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Am 18. Februar 1410 gründete Otto IV. von Maissau, Oberster Marschall und Schenk in Österreich, ein Augustiner-Chorherrenstift bei der Marienkapelle in Dürnstein (1371/72 von Elsbeth von Kuenring und Heidenreich von Maissau gestiftet) und widmete seiner Stiftung den gesamten, bislang zur Marienkapelle gehörigen Besitz, wozu unter anderem ein Hof in Willendorf, die St. Kunigungen-Pfarrkirche in Dürnstein, die Johanneskapelle in der Burg Dürnstein und die Pfarrkirche in Grafenwörth zählten. Besiedelt wurde die Neugründung von Augustiner-Chorherren aus Wittingau in Böhmen (Třebon). Am 13. Mai 1413 bestätigte Herzog Albrecht V. von Österreich die Stiftung des Augustiner-Chorherrenstiftes Dürnstein. Noch im selben Jahr wurde es von Achaz von Kuenring mit einem, durch den Abbruch einer Presse und eines Kellers entstandenen Platz in Dürnstein beschenkt und erhält von ihm außerdem 1414 das sogenannte steinerne Haus (Kuenringerhof) samt Keller und Presse. 1440 dürfte der Bau der Stiftskirche vollendet gewesen sein, auch Kreuzgang und Kloster entstehen im 15. Jahrhundert. 1573 geht der Gebäude- und Grundbesitz des aufgehobenen Klarissenklosters in den Besitz des Augustiner-Chorherrenstiftes über. Wirtschaftlicher Sachverstand der Pröpste Honorius Arthofer (1668-1678) und Gottfried von Haslingen (1692-1710), insbesondere aber des Propstes Hieronymus Übelbacher (1710-1740) versetzte das Stift nach ökonomisch schwierigen Zeiten in eine günstigere Lage.
Übelbacher betrieb einen florierenden Wein- und Getreidehandel, was dem Stift nicht nur zu bescheidenem Wohlstand verhalf, sondern auch die finanziellen Möglichkeiten für eine Umgestaltung der in einem schlechten baulichen Zustand befindlichen gotischen Stiftsanlage in ein barockes Gesamtkunstwerk schuf. Aus dem genau geführten Tagebuch des Hieronymus Übelbacher geht eindrucksvoll hervor, dass dieser hoch gebildete und künstlerisch interessierte Propst sein gewaltiges Bauprojekt selbst leitete und die Arbeit der beschäftigten Künstler höchstpersönlich koordinierte. Zwischen 1715 und 1733 waren Jakob Prandtauer, Matthias Steinl, Antonio Beduzzi und Joseph Munggenast an Planung, Bau und Ausstattung des Augustiner-Chorherrenstiftes Dürnstein beteiligt. Eine besondere Herausforderung stellte die Barockisierung des kleinen, im alten Baubestand verwinkelten Klosters dar: Aufgrund der topographischen Gegebenheiten, der Gebäudekomplex lag in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ufer der Donau, war die Errichtung langer, regelmäßiger Trakte in symmetrischer Anordnung nicht möglich, weshalb man auf Akzentuierung durch einzelne architektonische Schmuckstücke setzte. Solche Barockjuwele schufen Prandtauer und Steinl mit dem Stifts- und Kirchenportal sowie Steinl und Munggenast mit dem in kräftigem Blau gehaltenen Turm der Stiftskirche, weithin sichtbarer Glanzpunkt des Augustiner-Chorherrenstiftes Dürnstein. Die außen schlicht gehaltene einschiffige Stiftskirche, gemeinsames Werk von Prandtauer und Steinl, Munggenast dürfte vorwiegend als Bauleiter fungiert haben, Antonio Beduzzi zeichnete für einen Teil der Ausstattung verantwortlich, entfaltet im Inneren höchsten Prunk. Es dominieren die Farben Weiß, Gold und Nussbraun, die Kanzel wurde aus Nussholz geschnitzt, die Decke zieren erlesene Stuckreliefs Beduzzis, und auch eines der bedeutendsten Bilder Martin Johann Schmidts (Kremser Schmidt) ist im Kirchenraum zu bewundern, die „Enthauptung der hl. Katharina“.
1788, nur einige Jahrzehnte nach der barocken Prachtentfaltung des Augustiner-Chorherrenstiftes, traf seine Herren ein harter Schicksalsschlag: Joseph II. verfügte die Aufhebung des Augustiner-Chorherrenstiftes Dürnstein und befahl, es dem Stift Herzogenburg zu inkorporieren. Nach einer langen Phase der Restaurierung, die 1985 begonnen hat, präsentiert sich das Augustiner-Chorherrenstift wieder in seinem schönsten Kleid, ist Anziehungspunkt für Wachaureisende aus allen Teilen der Erde und häufig attraktiver Schauplatz kultureller Begegnungen.
Literatur:
Eva SCHMETTAN, Das Chorherrenstift Dürnstein (=phil. Diss. Wien 1948)Geschichte der bildenden Kunst in Österreich. Hg. v. Hermann FILLITZ. Band IV: Barock. Hg. v. Hellmut LORENZ (München 1999)Helga PENZ, Alte Weisheiten und neue Erkenntnisse - Neuigkeiten aus dem Stiftsarchiv Herzogenburg. In: Hippolytus. Neue Folge 25 (St. Pölten 2000) 44-46.
Der Bestand der Urkunden des Augustiner-Chorherrenstiftes Dürnstein gelangte nach dessen Aufhebung bzw. Vereinigung mit Herzogenburg (1788) ins Stiftsarchiv Herzogenburg. Eine erste historiographische Bearbeitung erfolgte durch den Herzogenburger Chorherren Wilhelm Bielsky (gest. 1866). In den Jahren 1932/33 wurde das Stiftsarchiv von Hans Krupicka, Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, neugeordnet und eine Zettelkartei angelegt, die auch diese „Urkundenreihe“ erfasste. In den Jahren 1999-2001 wurden die Bestände des Archivs von Helga Penz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Stiftsarchiv Herzogenburg, in die Datenbank des Stiftsarchivs aufgenommen. Dabei wurden für den Mittelalterbestand zahlreiche neue ausführliche Regesten formuliert. Die Regesten der jüngeren Dokumente entstammen in den meisten Fällen dem Zettelkatalog, der weitgehend jene, hauptsächlich von Bielsky verfassten Regesten übernimmt, die den Originalen beiliegen. Eine Edition der Urkunden des Augustiner-Chorherrenstiftes Dürnstein liegt noch nicht vor, wäre aber als wichtiges Desiderat der niederösterreichischen Landesgeschichte zu bezeichnen. Bislang ist zwar noch keine Edition der Urkunden des Augustiner-Chorherrenstiftes Dürnstein erschienen, doch wurden seit dem 19. Jahrhundert am Stiftsarchiv Herzogenburg Regesten erarbeitet, die nun im Rahmen des MOM Projektes Verwendung fanden. Aus der zeitlich gestaffelten Entstehung dieser Regesten, zuletzt wurden 1999-2001 von Mag. Helga Penz welche formuliert, ergeben sich zwangsläufig Qualitätsunterschiede. Während die alte Regesten-Generation, hauptsächlich von Wilhelm Bielsky (gest. 1866) verfasst, durch extreme Kürze gekennzeichnet ist, entspricht die neue, von Mag. Penz erstellte Generation in ihrer Ausführlichkeit modernen wissenschaftlichen Standards. Die kurzen Regesten vermitteln wohl einen gewissen inhaltlichen Eindruck und gewährleisten die Auffindbarkeit der jeweiligen Urkunde, sowohl im Stiftsarchiv selbst als auch in der MOM Datenbank, die langen Regesten bieten aber einen weit darüber hinausgehenden Nutzen: Sie informieren umfassend und unter Berücksichtigung von Details über das urkundlich festgehaltene Geschehen, womit sie einen Wert darstellen, der von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie auch interessierten Laien nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Das Studium der Urkunden, die Recherche bestimmter Themenbereiche wird wesentlich erleichtert. So ist es etwa möglich in kürzester Zeit einen Einblick in den Besitzstand des Augustiner-Chorherrenstiftes Dürnstein zu gewinnen, rasch lässt sich feststellen, inwieweit Frauen in die Abwicklung von Rechtsgeschäften involviert waren oder mühelos kann die personelle Bandbreite an Ausstellern, Sieglern und Zeugen erfasst werden. Der Informationsgehalt dieser Regesten in Langform ist beträchtlich, die unterschiedlichsten Fragestellungen sind denkbar, weshalb zu wünschen bleibt, dass die große Anzahl knapp gehaltener Regesten in naher Zukunft überarbeitet werden kann.
Dr. Angelika Kölbl (Indizierung, Einleitung)
Mag. Helga Penz (Stiftsarchiv Herzogenburg), Email: helga.penz@ordensarchive.at (Datenbankerstellung)
(mit herzlichem Dank an Mag. Helga Penz und Dr. Christine Oppitz für die zahlreichen Hinweise)
http://documents.icar-us.eu/documents/2015/10/konkordanz-datum-signatur-herzogenburg.doc