Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, Nr. 108, S. 287
Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, Nr. 108, S. 287
Nr. 93. (15-18. IUN.)
Bericht über das Antragen des Kaisers Karl V. an die Evangelischen, ihre Predigten einzustellen.
Aus dem Originale in den Markgraflich Vrandenburgischen Reichstagsacten von 1530 (jetztzu Nürnberg) Vol,XV. Nr.2.Bl.6. SebastianHeller, der jüngere Canzler des Markgrafen Georg von Brandenburg, ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Verfasser dieses Aufsatzes, so wie der ferner« in diesem Actenbande enthaltenen und in unser Urkundenbuch aufgenommenen Geschichte des Augsburger Reichs tages.
No. alls die kaiserlich M7 am abent Corporis crisij zw Augspurg einlumen ist, vngeuerlich zwischen acht vnnd neun hören gein der nacht, haben Ir kaiserlich Mt, allspaldIrMt abgestanden sind, mein gnedigst vnd gnedig h. den turfursten zw Sachssen, M. Jörgen zw Brandenburg, Hertzog Er«, sten vonn Lunenburg, Lanndgraff Philipsen zw Hessen
268 Iun.
vnnd den fursten von An holt zw sich Inn Irer M7 Camern for dern vnnd durch Irer M^ bruder, tonig Ferdinandum, be» gern lassen, das Ir tur: vnd f. g. Irer predicantcn predigen hie zw Augspurg abschaffen sohlen, dergleichen wollen Ir taiser» lich M7 des gegentails vnnd der von Augspurg predigen auch abschaffen, vnd selbst Prediger auffstellen, die gottes wort rain predigen sollen.
Diewcil aber obgenanten cristlichen tur vnd surften solichs aus vil Ursachen, Ires gewissens vnd anders halben, so daraus volgen mocht, zuthun beschwerlich gewest ist, habenn sie die taiscr» lichM^ dafür zum höchsten gebeten, vnnd sich sonst Inn allem zeit lichen zw der kaiserlichen M? gehorsam erboten; eß hat auch M. Jörg sonderlich gefugt, ehe er got vnd sein Wort verlassen oder verlaugnen, ehe woll Im sein gnad allspald den topff abschlahen lassen. Aber kaiserlich Mt Ist auff Irem begem des abents, auch des andern tags Corporis cristj bestanden, vnd dc>s mer, das auch Ir tur vnd f. g. mit der proceß geen sollen. Vnd alls die tur vnd surften am tag Corporis cristj frue wider bej der kaiserlichen M7 gewesen sind, hat Ir Mt zugelassen vnd beg-rt, Irer M? Irer kur vnd f. g. beschwerden Inn einer schrisst zuzesiellen, ehe sie predigen liessen.
Darauff Ir tur vnnd f. g. Ire rethe zusammen geschickt vnnd sich ainer schrifft an die kaiserlich Mt zuthun haben vergleichen lassen, Wie ezlich des Marggrefschen Canzlcr« Jörgen Vog« lers bedencken artickels weiß gestelt vnnd die verainigt schrifft hemachuolg^.
Vnnd Sind Ir tur vnd f. g. auß cristlichen guten Ursachen nit, mit der Mcession gangen, habenn auch den freitag vnnd Sambstag widerumb durch Herrn Adam Weisen*), pfarhern zw Crailßh. **), Marggf. Jörgen predig«, predigen lassen.
-) Nergl. über ihn Veesenmeyer's kleine Beitrag« S. 116. ") d.i. Crailsheim.
Iun. 269
N.-..94. (am Abend des 16. Iun.)
Bedenken der kurfürstlich sachsischen Theologen über die Frage, ob der Kurfürst Johann von Sachsen mit den übrigen evangelischen Fürsten an der Procession des Fronleichnams festes Christi Theil nehmen könne.
Aus Spalatin' s Abschrift im gemeinschaftlichen Archive zu Weimar N«ß. N. ,l°I. 37. Kr. 2. Blatt 127. (unten Blatt 74.). Spalatin hat darunter geschrieben: „Der gelerten vedencken der procession halben." Auch bei Müller S. 525. und latinisch bei Colistin I., 67b.
Auf die frage, ob vnser Gnedigster Herr der Churfurst zu Sachssen:c. und andere mit gutem gewissen mögen in der procession des warleichnams Christi geen, ist vnser bedencken.
Zum ersten, das es am allersichersten sey, das man sich der procession gentzlich entHalde vnd auff wcge gedencke, wie man dar Inn gegen Kay. Mqt ein vntertenige entschuldigung, Auch clare bekentnus, das man d, erhalb das hochwirdig sacrament mit den Zwinglischen riicht vorachte, möge furgewandt werden,
Dan nach dem Zwen grosse myßbreuche sind an diser procession
Erstlich, das wider alle schrisst vnd befel Gottes, Auch wider die Bebstliche Recht das sacrament geteylt, vnd allein der leib oder das brot on das blut Christi vnd den telch vmbgetmgen wirt. So doch Christus das gantz sacrament zu gleich zugebrau chen eingesazt hat.
Zum andern. So ist das sacrament nicht zu solchem brauch eingesatzt, das man domit ein solchen Gottes dienst anricht, das anzubeten vnd dem zudienen. Als solle solchs werck ein sonder licher Gottes dienst seun, wie die Juden die schlangen haben an gebetet, wiewol dieselbig auch von, Gott geordneth was, das mans ansehen solle.
Nu wurd mans dafür halten, als wurden alhie, do man doch soll steen vnd bekennen, was man halte, vnd furnemlich
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darumb gefordert ist, solche myßbreuche confirmirt, Vnd wo man darnach dawider predigt, wurd man dieses exempel dagegen setzen, es seyen nicht schlechte myßbreuche, dan die Fürsten seien auch zu solcher Zeit mitgangen, die doch solchs zuuor haben fallen lassen, als ein myßbrauch, *)
Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg (1530), ed. Förstemann, 1833 (Google data) 108, in: Monasterium.net, URL </mom/ReichstagAugsburg/b373c39e-cf0b-448d-8c04-e21e046ce924/charter>, accessed at 2024-12-12+01:00
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