- Geschichte der Herrschaft Weitra
- Bestandsgeschichte
- Editionen und Regestenwerke
Die planmäßige Kolonisierung und Besiedlung des nordwestlichen Waldviertels erfolgte im 12. Jahrhundert und ist mit dem Namen des Ministrialengeschlechtes der Kuenringer verbunden. Der ausgedehnte "districtus Witrensis" bestand aus Kuenringer-Besitzungen, aber auch aus Gebieten, die zwar nicht unmittelbar den Kuenringern unterstanden, wohl aber ihrer Gerichtsbarkeit unterworfen waren. Abhängige Lehensritter erhielten von den Kuenringern (After-) Lehen, aber auch andere Dienstmannengeschlechter konnten Lehensträger sein. Der Kuenringer Hadmar II. (gest. 1217), "primus cultor et inhabitator Witrensis districtus" genannt, ließ ca. 3 km. südwestlich vom ursprünglichen, zwischen 1182 und 1190 erstmals urkundlich genannten Weitra, dem heutigen Altweitra, Burg und Stadt Weitra anlegen und erbauen.
Die Neugründung auf einem zur Lainsitz stufenförmig abfallenden Granitplateau sollte künftig Verwaltungszentrum und strategischer Mittelpunkt des "districtus Witrensis" sein. Die Weitraer Kuenringer Hadmar III. und Heinrich II. waren 1230/31 führend beteiligt am Ministerialenaufstand gegen den Babenbergerherzog Friedrich II., blieben aber auch nach dem Sieg des Landesfürsten im Besitz von Stadt und Herrschaft Weitra.
In der Auseinandersetzung zwischen König Rudolf von Habsburg und König Ottokar von Böhmen standen die Weitraer Kuenringer auf der Seite des Böhmenkönigs. Endgültig verloren sie 1296 nach einer neuerlichen misslungenen Revolte Stadt und Herrschaft Weitra an die neuen habsburgischen Landesfürsten. Diese übertrugen zunächst die Verwaltung an Burggrafen bzw. Pfleger. Im Spätmittelalter spielte die Herrschaft Weitra eine wichtige Rolle im Rahmen der habsburgischen Finanzpolitik: sie wurde wiederholt an mächtige und finanzkräftige Adelsgeschlechter verpfändet, so z. B. an die Herren von Wallsee, die Grafen von Öttingen, die Grafen von Schaunberg, die Herren von Maissau, die Herren von Sternberg, die Grafen von Prueschenk - Hardegg, die Freiherrn von Prag - Windhaag, die Herren von Breuner und die Herren von Greiß.
1581 belehnte schließlich Kaiser Rudolf II. seinen Oberstkämmerer Wolf Rumpf Freiherrn vom Wielroß mit Schloss, Stadt und Herrschaft Weitra. 1592 wurden ihm diese Güter als freies Eigen zugesprochen. Wolf Rumpf ließ an der Stelle der alten Kuenringerburg nach Plänen des Pietro Ferrabosco bzw. des Meisters Anton Muys das mächtige, die Stadt beherrschende Renaissanceschloss errichten. Nach seinem Tode (1605) heiratete seine Witwe Maria, geb. Gräfin Arch (Arco), den schwäbischen Grafen Friedrich zu Fürstenberg-Heiligenberg, dem sie die Herrschaft vermachte. Seit dem Erbfall im Jahre 1607 ist die Herrschaft bzw. das Gut Weitra im Besitz der Familie Fürstenberg, die 1664 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Schon im 16. Jahrhundert hatten die Pfandinhaber immer stärker versucht, die Stadt in ihrer wirtschaftlichen und politischen Autonomie einzuschränken. Dagegen führten Bürgermeister, Richter und Rat zähe Kämpfe um die Erhaltung ihrer alten, vom Landesfürsten erteilten Privilegien. Diese Auseinandersetzungen zogen sich bis weit in die Herrschaftszeit der Fürstenberg hinein und wurden erst 1722 durch eine Hofresolution zu Ungunsten der Stadt, die für "erbeigentümlich und untertänig" erklärt wurde, entschieden und beendet. 1755 wurde eine eigene landgräfliche Weitraer Linie des Hauses Fürstenberg begründet, die über die Aufhebung der Grundherrschaften im Jahre 1848 hinaus bis 1932 bestand. 1932 übernahm wieder die Schwäbische Linie das nunmehrige Gut Weitra.
Das Schlossarchiv war früher im Südtrakt im Erdgeschoß des Schlosses untergebracht und wurde 1994 in das zweite Obergeschoß des Nordtraktes in die Räumlichkeiten übertragen, die sich unmittelbar unter dem Turm befinden. In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts verfasste der herrschaftliche Oberamtsmann Franz Weyringer eine sechsbändige Abschriftensammlung von Beständen des Schlossarchivs aber auch anderer Weitra betreffender Quellen. Die erhaltenen 122 Urkunden erstrecken sich über den Zeitraum von 1339 bis 1606, stammen also aus der Ära der Pfandinhaber und des Wolf Rumpf bzw. seiner Frau Maria. 1903/04 sichtete der Zwettler Stiftsarchivar P. Benedikt Hammerl diese Urkunden und veröffentlichte im Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich die dazugehörigen Regesten. 1948 ordnete und inventarisierte Dr. Felix Wintermayr die Urkunden und auch weiteren Bestände des Archivs neu. Nach der Generalsanierung des Schlosses, der Abhaltung der Landesausstellung "Die Fürstenberger" im Jahre 1994 und Verlegung des Archivs erfolgte durch Dr. Arno Strohmeyer eine erweiterte Inventarisierung und Neuordnung der Archivbestände.
Das neue Archivverzeichnis beinhaltet neben den Urkunden Familienakten (ab 1717) und Herrschaftsakten (ab 1573). Die Gebundene Reihe umfasst u. a. Urbare (ab 1499), Grenzbeschreibungen, Wirtschafts- und Rentamtsrechnungen und Fassionen.
P. Benedikt Hammerl, Die Urkunden des Schlossarchives zu Weitra bis zum Jahre 1606, Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge, II. Jahrgang 1903, Wien 1904. Jahrbuch 1903, S. ...
Alois Plesser, Beiträge zur Geschichte der Pfarre und Stadt Weitra, in: Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diöcesanblatt, 6. Band., S. 377 - 635, St. Pölten 1898.
Plesser, VI., S. ...
Rupert Hauer, Beiträge zur Geschichte der Pfarre Unser Frau, in: Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesan-Blatt, 14. Band, S. 400 - 461, St. Pölten 1954.
Hauer, XIV., S. ...
Felix Wintermayr , Archiv - Verzeichnis des Schloßarchives Weitra, 1948. Arno Strohmeyer, Schlossarchiv Weitra - Verzeichnis (in Vorbereitung).