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Charter: Urkunden (1228-1463) Tr.I.9
Signature: Tr.I.9
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13. April 1349
König Karl IV. bestätigt der Stadt St. Gallen ihre Privilegien, befreit sie bis zum 11. November 1350 von der Reichssteuer und absolviert sie wegen des Judenpogroms.
Source Regest: Chartularium Sangallense VII, Nr. 4117*, S. 46.
 

orig.
Current repository
Stadtarchiv St. Gallen Tr.I.9.

Siegel an gerissener, wieder zusammengeklebter Pressel, stark besch., Posse II, Tf. 1/5. Material: Pergament
Dimensions: 42/25 cm
    Graphics: 
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    Wir Karl von gotes gnadena) Roemischer chuenig ze allen zitten merer dez richs vnd chuenig ze Behem vrchuenden vnd bechennen vns offenlich an disem brief, wann wir || die stât vnd die burger ze sant Gallen so gnaigig so vnderta^enig vnd auch so gestendig vens vnd dem heiligen Roemischen rich funden haben, vmb daz haben wir der selben stat || vnd den burgern ze sant Gallen ze fuerdrung vnd ze gnaden getân, daz wir in nv vnd hernach vestnent, erniurent vnd bestettigen mit disem brief alle ir frihait, ir gůt gwonheit vnd reht || vnd alle ir brief, die sie ha^vntb) vnd uentz vf disen hiûtigen tag her braht ha^unt von chuenigen vnd cheisern vensern uoruarn. Daz bestetten wir allz fuerbaz ze habent vnd ze hânt alzo, daz wir noch nieman anders von vensern wegen chain ir brief, reht, frihait noch gůt gwonhait niht endern noch uerchern sueln noch wellen in chainen wêg. Wir haben in auch ze gnaden getân nach ir reht vnd frihait, die sie ventz vf disen huetigen tag herbraht ha^unt von chuenigen vnd keysern vensern uoruarn, daz nieman chain ir burger vs irr stat ze chainem geriht ziehen sol vnd daz menclich daz reht von ir burger in irr stat uor ir rihter nemen sol, der cleger werde dann in irr stât rehtloz gelauzzen. Wir haben aûch der selben uorgnanten stât vnd den burgern ze sant Gallen mê ze gnaden getân, daz wir sie durh venser not, dz riches nôt noch durh chain ander sach niht versetzzen noch uerka^uffen noch chains wegs uerchuemmern sueln, vnd ob daz ienertc) gen ieman bescheh oder noch beschehen were, daz sol gentzlich ab sin vnd chain craft haben. Wir wollen a^uch, daz die uorgnant stat vnd die burger ze sant Gallen fuer daz rich enchain pfant sien noch sin soellent vnd daz sie auch nieman fuer vens vnd daz rich noet oder pfende. Darzů haben wir in me ze gnaden getân, daz sie fuer den fuersten ze sant Gallen1 vnd fuer daz gotzhus niht pfant sin soent vnd daz sie nieman fuer den fuersten ze sant Gallen noch fuer daz gotzhues pfenden noch noeten sol. Vnd waz vns vnd dem rich uon der selben stat ze sant Gallen ventz vf disen hiûtigen tag gwonlicher stiuren ergangen sint, der sagen wir sie ledig. Darnach haben wir in aber mê ze besundern gnaden getân, daz sie der stiûr, der sie nû ze dem nehsten sant Martins tag geuallen weren, ledig sin soent, vnd darnach aber uon dem selben sant Martins tâg veber ain jar der stiûr, der sie danach geuallen weren, aber ledig vnd lôz sin sônt, vnd wer, daz wir ieman vmb die stiûr an sie uerstozzen hetten, daz sol ab sin vnd chain craft ha^un. Wer a^uch, daz der stât vnd den burgern ze sant Gallen die juden, die bi in gwonet ha^vnt2, uon ir schirms wegen chain helf getân hetten mit ir dienst oder mit ir gůt ventz an disen hiûtigen tag, vnd vmb den vflauf, so in der stât ze sant Gallen beschehen ist uon der juden wegen, daz sie da angriffen vnd uerderbet sint, vnd vmb daz gůt, daz die juden ze sant Gallen, die auch da uerderbet sint, nach ir tod hinder in gela^vn haunt, wan sie daz allez gen vens vnd dem rich ze hulden gehandlot vnd getedingot ha^unt nach venserm willen, darvmb sagen wir sie vmb alle die selben uorbeschaiden sach gentzlich ledig mit disem brief, daz sie darueber vnd darvmb venser vnd dez riches gnad vnd huld uoellclich haunt vnd habent suellent. Vnd ha^vnt auch der selben stat vnd den burgern von sant Gallen an disem brief soelich fuerdrung vnd gnad getân, ob in iêman der uorgeschriben artichel ir ainen oder me veberuarn woelt oder wer sie uon den selben gnaden, die wir in an disem brief erzaigt habent, dringen oder zertrennen woelte, daz wir der selben stat vnd ouch den burgern von venserm chvnglichem gwalt guenne vnd erlo^vben, daz sie in selb vnd ir helfer beholfen suellent sin vndd) sich dez weren vnd retten soent, alz verr ir mugen geraichen mach, daran sie wider vens noch dem rich niht tůn noch uerschulden soent, in chainem weg. Vnd waz sie a^uch fuerbaz ir notdurft mit vns vnd uor vns ze reden haunt, darvmb suellen wir sie gnedclich erhoern. Vnd darvmb ze ainem offen waren vrchuend venser uorbeschaidener vestnung erniurung vnd bestettung vnd aller uorgeschribner sache geben wir darueber der stat vnd den burgern ze sant Gallen disen brief mit venserr chuenglicher magestet insigel bevestnet vnd besigelt, dauon chainem menschen múglich noch erlovbt sin sol, die geschrift venser uorbeschaidner vestnung erniurung vnd bestettung zerbrechen oder da wider freuenlich ze tůn oder ze komen. Vnd wer daz freuenlich besuhte, der wizz sich in vallent sin mit der getât die vngnad venserr chuenglichen magencraft3. Ditz beschah, do man zalt uon Cristes geburt drîuzehenhundert jar vnd darnach in dem nuen vnd viertzigostem jar, an dem nehsten mentag in der osterwochen.
    Source Fulltext: Chartularium Sangallense VII, Nr. 4117*, S. 46-48.

    Original dating clausean dem nehsten mentag in der osterwochen

    Editions
    • UB St. Gallen III, 1463. - MGH Constitutiones IX, 257.
    Facsimile
    • E. Ziegler, Kostbarkeiten aus dem Stadtarchiv St. Gallen in Abbildungen u. Texten (1983) S. 32/33.

    Comment

    Fälschung.$$Regest: Reg. Imp. VIII, 6027. - F. Battenberg, Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser u. Könige bis zum Jahre 1451 (1983), S. 294, Nr. 527.$$Geschrieben von gleicher, wohl Konstanzer Hand wie die verunechtete Urkunde für die Stadt Konstanz vom 4. April 1349 (MGH Constitutiones IX, 248), deren Ausstellort Konstanz mit dem königlichen Itinerar nicht in Einklang steht und die, mit Ausnahme des hinzugefügten Judenpassus, wörtlich fast vollständig mit dem Privileg für die schwäbischen Städte (MGH Constitutiones VIII, 501) übereinstimmt. Während diese Urkunde für Konstanz inhaltlich kaum verdächtig und anscheinend auch korrekt besiegelt ist, stellt Nr. 4117* eine in Konstanz hergestellte Fälschung dar. Vorlage war die Urkunde für Konstanz, doch wurden die Privilegienbestätigung (vgl. Nr. 2064 und deren Bestätigungen Nr. 2305, 2463, 2721, 2922 und 3457) und eine Steuerbefreiung eingefügt. Nicht kanzleigemäss ist vor allem die Datumformel ohne Ausstellort und Angabe der Regierungsjahre. Die königliche Kanzlei hätte ein solches Dokument nicht besiegelt. Tatsächlich ist das Siegel denn auch durch eine beschädigte Pressel an der Urkunde befestigt, also nachträglich angebracht worden. Es stammt am ehesten von dem nicht mehr erhaltenen, aber in Nr. 4320 erwähnten, also vor dem 17. Okt. 1353 ausgestellten Gerichtsprivileg für die Stadt St. Gallen, das nach dem umfassenderen Privileg vom 16. Okt. 1356 (Nr. 4450) gegenstandslos geworden war und vielleicht vernichtet wurde, nachdem man das Siegel abgelöst hatte, um damit Nr. 4117* zu „beglaubigen“. - Aber auch als nicht rechtmässig beglaubigtes Dokument oder als Fälschung bezeugt Nr. 4117*, dass es im Jahre 1349 wie in Konstanz und Zürich auch in St. Gallen zu einer Judenverbrennung gekommen ist, die zu Spannungen mit dem König als Schutzherrn der Juden führte.


    LanguageDeutsch

    Notes
    a) Bis hierher in grösserer Schrift. - b) Die übergeschriebenen Zeichen, besonders ^ stehen oft nach dem betreffenden Buchstaben, also über einem Konsonanten, z. Bsp. havnt^. - c) A, statt iemer. - d) Korr. aus vens. - 1 Der Abt von St. Gallen. - 2 In der Urkunde für Konstanz folgt: vnd noch bi in wonent sint; muss aus der St. Galler Formulierung geschlossen werden, dass hier 1349 alle Juden getötet wurden? - 3 Die Poenformel ist Übersetzung aus einem Formular der päpstlichen Kanzlei.
     
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