Charter: Urkunden Domkapitel (1246-1606) A V 15 [1]
Signature: A V 15 [1]
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1592 April 25, Pattensen
Der Stadtnotar in Pattensen Johann Brauns protokolliert auf Bitten des Christof Krause als Anwalt des Domdekans in Hildesheim Johann von Kappel die Auseinandersetzungen zwischen Domkapitel und den Domvikaren in Hildesheim, in die der Domdekan hineingezogen wurde. Das Kapitel fühlte sich durch ein Schreiben der Vikare beleidigt und verlangte von dem Dekan, er solle die Vikare in der Klausur einschließen, bis sie sich entschuldigten. Als der Dekan sich um eine Schlichtung bemühte, forderte ihm das Kapitel durch die Abgesandten Burchard von Langen, Dompropst in Minden, die Domherren Gise Cluve, Nikolaus von Zersen und Adrian Bratberg sowie den Syndikus Dr. jur. Wilhelm Moseler Sekretsiegel, Schlüssel und Statutenbuch ab. Gegen diesen unerhörten Eingriff in seine Rechte will der Domdekan nun an den Bischof Ernst appellieren. Material: Perg.
Dimensions: 57,8 x 41,8 cm
Im Namen Gottes amen. Kundt und offenbar sey allen und jedem durch dieß genwertige offen Instrument, das im Jare do men schreib und zalte nach der heilsamen Geburdt unsers einigen Erlosers und Selichmachers Jesu Christi Eintausent funffhundert und zweiundneuntzig, wahr der Romerzinszall, zu Latin Indictio genandt, fünfe, bei Regirunge des allerdurchleuchtigesten grosmechtigesten und unuberwindtlichesten Fürsten und Herrn, Herrn Rudolphen des Namens des andern, erwelthen Romschen Keisers, zu allen Zeiten Merern des Reichs, in Germanien, zu Ungarn, Beheimen, Dalmatien, Croatien und Slavonien Konnigk p., Ertzhertzoge zu Osterreich, Hertzoge zu Burgundien, zu Steir, Carenten, Crain und Wirtenberge etc., Graffe zu Tyroll, unsers allergnedigesten Herrn, seiner Mayestet Regirung des romschen ihm siebentzehenden, des ungerschen ihm zvantzigesten und des beheimschen im siebentzehenden Jaren, den Dinstag nach Cantate, wahr die 25t. Aprilis, hora prima nach Mittage, ist vor mich undenbenenten Notarien und gelaubwirdigen Zeugen personlich erscheinen der erbar und wolgelarter Christoffer Crause als zu dießer Sachen gefullmechtigeter Anwaldt des erwirdigen, edlen und erentfesten Herrn Johan van Cappell, Domdechanten dero Stiffteskirchen zu Hildenshemb, und zu Qualificirung seiner Personen genuchsame Volmacht under wolgemeltes Herrn Tumbdechanten Handt und Pitschafft vorgelecht, und hatte in seinen Handen ein papiren Beruffungeszedell, die er mir Notario ubergab, und appellirte also in scriptis, bereiff sich und batt Apostel, wie solichs alles und jedes die angetzogen Appellationzedell verer vormeldet und auffurett, weches [!] lautet von Worten zu Worten wie volgett: Nachdeme mennichlich, der in- oder ausserhalb Rechtens zuer Ungepuer beschwerdt, in Rechte vorgunnet und zugelassen, sich solicher widerrechtlichen Beschwerung durch die Appellation ahn hoher Ubericheit zu entleddigen, und es nun ahn deme, das ein erwirdig Tumbcapittell des Stifftes Hildeshemb mit den gemenen Vicarien darselbest wegen einer angetzogenen schryfftlichen Iniurien darselbest, die ihren Ehrwirden von ihtzgemelten Vicarien zugefugett sein solte :/: dessen gelichwoll die Vicarien nicht gestendig sein wollen :/:, in Misvorstende geraden, darher wolgemeltes Capittel Ursache genomen, in dießen Sachen :/: des Hern Decani ungefurdert :/: den 15t. Februarii negestvorscheinen zu decretiren, das die Vicarien durch den Herrn Tumbdechanten ungesumet zu Closter :/: biß zuer gebuerlichen Abtracht :/: gelecht werden sollen. Wie dan gemelter Her Tumbdechant krafft ihtzgemeltes Decretes requirirt sein solte mit dem Anhange, da sein Erwirden demselben also nicht nachkomen wurde, das alßdan ein ehrwirdig Tumbcapittell vorursachet, die Gebuer durch sich selbest vortzunemen, und wowoll das der Her Tumbdechant zu Erhaltung seines Rechten von solichem Ingreiff in gepurlicher Fryst ahn die hohere Ubericheit appellirt, so hatt seine Ehrwirden idoch umb geliebtes Frydens willen den Vicarien erenstiglich aufferlecht, vor die geclagethe Iniurien inwendich drien Tagen Abtracht zu machen, oder in das Closter sich zu begeben, oder erhebeliche Ursachen vortzubringen, worumb sie es zu thuende nicht schuldich, worauff die Vicarien die erwenthe Ursachen schryfftlich ubergeben, welcher der Her Dechant einem erwirdigen Thumbcapittel zustellen lasen, darauff wolgemeltes Capittel gedachtem Hern Thumbdechanten midtwochens nach Jubilate, wahr der 19t. Aprilis dießes itzlauffenden 92. Jahrs, durch die ehrwirdige, edle und erentfeste, hochgelarte und erbaren Herrn Burcherte von Langen, Tumprobst zu Minden, Gisen Cluven, Nicolausen von Zersen und Adrian Bradtberck, Tumbherrn, sampt Wilhelm Moseler, der Rechten Doctoren und Syndicum des Capittels darselbest, beschicken und ahn seine Ehrwirden begern lassen, sich diesfals von ihrn Ehrwirden nicht zu separiren, sonder das sein Ehrwirden sich mit dem Capittulo wider gedachte Vicarien uniiren, wo nicht, so werde das Capittel kegen seine Ehrwirden die Gebuer vortzunemen vorursachet. Als nun der Her Dechant daruff begerett, seinen Ehrwirden Extractum Prothocolli zusampt dero Copeien des Schreibens, darinne ein ehrwirdig Tumbcapittel durch die Vicarien iniuriirt sein solten, umb die Gebuer mitzuteilen, sich daraus derosachen Gelegenheit zu ersehende, alßdan wolte seine Erwirden sich auff d[ie] Union erclern, bittende, daruber Dies capittulares ihme zu indulgiren und nachzugeben, darauff die Herrn Abegesanthen geandtwordet, das nicht gebreuchlich, dem Decano oder einigem Capittularpersonen in gemenen Sachen, seine Bedenckezeit darauff zu nemen, Prothocollum geben solthe, deweil denselben geburethe unndt auff freye stunde, alletzeit zu Capittel zu komen und aldar antzuhoren, was fürlyeffe, die Dies capitulares worden woll in irrigen Sachen, aber nicht in gemenen Sachen gegeben, mit nochmaliger Bitte, seine Ehrwirden wollen sich von dem Capittel nicht scheden oder separiren, sunder mit denselben gebethenergestaldt uniiren, da aber [so]lichs bei seinen Ehrwirden nicht zu erhalten sein solte, als were ihne von wolgedachtem Capittel befolen, seine Ehrwirden antzutzeigen, das dieselben auff den Fall horribilis sein solle, biß seine Ehrwirden in Unionem consentiirte, und haben die Herrn Abegesanthe darauff weiter begerett, seine Ehrwirden wolthen durch sich oder einen andern des Capittels Secret, Schlussel, das Statutenbuch in das Capittel schicken, deweil es sich nicht geburen worde, das soliche bei einem, welicher horribilis were, sein solten, wie solichs alles in dem daruber auffgerichten Instrument nach der Lenge verer ist vormeldett und aufgefurett worden. Als sich nun obgemelter Her Dechant solichs kegen ihne vorgenomen unformlichen und geschwinden egendatlichen Proceß zum hogesten beschwerdt befindett, aus nachvolgenden in Rechte bestendigen und wollgegrundethen Ursachen, zum ersten: das nemant geburett, in seinen egenen Sachen Richter zu sein und zugeleich des Richters und Parts Stadt zu halten und zu vorwalten, und derwegen einem ehrwirdigen Thumbcapittell nicht getziemett, in iren eigenen Sachen zugeleich Parts und Richters Stadt an sich zu nemen, wider die Vicarien zu decretiren und Urtell zu sprechen; zum anderen: weil der Her Decanus in dießen Sachen, so sich zwischen einem eherwirdigen Thumbcapittel und den Vicarien streitig erhalten, ordentlicher Richter ist, so hatt einem ehrwirdigen Thumbcapittel gelichergestaldt nicht geburett, falcem in alienam messem zu immittiren und dem Herrn Thumbdechanten durch Publicirung solichs Decrets in seine Jurisdiction zu greiffen und seine Ehrwirden dieselben dardurch zu vorschmelern und abetzustricken, weil auch keinem Uberrichter gepurett, dem Underrichter in seine Jurisdiction und Cognition derogestaldt de facto zu greiffen; zum dritten: und wiwoll nun der Her Dechant solichen prejudicirlichen Abeschedt nicht allene aus angetzogenen Ursachen, sonder auch vormug seiner gedanen Pflicht und Aiden, wen dieselben mit unpartilichen und gesunden Augen angesehen werden, keinesweges zu exequiren schuldich gewesen, weil er dartzu nicht getzogen, so hatt er gelichwoll, weil dieße Irrung in etwas weit ausgesehen, umb Gelimpfes und geliebtes Friedes willen solichs alles hindan gesetzett, mit Gedult uberwunden und v[er]schmertzet, idoch zu Erhaltung seines Rechtens von solichen Ingriffe appellirt und die Vicarien des volgenden Tages vor sich bescheiden, den des Capittels vormenthe Decret zugestaldt und darneben vor sich Ambtes halber erenstiglich aufferlecht und bevolen, innerthalben dren Tagen gebürliche Abtracht zu machen oder in das Closterlager sich zu begeben oder erhebeliche Ursachen vortzubringen, worumb sie es zu thuende nicht schuldich, woruff die Vicarien innerhalb des angesetzeten :/: idoch woll fast kurtzen :/: Termins des Herrn Decani gegebenem Abeschede gehorsamblich parirt und nachgesetzett und sub dato den 19t. desselben Monats Ursache in Schreifften ubergeben lassen, darinne mit Infürung allerhandt Rechtesallegaten deducirt, worumb ihr noturfftiges und unvormeidtliches Suchen und Bitten zu Erhaltung ires Rechten vor keine Iniuria vorstanden und veil weniger von Rechts wegen darfur geachtet werden konthe oder mochte. Welichs der Her Tumbdechante dem erwirdigen Tumbcapittel uberandtworden lassen, darentkegen ire Noturf zu bedencken, der Andacht und Menug, wen wolgemeltes Tumbcapittell ire Noturf darentkegen eingebracht hette, das sein Ehrwirden alsdan die ergangene Weckselschreiffte ahn unpartiliche Örter umb Belerung vorschicken und sich darauff des Rechtens belernen lassen wollen, dasselbe den Partien weither mitzuteilen. Es hatt aber das Capittel den Herrn Tumbdechanten keiner Andtwordt wirdig geachtet, derwegen dan dem erwirdigen Tumbcapittel umb veil weiniger geburett, dem Herrn Decano diesfals die Union antzumuten und ohne vorgehende ordentliche Erkentnis und genuchsamen Ursachen ires Gefallens zu horribilitiren und untherm Schein solichs violents Processus seine Erwirden des Capittels Schlussell, das Sigell und Statutenbuch dermassen plotzlich abetzufordern. Nam omnia iura mundi, quae etiam ipso iure poenam imponunt, ita intelliguntur, ut precedant, dummodo sententia declaratoria precedat, per quam declaratur crimen fuisse commissum, alias poena non habet executionem seu effectum, so ist ohne das auch ungetzveibeltes Rechten, quod poena absque dolo non committatur; dan jhe zum vierden: wahr, das dem Herrn Dechanten nicht geburen wolthe, weil er in diesen Sachen Richter ist, wie ein erwirdich Tumbcapittel in irem publicirten Decreto selbest gestehen, sich deisfals mit ihren Ehrwirden zu uniiren, Parth zu werden und sich dardurch seiner Ehrwirden Iurisdiction und Cognition selbest schimfflich zu priviren und zu entsetzen; wie dan seine Erwirden zum funften: ohnedas nicht schuldich und pflichtig gewesen ist, das erwenthe Executiondecret, dartzu er nicht getzogen, sich selbest zum Schimffe und Nachdeil vorgeschriebenermaße und -gestaldt de facto zu vollenstrecken und zu vollentzehen, zuvordest, weil zum sechsten: noch zuer Zeit nicht ausfundich gemacht, ob auch ein erwirdig Tumbcapittell durch die Vicarien iniuriirt, welichs secundum dispositionem vel siquidem capitulum de iniuriis vor aller Dingen seine Rychtigkeit haben muß, ehe dan die actio, et multo minus condemnatio et executio praetensarum iniuriarum stadt haben kan. Demnach thuet auß obangetzeigethen Ursachen und andern mehr, wie die in processu causae weither ausgefurett werden sollen, dessen man sich hirmit per expresum reservirt und vorbehalten haben will, von allen und jeden solichen widerrechtlichen Beschwerungen vor euch nachbenenten Notarien und Zeugen ahn den hochwirdigen, durchluchtigen, hochgeboren Fursten und Herrn, Herrn Erenste Ertzebischove und Curfursten zu Collen, Bischove zu Munster, Luttig, Hildenshemb und Freysingen, seinen gnedigen Fursten und Herrn, und ahn seiner churf[urstlichen] G[naden] stadt ahn seine verordenthe churfurstliche hildensheimsche Rethe in geburlicher Zeit Rechtens sich beruffen, provociren und apelliren, und thuet sich und die gantze Sache s. churf. G. und derselben churf. hildenshembschen Rethen Schutz und Schirmb underwerfen, emsig, emsiger und uff di alleremsigeste bitthende, ihme zu Behuff seines erwirdigen Principalen apostolos testimoniales zu geben und uber dieße seine interponirten Appellation ein oder mehr Instrumenta umb die Gebuer zu vorfertigen, mit Vorbehaldt aller Woldat der Rechten, insonderheit aber dieße Appellation seiner und dero Sachen Noturf nach zu mindern, mehren, endern, gantz oder zum Teile abetzuthuende und eine neuwe und besser zu ubergeben. Und deweil ich nachbenenter Notarius mich schuldig erkenne, wegen dragendes Ambtes einen idern in seinen pillichen Sachen zu dienen und demnach aus der uberreicheten Zedelen Lesende befunden, das wolgemeltes Herrn Dechantes Suchen und Bitten dem Rechten gemeß, also habe ich ihme die gebethene Apostolos auff die entfangenen Appellationzedell und s. Ehrw. gefulmechtigeten Begern tales quales de iure debui ac potui videlicet testimoniales durch dieß gegenwerdige Instrument erkandt und mitgedeilt. Geschehen sein dieße Dinge binnen Pattensen auff Erenst van Reden Hoffe auff der Stuben ober dem Dorwege im Jare, Indiction, Herschung, Monat, Tage und Stunde wie oben stehett, in Beisein der erbaren und wolgelarten Johannis Schradern und Georgii Pfeill, der Rechten Studiosen, als Getzeugen hietzu beruffen und wie sich geburett gebethen. ||
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Und deweil ich Jacobus Brauns, sacris apostolica et imperiali authoritatibus publicus necnon reipublicae Pattusianae a secretis notarius bei Uberreichung der Appellationzedell, Bitten der Apostol, auch allen andern obgeschreibenen Dingen mitsampt den Getzeugen personlich gewesen, dasselbige also angesehen und angehorett, darumb habbe ich daruber diess gegenwertige Instrumente begriffen und ihn dieße Forma gebracht und redigirt, das mit egener Handt geschreiben und mit meinem gewonlichen Tauffnamen, Zunamen und Notariatzeichen underschrieben und vortzeichent, alse ich Ambtes halber dartzu beruffen und wie sich geburett gebethen bin p., idoch ist in der Collection das Wordeken /: schuldich :/ vor die sechstzehenden Leinien und die Worder /: sein solten :/ in das Spacium uben die sechsundzvantzigesten Leinien gesetzett worden. ||
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[Vermerk auf der Rückseite:] P[raesentatum] Hildes Hildeßheim den 9t. Maii anno 92.
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Und deweil ich Jacobus Brauns, sacris apostolica et imperiali authoritatibus publicus necnon reipublicae Pattusianae a secretis notarius bei Uberreichung der Appellationzedell, Bitten der Apostol, auch allen andern obgeschreibenen Dingen mitsampt den Getzeugen personlich gewesen, dasselbige also angesehen und angehorett, darumb habbe ich daruber diess gegenwertige Instrumente begriffen und ihn dieße Forma gebracht und redigirt, das mit egener Handt geschreiben und mit meinem gewonlichen Tauffnamen, Zunamen und Notariatzeichen underschrieben und vortzeichent, alse ich Ambtes halber dartzu beruffen und wie sich geburett gebethen bin p., idoch ist in der Collection das Wordeken /: schuldich :/ vor die sechstzehenden Leinien und die Worder /: sein solten :/ in das Spacium uben die sechsundzvantzigesten Leinien gesetzett worden. ||
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[Vermerk auf der Rückseite:] P[raesentatum] Hildes Hildeßheim den 9t. Maii anno 92.
Language:
Places
- Pattensen
Hildesheim, Bistumsarchiv, Urkunden Domkapitel (1246-1606) A V 15 [1], in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/DE-BAH/UrkDK/A_V_15_%5B1%5D/charter>, accessed 2025-02-23+01:00
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