useridguestuseridguestuseridguestERRORuseridguestuseridguestuseridguestuseridguestuseridguest
Charter: Illuminierte Urkunden 1418-01-28_Bruenn-Brno
Signature: 1418-01-28_Bruenn-Brno
Zoom image:
Add bookmark
1418-01-28, Konstanz
Wappenbrief König Sigismunds für die Brüder Ermanno und Francesco de Claricini aus Cividale.
König Sigismund verleiht, konfirmiert und erteilt (concedimus … confirmamus ac presentibus elargimur) mit wohlbedachtem Mut, gutem Rat aller seiner und des Reiches Fürsten, Grafen, Barone und Edlen, mit rechtem Wissen, aus seiner besonderen Gnade (de habundanciori plenitudine specialis gracie nostre) und aus eigenem Antrieb (motu proprio) den edlen Brüdern Hermann und Franz Claricini aus Cividale del Friuli (de Claricinis de Civitateaustrie patrie Foriiulii) und deren Erben und Nachkommen angesichts der treuen Dienste, die die Brüder und deren Vorfahren ihm und dem Reich geleistet haben, zur Unterscheidung von deren bisherigem gewöhnlichen Wappen das durch sie von der Familie Dornpacher ererbte, in der Urkunde bildlich dargestellte Wappen (hic depicta arma seu nobilitatis insignia, in signum alterius armature antique alia arma hereditario nomine domus de Dornpacher) führen dürfen, und gebietet unter Androhung seiner schweren Ungnade und bei einer Pön von 20 Mark reines Goldes allen, die Bestimmungen seiner Urkunde (in preliis, hastiludiis, torneamentis et in omni exercicio militari) nicht zu verletzen. (nach RI XI/1).hanc nostre concessionis, elargicionis et confirmacionis paginam) nicht zu verletzen. (nach RI XI/1)
Arenga: A claro lumine troni cesaree velud e sole radii nobilitatis res alie legittimo iure procedunt et omnium nobilitatum insignia ab imperatoria maiestate dependent, ut non sit dare alicuius generositatis insigne, quod a gremio non proveniret cesaree claritatis (nach RI XI/1).
Petr Elbel (Ergänzung: Martin Roland)
Source Regest: 
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
 

Original
Current repository
Brünn (Brno), Moravská galerie, inv. č. 20 272

Stark beschädigtes, in eine moderne hölzerne Kapsel eingeschmolzenes wachsfarbenes Majestätssiegel (Posse 13/3) an blau-roter Seidenschnur (Moravská Galerie Brno, Sammlung der angewandten Kunst, Inv. Nr. 20272).



    Graphics: 
    x
    • Materielle Beschreibung: 
      Eine schmal mit Blattgold gerahmte Wappenminiatur ist mittig aus dem Text ausgespart. Eingeschrieben ist ein Vierpass mit dem Vollwappen. Die Zwickelfelder mit Goldfiligran und kleinen farbigen Blüten.
    • Die ursprüngliche Freifläche zu Beginn des Textes ist heute von einer nachgetragenen Deckfarbeninitiale auf ungerahmtem Goldgrund gefüllt, von der vergleichsweise kleinteilige Ranken ausgehen, die die Fläche links des Schriftspiegels füllen; identische, jedoch von der Initiale unabhängige Ranken befinden sich auch rechts des Schriftblocks.
    • Der obere Rand der Urkunde bietet wegen der Auszeichnungsschrift der ersten Zeile keinen Platz für eine gleichartige malerische Ausstattung. Stattdessen wurden die Flächen zwischen den cadellenartigen Versalien mit einem mit feiner Feder gezeichneten Filigrangeflirre gefüllt.
    • Auszeichnungsschrift, Filigran und Bordürenstreifen bilden einen dreiseitigen Rahmen, der die Kontextschrift höchst effektvoll umgibt.
    • Stil und Einordnung: 
      Das zentrale Wappenfeld wurde offenkundig von dem von Radocsay sogenannten Dritten Konstanzer Wappenmaler ausgeführt. Dies wird schon durch die mit Blattgold ausgelegte Rahmung mit eingeschriebenem Vierpass nahegelegt, ebenso wie durch das Goldfiligran der Zwickelfelder (mit kleinen farbigen Blüten) und durch spezifische Formen der akanthusartig stilisierten Helmdecke, deren schmale Bahnen das Mittelfeld füllen. Die als Blattfortsätze ausgebildeten Zaddelenden sind schmal und langgestreckt, nicht nur die seitlichen Fortsätze, sondern auch der zentrale Fortsatz am Ende eines solchen „Rankenblatts“ biegt sich auf eine Seite. Weitestgehend identische Formen zeigt etwa der Wappenbrief für die ungarische Familie Suki, ebenfalls aus 1418 März 29.
    • Wappenbriefe nach dem Gestaltungsmodus der Reichskanzlei boten keinen Platz, den Buchschmuck auf die Randbereiche der Urkunde auszudehnen.
    • Der Wappenbrief für die Claricini gelangte jedoch zu einer kreativen Lösung, denn der Mundator sparte in der linken oberen Ecke des Textblocks eine Freifläche für eine S(igismundus)-Initiale aus. Offenbar war eine über die gewöhnliche Zierschrift der ersten Zeile (siehe bei 1416 August 13) hinausgehende künstlerische Ausstattung schon von Anbeginn geplant.
    • Als Anregung sind lombardische Urkunden zu vermuten: Am 11. November 1414 stellte Filippo Maria Visconti einen Wappenbrief (richtigerweise eigentlich eine Standeserhöhungs- und Lehenurkunde) für Francesco Bussone ([da] Carmagnola) aus, dem der Fürst sein Leben in Zusammenhang mit der Aufdeckung eines Anschlags verdankte. Neben dem zentralen Wappenfeld (Schlangenwappen der Visconti), ist die Urkunde im Archivio di Stato in Verona durch eine zoomorph erweiterte Deckfarbeninitiale und eine dreiseitige Bordüre mit Wappen hervorgehoben. Derartige lombardische Stücke könnten den aus dem Friaul stammenden Claricini durchaus bekannt gewesen sein. Ein einfacher ausgestattetes Stück, das diese Kombination von Wappen und in den Randbereich ausgreifendem Dekor als bisher ältestes bekanntes Beispiel zeigt, wurde 1407 vom Vorgänger und Bruder des Ausstellers der Urkunde von 1414 November 11, Giovanni Maria Visconti, ausgestellt. Beide Stücke sind typische Wappenbriefe älteren Typs. Hinzuweisen ist auch auf eine ähnlich ausgestattete Urkunde Filippo Maria Viscontis für Giovanni Sannazari della Ripa (1414 Juli 28; Mailand, Archivio dell’Ospedale maggiore, Nr. 14), mit der dem Empfänger jedoch kein Wappen, sondern das Mailänder Bürgerrecht verliehen wird.
    • In Ungarn ist nur auf spätere Stücke zu verweisen: Neben den beiden schon genannten Stücken für Kaschau (1423) und Pressburg (1436 Juli 8 und 1436 Juli 9) ist der von Radocsay als zweiten Wappenmaler von Buda bezeichneten (ziemlich mediokren) Künstler zu nennen, der zwei Wappenbriefe mit fleischlos-dünnen Ranken versah (z. B. 1437 Juli 2).
    • Wappenbriefe mit Initial- und Randdekor sind weiters aus England bekannt, wobei das Stück für die Londoner Drapers‘ Company von 1439 März 11, London (im Besitz der Korporation), den Ausgangspunkt einer besonders prunkvollen Entwicklung bildet, bei der das verliehene Wappen Teil des Randdekors ist. Hinzuweisen ist auch auf spätere französische Beispiele, bei denen die Deckfarbeninitiale mit dem Wappen des Ausstellers in der linken oberen Ecke dem Wappenschild des Empfängers in der rechten unteren Ecke des Pergamentblatts gegenübergestellt wird; ein Beispiel siehe 1464 März 27 oder 1475 Juni 25.
    • Die Tatsache, dass die Formen der Ranken am Rand der Urkunde und jene der Helmdecke des Wappens (bei übereinstimmender Farbigkeit) stilistisch erheblich divergieren, gibt Anlass zur Vermutung, die Vollendung der Ausstattung könnte erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt sein. Dafür spricht auch, dass Stilvergleiche für das zweite Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts zumal aus Konstanz fehlen, während es durchaus Anknüpfungspunkte aus der Zeit um 1435/45 gibt – vielleicht nicht zufällig die Epoche des Basler Konzils.
    • Zu nennen ist die einzige Deckfarbeninitiale in Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 1544, einem Codex, der aufgrund seiner Fleuronnée-Ausstattung sicher in Wien um 1440 entstanden sein muss (Roland, Zajic, Illuminierte Urkunden, 2013, Abb. 22b). Die stilistisch vergleichbare Deckfarbeninitiale steht in Wien vereinzelt, ein Buchmaler anderer Prägung wird dafür verantwortlich sein (vgl. Roland, Fleuronnée als Bindeglied, passim).
    • Mit dem Claricini-Wappenbrief findet diese Initiale nun erstmals eine tragfähige stilistische Parallele. Zu nennen sind die S-Initiale auf ungerahmtem Goldgrund, die kleinteilige Ranke mit der Tendenz, kleine Spiralen mit einer unscheinbaren Blüte im Zentrum auszubilden, und die Art, wie Gold und zeichnerische Motive mit einbezogen werden.
    • Martin Roland
    x

    Comment

    Die nicht ganz klare Formulierung in der Dispositio, dass das durch König Sigismund verliehene und bestätigte Wappen der Familie Dornpacher durch die Familie Claricini in signum ihres anderen, alten Wappens geführt werden darf, ist höchstwahrscheinlich so zu deuten, dass die Claricinis mit dem abgebildeten Wappen ihr altes Wappen bessern konnten. Es ist allerdings auch möglich, dass das abgebildete Wappen bereits eine gebesserte Variante des alten Familienwappens darstellt. Obwohl die Urkunde einen Registraturvermerk trägt, ist sie in den Reichsregisterbüchern Sigismunds nicht auffindbar. Entweder wurde sie in das Register nicht eingetragen, oder sie wurde vielleicht – trotz der Ausfertigung durch die Reichskanzlei – in die nicht mehr erhaltenen ungarischen königlichen Registerbücher registriert.
    Das Diktat verzichtet auf die Blasonierung des Wappens.
    Petr Elbel (Ergänzung: Martin Roland)
    Places
    • Cividale del Friuli
      • Type: Empfängerort
    • Deutschland
      • Type: Region
    • HRR
      • Type: Region
    • Italien
      • Type: Region
    • Konstanz
      • Type: Ausstellungsort
    Persons
    • König Sigismund
      Keywords
      • Illuminated Charters: Niveaus:
        • N1: historiated
        • N1: Borders
        • N1: painted
        • N1: with Additional Colours
        • N1: Coat of arms
        • N2: Initials
        • N2: Display script (with decorative character)
      • Illurk-Urkundenart:
        • Wappenbrief
      x
      There are no annotations available for this image!
      The annotation you selected is not linked to a markup element!
      Related to:
      Content:
      Additional Description:
      A click on the button »Show annotation« displays all annotations on the selected charter image. Afterwards you are able to click on single annotations to display their metadata. A click on »Open Image Editor« opens the paleographical editor of the Image Tool.