- Literatur und Links (in Auswahl)
- Die Benediktinerabtei St. Bonifatius in Weißenohe
Kaspar Brusch, Chronologia Monasteriorum Germaniae Praecipuorum Ac Maxime Illustrium: In qua Origines, Annales ac celebriora cujusque Monumenta bonâ fide recensentur ; Cui adjectus Index geminus, unus rerum, alter Locorum, erneute Auflage, Sulzbach 1682, S. 13. Permalink zum Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10006246-3
Josef Hemmerle, Die Benediktinerklöster in Bayern (Germania Benedictina Bd. 2), München 1970, S. 326-330.
Die Vita Gebhards von Hirschberg ist enthalten in: Anonymus Haserensis, De gestis episcoporum Eistetensium ab initio usque ad Gundekarum (II) episcopum, Edition, Übersetzung u. Kommentar von Stefan Weinfurter, Regensburg 1987. Online ist die Vita Gebhards von Hirschberg zu finden bei den dMGH unter dem Link http://bsbdmgh.bsb.lrz-muenchen.de/de/fs1/object/display/bsb00001080_00273.html?sortIndex=010%3A050%3A0007%3A010%3A00%3A00&sort=score&contextRows=10&order=desc&contextStart=0&context=De+gestis+episcoporum+Eistetensium&subSeriesTitle_str=&hl=false&fulltext=De+gestis+episcoporum+Eistetensium+
Beitrag von Manfred Knedlik auf der Klöster-in-Bayern-Seite des Hauses der Bayerischen Geschichte: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/kloster/kloester_detailansicht_basisdaten.php?id=KS0429&templ=relaunch_vorlage_detail_geschichte
Karl Theodor Lauter, Weißenoher Urkundenfälschungen, in: Archivalische Zeitschrift 39 (1930), S. 226-259.
Johann Looshorn, Die Geschichte des Bistums Bamberg, 7 Bde., München 1886-1910.
Michael Menzel, Die Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern (1314-1347). Nach Archiven und Bibliotheken geordnet. H. 7: Die Urkunden aus den Archiven und Bibliotheken Ober- und Niederbayerns, Köln u.a. 2003, hier in der online-Version benutzt: RI Ludwig der Bayer: http://regesten.regesta-imperii.de/index.php?aktion=bandsuche, darin v.a.: (Regg. Ludwig d. B. H. 7) n. 409).
Hans Räbel, Das ehemalige Benediktiner-Adelsstift Weißenohe in der Zeit vom Landshuter Erbfolgekrieg bis zur Wiedererrichtung (1504-1699) nebst einem Anhang über die Vorgeschichte des Klosters, nach archivalischen Quellen bearbeitet, in: 66. Bericht und Jahrbuch 1908 des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg, Bamberg 1908, S. 1-586.
Hans Räbel, Die Restitution der ehemaligen Benediktiner-Adelsabtei Weißenohe im Zusammenhang mit der Wiedererrichtung der übrigen oberpfälzischen Klöster (1669), Forchheim 1905.
Wilhelm Schwemmer, Aus der Geschichte des Klosters Weißenohe, in: Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft 24 (1975), S. 1-13.
Aemilian Ussermann, Episcopatus Bambergensis sub metropoli Moguntina chronologice ac diplomatice illustratus, St. Blasien 1801, hier besonders S. 346 ff. Permalink zum Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10004571-7
Die Geschichte des Klosters Weißenohe beginnt aus unserer heutigen Sicht mit einer Fälschung: als solche nämlich hat Karl Theodor Lauter die älteste Urkunde des Bestands entlarvt, wenn auch diese Fälschung wohl den Originaltext wiedergibt und unter Verwendung der echten Bleibulle des verschollenen Originals neu zusammengesetzt wurde. Aus dieser Urkunde, die ursprünglich von Papst Paschalis II. ausgestellt wurde, wird uns die Gründung des Klosters Weißenohe für das Jahr 1109 überliefert. Dem heiligen Bonifaz sollte demzufolge ein Kloster durch den Pfalzgrafen Eribo II. (oder auch Aribo), dessen Gemahlin Guilla und seiner Nichte Hadimuot gestiftet werden, dem man sogleich auch Güter und Leute zur Versorgung mitgab. Paschalis II. unterstellte das neue Kloster im selben Schriftstück unter den Schutz der römischen Kirche. Heute verlorene Quellen scheinen jedoch eine andere Version der Gründungsgeschichte überliefert zu haben. So tradiert der Dichter und Geschichtsschreiber Kaspar Brusch in seiner Chronologia Monasteriorum Germaniae im Jahr 1551 eine Variante, in der die Gründung ins Jahr 1053 fällt und auf den aus gräflicher Familie stammenden Bischof von Eichstätt, Gebhard von Hirschberg, den späteren Papst Viktor II. und Regenten der minderjährigen kaiserlichen Söhne in Bayern, zurückgeht. Eine mögliche Stiftung durch ebendiesen Gebhard fällt deshalb ins Auge, da er in den fraglichen Jahren 1053/54 in seiner Funktion als Regent in Bayern auch Stiftungen und Dotierungen bestätigte. Wurde er deshalb für den Stifter gehalten? In einem Brief an den Rat der Stadt Nürnberg gibt auch Bruschs Zeitgenosse, Abt Achatius von Hirschheid, diese Lesart der Gründungsgeschichte wieder. Der Klosterrichter Christian Kratzer von Bruck, der sich auf einen lateinisch schreibenden Autor namens Rodoaldus Poliander beruft, datiert die Gründung des Klosters in seiner historischen Einleitung des Zinsbuches von 1567 desgleichen in das Jahr 1053. Diesen späteren Zeugnissen jedoch widerspricht die Tatsache, dass in den dem Kloster verliehenen Privilegien (z.B. durch die Könige Konrad III. in Urk. Nr. 4 um 1146 oder Philipp von Schwaben in Urk. Nr. 8 vom 14. April 1205) stets die Rede von Aribo als Stifter ist. Zudem fällt auf, dass die päpstliche Bestätigungsurkunde mit dem Jahr 1109 erst sehr spät datiert für eine Stiftung, die in der Mitte des 11. Jh.s getätigt worden sein soll. Eine denkbare Erklärung, die auch Räbel anführt wäre es, dass Graf Aribo und seine Mitstifterinnen die übertragenen Besitzungen zu ihren Lebzeiten noch der eigenen Nutzung vorbehielten und diese erst dann zur Versorgung des Klosters in dessen Besitz übergingen. Aribo II. verstarb im Jahr 1102, in den folgenden Jahren würde eine solche Regelung sodann zum Tragen gekommen sein. Diese Variante bietet eine mögliche Lösung für die Frage nach der späten Bestätigung durch den Papst. Anhand obiger Ausführungen ist die Sachlage nun vielleicht etwas vertrauter, und doch bleibt eines evident: wie es sich mit der Gründung Weißenohes tatsächlich verhielt, konnte bisher nicht in letzter Konsequenz rekonstruiert werden. Zunächst kamen Benediktiner aus dem Reformkloster Michelberg nahe Bamberg nach Weißenohe, um dort eine erste klösterliche Gemeinschaft zu bilden. Die gute wirtschaftliche Ausstattung des Klosters ermöglichte eine solide Lebensgrundlage für die Brüder, die häufig aus heimischen adeligen Geschlechtern (z. B. von Gräfenberg, Hiltpoltstein und Egloffstein) stammten. Die frühen Jahre des Klosters fallen in die Zeit des Investiturstreits, von dessen Stürmen es unbehelligt geblieben zu sein scheint. Das Verhältnis zum Papsttum blieb ungetrübt: so erhielt der Konvent im Jahr 1151 von Papst Eugen III. die Befugnis, omnem hominem qui bona eius (monasterii) violenter ut fraudulenter invaserit, mit der Exkommunikation dafür zu bestrafen. Auch zu Ende des 12. Jh.s war das gute Verhältnis zum Vatikan unverändert. Papst Cölestin II. bestätigte im Mai 1195 die Besitzungen für die klösterliche Gemeinschaft in Weißenohe und sicherte somit das Bestehen der Grundherrschaft. König Philipp von Schwaben bestätigte im April 1205 dem Kloster seinen Schutz, beschränkte die freie Vogtwahl des Klosters jedoch, indem er die Wahl von seiner Zustimmung abhängig machte. Vor Bedrückungen war das Kloster zu Beginn des 13. Jh.s offenbar nicht gefeit: es zog dies so weite Kreise, dass Papst Innozenz III. den jungen Stauferkönig Friedrich II. im Mai 1214 in einem Breve dazu anhielt, dem Kloster seine Hilfe angedeihen zu lassen (Urk. Nr. 9 vom 14. Mai 1214). Auch Kaiser Ludwig der Bayer sollte mehr als ein Jahrhundert später, am 13. März 1335, (Urk. Nr. 21) dem Kloster zu Hilfe eilen: wieder waren es materielle Beschwernisse, von denen der Kaiser das Kloster befreite. Noch im selben Jahr befahl er das Kloster dem Schutz der Stadt Nürnberg an (RI Ludwig der Bayer (Regg. Ludwig d. B. H. 7) n. 409). Gegen Ende des 14. Jh.s kam die Schutzherrschaft über Weißenohe dann an die Wittelsbacher, nachdem diese die Schutzherrschaft schon zuvor zumindest beansprucht (wenn nicht sogar faktisch ausgeübt) hatten. Um das zugestandene Recht der freien Vogtwahl wie auch die Befreiung von Zugriffen weltlicher Herren auf den Besitz des Klosters schien es zu Beginn des 15. Jh.s nicht zum Besten gestellt gewesen zu sein, bestellte doch 1418 der vom Konstanzer Konzil ein Jahr zuvor gewählte Papst Martin V. einen conservator für Weißenohe. Am 27. April 1430 (Urk. Nr. 77) wurde Iban Eckhard als neuer Abt bestätigt. Es befanden sich mit ihm nur noch zwei weitere Konventualen in Weißenohe. Trotz der anfänglich solide angelegten wirtschaftlichen Ausstattung des Gotteshauses, geriet dieses in finanzielle Bedrängnis. Es scheint in den folgenden Jahren auch die klösterliche Disziplin gelitten zu haben: am 13. Februar 1438 (Urk. Nr. 85) erließ Bischof Antonius ein Reformdekret, nachdem er Abt Hartung von Kloster Michelfeld und Propst Erhard aus dem Kanonikerstift in Neunkirchen am Brand mit der Reformierung Weißenohes beauftragt hatte. Der Konvent bestand noch aus dem genannten Abt Iban, den Priestern Ulrich Hamer, Peter Reymwalt und Heinrich von Aufsess sowie dem Laienkonversen Frater Heinrich. Ausführlich werden in der Urkunde die Versäumnisse der Brüder beklagt (heu per longeva tempora sui ordinis observancie immemor zeloque religionis abiecto in periculum animarum religiosi…). Auch in den nachfolgenden Jahren verbesserte sich die Lage nicht. Iban Eckhard resignierte im Jahr 1441. Als Abt Heinrich III. von Egloffstein sein Amt niederlegte (Urk. Nr. 114 vom 23. September 1501), war die Verschuldung des Gotteshauses noch weiter fortgeschritten. Als Auswirkung des Landshuter Erbfolgekriegs sah sich das Kloster im Jahr 1504 dazu gezwungen, sich der Stadt Nürnberg zu unterwerfen. Diesen Zustand versuchte man 1507 abzuwenden, indem man sich unter den Schutz des Bamberger Bischofs stellte. Eine militärische Kampagne seitens der Reichsstadt war die Antwort, die dem ohnehin schon beschädigten Haus durch Plünderung und Verwüstung seiner Güter noch weiter die wirtschaftlichen Einkünfte verdarb. Der Streit zwischen Bistum und Reichsstadt dauerte noch über Jahre hinweg an, bis 1523 der Vertrag zwischen Nürnberg und der Kurpfalz den Konflikt beendete und das Kloster schließlich unter die Hoheit der Pfalz fiel. Dennoch blieb die Lage des Klosters bedrückt. Der junge Abt Achatius von Hirschheid huldigte dem pfälzischen Kurfürsten, wodurch er beim Bischof von Bamberg derartig in Ungnade fiel, dass dieser ihn im Jahr 1537 zeitweilig (April bis Mai 1537) exkommunizierte. Nach dem Tod des Abtes Achatius verblieben nur mehr zwei Mönche in Weißenohe. Als im Jahr 1556 durch Kurfürst Ottheinrich die Reformation eingeführt wurde, bekannte sich einer der beiden, Johann Modschidler, zu der neuen Lehre. Das Kloster aber wurde aufgehoben und in ein pfälzisches Klosteramt umgewandelt, das Modschidler als Administrator verwaltete. Mit der Wiedereinführung des katholischen Bekenntnisses in der Oberpfalz durch den bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria lebte das Kloster in seiner ursprünglichen Form wieder auf. So belebten im Jahr 1661 zwei Benediktinermönche aus dem Kloster Prüfening das Kloster Weißenohe neu. Erst 1695 jedoch wurde Weißenohe wieder zur eigenständigen Abtei erhoben, bis dahin verblieb es unter der Administration durch Prüfening, aus dessen Reihen auch der erste Abt, Gualbertus Forster, kommen sollte. Das 18. Jh. brachte dem Kloster nach der Neubelebung auch barocke Blüte. War der Einrichtung in den letzten Jahren vor ihrer Auslösung nur wirtschaftlicher und geistlicher Niedergang beschieden gewesen, so nahm ihr Schicksal nun einen erfreulicheren Lauf. Ein neuer Konventbau sowie eine neue Kirche (geplant von Wolfgang Dientzenhofer), die im Jahr 1707 fertig gestellt wurde, kennzeichnen diese Wendung. Noch weitere Projekte zu Ausgestaltung und Umbau der Klosteranlage folgten, die qualitätvoll umgesetzt wurden. Zum Gebäudeensemble gehörte nun auch eine vierflügelige, repräsentative Anlage, die das neu erblühte barocke Klosterleben beheimatete. Auch gehörten eine gut bestückte Bibliothek und ein Naturalienkabinett zur neuen Ausstattung des Konvents, wie auch seit 1785 die klostereigene Druckerei. Dem Ruf nach Wissenschaft und Gelehrsamkeit folgend, brachte das Kloster Weißenohe in der Folge mit Persönlichkeiten wie Prof. Marian Dobmayr oder dem Kustos der Hof- und Staatsbibliothek München, Willibald Schrettinger, hervor. Die aufklärerische Stimmung jedoch bereitete dem Kloster auch den Weg zu seinem Ende: kein geringerer nämlich als jener Willibald Schrettinger betrieb zusammen mit gleichgesinnten Mitbrüdern zu Beginn des 19. Jh.s schließlich die erneute Aufhebung des Klosters. 1803 erging nach vorausgegangener kurfürstlicher Administration (seit 1802) der Aufhebungsbescheid. Güter und Gebäude gingen in Staatsbesitz über und wurden 1804 zum großen Teil versteigert. Man verbrachte die meisten der vorhandenen Bücher in die Provinzialbibliothek nach Amberg. Für die Pfarrei Weißenohe diente die schöne Klosterkirche nun als Pfarrkirche, in der der ehemalige Konventuale und Subprior, Pater Johannes Lingl, fortan als Pfarrer seinen Dienst versah. In der Mitte des 19. Jh.s brannte ein Teil des ehemals klösterlichen Gebäudekomplexes ab. Heute beherbergen die verbliebenen Teile der ehemaligen Anlage noch die Klosterbrauerei Weißenohe neben der Kloster- bzw. Pfarreikirche, die auch heute noch das seit dem 11./12. Jh. in Weißenohe bestehende Patrozinium des Hl. Bonifatius trägt.Katharina Wolff