Charter: Regesta Imperii VI,4,1 RI VI,4,1 n. 187
Signature: RI VI,4,1 n. 187
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1309 Juni 12, Ulm
Heinrich VII.
König Heinrich erlaubt den Ratsleuten und Bürgern von Überlingen, seinen Getreuen (.. consulibus et civibus in Vberlingen, fidelibus suis dilectis), auf deren Bitten nach dem Vorbild des verewigten Königs Albrecht [I.], seines Vorgängers (ad instar dive recordacionis Alberti Romanorum regis, antecessoris nostri), in seiner Stadt Überlingen bis auf Widerruf die »Zunft« zu haben (ut zunftam in civitate nostra Vberlingen habere possitis [...], presentibus ad nostrum beneplacitum duraturis). – Prudentibus viris .. consulibus et civibus [...]. Vestris peticionibus annuere cupientes.
Source Regest:
Regesta Imperii, hg. v. Deutsche Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii e.V. bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz: Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 187, http://www.regesta-imperii.de/cei/006-004-001/sources/1309-06-12_1_0_6_4_1_229_187 (XML)
Regesta Imperii, hg. v. Deutsche Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii e.V. bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz: Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 187, http://www.regesta-imperii.de/cei/006-004-001/sources/1309-06-12_1_0_6_4_1_229_187 (XML)
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Überlieferung: Original (Pergament, beschädigtes Königssiegel an Pergamentstreifen) Karlsruhe GLA D 156. – Faksimile: Sybel/Sickel, Kaiserurkunden in Abbildungen 8 (1887) Tafel 8b. – Drucke: Böhmer, Acta imperii selecta (1870) S.421 Nr.592 aus Karlsruher Mitteilung von Gustav Wilhelm Hugo; Geier, Oberrheinische Stadtrechte 2 II (1908) S.31f. Nr.4 aus dem Or. – Regesten: Mone, Zusätze (1836) Sp.196; Böhmer, Heinrich VII. (...1844) Nr.99; Roth von Schreckenstein, Ueberlingen (...1869) Abt.A Nr.7; Wauters, Table chronologique 8 (1892) S.345; Sybel/Sickel a.a.O. 8 (1887) Text S.270 Nr.8b.Das nur siebenzeilige querformatige Stück dient als »Beispiel eines in geringer Form ausgestellten Privilegs (kleine Corroboration ohne ein Merkmal der vollen Form)«; Sigmund Herzberg-Fränkel in: Sybel/Sickel a.a.O., Text S.270. – Die erwähnte Erlaubnis König Albrechts I. gilt als Deperditum. Um so stärker verblüfft, daß schon Konkurrenzkönig Friedrich der Schöne unter dem 17. April 1315 in Konstanz nur das Heinricianum wiederholte, obgleich er Wert darauf legte, ad instar Alberti genitoris et Heinrici Romanorum regum predecessorum zu handeln; Geier a.a.O. S.32 und Gross, Regesta Habsburgica 3 (1922ff.) S.25 Nr.184. Damit wird die Hypothese suggeriert, erst Heinrich VII. habe eine derartige »Zunfturkunde« ausgestellt; anders die bisherige Forschung, insbesondere Geier a.a.O. S.32 sowie K.O. Müller, Oberschwäbische Reichsstädte (1912) S.160 und Hafen, Verfassungsgeschichte (1920) S.25. Die weitere Traditionsbildung legte allerdings Wert auf den früheren Herrscher: Schon Kaiser Ludwig der Baier wiederholte am 28. August 1330 nur das Fridericianum von 1315 und mit bloßem Rekurs auf König Albrechts I. Vorbild; Acht/Wetzel, Baden (1994) Nr.124 mit Verweis auf den Druck bei Hugo, Mediatisierung (1838) S.383 Nr.100. Auch Karl IV. urkundete unter dem 26. Januar 1348 lediglich ad instar Alberti regis; Böhmer/Huber (1877) Nr.565 mit Verweis auf das Regest bei Roth von Schreckenstein,a.a.O. Abt.A Nr.12. – Im Zusammenhang mit einer Überschau über die älteste Urkundenüberlieferung und mit der Edition des Stadtrechts von Überlingen ist die Deutung vertreten worden, das Heinricianum habe zur urkundlichen [!] Absicherung jener Überlinger Geschlechtergesellschaft gedient, die später als »Löwen« bekannt wurde; vgl. Roth von
Schreckenstein a.a.O. S.20 zu Nr.7 und Abt.B S.427 zu Regest Nr.5 sowie Geier a.a.O. S.32 mit dem Terminus »Geschlechterzunft« und hierzu Hafen a.a.O. S.25 sowie Alfons Semler in: Badisches Städtebuch (1959) S.394 Sp.2 § 8a und Eitel, Oberschwäbische Reichsstädte (1970) S.38f. Demgegenüber denkt K.O. Müller a.a.O. S.160f. an die »Einführung einer neuen Verfassung [mittels] Organisation der [ganzen] Bürgerschaft nach Zünften [samt] Änderung in der Zusammensetzung des Rates«, und dem folgt Eitel a.a.O. S.18f. Semler, Abriß der Stadtgeschichte (1953) S.14f. versteht darunter die Ablösung der Geschlechterherrschaft durch eine Ratsmehrheit von Zünfte-Mitgliedern im Verhältnis »Zünfte – Geschlechter« von ungefähr 7:1 seit der Großen Ainung von ca. 1300; ähnlich ders. in: Badisches Städtebuch (1959) S.395 §§ 9a-c, wo jedoch S.394 Sp.2 § 8a die Siebenzahl der Zünfte erst seit 1426 nachgewiesen wird. Auch Brummer, Streifzug (…1989) S.6 sieht diese Siebenzahl erst für die Stadtregierung seit 1426 fixiert, ansonsten aber den Kondominat mit zunächst fünf Zünften schon um 1300 durch jene große ainung festgeschrieben; vgl. Götz, Überlingen (…1995) S.729. Demgegenüber ist festzuhalten, dass eine Verfassungsvereinbarung dieses Namens nicht überliefert ist – allerdings auch keine Zunft- oder Bürgerkämpfe in Überlingen. Wohl aber ist im ältesten Überlinger Stadtrecht die grossun ainung o.ä. Terminus für höheres Bußgeld als bei »einfacher« ainung; Geier a.a.O. S.14f. §§ 55, 59 und 63 bzw. S.5 und 7 §§ 17f. und 26f. Feger, Bodenseeraum 2 (1958) S.340 wertet »das merkwürdige Recht ›eine Zunft zu haben‹« denn auch nur als »die Erlaubnis, sich eine eigene städtische Satzung zu geben«, und scheint dies sogar zu widerrufen, wenn er ebd.3 (1963) S.15 resümiert »Wir wissen nicht, was damit gemeint war«. Demgegenüber dürfte zunftam […] habere auch die Erlaubnis umfaßt haben, an jenem umfangreichen Überlinger Stadtrecht weiterzuarbeiten, das seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert »auf einem aus mehreren Stücken zusammengehefteten Pergamentrodel von 2,73 m Länge und 29 cm Breite [bis] in das 15. Jahrhundert« hinein festgehalten worden ist und in der Edition bei Geier a.a.O. S.1-28 als Stadtrecht I insgesamt 104 Paragraphen umfaßt – dies gegen irreführende »120 Paragraphen« bei Bühler, Gang durch die Geschichte (…1970) S.24 Sp.1. – Im Spätsommer 1308 hatten in Überlingen der Ammann, der Bürgermeister, der Rat und der [!] Zunftmeister mit Willen und Wissen der Bürgergemeinde das Sagen, als die Gewährung eines Kirchbauplatzes für die Minderbrüder erlaubt wurde; Roth von Schreckenstein a.a.O. Abt.B Nr.5 von 1308 IX 29 [Regest] und ebd. S.425ff. [Text]: […] wir Ůlrich der amman, Ůlrich an dem Orte der burger maister, der râth gemainlich und de[r] zunft maister zu Úberlingen […] mit der gemainde únser burger willen und wissende […]. Daß Heinrich VII. seine formal unspektakuläre Privilegbestätigung nur auf Widerruf gewährte, wird darauf zurückgeführt, daß durch die zünftische Verfassung »die bisherige, hervorragende Stellung des [königlichen] Ammanns wesentlich eingeschränkt« wurde; K.O. Müller a.a.O. S.159f., Zitat S.160, und zu Ammann Ulrich ebd. S.157f. A.2. – Eine städtische Vereinigung wie die oben erwähnte Gesellschaft der Lew wird übrigens per definitionem ausgeschlossen aus dem systematischen Verzeichnis der »Ritterorden und Adelsgesellschaften« von Kruse/Paravicini/Ranft (1991), so daß sie nichts zu tun hat mit den hier beschriebenen drei Löwen-Gesellschaften seit 1379, von denen zwei auch behandelt werden bei Ranft, Adelsgesellschaften (1994) S.197-201, 207-210 und 237.
Original dating clause: dat. Vlme, II idus Iunii
Places
- Ulm
Persons
- Heinrich VII.
Regesta Imperii VI,4,1 RI VI,4,1 n. 187, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/RIVIivI/1309-06-12_1_0_6_4_1_229_187/charter>, accessed 2025-04-08+02:00
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