Herzog Hans der Grausame von Sagan im Jahre 1488 und Hans Schweinichens Leben Herzog Heinrich XI. von Liegnitz, Nr. 77, S. 259
Herzog Hans der Grausame von Sagan im Jahre 1488 und Hans Schweinichens Leben Herzog Heinrich XI. von Liegnitz, Nr. 77, S. 259
Beilage 21.
Schreiben des Mathias von Logau.
27. December 1571.
(Original.)
Meinem geliepten Prudem Her Georgen Vnd Heinrichen von Logau vnd Altendorff, Geprudern auf Kinsperg vnd Bechau etc. zu Neiss.
Geliepter Pruder Ich wartt Deiner Pruder Heinrich Zukunfft alhier mit Freuden vnd kan Euch nit verhalten, wie das Ich gleich diesse Stunde vmb 18 Vhr noch Posti ren der gantzen Nacht von Lignitz kohme, alda Ich einen seltzamen Process, wie Du Pruder Georg zuuor weissest, beim Herzog wieder dj Rietterschalft seine Vnder- thanen gefunden, vnnd hatt nemblich gesterrt acht Tage 1) schon mit ihnen ein Landtag angefangen, in welchem ehr zuforderst begehret, sie dj Rietterschafft Ihme vnd seinen Prudern Herzog Fridrichen namhallt Erbholdung thun sollen, denn die vorige Pflicht, so sie noch bei Leben seines Vatern gethan, wahren nyt Erbflicht gewesen gegen Ihme, alss dem Erbherrn, sondern nuhr alss eim Gubernator auf Verordnung
1) Also 19. December. S. oben S. 31 mehreres über diese Vorgänge, wo es Cap. 3 Zeile 3 statt: Woche vom Christtage „wird heissen müssen: Woche vorm Christtage," der 1571 auf einen Dienstag fiel. Hier erhalten wir noch einige nähere Aufschlüsse über dieses merkwürdige Ereigniss.
246 H- Schtceinichens Heinrich XI.
der hohen Obrigkeitt, er pegertte auch dj neuwen Pflichten nicht anders, wan das eht sie der vorigen losszehle, doch vnnochteilig der Artickel Herzogen Georgen vnd dj Khonigliche Majestät zu Pehemb betreffende Die guetten Leutt aber haben sich in Ansehung der zuuor gelaisten Pflicht laut hie innligender Abschriefft1), welche doch besaget von Mitterben vnd Nachkomen u. s. w. sich in solche neu Begehren nicht richten mogen vnd sonderlich auch weil des Herzogen Selbstantzeig nach die vorige Pflicht auf Verordnung der hohen Obrigkeit ergangen, seindt sie zumahl sorgfeltig worden vnd vermeynet, ob wol bey den Slesischen Fursten nach Absterben eines desselben rechten Erben von den Vnderthanen dj Pflicht vor sich selbst ohne Vorordnung eines Khonigs' vonPohemen zu geschehen pflegten. So wehr doch dieser casus der vorigen Flicht halben gleich singularis, Zu dem auch zu jenner Zeit der Commissariat wegen Herzog Fridriches freilich wegenlren Majestäten erwehnet sein soldt, samb ehr Herzog Fridrich seines Landess gegen Ir Maj. verlustig sein solle, vnd hetten sie dj Rietter- schafft zu einem vnd andern Commer, damit Sie nit vber vorige Ayde in wes irreten, gerne weitere Erklerung vnd Bericht, vieleicht auch von Irer Majt. gerne Bescheidt gehabt. Der Herzog aber hatt auff sie mit solchem ersten seinem Begehren fortt gedrun gen vnd so weitt, das sie entlich gepetten, Irer Furstl. Gnaden woldte innen ein Notell der jetzo begertten Pflicht zukomen lassen, dorinne wolten sie sich ersehen vnd alles, was nuhr möglich, ihnen alss erliche Leutte vnd Irer F. Gn. getreue Vnderthanen ver antwortlichen leisten, wie sie dan auch jeder Zeit Irer F. Gn. so wol derselben Hern Prudern allen Gehorsamb erzaigtt hetten. Vnnd moge sein auch, das vnder diessen Disputieren der Herzog dj Rietterschafft befrogt haben moge, ob sie dan den jungen Herrn nit auch fur seinen Pruder erkenneten vnd hielten. Dorauff sie geantworttet haben sollen, Gott soldt sie darfur behuetten, das sie sagen solten, ehr wehr es nit vnd sie haben freilich bej solchem des jungen Hern halben gewenden lassen, der Herzog aber damit nit beniget sein wollen. »
Das ander Pegehren des Herzogs ist gewesen, das sie Ihme aus allen Beschwe rungen helffen wolten, auff denselben Punct aber sie sich, wie zuuor beschehen, mit Vnuormogen entschuldigt, dorauff der Herzog collerico worden, vnd ob woll in dem ersten Pehgeren der neuen Pflicht alle Stette bej dem Adel gehalten, so hatt er doch dj Stadt Lignitz entlichen von ihnnen getrennet, vnd dj Pflicht von ir angenohmben. Die andern Stette aber seint noch zur Zeit beim Adell vnd hatt der Herzog in derselben Collera dj Gemein zur Lignitz armatu (sic) manu mit flihenden Fenlin ins Schloss auff- gemahnet, sie, bey ihme Leib vnd Leben zu lassen, vermahnet, vnd sich zwischen sie in Rinck begeben, ir Rietterschafft, welche auff Saal beinsamen gewesen, in ipsis humo- ribus zu sich herrunter gefordertt, sie sich aber vnderthenig entschuldigtt, gepetten, Ire Furstl. Gnaden dj Sachen einstellen wolten, pei dem es dan auch Gott Lop gewendett, wiewoll der Herzog vorgiebett, er hette keinen Gewaldt furgehabett. Aber doch hett epihnen das Latein wollen lesen, ist aber viel pesser, das sie, dj Stendt, vnzweifelich aus Eingebung eines guetten Geistes, daroben plieben, der Teufel ein Schalk, dj Ge mein damahles vnzweifelich auch mit in primo calore gewesenn, vnd des Hern vngnedi
2) Fehlt. Nachricht davon giebt Thebesius S. 131.
Beit. 21. Schreiben des Mathias von Logau. 247
gen Willen, wieder dj Rietterschafft vernohmben, wes sich hette zutragen mogen, dorauff aber hett ehr dj Rietterschafft alle aufm Schloss pey Tag vnd Nacht arestiret, das Schloss so wol alle Thor starck besetzt, vnd ist auf heunt alda forma bellica, habe gleich post aldahin gehalten in Hoffnung, Mittel zu handlen vnd auch meineAmbtssvor- wandten viel loss zu machen, do dan auch der Herzog anfangs sich gar wol gegen mir erzaigett vnd mir alle Gelegenheit vormeldet, er hette ditz nit vmbgehen konnen, mahn hett ihme keinen Gehorsam geleistett, es wehren noch der Kays. Mt. Steuer schuldig, die Pflicht zu thun, hette ehr ihnnen pey Poen der Rechte gegen dehnen Vnderthanen, welche jrem Hern Pflicht wegerten, gepotten, hett aber nichtes helffen wollen, Sie hetten ihnnen in allen seinen Notten verlassen, darunter auch dotes seinen Schwestern nit wollen raichen vnd kundt also dissen Process nit einstellen. Ob ich nuhn wol aller- handt Vermahnung zu thun, Ich kundte die Sache der Pflicht fur ein Contumatia gar nit befinden vnd Ihme obberuerte Gelegenheit derSingularitet zu Gemutt gefuret vnd die- weil dj Stend sunderlich vmb dj Nottel der Pflicht, ob sie sich so paldt nit erkleren konten, pietten thetten, Ire Furstl. Gn. woldt ihnnen doch solches alss ein pilliche Sache zustellen lassen, vnd dan des andern Begehrens halber einen andern forder lichen Tag legen, dieweil sie in der vngelegen Zeit so lang wehren arrestiret gewesen, Sie wurden sich yntzweifelichen aller hochsten Moglichkeitt verhalten vnd auch zum Wiedererscheinen, do er es begehren wurde, sonderliche Bewillung thun. Sie haben vor sich selbst auch dergleichcn embsig sollicitirett, hatt aber gar nit sein wollen, sonder alss sich auch der Her Hauptman von GrossGlogau vnd sein Pruder mein Aydem neben mich zu solchenn lustigen Sachen aldahin gleich troffen vnd sich alss gestertt der Abent genahet, hatt sich der Herzog gleich von vns absentiret vnd durch dj Ratte be scheiden lassen, sie wolten nit mit Gewaldt sondern mit Recht verfahren, wie aber der Process des Rechten gemeynet, konden wir nit vornehmen, anders dan das der Herzog sich zuuor vornehmen liss, ehr woldte dj Geschicht in ein Rechtsfragen stellen vnd vorsprechen lassen, dieselbe den Stenden zuuor furhalten, dawieder ich aber so paldt auch ge- rehdet, dy Sachen wurden sich durch solchen Process nit machen lassen. Vnd die weil sonderlich zuuormercken war, wie auch noch das dj Stend vielleicht im Arrest oder mocht wol sagen Custodia vber dem Hauffen stecken vnd ligen soltten, wie dan gestern ihnnen ernster Beuelich beschach, das sie auch vber Nacht also vorpleiben soltten vnd
Îehr selbst riet armatus cum aliquott equis in dj Stadt vnd furette starcke Wach mit 2 Fenlin ins Schloss vnd wahr aber den Abent kein Gelegenheit mehr, mit ihme ferner Sprache zu halten, vnd ich mussete mich nachl Vhr wiederumb alher eylen vnd dj gantzc Nacht raissen, das ich also ferner nichtes schaffen kundt. Weil dan dj guetten Leutt in hochstem Commer ja Gefahr ires Gesundes, den dj Losierung vor sie zum Theil alten Patienten gar nit ist, ire Weiber vnd Kindt in hochster Angst sindt, zu besorgen auch, dass ehr Herzog etwan ausser Landes quasi pro consilio vorraissen mochte, also wehr mein Pedencken, es hetten Furstl. G. der Herr Pischoff, weil Du so paldt herkomest, Dir dem hiegen Hoferichter vnd Hanewaldt Cantzler, welcher auch djse Tage alher komet, Credentz an Ihme Herzog mit Ihme wegen Ire F. G. sonder hohe Angelegenheitt zurehden gefertigett, vnd euch also aldahin abgefertigett. Was dj Werbung sein soltte, kondten Ire Furstl. G. djch Pruder Heinrichen aus beruertten Bericht discuriren vnd
248 II- Schweinichem Heinrich XI.
wir wolten euch alhier daruber Radt halten, vnd vnss wil Gott nit furgehen. Den Ich auch dj Sachen, sambt zu teglicher Kuntschafft, wie es weitter gehen werde, angestellet. Vnd wurde di Vrsach solcher Absendung meines Achtens dahin gerichtet, das Ire Furstl. G. der Her Pischoff wehren durch ein gemein Landgeschrey bericht worden, was massen zwischen den Herzog vnd seinen Vnderthanen ein Missvorstandt furgefallen, dorauss gleichwol Irer soen (?) Custodien starcke Wcrwachen vnd dergleichen Weitterung eruolget wehren. Do sie auch vieleicht noch mehre Beschwer zutragen mochten, Derowegen dan Ire Furstl. Gn. wegen OberAmbtss alss ex offitio vornemblichen dan auch als des Herzoges sonderer Freundt nit vnterlassen sollen noch konnen zun Herzog abzufertigen, die Sachen Irer F. G. selbst zum Pesten in Acht zunehmen vnd Weitterung so viel mog lichen zuuorhuetten, vnd begertten, Ire Furstl. G. der Herzog wolte doch dj Gesandten der Gelegenheit berichten, Sie Irer Furstl. G. Meinung vornehmen vnd Stadt thun. Wie es dan wie gemeldt dj biege Vnterrehdung weitter geben wirdet. Allein das dannoch Ire Furstl. G. Ire Bedencken auff einen vnd den andern Punct liessen vor zeichnen, oder Djr anzeigtten. Solches alles wollet Irer F. Gn. mit ehesten furpringen, den periculum in mora, Ire Furstl. G. furdern das zu Erhaltung Friedts vnd Gemachts im Landt, pillich reichet auch Irer Furstl. G. selbst zum Pesten hiemit dy Ewrigen allen vnd auch Pruder Gothartt gegrussett. Geben eilentss Presslau den 27. Decembris Anno 71.
Mattes von Logau. Ewr treuer Pruder.
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Hans der Grausame von Sagan/ Herzog Heinrich XI. von Liegnitz, ed. Stenzel, 1850 (Google data) 77, in: Monasterium.net, URL </mom/SaganLiegnitz/030ff3fb-7513-468c-908b-f41f50252290/charter>, accessed at 2024-12-26+01:00
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