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FondUrkunden (777-1894)
  1. Stiftsgeschichte
  2. Kremsmünster, das 777 vom Bayernherzog Tassilo III. aus dem Geschlecht der Agilolfinger gegründet wurde, gehört zu den ältesten Klöstern im heutigen Österreich. Anlässlich der Gründung stellte Tassilo eine so genannte "cartola donationis" aus, die allerdings nur in drei Abschriften überliefert ist. Die Bedeutung dieser "Gründungsurkunde" für das Stift Kremsmünster ist bis heute ungebrochen - zum jährlichen Stiftergedenken am 11. Dezember wird sie feierlich verlesen.

    Der Herzog hatte die Absicht, an der Ostgrenze seines Herrschaftsgebietes ein religiöses, politisches und wirtschaftliches Zentrum, aber auch einen Stützpunkt für die Slawenmission zu schaffen. Die ersten Mönche kamen vermutlich aus Niederaltaich, Mondsee oder St. Peter in Salzburg und lebten nach einer regula mixta. Erst zu Beginn des 9. Jahrhunderts nahm Kremsmünster unter dem Einfluss des Reichsabts Benedikt von Aniane die Benediktsregel an.

    Nach dem Sturz des Eigenkirchenherren Tassilo durch Karl den Großen wurde Kremsmünster zur Königsabtei und erhielt 791 eine Bestätigung der tassilonischen Schenkung von Karl. 793 schenkte Karl dem Kloster die Reliquien des Hl. Agapitus, eines Märtyrers, der bis heute als Stiftspatron verehrt wird. Die Zeit des Ungarnsturms bedeutete eine Zeit des Niedergangs für Kremsmünster, das auch Gebietsverluste hinnehmen musste und zum bischöflich-passauischen Eigenkloster wurde. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts wurde das Kloster von Niederaltaich aus von der Altgorzer Reform erfasst, was zu geistigem und kulturellem Wiederaufbau führte. In der zweiten Jahrhunderthälfte wandte sich Kremsmünster dem Junggorzer Reformkreis zu, bis es ab etwa 1160 cluniazensisch wurde. In der Zeit Bischof Altmanns (1065-1091) kam das Kloster unter die Vogtei der steirischen Otakare, die dann ab 1192 von den Babenbergern übernommen wurde.

    Herzog Leopold VI. eximierte das Kloster 1217 mit Einschränkungen von der weltlichen Gerichtsbarkeit und verlieh ihm die Vogtfreiheit. Nach dem Aussterben der Babenberger ging die Vogtei zunächst an Otakar Přemysl über und nach 1277 an die Habsburger. 1319 erhielt Kremsmünster von Friedrich dem Schönen die vollständige Exemtion von jeder weltlichen Gerichtsbarkeit unter der Schirmherrschaft der Landesfürsten - somit war der Wandel vom bischöflichen Eigenkloster zu einem "Landeskloster" vollzogen.

    Am Übergang vom 13. zum 14. Jahrhundert erlebte das Kloster unter Abt Friedrich I. von Aich (1275-1325) neuerlich eine religiöse und kulturelle Blütezeit. Der Neubau von Kloster und Stiftskirche wurde abgeschlossen, die Stiftsverwaltung neu organisiert, ein Urbar und ein Kopialbuch, der so genannte "Codex Fridericianus", wurden angelegt. Die Schriftlichkeit der Zeit zeugt von einem florierenden Skriptorium.

    Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde auch das Stift Kremsmünster von der Melker Reform erfasst; im Rahmen einer Visitation 1419 wurde der Abt abgesetzt und durch den jungen und reformwilligen Jakob Treutlkofer (1419-1454) ersetzt. Durch die Reform wurden engere Beziehungen zu anderen Klöstern und nicht zuletzt zur Wiener Universität aufgebaut.

    Im 16. Jahrhundert hatte Kremsmünster einerseits mit kriegerischen Auseinandersetzungen und finanziellen Belastungen durch die Türkensteuer, andererseits mit den Folgen der Reformation zu kämpfen. In der Mitte des Jahrhunderts waren zahlreiche Professen, einschließlich des Abtes, protestantisch geworden und lebten mit Ehefrauen und Kindern im Kloster. Abt Markus Weiner (1558-1564) musste 1564 sein Amt niederlegen. In der Folge wurden die Äbte nicht mehr vom Konvent gewählt, sondern von landesfürstlicher Seite postuliert. Durch diese Maßnahme konnte die Rekatholisierung in der zweiten Jahrhunderthälfte konsequent vorangetrieben werden. Am Beginn des 17. Jahrhunderts gehörten dem Kloster 11 Mönche an, unter Abt Wolfradt (1613-1639) wuchs der Konvent auf 60 Mitglieder an. Das Augenmerk wurde wieder mehr auf die Ausbildung der Professen gelegt und auch das Stiftsgymnasium bekam 1634 neue Statuten. In die Amtszeit Abt Erenbert II. Schrevogls (1669-1703) fielen die Barockisierung des Klostergebäudes und die Anlage einer Kunstsammlung.

    1737 wurde eine philosophische Lehranstalt, 1744 eine Ritterakademie eingerichtet. Zwischen 1748 und 1758 erbaute man Sternwarte und mathematisches Museum.

    Unter Joseph II. wurde dem Kloster die Aufnahme von Novizen verboten, die Zahl der Stiftspfarren wurde auf 25 erhöht und Wallfahrten wurden untersagt.

    Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Kloster durch Einfälle der Franzosen mehrmals in Mitleidenschaft gezogen. In der Folge verschlechterte sich, trotz tief greifender Sparmaßnahmen, die wirtschaftliche Situation des Klosters stetig. Nichtsdestoweniger blühte die Pflege der Wissenschaften auch im Verlauf des 19. Jahrhunderts. 1889 schloss sich Kremsmünster der "Congregatio B.M.V. Immaculatae" an.

    1938 wurde das Stiftsgymnasium in eine NS-Oberschule umgewandelt, 1941 wurde das Kloster beschlagnahmt und zugunsten des Gaues Oberdonau enteignet. Die meisten Patres mussten das Kloster verlassen, die Pfarrseelsorge konnte rudimentär aufrechterhalten werden. Das Klostergebäude diente zunächst als Depot für gestohlene Kunstschätze, die für das "Führermuseum" in Linz gedacht waren, dann als Sitz einer Gestapostelle. Nach der Befreiung kehrten Abt und Patres wieder in das Kloster zurück, das Stiftsgymnasium wurde bereits im November 1945 wieder eröffnet.

    Derzeit gehören dem Benediktinerkloster Kremsmünster unter der Führung von Abt Ambros Ebhart 62 Konventualen an.

  3. Bestandsgeschichte
  4. Obwohl nicht unmittelbar dem Archivbestand zugehörig, sollen die ältesten Zimelien des Stiftes Kremsmünster an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Die beiden Evangelienhandschriften "Codex millenarius maior", um 800 in Unziale angelegt und "Codex millenarius minor", in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts geschrieben, zählen neben dem berühmten Tassilokelch zu den beeindruckendsten Stücken der Kremsmünsterer Sammlungen. Im 12. Jahrhundert hat man auf den leeren Seiten im Codex maior wichtige Urkunden kopial eingetragen.

    Zu Beginn des 14. Jahrhunderts legte Bernardus Noricus neben einem Abtskatalog und einer Klostergeschichte auch ein Kopialbuch, den "Codex Fridericianus" an, in dem er die wichtigsten Urkunden verzeichnete. Aus dem 15. Jahrhundert sind bereits drei Kopialbücher überliefert - (1) Pfand-, Schuldbriefe, Reverse 1393-1462, (2) sämtliche Privilegien 1475, (3) 300 Urkunden 1488.

    Das erste Archivalienverzeichnis um 1530 listet Privilegien und Briefe nach inhaltlichen Kriterien auf und beschränkt sich in seinem Selbstverständnis somit auf das "Urkundenarchiv". Auch im Klosterinventar von 1566 werden alle Briefflichen Urkhundten, in etwa 1000 Stücke, und das Urkundenverzeichnis selbst aufgeführt.

    Da potentielles Archivgut an verschieden Stellen des Klosters anfiel, gab es bis zur Zentralisierung 1598/99 unter Abt Johann III. Spindler fünf "Archivdepots", nämlich Schatzarchiv, Abteiregistratur, Kanzleiarchiv, Kammereiarchiv und Schaffneramt. Die Archivalien wurden zunächst im "Briefgewölbe" nächst der Hauskapelle, ab 1605 im Erdgeschoss unter der Abtswohnung aufbewahrt.

    Der Ankauf neuer Herrschaften durch das Stift Kremsmünster im 17. Jahrhundert - 1625 Scharnstein, 1627 Feste Kremsegg, 1630 Pernstein, 1680 Eggenberg - führte zur Transferierung des dortigen Archivmaterials in das Stiftsarchiv. So kamen die Urkundenbestände der Herrschaften Scharnstein und Pernstein in den Besitz des Klosters.

    P. Benedikt Lechler verfasste zwischen 1648 und 1650 ein dreibändiges Urkundenwerk, P. Simon Rettenpacher veröffentlichte 1677 in den "Annales Monasterii Cremifanensis" die wichtigsten Urkunden des Klosters in vollem Wortlaut.

    Der Hofrichter Benedikt Finsterwalder (1673-1725) führte in seiner Amtszeit eine Neuordnung der Bestände durch und legte entsprechende Inventare an. Überdies gehen zwei Kopialbücher und ein Hauptgrundbuch des Stiftes auf ihn zurück.

    Seit 1907 befinden sich alle Archivalien zentralisiert im Stiftsarchiv, das im Erdgeschoss des Klerikats untergebracht ist.

    1. Stiftsgeschichte 2. Bestandsgeschichte 3. Editionen/Regestenwerke 4. Editionskritik Stift Kremsmünster, Homepage Vorbemerkung Für nähere Informationen bzw. Benützung der Archivbestände kontaktieren Sie bitte: P. Petrus Schuster Benediktinerstift Kremsmünster A-4550 Kremsmünster, Tel.: +43 7583/5275-0, Email: stift@kremsmuenster.at 1. Stiftsgeschichte Kremsmünster, das 777 vom Bayernherzog Tassilo III. aus dem Geschlecht der Agilolfinger gegründet wurde, gehört zu den ältesten Klöstern im heutigen Österreich. Anlässlich der Gründung stellte Tassilo eine so genannte "cartola donationis" aus, die allerdings nur in drei Abschriften überliefert ist. Die Bedeutung dieser "Gründungsurkunde" für das Stift Kremsmünster ist bis heute ungebrochen - zum jährlichen Stiftergedenken am 11. Dezember wird sie feierlich verlesen. Der Herzog hatte die Absicht, an der Ostgrenze seines Herrschaftsgebietes ein religiöses, politisches und wirtschaftliches Zentrum, aber auch einen Stützpunkt für die Slawenmission zu schaffen. Die ersten Mönche kamen vermutlich aus Niederaltaich, Mondsee oder St. Peter in Salzburg und lebten nach einer regula mixta. Erst zu Beginn des 9. Jahrhunderts nahm Kremsmünster unter dem Einfluss des Reichsabts Benedikt von Aniane die Benediktsregel an. Nach dem Sturz des Eigenkirchenherren Tassilo durch Karl den Großen wurde Kremsmünster zur Königsabtei und erhielt 791 eine Bestätigung der tassilonischen Schenkung von Karl. 793 schenkte Karl dem Kloster die Reliquien des Hl. Agapitus, eines Märtyrers, der bis heute als Stiftspatron verehrt wird. Die Zeit des Ungarnsturms bedeutete eine Zeit des Niedergangs für Kremsmünster, das auch Gebietsverluste hinnehmen musste und zum bischöflich-passauischen Eigenkloster wurde. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts wurde das Kloster von Niederaltaich aus von der Altgorzer Reform erfasst, was zu geistigem und kulturellem Wiederaufbau führte. In der zweiten Jahrhunderthälfte wandte sich Kremsmünster dem Junggorzer Reformkreis zu, bis es ab etwa 1160 cluniazensisch wurde. In der Zeit Bischof Altmanns (1065-1091) kam das Kloster unter die Vogtei der steirischen Otakare, die dann ab 1192 von den Babenbergern übernommen wurde. Herzog Leopold VI. eximierte das Kloster 1217 mit Einschränkungen von der weltlichen Gerichtsbarkeit und verlieh ihm die Vogtfreiheit. Nach dem Aussterben der Babenberger ging die Vogtei zunächst an Otakar Přemysl über und nach 1277 an die Habsburger. 1319 erhielt Kremsmünster von Friedrich dem Schönen die vollständige Exemtion von jeder weltlichen Gerichtsbarkeit unter der Schirmherrschaft der Landesfürsten - somit war der Wandel vom bischöflichen Eigenkloster zu einem "Landeskloster" vollzogen. Am Übergang vom 13. zum 14. Jahrhundert erlebte das Kloster unter Abt Friedrich I. von Aich (1275-1325) neuerlich eine religiöse und kulturelle Blütezeit. Der Neubau von Kloster und Stiftskirche wurde abgeschlossen, die Stiftsverwaltung neu organisiert, ein Urbar und ein Kopialbuch, der so genannte "Codex Fridericianus", wurden angelegt. Die Schriftlichkeit der Zeit zeugt von einem florierenden Skriptorium. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde auch das Stift Kremsmünster von der Melker Reform erfasst; im Rahmen einer Visitation 1419 wurde der Abt abgesetzt und durch den jungen und reformwilligen Jakob Treutlkofer (1419-1454) ersetzt. Durch die Reform wurden engere Beziehungen zu anderen Klöstern und nicht zuletzt zur Wiener Universität aufgebaut. Im 16. Jahrhundert hatte Kremsmünster einerseits mit kriegerischen Auseinandersetzungen und finanziellen Belastungen durch die Türkensteuer, andererseits mit den Folgen der Reformation zu kämpfen. In der Mitte des Jahrhunderts waren zahlreiche Professen, einschließlich des Abtes, protestantisch geworden und lebten mit Ehefrauen und Kindern im Kloster. Abt Markus Weiner (1558-1564) musste 1564 sein Amt niederlegen. In der Folge wurden die Äbte nicht mehr vom Konvent gewählt, sondern von landesfürstlicher Seite postuliert. Durch diese Maßnahme konnte die Rekatholisierung in der zweiten Jahrhunderthälfte konsequent vorangetrieben werden. Am Beginn des 17. Jahrhunderts gehörten dem Kloster 11 Mönche an, unter Abt Wolfradt (1613-1639) wuchs der Konvent auf 60 Mitglieder an. Das Augenmerk wurde wieder mehr auf die Ausbildung der Professen gelegt und auch das Stiftsgymnasium bekam 1634 neue Statuten. In die Amtszeit Abt Erenbert II. Schrevogls (1669-1703) fielen die Barockisierung des Klostergebäudes und die Anlage einer Kunstsammlung. 1737 wurde eine philosophische Lehranstalt, 1744 eine Ritterakademie eingerichtet. Zwischen 1748 und 1758 erbaute man Sternwarte und mathematisches Museum. Unter Joseph II. wurde dem Kloster die Aufnahme von Novizen verboten, die Zahl der Stiftspfarren wurde auf 25 erhöht und Wallfahrten wurden untersagt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Kloster durch Einfälle der Franzosen mehrmals in Mitleidenschaft gezogen. In der Folge verschlechterte sich, trotz tief greifender Sparmaßnahmen, die wirtschaftliche Situation des Klosters stetig. Nichtsdestoweniger blühte die Pflege der Wissenschaften auch im Verlauf des 19. Jahrhunderts. 1889 schloss sich Kremsmünster der "Congregatio B.M.V. Immaculatae" an. 1938 wurde das Stiftsgymnasium in eine NS-Oberschule umgewandelt, 1941 wurde das Kloster beschlagnahmt und zugunsten des Gaues Oberdonau enteignet. Die meisten Patres mussten das Kloster verlassen, die Pfarrseelsorge konnte rudimentär aufrechterhalten werden. Das Klostergebäude diente zunächst als Depot für gestohlene Kunstschätze, die für das "Führermuseum" in Linz gedacht waren, dann als Sitz einer Gestapostelle. Nach der Befreiung kehrten Abt und Patres wieder in das Kloster zurück, das Stiftsgymnasium wurde bereits im November 1945 wieder eröffnet. Derzeit gehören dem Benediktinerkloster Kremsmünster unter der Führung von Abt Ambros Ebhart 62 Konventualen an. Literatur: Benedikt PITSCHMANN, Kremsmünster, in: Germania Benedictina Band III/2: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, hrsg. von Ulrich FAUST und Waltraud KRASSNIG (St. Ottilien 2000) 163-252 (mit ausführlicher Bibliographie). Kremsmünster. 1200 Jahre Benediktinerstift, red. von Rudolf W. LITSCHEL (Linz 1976). Die Anfänge des Klosters Kremsmünster. Symposion 15.-18. Mai 1977, red. von Siegfried HAIDER (Linz 1978). Cremifanum 777-1977. Festschrift zur 1200-Jahr-Feier des Stiftes Kremsmünster (= MOÖLA 12, 1977). Ignaz ZIBERMAYR, Das Oberösterreichische Landesarchiv in Linz. Im Bilde der Entwicklung des heimatlichen Schriftwesens und der Landesgeschichte (Linz 31950) 225-227. Bernhard PÖSINGER, Das Stiftsarchiv Kremsmünster 1302-1912 (= Beilage zum 62. Programm des k.k. Obergymnasiums zu Kremsmünster für das Schuljahr 1912). 2. Bestandsgeschichte Obwohl nicht unmittelbar dem Archivbestand zugehörig, sollen die ältesten Zimelien des Stiftes Kremsmünster an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Die beiden Evangelienhandschriften "Codex millenarius maior", um 800 in Unziale angelegt und "Codex millenarius minor", in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts geschrieben, zählen neben dem berühmten Tassilokelch zu den beeindruckendsten Stücken der Kremsmünsterer Sammlungen. Im 12. Jahrhundert hat man auf den leeren Seiten im Codex maior wichtige Urkunden kopial eingetragen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts legte Bernardus Noricus neben einem Abtskatalog und einer Klostergeschichte auch ein Kopialbuch, den "Codex Fridericianus" an, in dem er die wichtigsten Urkunden verzeichnete. Aus dem 15. Jahrhundert sind bereits drei Kopialbücher überliefert - (1) Pfand-, Schuldbriefe, Reverse 1393-1462, (2) sämtliche Privilegien 1475, (3) 300 Urkunden 1488. Das erste Archivalienverzeichnis um 1530 listet Privilegien und Briefe nach inhaltlichen Kriterien auf und beschränkt sich in seinem Selbstverständnis somit auf das "Urkundenarchiv". Auch im Klosterinventar von 1566 werden alle Briefflichen Urkhundten, in etwa 1000 Stücke, und das Urkundenverzeichnis selbst aufgeführt. Da potentielles Archivgut an verschieden Stellen des Klosters anfiel, gab es bis zur Zentralisierung 1598/99 unter Abt Johann III. Spindler fünf "Archivdepots", nämlich Schatzarchiv, Abteiregistratur, Kanzleiarchiv, Kammereiarchiv und Schaffneramt. Die Archivalien wurden zunächst im "Briefgewölbe" nächst der Hauskapelle, ab 1605 im Erdgeschoss unter der Abtswohnung aufbewahrt. Der Ankauf neuer Herrschaften durch das Stift Kremsmünster im 17. Jahrhundert - 1625 Scharnstein, 1627 Feste Kremsegg, 1630 Pernstein, 1680 Eggenberg - führte zur Transferierung des dortigen Archivmaterials in das Stiftsarchiv. So kamen die Urkundenbestände der Herrschaften Scharnstein und Pernstein in den Besitz des Klosters. P. Benedikt Lechler verfasste zwischen 1648 und 1650 ein dreibändiges Urkundenwerk, P. Simon Rettenpacher veröffentlichte 1677 in den "Annales Monasterii Cremifanensis" die wichtigsten Urkunden des Klosters in vollem Wortlaut. Der Hofrichter Benedikt Finsterwalder (1673-1725) führte in seiner Amtszeit eine Neuordnung der Bestände durch und legte entsprechende Inventare an. Überdies gehen zwei Kopialbücher und ein Hauptgrundbuch des Stiftes auf ihn zurück. Seit 1907 befinden sich alle Archivalien zentralisiert im Stiftsarchiv, das im Erdgeschoss des Klerikats untergebracht ist. 3. Benützte Editionen/Regestenwerke Oberösterreichisches Urkundenbuch 2 - 11 Regestenbuch Kremsmünster 4. Editionskritik OÖUB In den Statuten des am 19.11.1833 gegründeten oberösterreichischen Musealvereines, der die Sammlung, Verzeichnung, Beschreibung und Erklärung der Denkmäler der oberösterreichischen Geschichte zur Aufgabe hatte, findet sich unter Punkt 2 folgende Aufgabe: "[...] eine Sammlung von Urkunden [anzulegen], welche die Geschichte dieser Provinz im allgemeinen oder einzelner Ortschaften oder denkwürdiger Personen insbesonders betreffen, vorzüglich aber jener, welche geeignet sind, das Andenken von Stiftern und Wohlthätern zu erhalten oder das Leben und die Verfassung längstverschwundener Jahrhunderte anschaulich zu machen". Um diesem Anspruch eines territorial ausgerichteten Urkundenbuchs gerecht zu werden, wurde 1836 eine eigene Sektion des historischen Fachs zur Sammlung und Bearbeitung urkundlicher Geschichtsquellen des Landes ob der Enns eingerichtet, deren erste Aufgabe die Anlage des so genannten "Diplomatariums", einer Sammlung von Abschriften aller das Land ob der Enns betreffenden Urkunden bis 1519, war. Dies sollte bereits hinsichtlich eines zukünftigen "Codex diplomaticus Austriae super Onasum" geschehen. Der dafür zuständige Referent war ab 1837 Jodok Stülz, Chorherr in St. Florian, seine unmittelbaren Mitarbeiter Georg Weishäupl, Ferdinand Wirmsberger und Mansuet Aust. Von 1837 bis 1862 wurde das Diplomatarium erstellt, das die Originale bis 1500 erfasst, die kopiale Überlieferung aber nicht systematisch berücksichtigt. Ab 1852 wurde das "Urkundenbuch des Landes ob der Enns" herausgegeben, wobei der erste Band die "Codices traditionum" enthält. Herausgeber war Andreas von Meiller, der für die endgültige Gestaltung verantwortlich war. Im Vorwort zum ersten Band des Urkundenbuches werden die Editionsrichtlinien folgendermassen definiert: "Bei dieser Sammlung wurde der Grundsatz festgehalten, dass es sich zuerst und vorzüglich darum handle, einen buchstäblich getreuen Text der Urkunden wiederzugeben. Zufolge desselben wurde jedes Original, welches aufgefunden werden konnte, mit sorgfältiger Genauigkeit abgeschrieben, und dann erst der Sammlung einverleibt, nachdem [...] die Abschrift mit der Urschrift war verglichen worden. [...] Wo kein Original mehr vorhanden war, musste man zu Copialbüchern oder anderen Abschriften seine Zuflucht nehmen. Nur von der genauen Copirung der urkundlichen Unterscheidungszeichen, und der Bezeichnung der Anfänge der Zeilen glaubte man Umgang nehmen zu müssen, da der daraus entfallende Gewinn in der That doch ziemlich gering anzuschlagen ist. Auch falsche oder verdächtige Urkunden, deren Anzahl indessen jedenfalls klein ist, glaubte man nicht ausschliessen zu dürfen. Oft ist nur die Form unecht, während der Inhalt Wahres bezeugt." Die Urkunden sind in chronologischer Reihenfolge in Volltext aufgenommen, Datum und Ort sind aufgelöst und sie verfügen über ein kurzes Kopfregest. Außerdem wird die wichtigste Literatur genannt. 1869 wurde Stülz von Pius Schmieder als Referent abgelöst, dem 1875 Johann Nepomuk Faigl und 1899 Viktor Freiherr von Handel-Mazzetti nachfolgten. 1912 wurde das Unternehmen eingestellt und das gesamte Material des Diplomatars dem Oberösterreichischen Landesarchiv übergeben, das das Urkundenbuch ab 1929 fortführte. Im Vorwort von Erich Trinks zum zehnten Band des Urkundenbuchs (1938) geht dieser auf die Problematik des Diplomatars ein, dessen Abschriften teilweise nahezu hundert Jahre alt sind und in der Qualität naturgemäß unterschiedlich. "Eine Neuvergleichung der deutschsprachigen Urkunden, die in etwa 50 Archiven verstreut sind, wäre wegen des Aufwandes an Zeit und Kosten nicht ausführbar gewesen, hätte sich aber auch nicht gelohnt, [...] auch ist die genaue Berücksichtigung der Orthographie, besonders der Interpunktionen und phonetischen Zeichen, so wichtig sie für die sprachwissenschaftliche Forschung wäre, bei Urkundenveröffentlichungen für den allgemeinen Gebrauch nicht angebracht, weil die Fremdartigkeit des Schriftbildes [...] auf den Benützer überaus störend wirkt [...]." Nicht mehr alle Urkunden wurden volltextlich aufgenommen; bei denjenigen, die von den Herausgebern als stark formelhaft eingeschätzt wurden, "wurde [...] unter Hinweglassung aller Formeln der gegenständliche Inhalt der Urkunde mit deren eigenen Worten herausgelöst und in kurzer Form die Verbindung zwischen den einzelnen Teilen hergestellt [...]." Das führt dazu, dass ein Teil der Urkunden in einer Mischform zwischen Edition und Regest dargeboten wird, die sicher nicht allen Fragestellungen gerecht wird. 1956 lagen mit dem 11. Band die Urkunden bis 1400 vor. Erst 2005 wurde vom Oberösterreichischen Landesarchiv gemeinsam mit der "Gesellschaft für Landeskunde" (früher Oberösterreichischer Musealverein) die Initiative ergriffen, um einerseits dieses Großprojekt über das Jahr 1400 hinaus weiter in die Neuzeit fortzusetzen und andererseits die bereits vorliegenden Bände kritisch zu überarbeiten und zu ergänzen. Die wesentlichen Ziele sind einerseits die Aufnahme aller urkundlichen Quellen im Bereich des heutigen Bundeslandes Oberösterreich bis in die Neuzeit in eine Datenbank und die Erstellung und Veröffentlichung zeitgemäßer Regesten und Transkriptionen, andererseits die Bereitstellung digitaler Abbildungen im Internet. Diese Zielsetzungen decken sich teilweise mit jenen des Projektes Monasterium.Net, weshalb eine intensive und für beide Seiten ertragreiche Kooperation vereinbart wurde. Literatur: Erich TRINKS, Das Urkundenbuch des Landes ob der Enns, in: JbOöMV 85 (= Festschrift zum hundertjährigen Bestand des oberösterreichischen Musealvereines und des Landesmuseums, Linz 1933) 587-636. Repertorien: Für den größten Teil der Urkunden bis zum Jahr 1399 wurden die Regesten und Transkriptionen der Bände 2-11 des Oberösterreichischen Urkundenbuchs (OÖUB) herangezogen. In den Fällen, in denen die jeweiligen Urkunden nicht anderweitig - durch Editionen oder Regestenwerke - erschlossen waren, wurde auf die Repertorien Stiftes zurückgegriffen. Diese archivischen Findbehelfe, die im 19. Jahrhundert handschriftlich angefertigt wurden, dienten der Erschließung und leichteren Zugänglichkeit der Urkunden vor Ort und sind daher eigentlich nicht für eine Publikation vorgesehen. Die kurzen Regesten, die in den Repertorien enthalten sind, folgen dementsprechend auch nicht den allgemeinen Richtlinien, die für heutige Regestenwerke opportun sind. Der Informationsgehalt der Repertorien kann demnach sowohl qualitativ als auch quantitativ sehr unterschiedlich sein und geht im Normalfall über eine oberflächliche inhaltliche Zusammenfassung nicht hinaus - was für den Zweck der Anfertigung völlig ausreichend ist. Die Veröffentlichung der Regesten im Rahmen des MOnasteriuM-Projekts dient einer ersten Orientierungshilfe und soll ansonsten nicht erschlossenes Urkundenmaterial zumindest vorläufig und unter Berücksichtigung des Charakters der Repertorien leichter benützbar machen. Längerfristig soll die Bereitstellung der Urkunden im Netz aber zu einer tieferen und heutigen Standards entsprechenden Erschließung ihrer formalen und inhaltlichen Merkmale führen. Kathrin Kininger