Schlesische Urkunden zur Geschichte der Juden im Mittelalter, Nr. 32. , S. 80
Schlesische Urkunden zur Geschichte der Juden im Mittelalter, Nr. 32. , S. 80
Schweidnitz, Donnerstag, 21. März 1370.
Wir Agnes von gots gnaden etc. bekennen und tun kunt . . ., daz wir haben angesehen den gebrechin, die beswerunge und ouch daz betrubnizze, das unsere gemeinen Juden zu der Sweidnicz, unser getruwen kamerknechte, eczliche czeit bis doher ane alle ire schult geleden habe dovon, daz in ire schul c vorslossen ist gewest, daz sie dorume noch irem Judischim rechte nicht got geloben mochten. Dez haben wir, mit rate unser getruwen, denselben iren gebrechin, beswerunge und betrubnizze czu herezen genomen und haben von unser furstlichin gewalt und von sundirlichin gnaden, die wir zu in tragen, den obgenanten Juden, allen gemeinlich, ire schule wedir geantwortet; in sulchir mazze, das in dieselbe schule yn kunfftigen czeiten nymmer von unsern wegen
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noch von ymandes wegen sal vorslosaen werden, die wyle wir leben, is were denne, daz sie uns unser geschos odir unser rente, die wir uff in haben, nicht geben wolden, daz wir denne dorumb die schule sliczzen müsten: dorumb sul len wir von in ungemanet bleiben. Ouch geben wir in daz czu gnaden, ab in ymand iren gesank nedirlegen weide odir sie an irem vorsenger und an irem slechtiger hindern wolde, daz daz nicht sein soll, is geschee denne mit der gemeinde geheizze und mit der fierer geheise, die sie undir in kysen werden alle iar. Ouch geben wir in daz czu gnaden, daz alle Juden, yu allen unsern Steten, czu der Sweidnicz gehoren stillen zu der ladunge nach Judischim sitten, sie sullen ouch ir geschoz dar antworten mit dem rechten, alz sie vor getan haben, und doby zu bleiben, wenn sie ire schule und ouch iren kirchhoff doselbinst zu der Sweidnicz von unsirn gnaden habin. Ouch geben wir in daz zu gnaden, daz sie einen Bischoff schicken mogen, eynen bedirben Juden, der aller gemeinde fuglich sey, und ab in derselbe nicht fuglich wurde sein, so mogen sie in abeseczcn by einem Jare odir bei czweien und im sein recht geben, und mogen denne dornoch einen andern schicken, der in abir fuglich wirdt sein; were is aber, daz sie einen Bischoff nicht vormochten zu halden, so sullen die fiere, die alle iar von der gemeinde gekorn werden, gewalt haben, daz sie alle bruche yn judischim rechte berichten sullen undir in; und ap sie die bruche nicht berichten mochten, so sullen dieselben fiere senden an einen bedirben man und sich dirfaren an im, daz den luten recht geschee, dem armen alz dem reichen. Ouch wollen wir, ap sich ymand uz der gemeinde der Juden czyhen wolde, und wolde leichte wedir die gemeinde und wedir die fiere, die sie gekorin haben, noch synem willen leben, und wolde nicht gehorsam sein: des wille sal nicht vorgang haben, sundir waz die meiste menige gehabt wil haben, daz sal sein, dez sullen ouch sie gefolgik sein, und dorzu sullen wir in ouch helfen und raten. Were is ouch, daz ymand die gemeinde der Juden, odir etstlichen under in kegen uns besagen wolde, deme sullen wir nicht glouben, is sei denne, daz wir derfuren vor eyne gancze warheit und ouch die fiere besendten, die sie gekorn haben, an in zu derfaren, und ouch sust mit ganczen warhafftigen wissen: wcz sie uns denne vorfallen weren mit rechter wissen, daz wollen wir gebessert nemen. Ouch wollen wir, daz keyn Bisschoff yn allen landen, er sei wer er sei, macht sulle haben obir sie aldo czu der Sweidnicz und yn allem unserm lande, in ichtis zu gebieten, ane der Bisschoff alleyne, der von in gemeynlich do zu der Sweidnicz gekorn wirdt. Sie mogen ouch ire glockenere uffseczen und abeseczen, wenne sie in nicht fuglich sein. Wir wollen ouch, daz sie nymand hindern sulle an irer Schule noch an irem Kirchhofe noch an allem deme, daz zu irem gotshuse gehoret. Ouch meynen wir, ap sich ymand wedir die gnaden und wedir die stücke, alle besundern, die obengeschreben sint, seczen wolde, wo denne die meyste menige hen czühet, do sullen sie ouch hen folgen. Ouch meynen wir, daz alle die obengeschreben sachen, gnaden, und eyn ieczlich stucke besundern, uns allirsache unschedelich sullen sein an
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vnserm geschosse, an unser bete, an unsern renten, die wir uff in haben - § d vornemelich, daz sie Sullen recht geben und recht nemen, alz daz yn unsern brieven geschreben steet, die wir in vor gegeben haben allirmenneglych, und unschedelich unsern alden brieven, die wir vor mit unserm Ingesigele, mit unser Manne Ingesigele und ouch mit unser Stete Ingesigelen vorsigelt gegeben haben. Und daz alle die obgenanten gnaden, und eyn ieczlich stukke besundern, den vorbeschreben unsern Juden stete, gancz und unvorbrochenlich gehalden werde, daz globen wir bei unsern guten truwen ane argelist, daz wir sie dobei lazzen und behalden wollen noch aller unser macht, und wollen in keynes brechen yn dheinenwys. Mit urkund dicz brieffs, den wir vorsigelt haben lazzen werden mit unserm grozzen Ingesigele, gegeben zu der Sweidnicz an dem nehsten Donrstage für Mittefasten, noch gots geburt dreiczenhundert iar, yn dem sebinczigsten iare. Dez sind geczeugen und teidinger gewest her Nickel Bolcze unser hofemeyster, her Reintsch Schoff unser hoferichter zu der Sweidnicz, Nickel von Sachenkirchen und Wassirrabe von der Czirle, mit der rate dise teidinge gescheen sint, und Petir von Czedlicz unser lantschreiber, dem wir disen brieff bevolen haben. Ebendaselbst, S. 33 6 —34 a.
II.
XV. Jahrhundert. 33.
König Ladislaus von Böhmen und Ungarn erkennt dankend die Massregeln an, welche der Rath der Stadt Breslau gegen die der Hostienschändung beschuldigten Juden daselbst getroffen, und beglaubigt bei demselben seine zwei zur Untersuchung dieser Angelegenheit abgesandten Bevollmächtigten, Sigmund Potemprunner und Oswalt Reicholf.
Wien, Dienstag, 22. Mai 1453.
Wir Lasslaw von gots gnaden zu Hungern, zu Behem, Dalmatien, Croa- tien etc. Künig, Herczog zu Osterreich und Marggrave zu Merhern etc. embie ten den Ersamen unsern lieben getrewn, dem Burgermeister, Richter, den Schephen und Ratmannen, ouch den Burgern und der gemainde zu Bresslaw unser künigleich gnad und alles gut bevor. Als Ir, die Ratmann, uns yecz habet geschriben von der erschriklichen geschichte wegen, die an dein Allerheili- gisten und Hochwürdigem Sacramentt des leichnams unsers lieben herrn
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Jbesu Cristi, durch ainen gepawrn von Langenwezen am nagsten zu der Olsse, sein geschehen, und wie dasselb heilig Sacrament darnach zu hannden ains
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Juden, genant Meyer, daselbs zc Bresslaw sey komen, dadurch Ir auch die Juden gevangen und ir gut verschriben und in unsern königlichen hof habet lassen legen und versliessen, und begeret darauf von uns verrer underWeisung ew getan werden, wan Ir darinn ewern vleis, so Ir pesst kunnet und mugt, tun wellet etc.: Solichs ewrs schreiben wir ser erschrokhen sein, besunder von der uneer wegen, so dem almechtigen got und dem heiligen Sacrament, auch kristenliehen gelauben, daran geschehen ist, und mergkhen darinn ewern guten vleis, damit Ir ew gegen got und uns als ewerm naturlichen Erbherren und als frumen kristen beweist und erczaigt habet, des wir ew auch sunderlich dannkh sagen und wellen das in kümftigen Zeiten gnedicleich gen ew erkennen. Und schikhen darumb, von derund andrer unserr mergklichen sachen wegen, zu ew unser getrewn lieben Sigmunden Potemprunner und Oswalten Reicholf, unser dienner und volmechtig sandpoten, den wir ganczen gwalt und macht gegeben haben mit denselben Juden und Judinn, ouch irm leib und gut, nach solh mergklicher und unkristenlicher verhandlung, darinn nach ewrm Rat und gevallen zutun und zuhandeln, auch zurichten und zustraffen, damit gots eer und lob darinn furgenomen und so lieh uneer, dem heiligen Sacrament unsers lieben herrn Jhcsu Christi, dem heiligen gelauben zu Schwechung, beweist, gerochen und gepüsst werd, wie das dann am pessten mag furgenomen werden. Geschehe aber, daz dieselben unser Sandpoten der sachen zu Ennde nicht mochtten ausgewarten und geharrn, so geben wir in aber vollige macht und gewaltsam, daz Sy, an unserr Stat und von unsern wegen, verrer gwalt geben sullen und mugen in den sachen der Juden, umb ir leib und gut, zuhandeln, zu richten und zustraffen in aller mass, als dieselben unser Sandpoten das selber von unsern wegen vnd nach unserr emphelhnfiss getun mugen oder mochten gehandein. Und darumb, was ew die egemelten unser Sandpoten von der sachen von unsern wegen sagen oder darinn handeln und tun werdent, emphelhen wir ew und begern mit ernste, daz Ir in das glaubet, genczlich als uns selber, und das auch also tut, als wir des und alles guts, damit Ir uns, als die getrewn dienner undUndertan, als ewerm natürlichen Erbherrn, schuldig seit, ain sunder lich gut getrawn zu ew haben, und wellen das kümfticlich in sundern gnaden gen ew erkennen und zu gut nicht vergessen. Gehen zu Wienn an Eritag nach dem heiligen Phingstag, a. d. 1453, unserr Kronung unsers Reichs des Hungri- schen etc. im virczehenden Jare.
Städtisches Archiv, Orig., K. 10.
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Oelsner, Ludwig: Schlesische Urkunden zur Geschichte der Juden im Mittelalter, 1864 (Google data) 32. , in: Monasterium.net, URL </mom/SchlesischeUrkundenJuden/325c618a-c7e9-4b4e-8433-be8228e2e61e/charter>, accessed at 2024-12-26+01:00
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