom 25. August 1309, unten Regest Nr.264, in der dieser die Übertragung der Grafschaft an Johann von Flandern erneuert und ihm in ausführlicher Aufzählung die Vollmacht für alle zur Wiederherstellung der Rechte von König und Reich sowie der Grafschaft notwendigen Maßnahmen erteilt.
Original dating clause: dat. Constancie III. kalen. Iunii
Bibliography:
Places
- Konstanz
Persons
- Heinrich VII.
Regesta Imperii VI,4,1 RI VI,4,1 n. 158, in: Monasterium.net, URL </mom/RIVIivI/1309-05-30_1_0_6_4_1_200_158/charter>, accessed at 2024-11-21+01:00
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